Modulation

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Fred

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[FONT=Verdana, Arial, Helvetica][FONT=Verdana, Arial, Helvetica]Von den diversen Arten der Modulation, diatonische Modulation, enharmonische Modulation, chromatische Modulation und Modulation durch Sequenz, ist die diatonische Modulation wohl die einfachste.
Allerdings kann man mittels der diatonischen Modulation nur in eine 2 Quinten entfernte Tonart modulieren. Also z.B. von C Dur nach G, D, F oder Bb Dur und deren parallele Molltonarten. Weiter entfernte Tonarten zu erreichen geht nur mittels diatonisch-variantischer Modulation oder mittels einer der oben genannten Modulationen.


Hier eine kurze Einführung in die diatonische Modulation.

Modulationsschema der diatonischen Modulation ist:

Ausgangskadenz -> Umdeutungsakkord -> Zielkadenz

Zweck der Ausgangskadenz ist es, eine Tonart darzustellen. Dies kann man am besten, in dem man eine Reihe von Akkorden hintereinander spielt, die sämtliche tonleitereigenen Töne dieser Tonart beinhalten. In der Regel sind das die Stufen I IV V und I, also eine erweiterte Kadenz. Es könnte aber auch jede andere Akkordfolge sein, die alle tonleitereigenen Töne beinhaltet.
Wichtig bei der Wahl der Akkorde der Ausgangskadenz ist die Frage, auf welchem Akkord soll die Ausgangskadenz enden? Dieser "Schlussakkord" der Ausgangskadenz wird nämlich zugleich die Funktion des Umdeutungsakkordes einnehmen. Wir müssen also zunächst mal den Umdeutungsakkord festlegen bevor wir mit der Ausgangskadenz beginnen. Als Umdeutungsakkorde bei der diatonischen Modulation kommen immer nur die Akkorde in Frage, die in beiden Tonarten leitereigen sind.

Beispiel zum Finden des Umdeutungsakkordes für eine Modulation von C Dur nach G Dur:

Tonleitereigene Akkorde in C Dur sind:
C, D-, E-, F, G, A-, Bo

Tonleitereigene Akkorde in G Dur sind:
G, A-, B-, C, D, E-, F#o

Akorde die sowohl in C Dur als auch in G Dur vorkommen sind demzufolge:
C, E-, G und A-

Wir haben also insgesamt 4 Umdeutungsakkorde zur Verfügung.

Als nächster Schritt wäre es nun angebracht zu lernen, mit der Ausgangskadenz auf die verschiedenen Stufen einer Tonart hin zu kadenzieren.

Beispiel in C Dur:

Kadenz zur I hin:
C, F, G/F, C/E
Man wählt in diesem Fall den Sextakkord als Schlussakkord, da die Grundstellung eine unerwünschte Schlusswirkung erzielen würde.

Kadenz zur II hin:
C, G, C/E, D-

Kadenz zur III hin:
C, G, G7, A-, E-

Kadenz zur IV hin:
C, G, C/E, F

Kadenz zur V hin:
C, F, C/E, G

Kadenz zur VI hin:
C, F, G, A-


Zum Modulieren von C Dur nach G Dur wären also die Ausgangskadenzen zur I, III, V und VI Stufe relevant.


Nun brauchen wir noch die Zielkadenz. Da läuft der Hase genau umgekehrt. Man muss von einer vorgegebenen Stufe aus (= Umdeutungsakkord) zur I Stufe der Zielkadenz hin kadenzieren.
Dazu hier nun die einzelnen Kadenzen in G Dur:

Kadenz von der I zur I Stufe hin:
G/B, C6, G/D, D7, G

Kadenz von der II zur I Stufe hin:
A-, C6, G/D, D7, G

Kadenz von der III zur I Stufe hin:
B-, G/B, C6, D7, G

Kadenz von der IV zur I Stufe hin:
C, C6, G/D, D7, G

Kadenz von der V zur I Stufe hin:
D, D/C, G/B, C6, D7, G

Kadenz von der VI zur I Stufe hin:
E-, C6, G/D, D7, G


Für unsere Modulation von C Dur nach G Dur käme als Zielkadenzen die Kadenzen von der I, II, IV und V Stufe in Frage.

Der Rest ist einfach. Man nehme eine Ausgangskadenz die auf einem der 4 möglichen Umdeutungsakkorde endet, schließe eine Zielkadenz, die mit dem entsprechenden Anfangsakkord (= Umdeutungsakkord) anfängt an, und fertig ist die Modulation.

Zu beachten wäre nun noch der harmonische Rhythmus. Aber dazu ein andermal mehr.
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[FONT=Verdana, Arial, Helvetica][FONT=Verdana, Arial, Helvetica]Um nun auch in weiter entfernte Tonarten zu modulieren käme als nächster Schritt die diatonisch-variantische Modulation in Betracht.
Hierbei handelt es sich um das sogenannte Moll-Dur. In einer Dur Tonart werden Akkorde des gleichnamigen Molls miteinbezogen. Der Jazzer bezeichnet das als Modaler Austausch oder modal interchange und der Klassiker nennt es eben Moll-Dur. Der Schlüssel zu den gebräuchlichsten Akkorden in Moll-Dur ist die kleine Sexte der Tonart, will heißen, die am häufigsten angewendeten Akkorde aus dem gleichnamigen Moll sind die, die die kleine Sexte als Akkordton beinhalten.
Das wäre die Mollsubdominante - die kleine Sexte der Tonart wäre hier die kleine Terz.
Dann wäre es die Mollsubdominantparallele. Dort würde die kleine Sexte der Tonart den Grundton bilden und zu guter letzt wäre es der Mollsubdominantgegenklang. Dort wäre die kleine Sexte der Tonart die Quinte des Akkordes.

Beispiel in C Dur:
Der Ton ab wäre die kleine Sexte der Tonart.

Mollsubdominante wäre F-.
Mollsubdominantparallele wäre Ab.
Mollsubdominantgegenklang wäre Db.


Erklärung zum Mollsubdominantgegenklang:
Der Akkord Db, bezogen auf C Dur, steht auf der phrygischen Sekunde der Tonart und nimmt als Sextakkord die Funktion des Neapolitaners ein. Der neapolitanische Sextakkord ist im Prinzip nichts anderes als eine Mollsubdominante mit kleiner Sexte. In C Dur wäre die Mollsubdominante F- und dieses F- mit kleiner Sexte wären die Töne f, ab, db, was einem Db Dur Dreiklang in erster Umkehrung gleich kommt. Eben Db Dur als Sextakkord. Soviel zum Neapolitaner, der übrigens subdominantische Qualität hat.

Wenn wir nun diese 3 Akkorde, F-, Ab und Db, als Umdeutungsakkorde in C Dur verwenden, kommen wir natürlich in wesentlich weiter entfernte Tonarten als das bisher mit rein diatonischen Akkorden möglich war.

Sehen wir dies mal am Beispiel von F- an:

F- kann sein:

I Stufe in F Moll
II Stufe in Eb Dur
III Stufe in Db Dur
IV Stufe in C Moll/Dur
VI Stufe in Ab Dur

Wollten wir z.B. von C Dur nach Db Dur modulieren wäre ein möglicher Umdeutungsakkord also F-. Die Ausgangskadenz müsste dann auf F- enden.

Hier ein Beispiel dieser Ausgangskadenz:
C, G, C/E, F-

Die Zielkadenz in Ab Dur müsste nun von der VI Stufe von Ab, also von F- aus, beginnen.

Hier ein Beispiel:
F-, Db6, Ab/Eb, Eb7, Ab

Hängen wir nun beide Kadenzen aneinander haben wir eine Modulation von C nach Ab Dur.


Hier noch die fehlenden Ausgangskadenzen.

Ausgangskadenz zur bII Stufe:
C, G, C/E, Db/F, Db

Ausgangskadenz zur bVI Stufe:
C, F, G, Ab


Und hier die fehlenden Zielkadenzen (ebenfalls in C Dur, der Einfachheit halber):

Zielkadenz von der bII Stufe beginnend:
Db, Db/F, F#o7, G/C, G7, C

Zielkadenz von der IV- Stufe beginnend:
F-, F-6, F#o7, C/G, G7, C

Zielkadenz von der bVI Stufe beginnend:
Ab, F-6, F#o7, C/G, G7, C
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Ein ganz schöner Haufen Arbeit.

Sehr verständlich geschrieben!
Nur mit einer Sache komm ich nicht ganz klar. Du schreibst im ersten Bereich bei der Diatonischen Mdoulation:

Kadenz zur I hin:
C, F, G/F, C/E

was meinst du mit G/F und C/E?


oli

P.S.: Ansonsten subba, bin beeindruckt.
 
G/F = G Dur-Dreiklang mit f im Bass

C/E = C Dur Dreiklang mit e im Bass
 
Danke für die Antwort.

Ja, ich komponiere und da kommen Modulationen natürlich vor, sonst wäre es ja langweilig. Aber mit dieser Schreibweise war ich noch nicht vertraut. Wieder schlauer.

Nochmal ein rießen Lob für den Artikel

oli
 
Ok, ich habe Fred bisher mit PMs zu dem Thread genervt, weil sie sich auf einen soweit zurückliegenden Teil bezogen, dass ich es als den Fortgang eher behindernd eingeschätzt hatte. Aber ich scheine damit nicht allein dazustehen. Also nächste Frage (noch zum Kapitel diatonische Modulation):

Warum sind die Akkorde in der Zielkadenz teils von anderer Struktur als die der Ausgangskadenz (X6 und X7)? Allerdings sehe ich gerade in der Ausgangskadenz zur Stufe III auch, dass auf G ein G7 folgt. Welchen Prinzipien unterliegen die Kadenzen?
 
Hi Wu,

das ist eine berechtigte Frage.
Bei der Ausgangskadenz sind diese Akkorde mit Zusatz, d.h. mit Septime oder Sexte, nicht unbedingt notwendig, da das Ohr in diesem Moment nur diese eine Tonart realisiert. Um die Schlüssigkeit der Zielkadenz zu unterstützen, nimmt man in ihr vorzugsweise diese mit "Dissonanz" angereicherten Akkorde, da diese eindeutig zuzuordnen sind. So zum Beispiele der Dominantseptakkord und die Subdominante mit sixt ajoutee. Diese Akkorde charakterisieren eine Tonart ganz eindeutig.

Die Prizipien denen diese Kadenzen unterliegen sind folgende:
Es sollten in der Akkordfolge immer möglichst alle Töne einer Tonart vorkommen. Treten T, SD und D in einer Akkordfolge auf, ist dies gewährleistet.
 

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