Meiningen Meistersinger 6.5.

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Ich würde eher sagen: "abgefackelt" :-D.

Die Musik selbst ist sehr kurzweilig, weil sie ständig weiterfließt.
Es ist wie ein spannender Kinofilm. Barbara und ich haben gesagt: "oh, schon wieder Pause?"

Den Ring sollte man unbedingt in der gegebenen Reihenfolge anhören, sonst wird es schwierig. Der Zug der Handlung sollte nicht unterbrochen werden.
Obwohl ich moderne Inszenierungen nicht mag (s.o.), fallen mir Paralellen zur real existierenden Wirtschaftswelt ein: Topmanager (Wotan) verliert Bodenhaftung, setzt sich Prestigedenkmäler ( Walhall) mit unklarer Finanzierung (Freya), verschafft sich kurzfristig Mittel durch feindliche Firmenübernahmen (Alberich Bergbau AG), verstrickt sich in weitere Schwierigkeiten (Sigmund), feuert verdiente Mitarbeiter (Brunhilde), wird von seinem Ziehsohn (Siegfried) - dessen hoffnungsvolle Unternehmungen durch Firmenintrigen (Hagen, Alberich) seinerseits jäh scheitern sollen - als Vorstandsvorsitzender vorgeführt (Siegried zerbricht Wotans Speer), verfällt in Stagnation, bis ein Börsencrash den Konzern (Walhalla) und die Weltwirtschaft in den Abgrund reißt.
Lehmann Brothers lassen grüßen.
(Ok, alles schon bekannt, alter Schnee :müde::müde::müde:, bleib ich halt bei meinen Leisten und überlasse die Dramaturgie den Profis:party:...)
 
@Debösi

Eine Chéreau-Inszenierung 2.0 gewissermaßen! :super:
 
Davon abgesehen ist der Klang in Bayreuth mindestens gewöhnungsbedürftig. Durch den tief unter die Bühne reichenden Orchestergraben ist alles wenig durchhörbar und klingt wie im Kochtopf gespielt. Ich finde das nicht so prickelnd, ist aber Geschmacksache.

In Bayreuth kommt es durchaus auf den Platz und das Stück an. Wenn du in Reihe 9-14 in der Mitte bist, dann erlebst du eine Musik, die nicht von dieser Welt ist. Ich hatte vor 18 Jahren mal beim Parsifal die Reihe 11, Mitte, (Dirigent: Sinopoli, Regie: Wolfgang Wagner) und der Klang war mit Worten nicht zu beschreiben. Die Musik kam von überall her aber dennoch war sie extrem deutlich - da war nix mit Kochtopf:konfus:. Diesen Klang habe ich seither nie wieder erlebt. In Reihe 8 gegen die rechte Seite habe ich Parsifal 2008 (Dirigent: Daniele Gatti, Regie: Stefan Herheim) nicht so schön erlebt, dennoch besser als in den anderen Häusern in denen ich Parsifal sah (Stuttgart, Mannheim, München).
Der Tristan hat mir in Bayreuth von Reihe 12 Mitte nicht so gefallen wie der Parsifal - alllerings (nur klanglich) auch noch viel besser als der Tristan in München, den ich an Ostern sah. Leider hat da nicht Petrenko dirigiert und ich saß auch auf dem Balkon in der Mitte - da war ich wohl schon zu weit vom optimalen Platz entfernt...
 
Parsifal wurde auch für die Akustik des Hauses komponiert - das ist insofern ein echter Sonderfall.

Ich habe 2012 Tannhäuser und Tristan in Bayreuth gesehen. Den Tristan habe ich danach mehrfach in München gesehen, dort gefiel er mir sehr viel besser (obwohl Petrenko nie dirigiert hat).

Die aktuelle Meistersinger-Inszenierung in München unter Petrenko ist meiner Meinung nach nicht zu toppen. Die Inszenierung finde ich sehr gelungen, die Besetzung war (zumindest in den zwei Vorstellungen, die ich gesehen habe) top und das Orchester unter Petrenko ist unschlagbar. Grundsätzlich mag ich die offenen, relativ hohen Orchestergräben wie in München und noch mehr in Wien sehr gerne. Klar, das Blech muss sich dann deutlich zurückhalten (anders als in Bayreuth, wo sie gnadenlos draufhalten können), aber die Streicher und Holzbläser finde ich viel besser und durchhörbarer im Klang. Außerdem hört das Orchester die Bühne sehr gut, was ein gemeinsames Musizieren und Atmen erst möglich macht.
 
Nimm doch einfach an der Kartenlotterie teil - irgendwann klappt das schon. Oder - effektiver, aber zeitraubend wegen der "Warteschlangen" vor dem Kartenserver - versuch es im Online-Verkauf, der derzeit noch offen ist. Es gibt Forumsmitglieder, die da einen kompletten Ring ergattert haben.

PS. Ich find's am interessantesten in der Reihe hinter dem Regiepult, da kann man über die Monitore in den Orchestergraben gucken.
 
...oder stelle dich direkt vor das Kartenbüro in Bayreuth...
am besten schon am Abend vor der Vorstellung und dann mit einer Luftmatratze, Schlafsack und einer Flasche Wein - sofern das noch erlaubt ist.
Das habe ich 15 Jahre so gemacht und eigentlich immer eine Karte bekommen, weil viele ältere Leute unvorhergesehen (krankheitsbedingt) ausfallen. Meistens waren da auch 2-6 andere Personen, die die Nacht vor dem Kartenbüro verbracht haben. Das war meistens sehr fruchtbar und interessant und oft wurde bis tief in die Nacht diskutiert und den kalten Bayreuther Nächten getrotzt.
Seit zwei oder drei Jahren gibt es die Karten aber einfacher, so dass ich nicht weiss ob da noch Leute stehen.
Meine erste Karte in Bayreuth habe ich kurz vor der Aufführung erhalten, welche eigentlich für den Vorsitzenden des südafrikanischen Richard-Wagner-Verbandes bestimmt war - da gabs wohl beim Flug ein Problem...
Ich habe aber auch schon erlebt, dass ein ganzer Bus aus Österreich auf halber Strecke liegen geblieben ist und kein Ersatz organisiert werden konnte - es gab an diesem Abend dann sogar leere Plätze im Saal.
 

Das hier gibt es auch:


View: https://www.youtube.com/watch?v=1HlHj2Gl4qA


Wobei die Ouvertüre als Konzertstück wenig darüber aussagt, wie jemand dann die ganze Oper dirigiert und es schafft, nicht nur einen tollen Orchesterklang zu erzeugen, sondern auch der Bühne zu ihrem Recht zu verhelfen. Sowohl Thielemann als auch Petrenko können das herausragend, gar keine Frage.

Aber gerade bei den polyphonen Meistersingern mag ich einen breiten Orchestergraben, in dem die oft sehr solistisch eingesetzten Register auch räumlich voneinander getrennt erklingen. Das trägt erheblich zur Lebendigkeit des Klangbildes bei. In Bayreuth ist das eher nicht so gegeben, in München (oder Wien) schon. Ist natürlich auch Geschmacksache!
 

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