Mozart - Alles andere als einfach

Dux

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5. Juni 2006
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Ich spiele gerade die 10 Sonate in D-Dur von W.A.Mozart und muss sagen, dass ich, je länger ich an dem Stück arbeite, immer mehr Raffinessen und Schwierigkeiten Mozarts entdeckt habe. Grundsätzlich: Ich spiele Mozart komplett ohne Pedal und wähle auch ein ziemlich rasches Tempo als Grundlage. Aber oft kommt die Frage: Spiele ich legato oder non-legato(vor allem linke Hand)? Spiele ich grundsätzlich einen großen Phrasierungsbogen und lasse die Themen sich entwickeln oder stelle ich die Motive und Sequenzen quasi in akribischer Kleinarbeit dar? Des Weiteren: spiele ich jede Motivwiederholung als "Echo", oder hat sich Mozart das ganz anders vorgestellt? Und zum Schluss: Welchen Fingersatz nehme ich? Technisch ist Mozart nicht das Ultimatum, aber man muss unglaublich intelligente und zum Teil auch "unmögliche" Fingersätze verwenden, um die Musik erst zu beleben. Also wie gesagt: Technisch mehr oder weniger einfach zu bewältigen, aber um Mozart erst zu Musik werden lassen, bedarf es tausender Kleinigkeiten, die in Summa eine große Herausforderung darstellen. Wie seht ihr Mozart und seine Klaviermusik? Wie geht ihr an ein Stück heran? Wie lange arbeitet ihr an einem Stück? (Ich habe an dem ersten Takt schon mehrere Stunden verbracht: Bis die Artikulation mich überzeugt hat..)
 
ich spiele mozart zwar mit pedal (sehr sparsam allerdings) aber ich bin auch der meinung man kann vile aus seiner musik machen!
die töne lernen sich im verhältnis oft schneller als bei anderen komponisten (zumindest für meine art zu lernen) aber an der musik zu arbeiten kann dann sehr viel zeit in Anspruch nehmen
ich lernen mozart nach möglichkeit ohne das stück vorher zu kennen. die meisten spiel ich zum schluss eher langsamer als die mehrzahl der interpreten aber jeder sollte so spielen, wie es ihm liegt. insbesondere bei mozart ist es wichtig ein stück so zu interpretieren, wie es einem selbst gefällt und nicht zum beispiel wie es der lehrer sagt
 
Zitat von Dux:
Wie lange arbeitet ihr an einem Stück? (Ich habe an dem ersten Takt schon mehrere Stunden verbracht: Bis die Artikulation mich überzeugt hat..)

Mehrere Stunden?! Finde so eine Ausdauer sehr beeidruckend! Hab leider nie die Muse Mozart so sehr auszuarbeiten, was wie du schon sagtest nötig ist. Spiele Mozart fast vom Blatt, weswegen mir dann der Ergeiz fehlt, eine Stück wirklich hundertprozentig auszuarbeiten - klingt dann auch dem entsprechend schlecht.
Meide deswegen Mozart eher. Hoffe, dass auch ich mich mal für ihn werde begeistern können und so den nötigen Ergeiz mitbringe... :)
 
Das schwierige bei Mozart ist für mich auch immer: Was ist die Aussagekraft der jeweiligen Passage? Dass Mozart nicht mehr nur brilliant gespielt wird, ist ja nichts neues mehr (wenngleich mir auch das analytische Spiel Brendels wieder zu sehr in die andere Richtung driftet und beinahe schon trocken wirkt..). Aber Mozart ist immer so schwer zu verstehen: Ist die Passage jetzt traurig oder eher heiter, oder gar als Scherz gemeint? Und da kann man mit der Anschlagskultur jede Stimmung in Mozart hinein"zaubern". Mir geht es nun darum, Mozart möglichst authentisch zu spielen; und das dauert eben, bis man sich richtig mit einem Stück identifiziert hat.
@ Christoph: Lange Zeit habe ich Mozart auch nur vom Blatt gespielt... das Schlimme ist ja, wenns vom Blatt fehlerlos geht, dann fehlt meistens das Ausarbeiten von Feinheiten, die eben beim besten Können nicht vom Blatt gehen, da man sich ja erst einmal mit dem Stück identifizieren muss. Ich gestehe zu meiner Schande, dass ich oft nur vom Blatt gespielt habe, um mir die nötige Arbeit zu ersparen.. irgendwann hab ich dann mal gemerkt, was dabei dem Stück alles fehlt...
 
man muss bedenken, dass klaviere zu mozarts zeiten sich völlig von den heutligen unterscheiden. in dem moment wo man in irgendeiner weise anfängt lange an einer note zu üben um diese mit dem richtigen anschlag zu spielen (nur exemplarisches beispiel) wird es automatisch unauthentisch.
der charakter steckt, gerade bei mozart, in der musik. man kann natürlich viel auf verschiedene art und weise interpretieren aber die Frage "wie spiele ich authentisch" kann man in dem sinne nicht wirklich beantwirten- nur "wie spiele ich schön"
(ich hoffe ich hab jetzt das ausgedrückt, was ich sagen wollte ;))
 
Hi Dux

Ich muss dir Recht geben, denn Mozart ist alles andere als einfach! Einerseits wird man sicher kein Pedal gebrauchen, das ist ja noch ganz ok und machbar. Was mir neben der richtigen Interpretation jedoch am meisten zu schaffen macht ist der richtige Anschlag der Tasten! Ich frische gerade die 16. Sonate (KV 545 in C-Dur) wieder auf. Technisch gesehen ist sie sehr einfach zu spielen, jedoch fehlt der perlende brillante Anschlag. Die Interpretation versuche ich dabei herauszufühlen und probiere dabei mehrere Möglichkeiten aus an verschiedenen Stellen. Aber die grösste Schwierigkeit sehe ich bei mir einzig und allein im Anschlag, dass es auch heiter und leicht rüberkommt. Es wäre so ein schönes Stück!
Mozart finde ich eine sehr grosse Herausforderung, denn es zeigt, ob man die Finger wirklich unter Kontrolle hat und ob man auch Gefühl beim Klavierspielen hat. Eigentlich spiele ich lieber Stücke, bei denen man das Pedal oft gebrauchen kann, doch ich mache mir das besser nicht zur Gewohnheit, denn das Pedal verleitet oft zum "schluffigen" Spielen! Darum übe ich mit Mozart, Bach und D. Scarlatti die perlende und klare Spielweise. Immer wieder übe ich auch Chopin-Waltzer oder Brahms, Schumann, Schubert, Debussy etc. ohne Pedal, sodass ich mich selber kontrollieren kann wo ich nachlässig wurde. Ist eine sehr gute Übung, finde ich.

Gruss aus der Schweiz
Romano
 

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