Meinst Du musikalisch? Woran liegt's?
Ist es ein finanzieller Niedergang oder ein künstlerischer?
Die Tendenz, Regisseure zu engagieren, die von Oper nix wissen und mit ihr auch nicht viel am Hut haben, hat einen wesentlichen Teil dazu beigetragen. Wenn die Inszenierung sich absichtlich gegen den Text richtet, führt das automatisch zur Auflösung des Konzepts des Musiktheaters. In Bayreuth habe ich den, wie ein Kritiker es ausdrückte, "tristesten Tristan, den es je gab" gesehen. Und der musikalischen Qualität haben die Versuche geschadet, Leute, die eigentlich eher in die zweite Reihe gehören, herauszubringen. Wie schrieb die Welt über die Elsa in Neuenfels berühmtem (und, wie ich fand, die ganze Aufregung nicht verdienenden) Ratzen-Lohengrin?
"Dasch gibt alles, was sie hat, das ist aufrecht und ehrlich – aber ein Quentchen zu wenig."
Es ist gut, wenn man nicht nur auf Stars setzt - Nelsons als Dirigenten jenes Lohengrin zu holen, war ein voller Erfolg -, aber sie müssen der Anforderung, dass man einen kurzen Sommer lang Spitzenkunst bieten will, auch gewachsen sein. Sonst kann man gleich ins Stadttheater gehen, z.B. in die derzeitige Wiederaufnahme des Rings in Nürnberg, die in Teilen musikalisch wirklich sehr gut ist und auch in der Regie nur wenig Entgleisungen bietet (wie z.B. das Waldvögelein auf Krücken in der Industriebrache).
Ich bin schon auf die neue Meistersinger-Produktion gespannt. Dass der Regisseur ein Liebling des deutschen Feuilletons ist, berechtigt sicher nicht zu den allerschönsten Hoffnungen.
PS. Ich finde das Publikum in Bayreuth längst nicht so prätentiös wie etwa in Salzburg. Und ich wüßte auch nicht, dass die Preise in Salzburg bei 50€ beginnen, wie sie es in Bayreuth tun. Vielleicht ist das Klima an denjenigen Tagen befremdlich, wo die Kanzlerin und Thomas der Gottesknecht sich auf dem roten Teppich herzen, aber wenn man Karten für die letzten Spieltage hat und in der Pause statt in den lachhaften Verschnitt von Luxusrestaurant (Preise) und Studentenmensa (Ambiente) ins Freiluftbad oberhalb der Scheune geht, hat das Ganze eher eine Anmutung von Bauerntheater als von Glamour.