Mozart oberflächlich und albern?

Wie wärs mit einem Thread zur Frage, inwiefern man Komponisten überhaupt miteinander vergleichen kann?

(Ich kann grade nicht, hab was auf dem Herd :D )

lg marcus
 
Ich habe mal gehört dass man mit fortschreitendem Alter mehr und mehr Mozart mag, vielleicht bin ich also für Mozart noch zu Jung. Einfach rein gefühlsmäßig habe ich keinen Zugang zu seiner Musik, was allerdings für die gesamte Wiener Klassik gilt, abgesehen vielleicht von einigen Beethoven Werken.

Ab Schubert wirds wieder spannend für mich :-)

Das wiederum liegt vermutlich daran, dass das Zeitalter der Romantik nie ganz aufgehört hat, sondern deren Themen (Individualität, Depression, Mensch in modernen und alten Zeiten, etc.) immer noch aktuell sind, und deren direkte musikalische Sprache in Film- und Fernsehmusik weiter gepflegt wird.
 
Ich habe mal gehört dass man mit fortschreitendem Alter mehr und mehr Mozart mag, vielleicht bin ich also für Mozart noch zu Jung.

Ich denke eigtl nicht, dass das mit dem Alter zusammenhängt.
Ich schätze Mozart auch sehr und bin erst 17. Obwohl: Vielleicht bin ich ja die Ausnahme, die die Regel bestätigt! :D
Nein, aber im Ernst. Ich kann mir einen Zusammenhang nicht wirklich vorstellen.
Oder hat noch jemand diese Erfahrung gemacht?
 
Mozarts Musik richtet sich nach dem Gemütszustand des Hörers, nicht nach dem Gemütszustand des Komponisten. Das ist wohl die mozartliche Eingängigkeit.
 
Naja, gemeint ist damit vielleicht, dass das Stück gewissermaßen chamäleonartig ist und man es je nach der Stimmung, in der man ist, verschieden empfindet.
Mir ist das allerdings bislang am ehesten bei Chopin passiert...
 
Naja, gemeint ist damit vielleicht, dass das Stück gewissermaßen chamäleonartig ist und man es je nach der Stimmung, in der man ist, verschieden empfindet.
Das kann ich allerdings bestätigen! Zumindest, wenn ich selbst an den Tasten sitze.

Ich muß dazu sagen, daß ich Mozart in meiner Jugend echt gehaßt habe. Damals fand ich seine Musik flach und nervig-heiter. Bei vielen Mozart-Einspielungen empfinde ich das allerdings auch heute noch so.

Geändert hat sich meine Sicht auf Mozart, seit ich die Fantasie d-moll begonnen habe. Meine KL meint zwar, die sei einzigartig, aber ich bin mal optimistisch und glaube ihr das nicht :D

Mein musikalischer Mozart-Horizont beschränkt sich also gewissermaßen auf dieses eine Stück. Und doch fällt hier schon auf, daß Mozart-Stücke eine echte Herausforderung sind. Bei Youtube kann man sich anhören, wie grauenhaft die Fantasie klingen kann, durch den Interpreten technisch und/oder musikalisch bedingt. Bei ganz fortgeschrittenen Pianisten kann man hören, wie leicht und unbeschwert das Stück werden kann, wenn man es beherrscht und wenn man es so leicht und unbeschwert interpretieren möchte.

Manchmal aber, wenn ich in der entsprechenden Stimmung bin, dann kann ich an einigen Stellen eine berührende Tiefe hervorzaubern, die mir wieder zu anderen Gelegenheiten nicht gelingen will. Anscheinend hat der bittersüße Geist manchmal keine Lust, zum Vorschein zu kommen.
 
Mozart dumm und oberflächlich?

Was soll man von so einer pauschalen Aussage halten? Es kommt mir so vor, als wollte man damit vor allem sagen, dass man sich nicht auf die Klangwelt dieses Komponisten einlassen will. Das kann viele Gründe haben, nicht jede Musik ist einem zu jeder Zeit gleichermaßen zugänglich. Aber dann sollte man das auch so sagen.

Für mich persönlich gehören viele Werke Mozarts zum Tiefgründigsten, das ich kenne. Hierzu ein Gedanke: Wenn man sich bewusst macht, wie die Wiener Klassik "funktionierte" und wie das gesellschaftliche Leben damals aussah, und wenn man vor diesem Hintergrund bestimmte Werke von Mozart betrachtet, dann bekommt man eine Ahnung vom Ausmaß dessen, was in dieser Musik steckt. Aus heutiger Sicht ist es nichts besonderes mehr, wenn die individuellen Emotionen eines Komponisten sich über seine Musik ausdrücken (eine Entwicklung, die sich bis in die Spätromantik immer weiter gesteigert hat). Aber zur damaligen Zeit sah das noch ganz anders aus. Mozart hat die Grenzen seiner Zeit in dieser Hinsicht in vielen Werken überschritten (z.B. in dem genannten KV 466).

Diese Grenzüberschreitung sehe ich als Schritt hin zu mehr individuellem Ausdruck in der Musik. Mozart war nicht nur jemand, der das kompositorische Handwerk seiner Zeit kreativ angewendet hat, sondern er hat sich selbst als Individuum in der Musik ausgedrückt. Da der gesellschaftliche und daher auch musikalische Bezugsrahmen aber noch wenig individuell war, hat dies eine umso stärkere Wirkung. Man spürt das in der Musik auch heute noch, man spürt diese Tiefe des Individuellen vor dem Hintergrund einer "vorindividuellen" Zeit.

Ich weiß nicht, ob das jetzt jemand verstanden hat.

Grüße von
Fips
 
Ich weiß nicht, ob das jetzt jemand verstanden hat.

hallo,

ich mutmaße, dass ich das verstanden habe (weil ichs mit anderen Worten in exakt demselben Sinn schon hier mitgeteilt hatte) :)

zur d-Moll Fantasie:
sie ist einzigartig!! (und absolut wunderbar!!) - aber sie ist nicht allein in Mozarts Gesamtwerk: Fantasie c-Moll, Sonate a-Moll, langsamer Satz aus dem kleinen A-Dur Klavierkonzert usw.usw.usw.

zur der beginnenden "Individualisierung":
beim ersten Hören mag allerlei Mannheimer Schule, Salieri, Dittersdorf, früher Haydn und Mozart ziemlich gleich klingen/wirken - - nach häufigerem Hören wird sich eher Mozart als andere als die Krone dieses Musikstils herauskristallisieren - - - - das ist kein Wunder: Juppitersinfonie, Requiem, le Nocce di Figaro, Don Giovanni, Zauberflöte etc sind von MOZART, von keinem anderen (und sie tragen seinen persönlichen, individuellen Stempel)

was für Beethoven, Chopin, Tschaikowski (um nur ein paar "Profis" zu erwähnen) zum besten überhaupt zählte, kann vermutlich nicht nur oberflächlich und albern sein...

wem es (evtl. noch) am Zugang hierzu mangelt: das liegt wohl eher nicht an Mozarts Musik...

Gruß, Rolf

(nebenbei: mir liegt Mozart eher nicht, ich selber fühle mich in spätromantischer Musik am wohlsten - und dazu gehört bei mir nicht nur der hier gelegentlich verschriene Wagner, sondern auch Verdi (und das, obwohl beide eher wenig fürs Klavier gemacht hatten) :) )
 

Gegen die hab' ich gefühlsmäßig was. Wenn ich höre, wie bald die Dramatik der Tremoli in dieser Fantasie gleichsam ungenutzt versickert, werde ich jedes mal böse. Mozart war doch kein Beethoven, klar... Und: Eben!

NB: Das sind nur meine ganz persönlichen Empfindungen zu dem Stück.

wem es (evtl. noch) am Zugang hierzu mangelt: das liegt wohl eher nicht an Mozarts Musik...

Wenn ein Stecker nicht in eine Steckdose passt - an wem liegt's?:rolleyes::D
 

Meine Güte, ich hätte ja gar nicht erwartet, dass mein kleiner, armseliger Thread so viele Antworten mit sich bringen würde ;)
Aber vielen Dank für die zahlreichen interessanten Sichtweisen.
Jetzt hab ich auch allen Mozarthassern in meinem Umfeld richtig was entgegenzusetzen, insbesondere der Hauptverächterin, welche übrigens Pianistin ist..... :shock:
 
Darf man sich denn Pianistin nennen, wenn man Mozarts Musik für oberflächlich und albern hält ?? :confused::D
 
Just my 2 Cents:

Mozart ist nicht unbedingt mein Komponist. Viele Auftragswerke finde ich nicht so ansprechend, darunter eine Menge seiner Kirchenmusik (das sage ich als Kirchenmusiker). Die Stücke, die er mit Herzblut geschrieben hat, sind allerdings von höchster Qualität, darunter das Requiem und viele Bühnenwerke. Unter den Klaviersonaten finde ich c-moll, a-moll, die späte B-Dur und A-Dur sehr elegant. Ich gebe allerdings gerne zu, dass ich längst nicht alle Sonaten von ihm unbedingt üben müsste.

Viele Grüße
Axel
 
Da können noch so viele Meister aus allen nachfolgenden Epochen Mozart toll finden, wenn ich keinen persönlichen Zugang finde, dann ist der Komponist einfach nichts für mich. Es braucht eben auch mich als Hörer der die Geräusche in seinem Kopf zu Musik macht, sehe ich keine Tiefe mag das ruhig an mir liegen. Die komplexe klassische Indische Musik wird auch für viele Mozart Hörer keine "Tiefe" bieten, sie bedient sich einer anderen musikalischen Sprache.

Zum Glück hat die klassische Musik ein umfangreiches Repertoire, sodass eigentlich für die meisten Geschmäcker westlicher Ohren was dabei sein sollte.

Was die öffentliche Wahrnehmung angeht glaube ich (in diesem Forum habe ich den Eindruck nicht), dass Mozart gerne überhöht wird, als König der Komponisten. Und das geschieht auf kosten von vielen ebenbürtigen oder mindestens eben so interessanten Kompositionen.
 
Was die öffentliche Wahrnehmung angeht glaube ich (in diesem Forum habe ich den Eindruck nicht), dass Mozart gerne überhöht wird, als König der Komponisten. Und das geschieht auf kosten von vielen ebenbürtigen oder mindestens eben so interessanten Kompositionen.

hallo,

die "ebenbürtigen oder mindestens eben so interessanten Komponisten" aus Mozarts Generation sind doch recht rar gesät... Haydn, der dann weit länger wirkte, evtl. Salieri - und wer noch? Mannheimer Schule etwa?? Boccherini??

sicherheitshalber weise ich darauf hin, dass es keinen Sinn macht, etwa Tschaikowski mit Mozart zu vergleichen.

niemand muss die Musik von Mozart mögen - aber abwerten sollte man sie nur deswegen nicht. Wenn es gute Argumente gäbe, den Don Giovanni als dilletantisch oder das Requiem als banal nachzuweisen, dann ja - aber diese Argumente sind bislang noch nicht aufgetaucht (und ich fürchte, sie werden auch nicht auftauchen)

Gruß, Rolf
 
Just my 2 Cents:

Mozart ist nicht unbedingt mein Komponist. Viele Auftragswerke finde ich nicht so ansprechend, darunter eine Menge seiner Kirchenmusik (das sage ich als Kirchenmusiker). Die Stücke, die er mit Herzblut geschrieben hat, sind allerdings von höchster Qualität, darunter das Requiem und viele Bühnenwerke.

hallo,

immerhin ist ja unter Kirchenmusik das Requiem mit dabei :) - - findest Du die Krönungsmesse und das "Exultate jubilate" dagegen untauglich?

Mozart hat sehr viele kleinere und größere Auftragsarbeiten jeglicher Machart verfasst, und da war er wohl nicht der einzige Komponist, welcher dergleichen machen musste. Ich würde durchaus zu den "Herzblut"-Kompositionen einige Klavierkonzerte, Violinkonzerte, Klarinettenkonzerte, Sinfonien, manches aus seiner Kammermusik und einige Sonaten noch hinzuzählen. Eine "Juppiter-Sinfonie" ist nicht jedem geglückt!...

Gruß, Rolf
 
Nochmal zu der Frage mit dem Alter:
Ich bin 13 Jahre alt und ich liebe Mozart.
Kennt eigentlich jemand die Fantasie für eine Orgelwalze in f-moll.
Ich finde die Fugen sind ziemlich dramatisch (insbesondere die zweite)

Nachtrag: Ich weiß zwar nicht wie es auf einer Orgel klingt, aber ich meinte die 4-händige Klavierversion (oder die Bearbeitung für 2 Klaviere von Busoni)
 
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