Mein restaurierter Blüthner X von 1907

  • Ersteller des Themas SternimMeer
  • Erstellungsdatum

SternimMeer

SternimMeer

Dabei seit
24. Mai 2021
Beiträge
624
Reaktionen
762
Hallo zusammen,

Neu in diesem Forum, möchte ich in meinem ersten Beitrag meinen kürzlich erworbenen Blüthner "X" mit 230cm Länge vorstellen, restauriert von einem Klavierbauer in Sinsheim. Heute wäre das ein Blüthner Modell 2, aber vor 1945 waren es ja die römischen Ziffern in umgekehrter Reihenfolge.

Das Instrument wurde 1907 (Nr. 71867) gebaut und ist eine interessante Kombination mehrerer moderner und klassischer Stilelemente. Zu dieser Zeit wurden ja viele Flügel nach individuellen Wünschen gefertigt, und auch bei meinem Modell ist nicht alles Standard. Leider weiß ich nichts über den ersten Besitzer, er hat sich seinen Traum folgendermaßen erfüllt:

- Ein damals schon seltener gewordenes Gehäuse mit Fischschwanz, also mehrteilig mit zwei Kanten am schmalen Ende
- Das schlichte Notenbrett und am vorderen Ende der Zarge keine geschwungene Kante, sondern gerade endend
- Sehr kräftige, gerade geschnittene Beine, die dem Instrument einen sehr schweren und kräftigen Auftritt geben. Ganz bestimmt nicht jedermanns Geschmack, vielleicht eine Interpretation der damals öfter zu sehenen Elefantenbeine? Vor einiger Zeit wurde hier ein Steinway mit ähnlichen Beinen sehr kritisch diskutiert, das fand ich recht amüsant - offensichtlich hat sich das Auge an zarte Beinchen gewöhnt und ist regelrecht schockiert, wenn ein Instrument breitbeinig daherkommt. Mir gefällt's im Zusammenspiel mit dem Gehäuse.
- Die größte der drei Jubiläumsplatten fürs Auge
- Keine Aliquotsaiten
- Die optional erhältliche Erardmechanik, also keine Patentmechanik

Bei der Restauration konnten die originalen Tasten erhalten bleiben und auch sonst steht der Flügel prächtig da: Sehr voluminöse Bässe, ein helles Singen im Diskant, eher ein gläserner Klang als ein hölzerner (ebenfalls Geschmacksache). Der Polyesterlack ist sicher ein Kompromiss, mir war aber Schellack nicht wichtig.

Ich habe einige Aufnahmen mit dem Smartphone (sorry) hochgeladen, die den Klang recht gut wiedergeben. Da ich nicht nach Noten spiele (ich kann sie nur mit sehr viel Mühe überhaupt lesen), bitte nicht über die Musikauswahl wundern, das ist nur mein Hobby.





An dieser Stelle möchte ich mich für die guten Beiträge hier im Forum bedanken, die mir bei der Beurteilung der zur Auswahl stehenden Instrumente sehr geholfen haben. Insbesondere, nicht auf die Marke zu achten, sondern den individuellen Eindruck des einzelnen Exemplars. Gute Arbeit des Restaurateurs zu würdigen, kritisch mit dem ersten Eindruck umzugehen, das größtmögliche Instrument auszuwählen (zum Glück hatte ich am geplanten Aufstellort kein Platzproblem) und auch darauf zu achten, wie warm ich selbst mit dem Flügel werde.

Frohe Pfingsten und herzliche Grüße,
Uli
 

Anhänge

  • IMG_3913~(1)~(1).jpg
    IMG_3913~(1)~(1).jpg
    1,9 MB · Aufrufe: 95
  • DSC_3165~(1)(1).jpg
    DSC_3165~(1)(1).jpg
    1,3 MB · Aufrufe: 95
  • IMG_3917~(1).jpg
    IMG_3917~(1).jpg
    2 MB · Aufrufe: 121
  • DSC_3164~(1).jpg
    DSC_3164~(1).jpg
    1,5 MB · Aufrufe: 121
  • IMG_3905~(1).jpg
    IMG_3905~(1).jpg
    1,6 MB · Aufrufe: 113
  • IMG_3912~(2).jpg
    IMG_3912~(2).jpg
    2,4 MB · Aufrufe: 98
  • DSC_3157(1).JPG
    DSC_3157(1).JPG
    616,1 KB · Aufrufe: 98
  • IMG_3923(1).JPG
    IMG_3923(1).JPG
    1,4 MB · Aufrufe: 98
Hallo Uli,

herzlich Willkommen im Forum, eine schöne Vorstellung von Dir. Dein Klavierspiel gefällt mir gut, hat nach meinem Empfinden eine schöne Natürlichkeit und Noten werden eh überbewertet;-). Ich wünsche Dir viel Freude und neue Erkenntnisse im Forum und natürlich auch rege Beteiligung von Deiner Seite.

Viele Grüße
Christian
 
Früher Reinhard Mey am Flügel, sehr schön! :coolguy:
 
Hallo Uli,

auch von mir ein herzliches Willkommen und danke für den Beitrag und die schönen Fotos.

Ein Jubiläumsflügel hat es mir letztes Jahr auch angetan, er hat aber Aliquot-Saiten.

Der Klang Deines Flügel gefällt mir und wie gut wäre erst eine Aufnahme mit Kondensatormikrofonen.
:-)

Du schreibst, dass die "originalen Tasten" erhalten geblieben sind. Die Mechanik sieht auf dem Foto aber recht neu aus, wie kann das sein?

Viele Grüße von einer Bechstein-V200*-Besitzerin, die sich noch immer nicht wirklich an die "pummeligen" Beine (des Flügels) gewöhnt hat.

* Baujahr 1904
 
Toller Flügel, bis auf die pummeligen Beine mit der Gussplatte schöner als meiner (aktuelles Modell 2). Bei mir ist der Klang im Diskant auch eher gläsern. Die Hammerköpfe sind neu?
 

Anhänge

  • HebegliedDetail.jpg
    HebegliedDetail.jpg
    261,4 KB · Aufrufe: 28
Danke für Euer liebes Willkommen!
Hallo Uli,

herzlich Willkommen im Forum, eine schöne Vorstellung von Dir. Dein Klavierspiel gefällt mir gut, hat nach meinem Empfinden eine schöne Natürlichkeit und Noten werden eh überbewertet;-). Ich wünsche Dir viel Freude und neue Erkenntnisse im Forum und natürlich auch rege Beteiligung von Deiner Seite.

Viele Grüße
Christian
Danke. Mein Schwerpunkt liegt im Spiel nach Gehör, die betreibe ich seit fast 30 Jahren als Hobby. Natürlich setzt dies der Virtuosität Grenzen. Im Forum gefällt mir der Umgang der Beteiligten sehr und es macht Freude, mitzulesen.
Toller Flügel, bis auf die pummeligen Beine mit der Gussplatte schöner als meiner (aktuelles Modell 2). Bei mir ist der Klang im Diskant auch eher gläsern. Die Hammerköpfe sind neu?
Ja, Hammerköpfe und Filze sind neu. Ein aktueller Blüthner 2 ist bestimmt ein beeindruckendes Instrument. Ich lese mit Begeisterung viel über die verschiedenen Konstruktionsmerkmale und es wäre spannend zu erfahren, was man zwischen dem X und dem 2 verändert hat. Da 1945 alles zerstört war, hat man die Instrumente wahrscheinlich von Grund auf neu konstruiert.
Hallo Uli,

auch von mir ein herzliches Willkommen und danke für den Beitrag und die schönen Fotos.

Ein Jubiläumsflügel hat es mir letztes Jahr auch angetan, er hat aber Aliquot-Saiten.

Der Klang Deines Flügel gefällt mir und wie gut wäre erst eine Aufnahme mit Kondensatormikrofonen.
:-)

Du schreibst, dass die "originalen Tasten" erhalten geblieben sind. Die Mechanik sieht auf dem Foto aber recht neu aus, wie kann das sein?

Viele Grüße von einer Bechstein-V200*-Besitzerin, die sich noch immer nicht wirklich an die "pummeligen" Beine (des Flügels) gewöhnt hat.

* Baujahr 1904
Es gab sogar einen 230er mit Aliquotsaiten und mich würde natürlich interessieren, nach welchen Kriterien ein Kunde 1907 seinen Flügel konfiguriert hat. Gerade bei Blüthner einen großen Flügel mit besonders schönen Pummelbeinen (:006:) zu bestellen und dann kein Aliquot zu wollen kann ja nicht am Preis gelegen haben.

Ich habe schon einiges an Aufnahmetechnik parat (u.a. Gesangsmikrofone), aber kein Pärchen für den Flügel. Muss es dafür unbedingt Neumann sein? Mein Tascam DR-44 freut sich schon.
Da wurden halt die Hebeglieder und Hammerstiele sowie die Hammerköpfe ersetzt.
Die Tasten betrifft dieser Austausch nicht.
Was mich allerdings stutzig gemacht hat ist folgendes etwas grobe, wie frisch aus dem Wald stammende Detail:
Die Filze waren mir bisher nicht negativ aufgefallen, findest Du die Ausführung lieblos?
Herzliche Grüße Uli
 
Zur Diskussion der Mechanik hier noch zwei Bilder.
 

Anhänge

  • DSC_3158~(1).jpg
    DSC_3158~(1).jpg
    1,2 MB · Aufrufe: 29
  • DSC_3155~(1).jpg
    DSC_3155~(1).jpg
    1,8 MB · Aufrufe: 26
Und ein Hammerkopf wurde noch neu eingeleimt.
 

Anhänge

  • DSC_3154~(1).jpg
    DSC_3154~(1).jpg
    1,3 MB · Aufrufe: 23

Danke für den Tipp zu den Mikrofonen. Ich habe tatsächlich ein Paar Oktava Mk 012 erworben und damit zu experimentieren begonnen. Hier zwei Ergebnisse:




Herzliche Grüße, Uli
 
Dein Blüthner kommt mit den Oktavas toll rüber! Ich murkse hier noch mit Behringer C2 rum :konfus:

Toll wenn man sich so ein Träumchen wie den Blüthner erfüllen kann (finanziell und platztechnisch...)

Und wenn kümmern schon Noten wenn man eine offensichtlich angeborene und toll ausgelebte Musikalität besitzt :super:

Gruss vom (immer noch nicht neu befilzten) 1920er Kriebel
 
Danke für das Feedback. Hier ein anderer Versuch mit (etwas zu viel) Hall. Ich betreibe die Mikrofone über ein Yamaha MG10 Mischpult, das gelegentlich zu übertriebenen Spielereien verleitet.

 
Ich betreibe die Mikrofone über ein Yamaha MG10 Mischpult, das gelegentlich zu übertriebenen Spielereien verleitet.
Falls noch die Entscheidung noch aussteht und wenn Du bei Kleinmembran-Kondensatormikrofonen bleiben willst, dann kann ich auch die SE8 empfehlen, speziell im direkten Vergleich zu den Oktava.
Die Entscheidung zwischen diesen Beiden als "Dauerbeziehung" wäre für mich vor allem eine Geschmacksfrage, die Rode wären für mich eher ein tauglicher Einstieg.
https://www.thomann.de/de/se_electronics_se8_stereo_set.htm

Vermutlich werden sich für längere Zeit die wachsende Erfahrung mit den Mikrofonen und mit Aufnahmeverfahren viel stärker auf die klanglichen Ergebnisse auswirken als die erste Entscheidung für die eine oder andere Marke. :001:
https://de.wikipedia.org/wiki/Intensitätsstereofonie#Mikrofonsysteme

Mikros.jpg
Aufnahme: youtube.com/watch?v=SXne-Fd8Cus
 
Zuletzt bearbeitet:
Mein Lieblings-Weihnachtslied - danke für die Einspielung.
:-) :super:

Wo standen denn diesmal die Mikrofone?
 
Ich habe einen Tipp gesehen, möglichst den Klang aufzugreifen, den ein hinter dem Flügel sitzender Pianist wahrnimmt.

Meines Wissens "hören" Ohren aber anders als Mikrofone. Und weil jeder Raum anders ist muss man verschiedene Standorte ausprobieren.

Hast Du das schon mal ausprobiert:

B92_Mikrofone_AB.png

Vor zwei Jahren habe ich das mit mehr Abstand (und mehr Raumklang der bei mir hauptsächlich Hall ist) ausprobiert.

IMG_9228_Mikrofone_AB.JPG
 
Meines Wissens "hören" Ohren aber anders als Mikrofone. Und weil jeder Raum anders ist muss man verschiedene Standorte ausprobieren.

Hast Du das schon mal ausprobiert:

Den Anhang 40906 betrachten

Vor zwei Jahren habe ich das mit mehr Abstand (und mehr Raumklang der bei mir hauptsächlich Hall ist) ausprobiert
Danke - habe ich spontan mal probiert, allerdings näher dran. Da kommt der Glockenklang des Blüthners stärker raus - der ihn von anderen Flügeln abhebt, aber auch etwas speziell ist.
 

Zurück
Top Bottom