Mein zweites Klaviertagebuch

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David_Turman

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3. Juli 2006
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Hallo!

Ganze 15 Jahre ist es her, dass ich zum letzten Mal hier auf Clavio einen Eintrag verfasst habe. Und ganz ehrlich, ich hätte nicht erwartet, noch einmal hierher zurückzukehren.

Vielleicht erinnert sich noch der ein oder andere an mein Klaviertagebuch, das ich im Juli und August 2006 hier geführt habe. Damals war meine Lebenssituation noch eine andere: ich habe in einer Art WG gewohnt und daher keinen Platz in meinem Zimmer, um mir ein Klavier hineinzustellen. Demzufolge konnte ich auch zu Hause nicht üben, sondern musste mir immer umständlich andere Orte suchen, an denen ich ein Klavier benutzen konnte. So habe ich dann nach sechs Unterrichtsstunden das Klavier spielen nicht weiter verfolgt.

Fünfzehn Jahre später ist meine Situation eine ganz andere. Ich habe eine eigene Wohnung, einen tollen Job, der mir Spaß macht - und ich habe sehr sehr viel von dem,. was vor 15 Jahren passiert ist, wieder vergessen. Also quasi fast alles, was mit dem Thema Klavier zu tun hat.

Im Mai 2021 entdeckte ich auf Youtube ein Video von Hans Liberg. Und durchstöberte die Plattform nach weiteren Klaviervideos. Irgendwann stieß ich auf einige Fime, die einem das Klavier spielen erklärten. Der Wunsch, Klavier zu spielen, wuchs erneut in mir. Also schenkte ich mir Mitte August selber ein E-Piano (Yamaha CLP-735). Ein richtiges Klavier passt nicht in meine Wohnung und hätte die Nachbarn wohl auch wahnsinnig gemacht, da die Wände so dünn sind wie Butterbrotpapier. Aber an einem E-Piano kann man mit Kopfhörern üben, das war die Lösung.

Zu diesem Zeitpunkt, also Mitte August, wusste ich, dass ich vor einiger Zeit schon einmal Klavierunterricht gehabt hatte. Und ich wusste, dass ich in der Stadtbibliothek an einem Klavier meinen Unterricht erhalten hatte. Ansonsten konnte ich mich an nichts mehr erinnern: nicht an meine Lehrerin, nicht an das was ich gelernt hatte, nicht an den Ort an dem ich geübt hatte - an rein gar nichts mehr. Auch dass ich in diesem Forum aktiv war, wusste ich nicht mehr.

Ich wollte mir das Klavier spielen selber anhand von online-Unterricht beibringen. Dabei gab es aber einen kleinen Haken. Im online-Unterricht kann man eine eventuell verkorkste Finger-, Hand- und Körperhaltung nicht korrigieren. Da wäre dann doch ein richtiger Klavierlehrer besser. Also entschloss ich mich, zweigleisig zu fahren - mit face-to-face-Unterricht bei einem Lehrer und mit online Unterricht.
Für online kaufte ich mir dann noch ein Tablet, das ich bis dahin nicht besaß. Jetzt konnte es losgehen.

Parallel dazu sah ich mich nach einem Klavierlehrer um. In Zeiten des Internets findet man ja so gut wie alles. Und ich stieß tatsächlich auf ein Portal,. das Lehrkräfte vermittelt - auch Klavierlehrer. Nach kurzer Zeit hatte ich einen gefunden, der sympathisch aussah, Erfahrung aufweisen konnte und gute Bewertungen hatte. Ihn schrieb ich also an. Als ich meine Nachricht abschicken wollte, meldete sich das Portal und sagte mir: "Das ist toll, dass du einen Klavierlehrer gefunden hast. Dann hätten wir gerne 40 Euro Vermittlungsgebühr von dir."
Nachdem ich mich von meinem Lachanfall erholt hatte, verzichtete ich also auf diese Art der Vermittlung, suchte weiter und stieß auf meine jetzige Klavierlehrerin, die ganze 26 Jahre Klaviererfahrung mitbrachte. 26 Jahre sind fast mein halbes Leben und somit eine ganze Menge. Ich vereinbarte mit ihr eine Probestunde, die bei ihr zu Hause stattfinden sollte.

Vor einer halben Woche, am letzten Donnerstag, suchte ich nach einem Klavierforum, stieß auf Clavio und stöberte hier ein bisschen herum. Dann dachte ich mir: Super, hier meldest du dich an - und war sehr erstaunt, als ich bemerkte, dass mein Benutzername schn existiert. Da er so außergewöhnlich ist, dass niemand sonst ihn hat, musste ich es also sein, der sich hier schon mal registriert hatte. Leider wusste ich mein Passwort nicht mehr und suchte nach meinen Beiträgen. Und siehe da - ich stieß auf meinen Thread "Mein Klaviertagebuch", den ich 2006 ins Leben gerufen hatte. Sofort kehrten Erinnerungen zurück, die 15 Jahre verschüttet waren. Es ist echt erstaunlich, was man so alles vergisst.

Mittlerweile habe ich mich auch wieder an mein Passwort erinnert und kann frohen Mutes von meinen zweiten Klavierlehrerfahrungen berichten. Jeden Montag um 18:30 Uhr findet der Unterricht statt. Eine Probestunde und die erste richtige Klavierstunde habe ich schon hinter mir. Von ihnen werde ich in meinen nächsten beiden Einträgen erzählen.
 
(Montag, 23.08.2021)

Meine Klavierlehrerin stammt aus der Ukraine, wo sie ihr Diplom als Klavierlehrerin gemacht hat. Außerdem hat sie ihr Diplom als Repetitorin für Solisten und Kammermusik absolviert. Sie hat in der Ukraine in der staatlichen Musikschule als Klavierlehrerin gearbeitet. Und sie war an der staatlichen Universität der Körperkultur als Repetitorin für Choreografie tätig.
Vor fast 20 Jahren ist sie dann nach Deutschland gekommen und hat hier unter anderem als Pianistin in einem Trio (Soprano, Klarinette, Klavier) gespielt. Insgesamt hat sie 26 Jahre Klaviererfahrung.

Das klang alles sehr gut in meinen Ohren und ich beschloss, ihr eine Chance zu geben. Die Probestunde sollte am 23.08. bei ihr zu Hause stattfinden. Das war mir sehr recht, denn ich wollte keinen online Unterricht haben. Ich brauche jemanden, mit dem ich am Klavier sitze und der mir auf die Finger guckt.
Dann kam die erste Überraschung: das Zimmer, in dem der Unterricht stattfand, hatte zwei Klaviere - ein normales und ein E-Piano. Beide standen nebeneinander. Total cool. So konnte ich an einem Klavier und sie am anderen spielen. Perfekt!

Ich durfte erst einmal beide Klaviere ausprobieren. Dann wurde ich an das E-Piano gesetzt und wir besprachen die richtige Körperhaltung sowie die richtige Handhaltung und die richtige Fingerhaltung. Mir wurde der Mittelpunkt auf der Klaviatur - das C - gezeigt und dass von dort aus links die tiefen Töne zu hören sind und rechts die hohen Töne. Dann wurde jedem Finger eine Zahl zugeordnet, Daumen 1 und kleiner Finger 5. Das kannte ich schon aus den Videos.
Als nächstes beschäftigten wir uns mit den schwarzen Tasten und spielten zuerst die Dreierblöcke mit dem Zeige-, Mittel- und Ringfinger. Auf der linken Seite wurde mit der linken Hand gespielt, auf der rechten Seite mit der rechten Hand. Und dann abwechselnd die Dreierblöcke links - rechts - links - rechts, auch handübergreifend. Dann variierten wir die Lautstärke. Wieder wurden die schwarzen Dreierblocktasten abwechseln mit der linken und der rechten Hand gespielt, aber diesmal sollte eine Hand lauter spielen als die andere.
Das gleiche Prozedere gab es dann für die schwarzen Zweierblöcke, die nur mit Zeige- und Mittelfinger gespielt wurden.

Dann war die Probestunde auch schon zu Ende. Es hatte viel Spaß gemacht und ich musste gar nicht lange überlegen. Ich wollte weitermachen. Und 35 Euro pro Klavierstunde finde ich einen fairen Preis.

Für dieses Mal gab es noch keine Hausaufgaben, aber ich beschäftigte mich bis zur nächsten Stunde natürlich zu Hause mit dem, was mir gezeigt wurde. Und ich kann den nächsten Montag kaum abwarten.
 
Ansonsten konnte ich mich an nichts mehr erinnern: nicht an meine Lehrerin, nicht an das was ich gelernt hatte, nicht an den Ort an dem ich geübt hatte - an rein gar nichts mehr. Auch dass ich in diesem Forum aktiv war, wusste ich nicht mehr.
Sehr bedenklich und führt thematisch über das profane Klavierspielen hinaus.
Es ist echt erstaunlich, was man so alles vergisst.
Ja, ja - sicher.

Wie war nochmal die Frage?

CW
 
Für dieses Mal gab es noch keine Hausaufgaben, aber ich beschäftigte mich bis zur nächsten Stunde natürlich zu Hause mit dem, was mir gezeigt wurde. Und ich kann den nächsten Montag kaum abwarten.
Das ist toll am Anfang, wenn man so begeistert ist, nicht? :002: Ein Tagebuch ist dabei wirklich sehr nützlich. Meistens führt man das mehr privat als in einem Forum, aber ich finde die Idee, es im Forum zu führen, auch gut. So können andere Deine Fortschritte mitverfolgen und davon lernen. Und Du kannst auch später nachschauen, wie weit Du in welcher Zeit gekommen bist. Was Du alles geübt und gespielt hast.

Es ist wahr, man vergisst so viel. Ich hatte 2017 das letzte Mal gespielt und habe erst jetzt wieder angefangen und ich bin manchmal entsetzt, dass ich die einfachsten Stücke nicht mehr spielen kann, obwohl ich diese Stücke damals schon konnte. Aber es wird langsam besser, und man erinnert sich wieder. Selbst in meinem Alter. Ich bin sogar noch ein paar Jährchen älter als Du.

In einem Tagebuch kann man die Sachen dann richtig abhaken. Du hattest ja in dem anderen Thread geschrieben, dass Du jetzt in der ersten Stunde Kinderlieder gespielt hast und dass Du die jetzt vorwärts und rückwärts spielst und dabei die Notennamen sagst. Und Tonleitern. Das heißt, Du hast dann jetzt auch schon in der ersten Stunde den Daumenuntersatz gelernt? Meistens ist es ja so, dass man am Anfang nur in der Fünffingerposition spielt und den Daumen noch nicht untersetzt. Aber so kann man keine ganze Tonleiter spielen, also muss Dir Deine Lehrerin den Daumenuntersatz schon gezeigt haben. Was ich sehr früh finde.
 
Das ist toll am Anfang, wenn man so begeistert ist, nicht? :002: Ein Tagebuch ist dabei wirklich sehr nützlich. Meistens führt man das mehr privat als in einem Forum, aber ich finde die Idee, es im Forum zu führen, auch gut. So können andere Deine Fortschritte mitverfolgen und davon lernen. Und Du kannst auch später nachschauen, wie weit Du in welcher Zeit gekommen bist. Was Du alles geübt und gespielt hast.

Es ist wahr, man vergisst so viel. Ich hatte 2017 das letzte Mal gespielt und habe erst jetzt wieder angefangen und ich bin manchmal entsetzt, dass ich die einfachsten Stücke nicht mehr spielen kann, obwohl ich diese Stücke damals schon konnte. Aber es wird langsam besser, und man erinnert sich wieder. Selbst in meinem Alter. Ich bin sogar noch ein paar Jährchen älter als Du.

In einem Tagebuch kann man die Sachen dann richtig abhaken. Du hattest ja in dem anderen Thread geschrieben, dass Du jetzt in der ersten Stunde Kinderlieder gespielt hast und dass Du die jetzt vorwärts und rückwärts spielst und dabei die Notennamen sagst. Und Tonleitern. Das heißt, Du hast dann jetzt auch schon in der ersten Stunde den Daumenuntersatz gelernt? Meistens ist es ja so, dass man am Anfang nur in der Fünffingerposition spielt und den Daumen noch nicht untersetzt. Aber so kann man keine ganze Tonleiter spielen, also muss Dir Deine Lehrerin den Daumenuntersatz schon gezeigt haben. Was ich sehr früh finde.

Oh ja, die anfängliche Begeisterung ist wirklich super. Irgendwann wird sie auch weniger werden, aber solange sie so stark vorhanden ist, koste ich sie einfach nur aus.

Weißt du, Annaklena, ich glaube, mit dem Klavier spielen ist es genauso wie mit dem Fahrrad fahren: man verlernt es nie ganz. Wenn man nach vielen Jahren, in denen man nicht mit dem Drahtesel unterwegs war, wieder auf ihn steigt, dann wackelt man auch zuerst ganz heftig herum. Aber mit der Zeit wird es besser und dann noch besser.
Natürlich hast du nach vier Jahren viel wieder vergessen. Aber du erinnerst dich wieder an die Stücke. Du hast die Abstellkammer deines Gehirns geöffnet und zerrst das alles wieder hervor. Zuerst verhakt sich alles und du kriegst es nicht so leicht aus der Kammer heraus, aber nach und nach löst du alles und dann hast du die Erinnerung komplett in der Hand, knuddelst sie und bist zufrieden und glücklich.

Nein, den Daumenuntersatz habe ich bei meiner Klavierlehrerin noch nicht gelernt. Auch den Mittelfingerübersatz nicht (der ist ja für die linke Hand). Aber natürlich habe ich mir schon im Vorfeld auf Youtube einiiges angeguckt und dort ist es mir aufgefallen. Also habe ich mal danach gesucht und diese Methode dann automatisch übernommen. Ich habe Mitte August mein E-Piano bekommen und natürlich darauf herumgeklimpert. Und wenn ich sieben direkt nebeneinanderliegende weiße Tasten gespielt habe, dann habe ich ganz von selbst den Unter- und Übersatz mit eingebaut. Fällt mir auch nicht schwer.
Mein Klavierlehrerin hat nicht schlecht geguckt. :001:
 
Na dann: Daumen hoch! :002: Ich fand das auch nie besonders schwer, aber mittlerweile habe ich gehört, dass man da viel falschmachen kann. Auf die Art, wie Du Dich da jetzt reinkniest, wirst Du auf jeden Fall schnell vorankommen. Und es ist einfach wunderschön, wenn man dann richtige Stücke spielen kann. Ich kann ja auch noch nichts Schwieriges, aber ein bisschen Bach oder Diabelli macht auch schon Spaß. :001:
 
(Montag, 30.08.2021)

Auf zur ersten richtigen Klavierstunde. Ich war mächtig gespannt, was mich erwartete.
Nun, zuerst einmal erwartete mich ein Beagle, der im Haus meiner Klavierlehrerin lebte. Wenn ich ein halbes Jahr Erfahrung habe, dann setzt sich der Hund ans zweite Klavier und begleitet mich. Das wird ein Abenteuer!

Als erstes ging es an die Noten. Ich lernte die Noten der C-Dur-Tonleiter kennen. Zuerst nur schriftlich, auf Notenlinien. Nachdem wir uns die Noten angeguckt hatten, malte meine Lehrerin in eine neue Notenreihe einen Kreis auf die zweite Linie von unten und fragte mich, was das sei. Allerdings sollte ich ihr nicht mitteilen, welche Note das ist. Das wollte sie nicht hören. Denn in Wirklichkeit handelte es sicht überhaupt nicht um eine Note, sondern - um einen Kreis auf einer Linie. Das war meine nächste Lektion. Zur Note wird es erst, wenn sich am Anfang der Violinen- oder Baßschlüssel befindet.

Nun durfte ich in die Klaviertasten hauen. Und da es ja gerecht zugehen soll und ich in der letzten Stunde nur auf den schwarzen Tasten gespielt hatte, waren diesmal nur weiße Tasten an der Reihe. Zuerst widmeten wir uns den einzelnen Tönen der C-Dur-Tonleiter. Ich musste nur mit der linken Hand, dann nur mit der rechten Hand und dann mit links und rechts abwechselnd jedes C, jedes D, jedes E usw. auf dem Klavier spielen. Anschließend machten wir uns an die eingestrichene C-Dur-Tonleiter. Das Prinzip des Daumenuntergreifens bei der rechten Hand bzw. Mittelfingerübergreifens bei der linken Hand kannte ich schon und wandte es hier an. Das ganze klappte auch bei etwas schnellerer Geschwindigkeit.

Dann ging es an meine ersten vier Lieder. Das erste war ein russisches Kinderlied, danach waren "Alle meine Entchen" dran, anschließend "Hänschen klein" und "Es war eine Mutter". Die ersten beiden Stücke waren kein Problem. Bei "Hänschen klein" musste an einer Stelle der kleine Finger eine Taste weiter nach rechts versetzt werden. Das war schon etwas kniffliger, aber ließ sich auch noch meistern.

Und dann passierte etwas völlig Verrücktes. Meine Lehrerin kam mit einer kleinen Tupperschüssel voll Wasser zu mir und bat mich, die Hand in das Wasser zu legen, die Finger im Wasser etwas zu bewegen und dann die Hand wieder aus der Schüssel zu ziehen. Bisher war keine Rede davon gewesen, dass ich neben Klavierunterricht auch noch Schwimmunterricht haben sollte, aber gut.
Nachdem ich die Hand aus der Schüssel gezogen hatte, bat sie mich, darauf zu achten, wo sich die Tropfen an meinen Fingern sammelten. Logischerweise natürlich an der Unterseite, den Fingerspitzen. Und genau dort sollte ich die Tasten drücken. Bisher hatte ich, was mir gar nicht aufgefallen war, sehr stark mit den Fingerkuppen gespielt. Gut, dann hätten wir jetzt die Fingerhaltung auch korrigiert.

Dann kam das schwerste Stück von allen. Denn in ihm musste die Hand um drei Töne nach oben versetzt werden. Und das mitten im Takt. Das war echt schwer. Aber ich hatte ja eine Woche Zeit, um zu üben.

Alles, was wir an dem Tag gemacht hatten, bekam ich als Hausaufgabe auf - bis auf das Bad im Wasser. Das ist ein ziemliches Pensum, aber vielleicht ist es ja gar nicht schlimm, sondern sieht nur auf den ersten Blick so heftig aus.
Das Lernen der Noten und das letzte gespielte Stück werden wohl die größte Herausforderung sein.
 
Logischerweise natürlich an der Unterseite, den Fingerspitzen. Und genau dort sollte ich die Tasten drücken. Bisher hatte ich, was mir gar nicht aufgefallen war, sehr stark mit den Fingerkuppen gespielt. Gut, dann hätten wir jetzt die Fingerhaltung auch korrigiert
Wie muss man sich das mit den Fingerspitzen genau vorstellen?
Fingerendglieder senkrecht auf die Tasten, so dass man tatsächlich nur mit der Spitze Kontakt hat?
Hand rund geformt, als würde man ein "Äpfelchen" halten?
 
Wie muss man sich das mit den Fingerspitzen genau vorstellen?
Fingerendglieder senkrecht auf die Tasten, so dass man tatsächlich nur mit der Spitze Kontakt hat?
Hand rund geformt, als würde man ein "Äpfelchen" halten?
Genau, Brennbär. So wird's gemacht.

Ich habe in etwas über vier Stunden meine nächste Klavierstunde und habe natürlich die Woche entsprechend geübt. Dabei sind mir einige Sachen aufgefallen.

1.) In den Liedern, die ich üben sollte, stehen die Fingersätze über den Noten. Das ist nur logisch und als Unterstützung gedacht, denn ich hatte in der letzten Woche ja gerade meine erste Klavierstunde. Allerdings fällt mir auf, dass ich nicht nach Noten spiele, sondern nach den Fingersätzen. Meine Finger liegen auf der Grundstellung (Daumen auf dem eingestrichenen C) und von da aus geht es dann mit den Fingersätzen weiter. Wenn Finger weit übergreifen müssen (z. B. der Mittelfinger vom eingestrichenen E auf das eingestrichene A wechseln muss), dann gucke ich mal kurz auf die Noten, aber auch danach geht es mit dem Spielen nach Fingersätzen weiter. Das sollte eigentlich nicht so sein, oder?

2.) Ich habe die C-Dur-Tonleiter zum Üben aufbekommen (schriftlich und am Klavier). Und ich lese die Noten nicht ,sondern ich zähle sie ab, ganz besonders bei Noten, die mir noch schwerfallen.
Beispiel: wenn auf den Notenlinien das eingestrichene G zu sehen ist und ihr mich fragen würdet, welche Note das ist, dann spielt sich bei mir im Kopf folgendes ab: ich weiß, dass das eingestrichene C auf der unteren Notenhilfslinie liegt. Zwei Noten darüber auf der untersten Notenlinie liegt das eingestrichene E und zwei Noten darüber das eingestrichene G. Und dann habe ich die Note herausgefunden. Dabei weiß ich nichts über dsa G, auch nicht, dass es auf einer Notenlinie liegt. Ich zähle einfach nur ab.

3.) Genauso verhält es sich mit den Noten auf dem Klavier. Wenn ihr mir sagt, ich soll ein F spielen, dann zähle ich vom C aus drei Tasten weiter und habe das F gefunden. Also, ich weiß nicht automatisch, wo es liegt.
Das passiert mir nicht bei allen Tasten, sondern nur bei einigen, die mir noch Schwierigkeiten bereiten.

Gibt sich das alles mit der Zeit? Bin ich zu streng mit mir, dass ich jetzt schon von mir erwarte, dass ich das alles automatisch können muss?
 
Ich weiß gar nicht, wie das bei mir am Anfang war, als ich Notenlesen gelernt habe. Das war schon in der 1. Klasse der Grundschule. Lange her. :002: Ich denke, am Anfang zählt man wahrscheinlich immer ab, aber das sollte schnell in richtiges Notenlesen übergehen. Wie man auch Buchstaben dann schnell zu Silben und Wörtern zusammensetzt. Sonst würde man ja sein Leben lang nur buchstabieren und nie Wörter lesen. Das kommt wahrscheinlich mit der Übung. Aber es gibt ja auch so Übungen, dass z.B. ein G schnell gelesen und gedrückt werden muss. So schnell, dass man nicht abzählen kann. Also Deine Lehrerin sagt "G", und Dein Finger muss sofort auf die Taste fliegen. Oder sie zeigt Dir ein "G" auf der Notenlinie, und Du musst sofort sagen, wie der Ton heißt. Wenn man das ein paarmal macht, wirst Du von selbst lesen und nicht bustabieren, würde ich mal annnehmen.

Außerdem: Es gibt doch die Anordung der zwei schwarzen Tasten und der drei schwarzen Tasten. Das hat Dir doch bestimmt auch schon Deine Lehrerin gesagt, dass Du Dich daran orientieren kannst. Ein F ist immer links von den drei schwarzen Tasten, ein C ist immer links von den zwei schwarzen Tasten. Rechts von den drei schwarzen Tasten ist das H und rechts von den zwei schwarzen Tasten ist das E. Da hast Du schon vier Töne, die Du sofort erkennst.

Vom F kannst Du dann eine weiße Taste nach rechts gehen, und Du bist auf dem G. Vom G wieder eine Taste nach rechts ist das A. Und dann bist Du schon beim H rechts von den drei schwarzen Tasten. Genauso mit den zwei schwarzen Tasten. Vom C eine weiße Taste nach rechts, und Du bist beim D. Dann kommt schon das E, das rechts von den zwei schwarzen Tasten ist und das Du Dir schon gemerkt hast. Dann hast Du schon alle weißen Tasten beisammen. Jetzt am Anfang spielst Du ja sicher noch nicht auf den schwarzen. Und wenn Du soweit bist, auf den schwarzen zu spielen, dann weißt Du bestimmt schon, wie alle Noten heißen. Dann musst Du das Ganze nur noch um 90 Grad drehen, und schon hast Du Dein Notensystem, wo die Noten so stehen, wie sie auf dem Klavier liegen.

Die Fingersätze ... Ja, die sind verführerisch. Da wäre es vielleicht am besten, wenn Du Dir Noten ohne Fingersätze geben lassen würdest. Du spielst das erst einmal mit den Noten mit Fingersätzen, damit Du weißt, wo Deine Finger hin müssen, und dann spielst Du nur noch die Noten ohne Fingersätze.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vor gut einem Jahr habe ich auch meine erste Note gelesen @David_Turman und leider bin ich immer noch auch dem Niveau "buchstabieren", bzw. ich erkenne Tonleitern, Terzen und Quinten (saubere Notenstapel) zuverlässig.
Vor ein paar Wochen hatte ich ein Stück, dass einen Haufen Quarten und Sexten hatte und zack, musste ich wieder zählen, bzw. mit den Augen kontrollieren, dass die Finger auf den richtigen Tasten landen.
Für den Anfang haben mir Notenlernapps auf dem Handy geholfen und das Spielen von bekannten Melodien nach Noten mit rechter und linker Hand getrennt, einfache Kinderlieder z.B..(natürlich ohne Fingersätze)
 

Es ist ja auch ganz normal, mit den Augen zu kontrollieren, welche Tasten man spielt, habe ich mir kürzlich erst sagen lassen. :002: Man muss nicht blind spielen und darf ruhig auf die Tasten schauen. Da ich sehr schnell die Noten gelesen und nicht mehr auf die Tasten geschaut habe, dachte ich, auf die Tasten schauen wäre irgendwie nicht richtig. Aber wenn sogar Klavierlehrer sagen, dass das in Ordnung ist, glaube ich das mal.

Sexten oder Septimen erkenne ich nicht auf Anhieb. Dazu habe ich viel zu wenig gespielt. Aber normalerweise erkenne ich sofort die Noten und weiß, wie sie heißen und wo sie auf der Klaviatur sind. Ob ich sie dann allerdings treffe, wenn ich da hinspringen muss, das ist ein anderes Thema. :003: Es ist eben alles Übungssache, und daran mangelt es mir noch sehr.
 
Zwei Dinge finde ich bedenklich:

1. Die Hand halten, als würde man einen Apfel halten, kann eine gewisse ungünstige Festigkeit bewirken. Wir laufen ja auch nicht im normalen Leben umher, als würden wir einen Apfel halten. Natürlich müssen die Gelenke der Hand stabil sein und dürfen nicht einknicken, aber wenn wir uns stets den Apfel in der Hand vorstellen, kann das zu große Anspannung bewirken, denn auch den müssen wir ja festhalten, damit er nicht runterfällt.

2. Daumenuntersatz in der zweiten Klavierstunde? Come on :004: Das Verschieben der Hand sollte erst in Angriff genommen werden, wenn der Fünftonraum einigermaßen stabilisiert ist, etwa durch entsprechende Lieder, die nach Gehör gespielt werden oder durch erste Übungen.
 
Gibt sich das alles mit der Zeit? Bin ich zu streng mit mir, dass ich jetzt schon von mir erwarte, dass ich das alles automatisch können muss?

Ja und ja. :-)

Das was du schilderst kennen wohl sehr viele Anfänger. Ich hatte z.B. auch nur in der Grundschule Musikunterricht und kann mich nur daran erinnern, dass wir gesungen haben. Zwar hatte ich 3 Jahre in meiner Jugend klassischen Gitarrenunterricht aber trotzdem nie Noten richtig lesen gelernt. Ich wusste irgendwie, wie ich sie spielen musste, hätte aber nie sagen können, wie sie heißen, außer ich hätte jede einzelne auf der Gitarre abgezählt. Das Erlernen neuer Stücke war deshalb extrem mühselig, aber mein KGL ( Kack-Gitarren-Lehrer) hatte da auch nie drauf geachtet. Analphabeten wurschteln sich wohl so ähnlich durch.

Als ich vor 2 Jahren mit dem Klavier anfing musste ich dann auch fast bei Null anfangen. Mir haben Ankernoten dabei ganz gut geholfen.

Dafür habe ich mir anfangs erst einmal die c in den Notensystemen gemerkt. Zusätzlich im Violinschlüssel das g'. Das ist ganz einfach, denn der Violinschlüssel heisst auch g-Schlüssel und der Bauch umschließt die Notenlinie auf dem das g' liegt, ist somit ganz leicht zu merken und zu erkennen.
Das funktioniert im Bassschlüssel ähnlich, nur ist es hier das f. Der Bassschlüssel heisst auch f-Schlüssel und zwischen den beiden Punkten liegt die Notenlinie mit dem f. Somit ist auch diese leicht zu erkennen.
Mit der Zeit kamen dann mehr Ankerpunkte, z.B. die Noten auf der untersten und obersten Notenlinie u.s.w.

Wie du Ankerpunkte auf der Klaviatur findest, hat @Annaklena ja schon erklärt mit den schwarzen Tasten als Orientierung.
 
Zwei Dinge finde ich bedenklich:


2. Daumenuntersatz in der zweiten Klavierstunde? Come on :004: Das Verschieben der Hand sollte erst in Angriff genommen werden, wenn der Fünftonraum einigermaßen stabilisiert ist, etwa durch entsprechende Lieder, die nach Gehör gespielt werden oder durch erste Übungen.

Simon, wie ich schon schrieb: den Daumenuntersatz habe ich nicht bei meiner Klavierlehrerin gelernt. Den habe ich gesehen, als ich mir Videos auf Youtube angeguckt habe. Und ich habe ihn übernommen. Das heißt, ich mache ihn ganz automatisch und empfinde ihn auch nicht als unangenehm oder störend. Also ich verrenke jetzt nicht meine Hand, um den Daumen vom eingestrichenen c auf das eingestrichene f zu schieben.
 
(Montag, 06.09.2021)

Klavierstunde zwei stand an. Und damit auch zum ersten Mal die Kontrolle der Hausaufgaben. Ein wenig aufgeregt war ich ja schon. Als erstes gab es ein Notendiktat. Meine Klavierlehrerin sagte mir eingestrichene Noten an und ich durfte sie auf die Notenlinien malen. Das klappte ja schon ganz gut, auch wenn ich zwischendurch abzählen musste. Aber das war für sie vollkommen in Ordnung.

Und dann - ich hatte noch nicht einen einzigen Ton am Klavier gespielt - gab es auch schon die erste Hausaufgabe. Und sie drehte sich nicht um das Lernen von Noten.
Meine Lehrerin meinte, dass gerade am Anfang das tägliche Üben wichtig sei. Am Anfang ist alles noch ziemlich einfach und schnell zu lernen und deshalb meint man, dass man es hinbekommt, wenn man sich nur viermal die Woche ans Klavier setzt.
Meine Hausaufgabe lautet also: ich soll mich jeden Tag ans Klavier setzen und spielen - und zwar für mindestens zwei Minuten, denn zwei Minuten hat jeder Mensch übrig und sei er auch noch so beschäftigt. Wenn ich nach zwei Minuten keine Lust mehr habe, dann ist das okay und ich darf aufhören. Aber das soll jeden Tag passieren. Damit komme ich klar, da bin ich mir ganz sicher.

Dann ging es ans Vorspielen. Ich hatte als Hausaufgabe ein Blatt mit siebenmal Fünfer-Notenlinien, auf denen in wilder unwillkürlicher Reihenfolge die eingestrichenen Noten total durcheinander aufgemalt waren und ich unter die Note schreiben sollte, um welche es sich handelt. Meine schlimmste Befürchtung war, dass ich eine dieser Zeilen spielen sollte, denn das wäre mein absoluter Untergang gewesen.
Zum Glück kam es nicht dazu. Ich sollte nur die Lieder mit der linken und der rechten Hand spielen, die ich vor einer Woche kennengelernt hatte. Und von den vieren auch nur drei. Das klappte gut.
Meiner Lehrerin hat das Spielen mit der linken Hand besser gefallen als mit der rechten. Am Anfang und am Ende ist die Handstellung so, wie sie sein soll. Im Mittelteil sackt das Handgelenk etwas nach unten. Also haben wir uns noch einmal mit der richtigen Handhaltung beschäftigt.

Dann lernte ich den Baßschlüssel kennen und die dazugehörige kleine Oktave. Zuerst durfte ich die Tonleiter spielen, vom c der kleinen Oktave bis zum eingestrichenen C.
Dann lernte ich die Wellenmusik kennen, ein langsames Stück, in dem immer nur der erste, der dritte und der fünfte Finger eingesetzt wird. Die linke Hand beginnt und dann wechseln sich nach jeweils drei Tönen die linke und die rechte Hand ab (z.B. fängt die linke Hand mit den Noten c, e und g der kleinen Oktave an, dann spielt die rechte Hand das c, e und g der eingestrichenen Oktave, es folgt die linke Hand mit den Noten c, e und g der zweigestrichenen Oktave und zum Schluss ist wieder die rechte Hand mit den nächsthöheren c, e und g an der Reihe). Das ganze dann ausgehend von den Noten c und e und d und f und a und d und g und c. So lautet übrigens auch meine Hausaufgabe: diese Wellenmusik langsam bis zum nächsten Montag intus zu haben. Das erfordert zwar einiges an Übung, aber in sechs Tagen kriege ich das sicherlich hin.

Ich bin gespannt, was mich in der nächsten Stunde erwartet.
 

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