Lernmethode von Wei Tsin Fu

  • Ersteller des Themas chrzaszczyk
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Wie er beispielsweise die Etüde C-Dur op. 10,1 von Chopin spielt, muss hier im Forum erst einmal einer oder eine nachmachen,

Nein - weder sollte noch (und schon gar nicht) muss.

den Rest habe ich mir übrigens nicht mehr angehört.

Aber ich.

Das kannste mal sehn, wie weit mans bringen kann, wenn man die
Fingerchen einigermaßen flink bewegt.
Pedalisierung furchtbar, Musikverständnis asymptotisch gegen Null,
Klang mies.
Ich neige nicht zu negativen Urteilen - aber das Gehuber um den Kerl
nervt.

gruß

stephan
 
Jede irgendwie neu geoutete und so oder so engagiert vorgetragene "neue Lernmethode",
ist ein respektabler, aber natürlich zugleich auch ein leicht + berechtigt angreifbarer Versuch,
dasjenige beim Namen zu nennen, was eigentlich kaum beim Namen zu benennen ist + sein wird.
Wir nutzen daher beglückt jede passende Möglichkeit, diese "Versuche" in Grund + Boden zu stampfen.

Spannender und hilfreicher wäre es für uns alle (als Musikliebende+praktizierende) möglicherweise,
die jeweils gute Absicht, den partikularen Ansatz, (an)zuerkennen und die in Worte gefasste Lebenserfahrung herauszufiltern.
(Und das jenseits aller Heilsversprechungen + trotz der mit dem veröffentlichten Buch angekoppelten Vermarktungsstrategie).
 
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Lieber pppetc,

ich bin schon froh, dass es Dich gibt , weil Du so oft kreativ schräg + erfrischend unkonventionell bist.
Könnte es sein - dass Du glücklicherweise obendrein noch vergleichsweise jung bist?
Vollkommen falsch. Sagst Du. Da mag Deine sympathische, lebendige Jugendhaftigkeit durchscheinen.
Ich erwidere: Kein Mensch, der seinen Mund aufmacht, sagt je etwas, was vollkommen falsch ist.
(Es ist ein langer, nicht unbedingt erheiternder Weg, die Grenzen jedweder Selbstgewissheit zu erkennen)
 
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ich hab´s ja schon gesagt und wiederhole es hiermit - pleonastisch.
Du hast es faustdick hinter Deinen Ohren - Respekt + Sympathie.
 
So pppetc, ich habe mir nun die Auswahl der Etüden von Chopin auf diesem Video angehört und bleibe bei meiner Meinung. Was Wei Tsin Fu dort spielt, verdient meine Anerkennung

When it is like this - we have to accept it (Michael Garady)

und Chopin Etüden spielen muss man natürlich nicht, denn sie sind kein Grundbedürfnis, sondern nur eine Zugabe.

soso, watt nit all jibt
 

Ich habe mir die Seite nun auch angesehen. Ein Aushängeschild ist sie nicht gerade - jede Menge Rechtschreibfehler ("Mozert") und unglaubwürdige Behauptungen, die so überragend sind, dass man doch schonmal ausführlicher von dem Herren gehört haben sollte - klingt eher nach einem Kämmerling.

Ich habe mir diese "Rekord-Liste" angesehen Rekorde | International Brain Academy die recht beachtliche Rekorde vorweist, nach ein paar Namen hab ich mal gegoogelt. Ergebnis:

Einen der Schüler kenne ich persönlich (hat mit mir studiert), werde ich mal fragen bei Gelegenheit.
Manche tauchen im Internet gar nicht auf trotz überragender angeblicher Leistungen (mit 8 Jahren alle Mozartsonaten im Konzert?!...). Das ist schon sehr merkwürdig - schon wenn man in Hinterdupfing einen Klavierabend spielt, taucht man über lokale Tageszeitungen im Internet auf!
Manche scheinen tatsächlich recht erfolgreiche Musiker zu sein - nicht immer taucht aber der Name Wei Tsin Fu in der Vita auf.

Manche Aussagen lassen am grundsätzlichen Klavierspielverständnis zweifeln:
"erlernte jedoch erst mit 12 J. das Blattspiel. Anschließend lernte er innerhalb von 2½ Monaten Gershwins Klavierkonzert F-Dur"
Man kann das Blattspielen nicht "erlernen" wie ein Literaturstück, mit schnellem konzertreifen Erarbeiten von selbigen hat es auch nur begrenzt zu tun.

In ein paar Videos hab ich reingeschaut - Konzertzusammenschnitt von angbelichen Klavierkonzerten. Was da gespielt wurde, war schon besser als im durschnitts-Schülervorspiel. Allerdings wäre es natürlich sehr interessant gewesen, mal ein ganzes Konzert zu hören oder besagte 8jährige auch nur eine einzige Mozartsonate spielen zu sehen (von mir aus sogar Sonata Facile).

Ein paar Dinge, die ich merkwürdig finde:
"Hunderte seiner Schüler" Selbst in 10 Jahren (die dort angenommene Zeitspanne) sind hunderte Schüler etwas viele!?
Vor allem, wenn man nebenher noch... "Wei selbst gibt an seiner Akademie 40 Konzerte pro Jahr mit dem gesamten Klavierwerk u.a. von Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Chopin, Brahms."
"2001 Alle 9 Schüler von Wei, die in diesem Jahr Abitur oder Diplom in Informatik, Physik, Chemie, Violine Konzertexamen ablegen" - 2001 sind es also schon nur noch 9. Mir war auch gar nicht bekannt, dass man in Inf. P. und C. ein Konzertexamen machen kann.
"Mehrere 7- und 8-jährige indonesische Schüler spielen Klavierkonzerte von Haydn, Mozart, und Gershwins „Rhapsody in Blue”" mit 8 Jahren Rhapsody in blue erscheint mir doch etwas unwirklich.
"2004 spielte Wei 45 Konzerte, die mehr als 80 Stunden verschiedene Klavierstücke umfassen." ---?!
"Fünf IBA-Schüler geben in Singapur ein Konzert, für dass sie fünf bis dreizehn der weltweit schwersten Stücke aufführen." Ob man es nötig haben muss, solche zweifelhaften, effektheischenden Aussagen zu tätigen?
"Er hat jetzt eine Methode entwickelt, Gruppenunterricht notfalls auch auf dem Keyboard zu erteilen." Ob die das auch im Gruppenunterricht auf dem Keyboard gelernt haben?
"Beginn des Internetunterrichtes ab 17. Oktober 2011
Jede Woche 90 Min. Gruppenunterricht
Jeden Monat 2x 30 Min. Einzelunterricht nach Absprache" - schwer Vorstellbar.

Ein paar seiner angeblichen Schüler scheinen tatsächlich begabt, fleißig, musikalisch und erfolgreich zu sein, was einen durchaus vermuten lässt, dass das Unterrichtskonzept gut sein könnte. Leider wird diese positive Vermutung völlig überschattet von einer unsauberen, schlecht strukturierten, überholten Website mit undurchsichtigem Inhalt, der noch dazu so prahlerisch, unwirklich und teilweise fachlich unlogisch wirkt, dass die Sache äußerst zweifelhaft und trügerisch wirkt. Jemand, der SO guten Unterricht gibt, sollte so etwas nicht nötig haben bzw sich um eine gute Präsentation bemühen; falls diese Behauptungen tatsächlich wahr sind, sollte man dennoch etwas anders damit umgehen, wenn man keinerlei Nachweis hat...
 
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Ja. Amen . So ist- und so sei es.
pppetc leistet auf seine Art ungewöhnlich viel:
Durch seine flapsige Art der Verunsicherung (Sokrates hat´s vorgemacht)
Er stellt dann + wann all unsere liebgewonnenen Sicherheiten in (seine) Frage.
"Du sagst das jetzt mal so einfach . Aber ist es deshalb auch schon wirklich zutreffend?"
Das Elend unserer Zeit ist irgendwie , dass wir alle einerseits stets gern recht haben wollten,
andererseits aber eigentlich kein Aas mehr begreift, was läuft-, wohin, wozu und warum.

pppetc erscheint da auf unserer Bühne als ein veritabler................................................................. "Nihilist"
Und wir da sollten wir hoffen, dass diese rare, kuriose, unkorrumpierbare Spezies ..... niemals aussterben möge
 
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Es ist klar wie Kloßbrühe: Wei Tsin Fu ist ein Blender. Peng, aus. Wie es so viele gibt, die aus Geld- und Egogründen groß rumtönen.

Dennoch warte ich nach wie vor gespannt auf die Ausführungen von Markus - ich dachte, die wären vorgestern schon fast fertig gewesen?

LG,
Hasenbein
 
Weltrekordjagd an den Tasten, die die Welt bedeuten

@ stilblüte #158

Auf der IBA-Rekorde-Seite wird der Leser von Superlativen geradezu erschlagen - man könnte meinen, Gott gesehen zu haben. Einerseits ist der Markt mit Klaviersolisten hoffnungslos übersättigt, andererseits marschieren gehirnhälftenvernetzte Jahrhundertgenies dutzendweise von Weltrekord zu Weltrekord mit spielerischer Leichtigkeit? Daneben muten so unbedeutende Kreaturen wie Rubinstein und Horowitz wie Nichtskönner und Versager an - womöglich hatten diese es irgendwann einmal im Leben nötig zu üben...!

So viele reißerisch aufgemachte Sensationen auf einmal machen spätestens dann misstrauisch, sobald man sich die eher dürftige Präsentation mit vielen optischen und handwerklichen Schwächen auf der Homepage vergegenwärtigt. Derart außergewöhnliche künstlerische Erfolge müssten sich in wirtschaftlicher Hinsicht so bezahlt machen, dass es wenigstens zu einer perfekt gestalteten Internetpräsenz reicht, die vor diesem Hintergrund wirklich erschwinglich wäre. So aber ist die Eigenwerbung nicht seriöser als die kleinformatig gedruckten Jobangebote mit sechsstelligen Verdienstmöglichkeiten per anno, ohne etwas zum Stellenprofil zu sagen - wer soll das denn glauben?

Die Aufzählung sich oftmals wiederholender Werktitel lässt erwarten, dass hier Klavierkonzerte und z.T. hoch virtuose Sololiteratur geradezu am Fließband absolviert werden müssen, ohne dass man vor lauter Rekordtempo allzu tief in Details eindringen könnte - denn nebenbei wird schnell noch das Abitur mit 1+ absolviert. Ein roter Faden beim Aufbau eines schlüssigen Repertoires ist für den Betrachter nicht einmal zu erahnen.

Wenn man sich in Audio- und Videodokumenten mit der Qualität der Interpretationen befasst, so bestätigt sich genau das, was man unter Massenabfertigung von Literatur am Klavier verstehen darf: Über Details wird in großem Umfang hinweg musiziert, Dynamik, Klanggestaltung und Pedalisierung bleiben ungenau und ohne Differenzierung, technische Unzulänglichkeiten und Unsauberkeiten bis hin zu Unmengen falscher Töne... - wo die Darbietungen besser gelingen, wird das Spielniveau der Meisterklassen und der solistischen Ausbildungsgänge unserer Musikhochschulen ganz sicher nicht übertroffen. Seit längerer Zeit wird in diesem Forum kritisch nachgehakt (@ Rolf), um diesen offensichtlichen Widerspruch aufzuklären. Außer ein paar eher marginal bleibenden Ausführungen zu solchen Aspekten wie Charisma und Führungsanspruch (@ markus, @ hasenbein) ist bei der Suche nach plausiblen Antworten kaum etwas Greifbares herausgekommen.

Auch keine Antwort kann eine Antwort sein.

Ich möchte nicht ausschließen, dass die hier diskutierte Methode den Einstieg in einen bislang vollständig unbekannten Notentext und dessen Übertragung auf das Instrument zunächst zu beschleunigen und vielleicht sogar zu erleichtern vermag. Nach diesem eher frühen Stadium der Einstudierung folgt aber die detailorientierte Ausarbeitung und Präzisierung der künstlerischen Gestaltung. Bei den IBA-Dokumenten habe ich den Eindruck, dass ein solches Stadium wirklicher künstlerischer Meisterschaft (wie es für die Podiumsreife vorausgesetzt werden darf) vielfach gar nicht erreicht wird. Das wäre mit dem Blattspiel von Klavierauszügen durch einen Korrepetitor vergleichbar, wo weder die Satzweise (Übertragung des Orchestersatzes auf zwei Systeme) noch der Berufsalltag (geringe Vorbereitungsmöglichkeiten) eine allzu große Verfeinerung der Ausführung unter pianistischen Gesichtspunkten zulassen. Mehrmaliges Spielen vermag die Anzahl falscher Töne zu reduzieren - aber diese Tätigkeit ist ja primär auf den Einstudierungsprozeß ausgerichtet, solange das bei der Aufführung agierende Opernorchester noch nicht zur Verfügung steht. Für die konzertante Präsentation originaler Soloparts für Klavier kommt es aber nicht in Frage, sich gewissermaßen "al fresco" über die Feinheiten hinweg zu musizieren - da bleiben die verfügbaren pianistischen Arbeitsproben viel zu viel schuldig, um rekordverdächtige Leistungsstandards zu setzen, die bei solchen vollmundigen Versprechungen eigentlich erwartet würden. Da drängt sich eher der Vergleich mit dubiosen Wunderheilern auf, die auf ihre große Sammlung von Dankschreiben unzähliger geheilter Patienten verweisen.
 
Ein paar dieser YT-Videos habe ich auch angeschaut. Sie waren ziemlich unerträglich..
Alle spielen in der Regel schwierige Stücke laut und schnell. Musikalische Gestaltung bleibt auf der Strecke. Und damit auch die Ergründung der Schönheit der Werke.

Ich frage mich ernsthaft, wer eigentlich diese Tastensportler hören will?
 
Klappern gehört zum Handwerk...

"Ich frage mich ernsthaft, wer eigentlich diese Tastensportler hören will?" (@ madlon)

Den Künstler drängt es nun mal, sich künstlerisch zu äußern und stolz gelungene Resultate vorzuzeigen - sonst hätte er sich wohl einen anderen Beruf ausgesucht. Wer mit rekordverdächtigen Leistungen wirbt, kann sich ja auch nicht mit leeren Händen vor sein erwartungsfrohes und gespanntes Publikum stellen. Ohne ein gewisses Sendungsbewusstsein und die Auffassung, dass die Welt ohne die eigene künstlerische Genialität überhaupt nicht sein kann, würde man diesen Weg durch das Leben sicherlich nicht wählen.

Spätestens seit DSDS und den zahlreichen Casting-Shows wissen wir, wie viele sich vom Bedürfnis nach Selbstdarstellung vor einem möglichst großen Publikum nicht abbringen lassen, selbst wenn man sich dabei nur lächerlich macht. Auch auf dem Gebiet der sogenannten E-Musik gibt es dieses Phänomen, wenn auch auf einem etwas höheren geistigen Niveau.

Welchen Unterschied gibt es zwischen dem Theoretiker und dem Praktiker? Klar: Der Praktiker weiß nicht, wie's geht - aber es geht. Der Theoretiker weiß immer, wie's geht - aber es geht nicht...!
 
Antworten auf einige Fragen Teil 1:

So, nach ein paar schönen Ostertagen melde ich mich nun zurück
Hier also meine Standpunkte zu einigen eurer Fragen:

"1. warum spielen die Absolventen von Meisterklassen an Musikhochschulen auffallend besser als brain academy Jünger?"

->Also zuerst einmal muss unterschieden werden zwischen "Meisterklassenschüler" und "Jünger". Beide Begriffe sind von sich aus schon qualitativ völlig verschiedene Welten.
Ich kann bei der Frage jedoch sehr gut mitgehen, denn ich habe viele Schüler erlebt, die zwar anspruchsvolle Sachen spielen, aber ihr Spielen klang oft seelenlos. Der Vergleich mit einer Musikhochschule ist jedoch unverhältnismäßig, denn die IBA war keine solche, sondern eine von Wei persönlich ins Leben gerufene private Musikakademie, die eben u.a. Ergebisse Hirnforschung mit einbezog, sowie Wei's eigene Klavier-Philosophie und das mit gutem Erfolg (Erfahrung meinerseits).
Wei hat vorrangig mehr Schüler und weniger Studenten unterrichtet (er unterrichtete oft den ganzen Tag, von 7-20 Uhr, wenn nicht sogar noch mehr; auch über Webcam). Und bei dem Studium ging es vorrangig um das effektive Unterrichten, also Pädagogik! Musikalität war ihm zwar für die Studenten wichtig, jedoch war es kein wesentlicher Bestandteil - hinsichtlich der Spielpraxis jedoch drehte es sich, wenn schon um technische Dinge und schnelles Erfassen des Notentextes, des Stückes, der Komponisten usw. Es ging weniger darum, Konzertpianisten auszubilden (obwohl der eine oder andere mit diesem Ziel bei Wei studierte).
Das ZIEL und die Vision Wei's war eben nicht "perfekte junge Pianisten" am Fließband herzustellen. Er betonte immer, dass er das Musikinstrument als Mittel zum Zweck nutzte - zu dem Zweck der mittels bestimmter Unterrichtstechniken die Entwicklung von IQ, EQ (emotional quotient), Großhirnrinde, Kleinhirn, Rückenmark zu fördern, noch ungenutzte Gehirnbereiche zu aktivieren, was sich sehr begünstigend aufs Leben und Lernen auswirkt. Musik als solche ist da für ihn letztendlich oft Nebensache, weshalb es auch kein Wunder ist, dass einige Schüler nicht besonders musikalisch spielen, denn es war das Bedürfnis danach nicht vordergründig (jedoch weniger für mich, denn mein persönliches Anliegen für meine Schüler ist in erster Linie ihre musikalische Entwicklung). Denn sie spielten dann halt die Rhapsodie in Blue wie ein Kinderstück, weil sie einfach von der inneren Reife noch nicht den Zugang zur tieferen musikalischen Empfindung hatten. Viele (aber nicht alle) brachten ihre Musikalität schon mit. Anderen wiederum verhalf Wei wiederum zu sehr viel Musikalität. Ein ehem. Schüler kam zwölfjährig zu Wei, nachdem er es nach 4 Jahren Klavierunterricht an einer Kreismusikschule zu nichts weiter, als Stücke im Hänschenklein-Stil gebracht hatte, also augenscheinlich völlig unbegabt. Nach 5 Jahren bei Wei konnte er schließlich alle 4 Klavierkonzerte von Rachmaninov, Chopin, Liszt, und das von Grieg, sowie Islamey, Mephistowalzer, einige Chopinetüden uvm. auswendig und heute studiert er (im Alter von 21!) auf Dirigent in Weimar. Ohne Wei's Hilfe hätte er das freilich nicht fertig bekommen.
Worin Wei Profi ist, ist das Beibringen von Fähigkeiten, mit denen die Schüler nach relativ kurzer Zeit (z.B. 2-3 Jahre Klavierunterricht) sich selbstständig schwierigste Literatur selbst erarbeiten können. Vielleicht nicht immer hinsichtlich der Musikalität, jedoch hinsichtlich des schnellen Lernens eines Stücks und schnellem Erfassen des Notenbildes um so mehr.

"2. was ist besonderes daran, wenn Talente in kurzer Zeit irgendwelche Klavierkonzerte lernen? das kann man oft beobachten"

->Wenn man das oft beobachten kann, ist das freilich nichts besonderes ;-)
Was speziell zu Herrn Wei's Methode daran besonders ist, ist der geringe Zeitaufwand, mit dem die Schüler sich die Stücke erarbeiten (1/2h üben pro Tag). Und zwar deshalb, weil Wei diesbezüglich weiß, wo er den Hebel anzusetzen hat, damit z.B. eine schwierige Stelle gut von der Hand geht und es nach seinen Erklärungen im Klavierunterricht auch immer besser ging. "Die Stelle musste jetz halt zwei Stunden täglich üben, damit's klappt" oder solche Dinge hat er nie von sich gegeben, sondern er hat das Problem des Schülers, wie ich es auch sah, durch die Behebung der Ursache nicht selten in ein paar Minuten mit ihm zusammen gelöst und gleichzeitig gezeigt, wie er sie für sich diese Fähigkeiten weiterentwickeln kann. Dies deshalb, weil ein Lehrer, der gelernt hat, nach dieser Methode zu unterrichten, weiß, wo auch die Ursachen in Gehirn und Nervensystem liegen und was zu tun ist, damit der Schüler z.B. die Bewegungsarten mittels anderen Gehirnbereichen macht. Denn das ist das Problem: Wir machen zu viel mit den falschen Hirnbereichen und wenn wir z.B. Bewegungen (also Fingertechnik) mit den dafür günstigeren Gehirnbereichen tun (also andere "Maschinen", wie Wei es formulierte, dafür zu verwenden), geht es viel leichter. Das näher zu erläutern, gänge hier zu weit, bei Bedarf erkläre ich es gern.



3. wie lässt man die Hände normaler 11jähriger Kinder alles wie notiert (ohne Retuschen!) in der Kadenz des Grieg´schen Klavierkonzertes alles greifen?

-> Natürlich setzt das voraus, dass die Hände groß genug sind ;-). Aber es gibt sehr gute Dehnübungen, womit sich die Spannweite vergrößern lässt. Zuerst ist es natürlich wichtig zu wissen, dass ein Muskel, der gedehnt wird, warm sein muss (weiß auch jeder). Aber es ist möglich ein noch effektiveres Dehnen zu erreichen, wenn man die Muskeln und das Nervensystem überlistet: Beim Dehnen geraten Muskeln normalerweise in einen Stresszustand, der bei Übertreibung zu Sehnenschäden führen kann. Durch diesen Stresszustand jedoch bleibt die Streck-Wirkung eher gering. Wenn ich z.B. die Spannweite zwischen Zeige- und Mittelfinger vergrößern will, dann stülpe ich die beiden wie eine Zange auf den Oberschenkel und "greife" damit zu, aber nicht zu stark. Das ganze auch nur für ca. 5 sek., wichtig: dabei einatmen. Beim Ausatmen die Finger völlig entspannen und die Finger leicht durch Druck in Richtung Oberschenkel auseinanderdehnen. Mach das ein paar mal pro Fingerpaar (auch zwischen Daumen und Zeigefinger, bei Daumen und kleinem Finger besser auf einer Tischplatte o.ä.). Wichtig ist eben dabei der erste Teil: Das Anspannen! Denn so verrichtet der Muskel Arbeit und wenn es zum Entspannungszustand kommt (Ausatmen), ist er viel besser durchblutet, erwärmt, und er gerät in keinen Stresszustand. Deshalb sollte man beim Dehnen von Muskeln diese zuerst in die Gegenrichtung anspannen + einatmen und danach dehnen + ausatmen.
Ich habe damit recht gute Erfolge. Vielleicht wollt ihr es ja auch mal probieren...



"Mich interessiert, was genau im Unterricht passiert. Grob Formal - Ort, Ausstattung (Instrument/e), Raum, Dauer, Kosten, Zusatzleistungen wie Klassenvorspiele / Konzerte usw., dann inhaltlich: Was ist der langfristige Leitgedanke des Unterrichts?"

->Also von der Ausstattung her reicht für den Unterricht halt ein Klavier aus. Lehrer und Schüler sollten dabei aber auch nicht fehlen ;-)
Die Kosten für Schüler sind nicht all zu teuer, eigentlich wie an einer normalen Musikschule. Für Konzerte haben wir oft Räumlichkeiten in der Stadt gemietet.
Aber alles auf Euro und Cent anzugeben, wäre nicht angemessen, denn was würde dir denn diese Info nützen?

Den Leitgedanken habe ich schon weitestgehend am Anfang dieses Posts erläutert.

Weiter in Teil 2...
 
Antworten auf einige Fragen, Teil 2:

"Schließlich, wie gliedert sich der Unterricht? Wer spielt und spricht wie viel und wann und mit welchem Inhalt, ist es eher eine Anleitung oder ein Dialog? Und natürlich: Was ist so anders an seiner Vermittlung, Methodik, Didaktik und am Unterrichtsmodell, das den Schüler immer sofort den direkten, richtigen Weg entdecken lässt? (Denn ich denke, viele "schlechte" Schüler, die nicht faul sind, können es nicht nicht, sondern nehmen einfach zu oft die falsche Abzweigung)."

->Es geht um Bedürfnisorientierung, einen statischen Lehrplan gibt es nicht. Jeder Schüler kommt mit anderen Problemen, Fähigkeiten und Wünschen, auf die individuell eingegangen werden muss. Diese Dinge längerfristig zu planen, würde wenig nützen. Es ist eine Anleitung im Dialog, das kann ich schon mal sagen ;-). Es läuft aber von diesen Dingen her nicht anders als anderer Klavierunterricht. Es ist an sich nichts extravagantes, nur sind die Dinge, die wir den Schülern beibringen, sehr wirksam und in erster Linie sind wir bestrebt, die Probleme der Schüler innerhalb der Unterrichtsstunde zu lösen, damit der Schüler sich nicht allein zu Hause damit plagen muss.
Unsere Auffassung ist: sind die Schüler schlecht, oder können sie etwas nicht, ist der Lehrer immer zu einem Teil, wenn nicht sogar ganz dafür verantwortlich. Das habe ich selbst auch am eigenen Leib erfahren: ich hatte vor Herrn Wei vier verschiedene Klavierlehrer und ich habe mich bei jedem völlig unterschiedlich begabt gefühlt. D.h. der eine konnte mir bei der Lösung meiner Probleme besser helfen, der andere sagte mir, dass die Probleme einfach durch Üben gelöst werden, und je schneller das Problem sich löst, desto begabter sei man.
Ein guter Lehrer kann eben auch einem augenscheinlich unbegabten, aber willigen Schüler eine Menge beibringen, und zwar deshalb, weil er versteht, was dem Schüler fehlt und was er braucht (seien es Technikanweisungen, Bewegungsarten, Übungsstücke, Denkweisen, Tricks usw.)
Wir lernen mit dem Gehirn und deshalb ist es für einen Lehrer zwingend notwendig, zu wissen, wie dieses funktioniert. Würde ich dieses Wissen verwerfen und wieder wie einst nach gut dünken drauf los unterrichten, hätte ich ein schlechtes Gewissen meinem Schülern gegenüber, weil ich gar nicht wüsste, was sich bei ihnen hinter den Kulissen abspielt und vor allem WARUM der Schüler etwas nicht kann und WO ich konkret ansetzen kann. Es wäre wie der Versuch, mit geschlossenen Augen Auto zu fahren.
Konkreter auf diese Frage einzugehen ist für mich eigentlich nur möglich, wenn praktische Anwendungen/Probleme bei Stücken zu erklären sind.


"1. warum finden sich in keinem Physikbuch die von Herrn Wei Tsin Fu alias Yonathan Goenawan entdeckten Naturgestze? ...und warum blieb der Nobelpreis bisher aus?"

->Tja, keine Ahnung... ich habe ihn noch nie davon sprechen hören, dass er ein physikalisches Naturgesetz entdeckt hätte...

"2. an welcher medizinischen Fakultät lehrt Herr Wei Tsin Fu alias Yonathan Goenawan Neorowissenschaften? ...er äußert sich ja angeblich gewinnbringend zu dieser vorwiegend wisenschaftlich-medizinischen Disziplin..."

-> Wenn sich jemand gewinnbringend zur Neurowissenschaft äußert, sprich, von deren Ergebnissen, egal in welcher Hinsicht, profitiert hat, dann muss er noch lange nicht an einer Fakultät lehren. Wei hat eigenen Angaben nach ca. 30 Jahre mit einigen Gehirnforschern zusammengearbeitet, um die Methode zu entwickeln (z.B. Prof. Bierbaumer an der Uni Tübingen und Prof. Altenmüller in Hannover, der in den Neurowissenschaften zur Musik führend ist).
3. warum ist der Autor von "Schneemanns Traum" nicht der Entdecker Herr Wei Tsin Fu alias Yonathan Goenawan?

-> Der Autor des Schneemanns-Traum ist Brett Youens, der einige Jahre bei studierte und dann mit ihm zusammen an diesem Buch arbeitete. Wenn du mal in dieses Lernheft reinschaust, dann wirst du sehen, dass die meisten Stücke darin von Herrn Wei sind.
Aber warum Herr Wei das nicht allein konzipiert hat, habe ich keine Ahnung.

4. trotz der durchaus von unfreiwilliger Komik nicht freien Thematik von Frage 1-3 geht es ja ums Klavierspielen - warum sind die Absolventen der "Hirnakademie" deutlich schlechter als die Absolventen einer herkömmlichen Musikhochschule?

-> Habe ich schon weiter oben in diesem Post erläutert. Aber wo habt ihr Absolventen der IBA spielen hören? (ich meine KEINE Schüler, sondern Studenten!) Hättest da jemand Quellen, z.B. Videos?

5. was ist am Notenlesen so schwer, dass man ein Tamtam drum machen muss?

-> Herr Wei hat nie ein Tamtam darum gemacht und er hat vor Allem noch nie gemeint, dass Notenlesen jemals schwer sei. Wer es gut kann, dann ist das doch OK. Aber es geht auch hier wieder nicht um eine pauschalisierte Betrachtung, sondern um eine individuelle: Manche Schüler tun oft schwer mit dem Notenlesen, wenn sie z.B. von einem Lehrer kommen, der nicht nach dieser Methode unterrichtet (habe ich selbst oft genug an meinen eigenen Schülern erfahren). Es geht auch nicht ums Notenlesen allgemein, sondern um schnelles Blattspiel.
Während einer Vorlesung sagte Herr Wei zu mir, ich solle einmal zum Notenregal gehen und ein Stück meiner Wahl herausholen. Ich hatte Chopins 2. Klavierkonzert gewählt. Dann meinte er, ich solle das Heft bei einer Stelle meiner Wahl aufschlagen, was ich dann tat. Ich suchte keckerweise eine Stelle mit besonders vielen Vorzeichen und hoher Notendichte heraus und stellte das Heft ihm vor die Nase auf den Flügel. Er fragte: "Kann's losgehen?" Wir Studenten stimmten zu. Mit einem Mal fing er an, in vollem Tempo diese Stelle vom Blatt zu spielen. So weit so gut. Jetzt kommt aber der Clou: "Hat von euch niemand etwas gemerkt?" fragte Herr Wei. Wir Studenten schauten uns einander nur fragend an. "Ich habe alles einen halben Ton höher gespielt, wie es dasteht! Das könnt ihr bald auch."
Diese kleine Begebenheit nur, um zu zeigen, wie es Herr Wei zum Notenlesen/Blattspielen hält. Je besser du Blattspielen kannst, desto schneller kannst du dir Stücke rein vom Notentext her erarbeiten.
Einige seiner Schüler haben es auch geschafft, so vom Blatt spielen zu können (z.B. derjenige, der zur Zeit in Weimar im Alter von 21Jahren auf Dirigent studiert).

"6. kommt man sich nicht selber lächerlich und unglaubwürdig vor, wenn man mit Hirn-Blabla den gutgläubigen Leuten vormacht, man könne hirnblamäßig ohne Mühe und ohne Aufwand schneller und besser lernen?"

-> Jetzt mal ehrlich, frecher, ungehobelter und vorwurfsvoller kann man das fast gar nicht mehr formulieren. Und selbst wenn, dann wäre es mir doch nicht Wert hier Zeit zu investieren, um euch Fragen zu dieser Methode beantworten, wenn es Lug und Trug wäre, ist doch logisch, oder?
Geschweige denn hätte ich Moment länger bei Herrn Wei studiert.
Soll das etwa eine Infragestellung der gesamten auf Neurowissenschaften basierten Lehrmethoden sein?
Ist dir es nicht selbst peinlich genug, wenn du deinen Schülern irgendwelche Sachen erzählst, die dir halt gerade einfallen und die du halt beibringst, weil man es dir beigebracht so hat, ohne zu hinterfragen, ob es überhaupt effektiv ist???
Mir ist an Herrn Wei's Methode nichts peinlich, und zwar schon deshalb, weil es bei mir nur Frucht gebracht hat. Zudem hat diese Methode, selbst wenn sie für den einen oder anderen auf den ersten Blick Mängel vorweist, ein riesiges Potential, wenn man sich darauf einlässt und vor Allem sie weiterentwickelt (z.B. hinsichtlich der Musikalität)


Weiter in Teil 3...
 
Antworten auf einige Fragen, Teil 3:

"Wei Tsin Fu ist bzw. war nicht zufällig bei Scientology, oder? Die reden ja auch gerne ganz ähnliches Hirn-Blabla... "

-> Nein. Mit so was hat er absolut nichts am Hut. Und vor allem verlangt er fast nix, wobei die Scientology-Sekte jede Menge Geld ihren Anhängern abnimmt, dass es schon fast kriminell ist.



"Man kann das Blattspielen nicht "erlernen" wie ein Literaturstück, mit schnellem konzertreifen Erarbeiten von selbigen hat es auch nur begrenzt zu tun."

-> Vielleicht nicht wie ein Literaturstück, aber erlernbar ist es schon!
In erster Linie ist entscheidend, ob du mit dem Vorderkopf, oder Hinterkopf Notenliest. Im Klartext: Der vordere Bereich der linken Gehirnhälfte liest jede Note einzeln, was natürlich sehr hinderlich am Blattspielen ist, genauso, wie du nicht Buchstaben, sondern ganze Worte liest. Um Blattspielen zu können, muss man dem Schüler beibringen, den Hinterkopf der linken Gehirnhälfte zu benutzen, also alles in Gruppen zu lesen. Und genau DORT setzt der Schneemann an! Wir bringen den Schülern nicht in erster Linie bei, wie die Noten heißen, sondern, wie man sie vom Bildhaften verstehen her auf dem Instrument umsetzt. Bildhafte Assotiationen werden vom Gehirn um einiges schneller umgesetzt, als einzelne Namen oder Bezeichnungen, die dann gemeinsam eine Logik ergeben.
Und vor allem versteht ein 5-jähriges Kind noch keine Notennahmen und es hat, wenn doch, dann eine Menge Mühe damit, weil diese Namen (in Form von Buchstaben) keinen direkten Bezug zu der eigentlichen Bedeutung der Noten haben. Einen Dreiklang jedoch als Schneemann zu erklären, ist für das Kind völlig unproblematisch und es wird dies in 3 Sekunden verstanden haben, weil hier nun Begriffe und Bilder verwendet werden, die das Kind schon kennt. Du erklärst ja deinem Kind, wenn es beginnt die Welt zu erkunden auch nicht heute die Nase, morgen den Mund, dann die Augen, Ohren Haare usw. und nach einer Woche erklärst du ihm dann abschließend "und das ganze ist deine Mama". So was macht kein Mensch! Du erklärst "das ist eine Katze" und fängst nicht beim Schwanz oder Schnurrhaaren an zu erklären. Aber so unterrichten manche Klavierlehrer ihren Schülern Noten und da ist es kein Wunder, wenn viele sich mit dem Entziffern der Noten schwer tun (ganz abgesehen vom Blattspiel). Das Gehirn lernt, egal in welchem Alter, am besten ganzheitlich und bildlich, um danach mehr in Detail zu gehen. Es ist sogar so, dass wir den Schülern das erste Jahr nur beibringen, wo C ist, und dann bringen wir eben die ganzen Sachen wie Schneemann (c-e-g), Raupe (c-e-g-h), Schneemann mit Skateboard (h-c-e-g) oder Hut (c-e-g-a) usw.... bei. Erst nach dem halben Jahr, wenn der Schüler Noten einigermaßen auf diese Weise lesen kann und Kreuze und B's versteht, dann bringen wir die Notennamen bei. Und keiner der Schüler hat dann damit ein Problem! Im Gegenteil: Die besten lernen für Elise nach 5 Monaten, ohne zu wissen, wie die Noten heißen, ganz ohne Probleme. Und zwar deshalb, weil es nicht auf die Namen der Noten ankommt, sondern auf die Logik, die dahinter steht, welche bildhaft und teilweise subtil vermittelt wird.



"Ein paar Dinge, die ich merkwürdig finde:
"Hunderte seiner Schüler" Selbst in 10 Jahren (die dort angenommene Zeitspanne) sind hunderte Schüler etwas viele!?"

-> Herr Wei unterrichtete die letzten Jahre oft um die 13 Stunden am Tag, jeden Schüler 1/2h, also 26 pro Tag, also 26x5=130 Schüler pro Woche, aber er unterrichtete auch am Wochenende, eingeschlossen Gruppenunterricht und Vorlesung.
 

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