Moll-Verständnissprobleme

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Hacon

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Hallo,
mir bereitet gerade folgendes Kopfzerbrechen:
In der Praxis wird immer entweder von Dur oder Moll gesprochen.
Sobald es aber um Theorie geht, wird Moll auf einmal in rein/natürlich, harmonisch, und melodisch aufgeteilt.

Ich komm grad nicht dahinter, was das eigentlich soll.
Welche Art von Moll wird denn in der Praxis verwendet?
Wenn alle drei verwendet werden, woher weiß ich dann, welches?
Wenn alle drei verwendet werden, hat es dann einen bestimmten Grund, warum welche verwendet wird?

Beim Blick auf die gängige Molltonleiter, die ich aus der Praxis kenne, fällt auf, dass diese der rein/ natürlichen entspricht.

Die harmonische hört sich für mich irgendwie orientalisch an.
Die melodische hört sich so ähnlich wie das normale Moll an.

Anfangs hatte ich diese Unterschiede ignorieren wollen, aber jetzt schaue ich mir grad die Septakkorde an, und da taucht auch schon wieder harmonisch Moll auf.

Ich hoffe, ihr könnt mir irgendwie helfen.

Mfg,
Hacon
 
Es ist eigentlich ganz einfach:

- wenn du die Molltonleiter als Paralleltonart ableitest, erhältst du die natürliche Molltonleiter z.B. C-dur => a-moll

- wenn du die Molltonleiter aus den Akkorden der Kadenz ableitest (mit Tonika in moll, Subdominante in moll und Dominante in dur!). erhältst du die harmonische Molltonleiter

- die melodische Molltonleiter ist eine theoretische Konstruktion. Eine Art Notlösung, um die übermäßige Sekunde zwischen 6. und 7.Stufe zu vermeiden. Aufwärts werden 6. und 7. Stufe der natürlichen Mollteinleiter erhöht, abwärts werden 6. und 7. Stufe wie bei natürlich Moll gespielt.

Wenn es um Akkorde geht, würde ich davon ausgehen, daß man die harmonische Molltonleiter verwendet.
 
Also von der praktischen Verwendung her kommt meistens, soweit ich weiß, das harmonische vor.
Das reine/natürliche/äolische finde ich am meisten wenn ich in Kirchennoten(gesang oder Orgel), oder allgemein in recht alter Musik, blätter.

Ignoriern solltest du den Unterschied auf keinen Fall, weil der Unterschied klanglich viel ausmacht und auch das gesamte harmonische Bild verändert (eben wegen den Septakkorden wie du es ja schon sagst, und weil die 7. Stufe im harmonischen dann ja vermindert ist und nicht Dur wie im äolischen)

Liebe Grüße

oli

P.S.: Bitte mir melden wenn ich Schwachsinn erzählt hab. Ich weiß nicht sicher dass es so ist, bin ja kein Gelehrter, aber ich meine es zu wissen (bin natürlich dankbar für Belehrungen)
 
Schon oft erklärt, aber das Mißverständnis, es gäbe drei verschiedene Moll-Tonarten, taucht immer wieder von neuem auf, so daß man es immer wieder von neuem klären muß: Es gibt nur eine MolltonART, aber es gibt drei MolltonLEITERN ("Zigeuner-Moll" eingerechnet vier), und alle werden in einem Stück benutzt, abhängig vom harmonischen Zusammenhang:

In Moll ist die Tonika ein Moll-Dreiklang (z.B. d-moll), die Dominante ein Dur-Dreiklang (in d-moll: A-dur; als Molldreiklang würde ihr der Leitton cis fehlen). Ist die Stelle dominantisch, findet man also ein cis. Als Wechselnote zum cis wird auch das b erhöht (cis-h-cis), als Durchgangsnote wird das b ebenfalls erhöht (a-h-cis oder cis-h-a), als Wechselnote zum a wird es nicht erhöht (a-b-a). Der Durchgang d-c-b-a kann nicht d-cis-h-a heißen, wenn darunter die Subdominante (g-moll) liegt, muß d-cis-h-a heißen, wenn darunter die Dominante liegt, darf aber auch d-cis-b-a heißen, wenn der übermäßige Schritt melodisch erwünscht ist, und muß d-cis-b-a heißen, wenn die Dominante ein verminderter D7 ist. Außerdem wird das b nicht erhöht, wenn es von unten angesprungen wird und abwärts zum a weitergeführt (Bach, Thema der Invention d-moll).

Das jeweils in die Schubladen "natürlich", "melodisch" oder "harmonisch" einsortieren zu wollen, ist überflüssig, die Begriffe machen allenfalls Sinn, wenn man von schulmäßigen Tonleiter-Modellen spricht, als Tonartbezeichnungen sind sie sinnlos. Oft sind sie auch als melodische Benennung sinnlos -- simples Beispiel ist dafür der Presto-Lauf in Takt 44 (d-moll) in Mozarts Fantasie KV 397, in dem cis und c, h und b (obendrein auch noch gis und g) bunt gemischt vorkommen, aber natürlich nicht willkürlich gewählt sind, sondern obigen Regeln gehorchend.
 
Danke für eure Antworten.
Es ist mir jetzt etwas klarer.

LG
Hacon
 
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