R
Redi
- Registriert
- 14.06.2008
- Beiträge
- 16
- Reaktionen
- 0
Es ist unglaublich, was ich als Klavierlehrer schon alles erlebt habe. Ich möchte hier einfach mal schildern, was mir bei meiner Tätigkeit schon widerfahren ist und herausfinden, ob das auch schon andere Klavierlehrer in dieser oder ähnlicher Form erlebt haben und was man da am besten tun kann (es handelt sich freilich nur um eine kleine Auswahl). Auch geht es darum, etwas Frust abzubauen. :roll:
Ich muss vorausschicken, dass ich das nur nebenberuflich und auf privater Basis mache und entsprechend bei meinen Schülern zuhause unterrichte. Meine Schüler sind eigentlich ausschliesslich erwachsen und im Alter von 30 aufwärts.
- Immer wieder begegnen mir erwachsene Schülerinnen, die offenbar das Gefühl haben, man könne mit künstlichen Fingernägeln (um nicht zu sagen: Mörder-Klauen) ernsthaft Klavier spielen. Man braucht wohl nicht extra zu erwähnen, was die für eine Knick-Fingerhaltung haben. Wenn man weiss, was solche Gelnägel kosten ist es aber gar nicht so leicht einfach zu fordern, dass die weg müssen. Schliesslich hat man es ja mit erwachsenen Menschen zu tun...
- Eine Schülerin hatte ihr schreiendes Kleinkind in der Wohnung. Da ihr Ehemann, der ebenfalls zugegen, aber mit seiner Arbeit beschäftigt war und keine Zeit hatte, sich mit dem Kind abzugeben, lief dieses frei herum, kam von Zeit zu Zeit dann auch zum Klavier und drückte Tasten herunter. Die Schülerin nahm das Kind - wohlgemerkt während des Unterrichts - dann auf ihre Knie und spielte so weiter.
- Bei derselben Schülerin hat während einer Lektion das Telefon - ohne zu Übertreiben - mindestens vier mal geklingelt. Die ersten drei male hat sie dann gesagt, dass sie später zurückrufe, der vierte Anruf allerdings dauerte eine glatte Viertelstunde, die ich neben dem Klavier sitzend wartend verbringen durfte.
- Ich habe die Erfahrung gemacht, dass berufstätige Erwachsene, "die sich mit Klavierstunden einen Kindheitstraum erfüllen möchten", wenig bis gar nie üben, weil sie schlicht keine Zeit haben. Die glauben dann ernsthaft, dass es genüge, einmal pro Woche eine Stunde zu haben. Ist es denn so abwegig zu wissen, dass man Klavier üben muss und es ohne halt nicht geht? Ich sehe ja ein, dass berufstätige Erwachsene wenig Zeit haben, aber eine halbe (oder eine Viertel-) Stunde täglich muss man dann doch ohne das Ziel Berufsmusiker erwarten können? Man glaubt es nicht, aber ich hatte bereits einige Anfragen von interessierten Personen, die selbst gar kein Klavier hatten und dachten, die eine Stunde wöchentlich (oder gar zweiwöchentlich) würde genügen...
- Eine Schülerin hat konstant von mir erwartet, dass ich die Stücke, die wir zusammen angschaut haben, vorspiele, sodass sie sie aufnehmen konnte. Immer wieder habe ich ihr gesagt, dass blosses Nachspielen eine schlechte Idee sie dann immer nur Stücke werde spielen können, die ihr bereits jemand vorgespielt hat. Hat aber nichts genützt...
- Ähnliches zum lernen von Noten(namen). Immer wieder bin ich erwachsenen Schülern begegnet, die seitenweise die Notennamen über die Noten geschrieben haben. Es gab gar Schüler, die während der Klavierstunde eine Tabelle bereit hielten, auf der die Noten mit Namen eingezeichnet waren. Ein Schüler hatte auf den Tasten gar Aufkleber mit den Notennamen. Mein Hinweis, dass man die Notennamen vorallem dann lerne, wenn man sie gerade nicht jedesmal hinschreibe, stiess auf taube Ohren.
- Zum Problem "Immer-von-vorne-Beginnen". Wie oft habe ich doch gesagt, dass es eine schlechte Idee sei, bei Fehlern jedesmal von vorne zu beginnen und es manchmal genau so falsch sei, bloss den Fehler zu korrigieren, sondern dass es eben auf die Übergänge ankomme. Wieso stelle ich dann immer wieder fest, dass die Schüler dann doch nur am Beginn des Stückes einsetzen können?
Fazit: Von erwachsenen Anfänger-Schülern kann ich aus mittlerweile langjähriger Erfahrung eigentlich nur abraten. Zwar hatte ich vereinzelt auch Ausnahmen, die wirkliche Fortschritte erzielt hatten, die viel grössere Mehrheit allerdings unterschätzt den Aufwand (die tägliche Viertelstunde) enorm, weiss generell besser, wie man Klavier lernt, übt selten bis nie und kaum so, wie man es beibringt (aus purer Bequemlichkeit).
Ein etwas frustrierter Klavierlehrer
(der sich überlegt, nur noch Kinder zu nehmen)
P.S. Nun könnte man mir einfach vorwerfen, dass ich ein schlechter Klavierlehrer sei, der seine Schüler überfordere. Meine Erfahrung im Unterricht mit Kindern zeigt nun aber, dass es dort einfach extrem viel einfacher geht.
Ich muss vorausschicken, dass ich das nur nebenberuflich und auf privater Basis mache und entsprechend bei meinen Schülern zuhause unterrichte. Meine Schüler sind eigentlich ausschliesslich erwachsen und im Alter von 30 aufwärts.
- Immer wieder begegnen mir erwachsene Schülerinnen, die offenbar das Gefühl haben, man könne mit künstlichen Fingernägeln (um nicht zu sagen: Mörder-Klauen) ernsthaft Klavier spielen. Man braucht wohl nicht extra zu erwähnen, was die für eine Knick-Fingerhaltung haben. Wenn man weiss, was solche Gelnägel kosten ist es aber gar nicht so leicht einfach zu fordern, dass die weg müssen. Schliesslich hat man es ja mit erwachsenen Menschen zu tun...
- Eine Schülerin hatte ihr schreiendes Kleinkind in der Wohnung. Da ihr Ehemann, der ebenfalls zugegen, aber mit seiner Arbeit beschäftigt war und keine Zeit hatte, sich mit dem Kind abzugeben, lief dieses frei herum, kam von Zeit zu Zeit dann auch zum Klavier und drückte Tasten herunter. Die Schülerin nahm das Kind - wohlgemerkt während des Unterrichts - dann auf ihre Knie und spielte so weiter.
- Bei derselben Schülerin hat während einer Lektion das Telefon - ohne zu Übertreiben - mindestens vier mal geklingelt. Die ersten drei male hat sie dann gesagt, dass sie später zurückrufe, der vierte Anruf allerdings dauerte eine glatte Viertelstunde, die ich neben dem Klavier sitzend wartend verbringen durfte.
- Ich habe die Erfahrung gemacht, dass berufstätige Erwachsene, "die sich mit Klavierstunden einen Kindheitstraum erfüllen möchten", wenig bis gar nie üben, weil sie schlicht keine Zeit haben. Die glauben dann ernsthaft, dass es genüge, einmal pro Woche eine Stunde zu haben. Ist es denn so abwegig zu wissen, dass man Klavier üben muss und es ohne halt nicht geht? Ich sehe ja ein, dass berufstätige Erwachsene wenig Zeit haben, aber eine halbe (oder eine Viertel-) Stunde täglich muss man dann doch ohne das Ziel Berufsmusiker erwarten können? Man glaubt es nicht, aber ich hatte bereits einige Anfragen von interessierten Personen, die selbst gar kein Klavier hatten und dachten, die eine Stunde wöchentlich (oder gar zweiwöchentlich) würde genügen...
- Eine Schülerin hat konstant von mir erwartet, dass ich die Stücke, die wir zusammen angschaut haben, vorspiele, sodass sie sie aufnehmen konnte. Immer wieder habe ich ihr gesagt, dass blosses Nachspielen eine schlechte Idee sie dann immer nur Stücke werde spielen können, die ihr bereits jemand vorgespielt hat. Hat aber nichts genützt...
- Ähnliches zum lernen von Noten(namen). Immer wieder bin ich erwachsenen Schülern begegnet, die seitenweise die Notennamen über die Noten geschrieben haben. Es gab gar Schüler, die während der Klavierstunde eine Tabelle bereit hielten, auf der die Noten mit Namen eingezeichnet waren. Ein Schüler hatte auf den Tasten gar Aufkleber mit den Notennamen. Mein Hinweis, dass man die Notennamen vorallem dann lerne, wenn man sie gerade nicht jedesmal hinschreibe, stiess auf taube Ohren.
- Zum Problem "Immer-von-vorne-Beginnen". Wie oft habe ich doch gesagt, dass es eine schlechte Idee sei, bei Fehlern jedesmal von vorne zu beginnen und es manchmal genau so falsch sei, bloss den Fehler zu korrigieren, sondern dass es eben auf die Übergänge ankomme. Wieso stelle ich dann immer wieder fest, dass die Schüler dann doch nur am Beginn des Stückes einsetzen können?
Fazit: Von erwachsenen Anfänger-Schülern kann ich aus mittlerweile langjähriger Erfahrung eigentlich nur abraten. Zwar hatte ich vereinzelt auch Ausnahmen, die wirkliche Fortschritte erzielt hatten, die viel grössere Mehrheit allerdings unterschätzt den Aufwand (die tägliche Viertelstunde) enorm, weiss generell besser, wie man Klavier lernt, übt selten bis nie und kaum so, wie man es beibringt (aus purer Bequemlichkeit).
Ein etwas frustrierter Klavierlehrer
(der sich überlegt, nur noch Kinder zu nehmen)
P.S. Nun könnte man mir einfach vorwerfen, dass ich ein schlechter Klavierlehrer sei, der seine Schüler überfordere. Meine Erfahrung im Unterricht mit Kindern zeigt nun aber, dass es dort einfach extrem viel einfacher geht.
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: