@ Haydnspaß
hier ein ganz zentraler Satz aus dem von Dir empfohlenen Spiegel Online Text:
"So werden feinste Nuancen kartografiert, die dem Ohr sonst entgehen."
dem Ohr also entgehen... na sowas...
Natürlich kann man sich mit Rasterelektronenmikroskop, Botanisiertrommel und sonstigen Gerätschaften auf Musik, auf Mozart, auf Barenboim stürzen - man kann dasselbe auch auf andere Gebiete anwenden:
man könnte Maschinen bauen, welche Blutdruck, Hormonausschüttung, Hautrötung etc. zeigen, um damit sicherzustellen, ob irgendeine Lisbeth irgendeinen Ullrich tatsächlich mag wenn nicht gar begehrt. Gewiß könnte sich Ullrich auf die klassischen unscharfen Methoden verlassen, etwa wenn Lisbeth ihm entgegenhaucht, dass sie ihn liebe - aber wenn nun, maschinenverstört, Ullrich Zweifel hegt und folglich seinen Hormon-Blutdruck-Rötungs-Detektor an Lisbeth ansetzt... ---- wird das dann noch was mit den beiden?
(Ullrich und Lisbeth, auf einer Parkbank sitzend)
Lisbeth: (hauchend) "ach Ullrich, ich will die Deine sein"
Ullrich: "wow, super" (plötzlich die Hornbrille zurechrückend) "Moment bitte" (nestelt eine Apparatur aus seiner Tasche, entknäult etliche Kabel) "kannst Du mal Deinen Puls frei machen?"
Lisbeth. (stutzt) häh??
Ullrich: (seine Apparatur an Lisbeth festmachend) "kannst Du das noch mal sagen?"
Lisbeth: (sich empört die Kabel abrupfend) "vergiss es!" (sich entfernend)
Ullrich: (verständnislos glotzend)
(Vorhang)
ehe es Schelte hagelt: der ironische Tonfall des Spiegel Online Textes ist nicht zu übersehen - ansonsten illustriert das sehr schön, was Goethes Erdgeist so von sich gibt.
hochpräzise Meßgeräte mögen gerne feststellen, dass z.B. 4 16tel bei Baremboim nach Maschinenmaßstab nicht so ganz astrein total gleichmäßig sind - nach menschlichem Maßstab aber sind sie gleichmäßig genug. Und das umso mehr, wenn man - siehe oben - dergleichen gar nicht wahrnimmt...
in diesem Sinne bin ich gegen kuriose "liebt sie mich wirklich Testmaschinen"...
auch möchte ich niemandem unter die Haut schauen und Hormone zählen
:D:D
man hört - unabhängig von Maschinen - ob gleichmäßig genug gespielt wird, oder nicht: denn verzerrende oder falsche Darstellungen lehnen wir gemeinhin auch ohne Maschinenunterstützung ab. Insofern bedarf es keiner Präzisionsmaschinierie, welche mir etwas nachweist, was ich gar nicht wahrnehmen kann.
was das mit Mozart zu tun hat? ganz einfach: den wird man weiterhin auf menschliche Art und Weise spielen, was mal mehr, mal weniger überzeugend gelingt (die vor längerem von kölnklavier empfohlene Aufnahme der Variationen finde ich übrigens sehr schön)
Gruß, Rolf