Lernmethode von Wei Tsin Fu

  • Ersteller des Themas chrzaszczyk
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Moin

Du erklärst "das ist eine Katze" und fängst nicht beim Schwanz oder Schnurrhaaren an zu erklären.


Mal abgesehn davon, daß Du damit nichts erklärst, sondern benennst - also
davon mal abgesehn: Da Du soviel über Herrn Wei schreiben kannst, scheinst
Du ihn gut zu kennen. Bevor wir nun in eine sachliche Diskussion einsteigen,
möchte ich von Dir eine Erklärung bezüglich der Vorwürfe, wegen derer er sich
in U-Haft befindet. Ich möchte wissen, ob Du darüber etwas weißt, wenn ja,
was, und was Du dazu zu sagen hast.

gruß

stephan
 
Schneemannsmethode aus meiner Erfahrung, Teil 1 von 4

Hallo Chiarina,

hier also die Antwort auf deine Fragen. ist ein sehr langes Mail geworden, hoffe ich bin nicht zu oberflächlich geblieben und dass es da etwas "Fleisch" drin hat. Deine Kommtare und Fragen, auf die ich antworte, sind in ..... ..... eingefasst.
Leider musst ich das mail aufsplitten, diese Forum erlaubt keine grossen Posts leider.

...Kinderlieder oder\ andere Lieder lernt man im Übrigen schon in der ersten Stunde....

Also man muss jetzt drandenken, dass ich ein blutiger Anfänger war, NULL Erfahrung vorher.
Und bei mir ging das Studium der Kinderlieder wohl so lange, weil ich es einfach nicht gerafft hab und Mühe beim lernen hatte. Mit 34 Klavier anfangen zu lernen ist sicher ein Handicap, mit dem ich etwas alleine bin. Entweder lernt man das als Kind, oder gar nicht mehr. Ist ja auch peinlich, wenn man als Erwachsener sich noch wie ein dummes Kind fühlt beim Klavierlernen. MIr was das egal, ich biss mich da durch, da ich eh bereit war, es so oder so zu lernen.
Und was ich übriges mit Kinderliedern meine sind alle Lieder, die keine Polyphonität von mehr als 3 Noten zur gleichen Zeit erreichen (also 2 linke hand, 1 rechte Hand)

....1. seit Jahren wird zu Werbezwecken immer wieder dasselbe Video verlinkt, was auch du hier verlinkt hast. Mir ist vollkommen unbegreiflich, dass es nicht mittlerweile sehr viel mehr Videos gibt, gern auch aus den USA. Gerade wenn man eine umstrittene Methode etablieren will, ist doch zur Beweisführung und Argumentation Transparenz unumgänglich! Ist dies euch nicht wichtig???.....

Das hat einen guten Grund: Wei Tsin Fu hat scheinbar was Marketing anbetrifft leider keine spezielle Begabung. Ein Konzept erfinden und es dann vermarkten und an die Leute bringen sind zweierlei Dinge. Die Geschichte ist voll von Leuten, die brilliantes erfunden haben, aber dann unbekannt blieben, wo dann jemand anders ein teilweise minderwertigeres Konzept oder Produkt gut beworben hat und riesigen Erfolg damit hatte.
Mir ist das aufgefallen, wie die Webseite aufgemacht ist. Nicht wirklich so ideal und man müsste viel mehr Videos und solche Dinge finden, aber die müsste halt jemand machen. Und da scheint es niemanden zu geben, der gut presentieren kann. Und das Konzept hat eben wie gesagt in Europa bisher sehr starken Gegenwind, zu brilliant und zu gut scheint es, "kann ja gar nicht sein."
Und da kann sich ja jeder selber ne Meinung bilden, aber die kann man sich nicht bilden in dem man ein Schnupperwochenende besucht oder einmal die Lehrmittel anschaut. Die Methode geht tiefer. Mir hat es sehr geholfen, mit Brett Youens, dem Author der Lehrmittel und einem ehemaligen Schüler von Wei Tsin Fu zu lernen. Durch ihn habe ich die Methode erfahren können und ich verstehe sie bisher nicht in letzter Konsequenz, aber werde das früher oder später alles verstehen. Magisch ist daran nichts, sie funktioniert einfach sehr mit dem Gehirn und nicht dagegen. Und aktiviert sozusagen alle Kolben. Und das Gehirn ist ein sehr sehr mächtiger Supercomputer. Klavierlernen ist nicht so was schwieriges, wenn man bedenkenkt wie gigantisch komplex Fortpflanzung und Verdauung sind. Aber dazu mehr später.

......Aus dem gleichen Grund kritisiere ich auch, dass man über diese "Methode" nur etwas erfahren kann, wenn man das Geld für ein Studium hinblättert. Ich hatte aus Interesse mal in Tübingen angefragt, ob ich dort einmal zuhören könne oder ob es Wochenendkurse oder Fortbildungen gibt. Mir wurde geantwortet, dass es so etwas nicht gibt und ich das zweijährige (wenn ich es recht in Erinnerung habe) Studium absolvieren müsse. Nun, bisher haben alle berühmten Klavierpädagogen ihr Wissen freigebig mit allen geteilt und (trotzdem) Geld damit verdient. Wenn jemand, der sich beschwert, dass seine Methode mit erheblicher Skepsis betrachtet wird, diese Methode derart unzugänglich macht, dass es einer Sekte ähnelt, braucht sich doch nicht zu wundern...... .

Das verstehe ich total. Wie gesagt, die Webseite ist nicht ideal. Ich bin auch kein Genie wenn es um Presentation geht, ich weiss dass wenn es um Webdesign geht ich nicht so der Hirsch bin, aber ich ERKENNE das, und würde deshalb jemand anders meine Webseite bauen lassen. Nicht jeder kann so seine Schwächen erkennen und Presentation scheint mir nicht eine Stärke von Wei Tsin Fu zu sein, dafür danke ich ihm für die Methode, weil ich sie als brilliant erachte und ihm viel schulde. Falls ich je Konzerte geben sollte und meinen internen Melodien ausdruck verleihen kann und endlich mit dem Klavier Frieden schliessen kann, dann verdanke ich ihm das und auch Brett Youens. Es war bisher ne mega Hass-Liebe mit dem Instrument und es kommt immer mehr Liebe rein, umso mehr ich mich entwickeln kann. Ich hab durch den Schneemannstraum ne zweite Chance gekriegt, weil klassisch zu lernen und jeden Tag ne Stunde üben und dann dennoch 10 Jahre brauchen? Nein danke, da hätte ich aufgeben müssen. Und vielleicht fehlt euch da die Perspektive, wie das ist mit 34 als blutiger Anfänger anzufangen. Ihr habt sicher alle als junge Kinder angefangen und da ist das noch etwas viel einfacher.
Nun grad ein Studium mache müssen, das macht keinen Sinn, klar. Am besten merkt man die Methode wenn man einzelne Stunden nimmt, wobei man auch offen sein muss gegenüber was neuem. Und nicht überkritisch ist. Kritisch ist immer gut, aber man sollte etwas neuem ne Chance geben, sie fair analysieren und sie nicht grad als Mumpiz abtun.
Von Rolf z.B. kriege ich ein Gefühl von Feindseligkeit, als ob ihn der Schneemansstraum stört und an-ätzt, aus irgend einem Grund.
 
.....2. Des Weiteren wundere ich mich, dass (zu Werbezwecken???) immer wieder die gleichen Slogans bemüht werden. Leider auch die gleichen Stücke!....

Ja, das stimmt. Und wieder wie gesagt, bisher hat anscheinend der Schneemannstraum noch keinen Mensch gefunden, der ihn auch gut presentieren kann oder erklären was es genau ist und das Werbewirksam machen kann. Da ich etwas ein Flair für Marketing habe, habe ich mich schon gefragt, ob er mich deshalb gefunden hab und ich ihn.

Und denke, Marketing und gutes Verkaufen können ist ja auch nicht ne typische Fähigkeit die ein Musiker hat. Ich habe in meinem Blog (in Englisch aber) schon drüber geredet, etwas wie die Methode funktioniert. Ich wohne jetzt in den USA und mache viele Dinge nur noch in Englisch, da ich keine Zeit hab, alles zu übersetzen.

.....Nach ein paar Stunden Elise plus Bach's C-Dur-Präludium, später Rhapsody in blue, Rachmaninov's Klavierkonzerte - überall das Gleiche. Von individueller Konzeption weit und breit keine Spur. Ehrlich - wer weiß, welche unendliche Vielfalt ausgerechnet die Klavierliteratur bietet, kann überhaupt nicht verstehen, warum immer (nur!) diese Stücke erwähnt und vermutlich auch gespielt werden....

Soweit ich weiss gefallen diese Stücke Wei Tsin Fu speziell, nehme an dass sie deshalb immer herangezogen werden und Rachmaninov kannte ich vorher nicht mal, aber wie man hört, eben etwas des schwersten was man spielen kann. Mir persönlich gefällt Rachmaninov überhaupt nicht, aber das ist wohl auch Geschmackssache.

Mir ging es mit Brett Youens so dass wir alles mögliche spielten und auch viele Stücke die von ihm selber geschrieben wurden, echt spannend. Ich arbeite mich mit ihm auch in Ragtime rein, da ich das total genial finde. Joplin ist noch etwas aus meiner Reichweite, aber wir arbeiten dran.

.....Weiter scheint ein Ziel zu sein, dass die Schüler möglichst schnell diese Stücke lernen. Rachmaninov in einem Jahr.................................., so steht's doch überall. Mir rollen sich da sämtliche Zehennägel hoch, denn es geht doch darum, ein Verständnis von Musik zu erlangen und dieses pianistisch umzusetzen. Wir sind doch nicht in einem olympischen Wettkampf! Wieso wird nicht mit der künstlerischen Qualität argumentiert, wieso geht es nicht darum, WIE man etwas spielt?....

Das weiss ich nicht, aber das hat halt jeder anders, denke dass ist für Wei Tsin Fu wohl etwas, das die brillianz seiner Schüler unterstreicht. Ihc muss sagen, dass ich Bauklötze gestaunt hab, wie ein 12 Jähriger spielen kann, total unglaublich und unmöglich eigentlich. Nur eben, bei mir war das ja auch so. Ich spiele ja nohc nicht Rachmaninov, aber mein eigenes Lied, das lässt sich hören und ich bin überzeugt, dass ich das meiner ehemaligen Klavierlehrerin in der Schweiz zeigen könnte und sie fragen, ob sie den Komponist kennt und die würde das verneinen. Und, hier kommt der springende Punkt, NIEMALS je nur im leisesten die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass ICH das komponiert hab. Das wäre für sie total unmöglich, da sie mich in den 2 Jahren ja einen Fortschritt machen sehen hat, der dazu führen würde, dass ich so ein Lied, von solcher Komplexität erst nach 8 Jahren hätte schreiben können. Und, da hat sie recht. Wenn ich nämlich mit dem Tempo und der Methode weiterlernert hätte, wäre das so geworden.
Und ich war übrigens erstaunt, als ich Ende 2010 anfing das zu schreiben, total verblüft, weil ich das nie erwartet hätte, nicht so früh.
Schade dass ich das noch nicht mal sauber aufnehmen konnte, ich bin mich nicht gewöhnt vor Leuten (oder vor Aufnahmen) zu spielen und zerhaue das Stück jedesmal oder hab Fehler drin, die mich mega stören. Sonst könntet ihr das mal auf Youtube anhören. Ich sehe mich übrigens nicht als Musiker, da ich ein ganz anderer Werdegang hab als der typische Klavierspieler. Das kann man sicher auch an der Terminologie sehen die ich nutze um Dinge zu berschreiben.

.....3. Die pianistische Qualität der Schüler ist oft außerordentlich schlecht. Es fehlt an Klangsinn und der damit verbundenen Technik, jedenfalls in vielen Videos, die ich bisher von Wei Tsin Fu's Schülern gesehen habe. Und es verwundert mich nicht, denn auf dem schnellsten Weg zum Rachmaninov-Konzert werden halt viele Schätze nicht beachtet. Man will ja schleunigst zum Olymp, was soll da ein Mozart-Menuett oder Bartok oder Schubert oder Bach's Notenbüchlein, bei denen man Musik wirklich verstehen lernt....

Das kann schon sein. Denke wenn man darauf aus ist, die Lieder so schnell wie möglich spielen zu können, dann kann das passieren. Ich hab bisher nicht das Gefühl gekriegt, dass mein meine Schulung oberflächlich ist. Wir zerlegen auf jedenfall Lieder in ihre Bestandteile und im Schneemann gibt es immer 3 Arten Konzepte zu erfahren:
1. Auswendiglernen mit der rechten Gehirnhälfte (den klang speichern und auswendiglernen, wie er gespielt wird, durch Reptition)
2. Logisch erfahren mit der linken, also verstehen, warum ein Moll Akkord ein Moll akkord ist und ein Dur ein Dur. Da gibt es viele Eselleitern, die recht gut funktionieren: eine davon: quinte spielen mit der rechten Hand. linke hand greift die nächst inneren Tasten, dann rutscht sie nochmals eine taste je ins Innere, dann sieht man: die beiden Tasten die übrigbleiben, das sind Moll (unten) und dur (oben)
3. Eine Kindergeschichte, die es sofort plastisch macht, warum es so ist: Ein hase hat 2 Ohren, also die Hasenhand (mache ein Victory Sign), und Quinten spielt man mit der Krokodilhand (das sieht aus wie ein Krokodil das den Mund aufreisst, die drei inneren Finger (ungebraucht bei der Quinte) sind die Zähne. Dur ist wenn ein Hase (2 Finger, also 2 Tasten) auf einem Krokodil reitet (drei Zähne, also drei tasten), das ist häppy und glücklich. Wenn ich einen Akkord spiele, dann sehe ich vom mittleren Finger gesehen unten 3 tasten (Krokodil) und oben 2 Tasten (Hase). So weiss ich dass es Dur ist. Dann fällt der Hase runter und das Krokodil spring auf ihn.
Traurig, der Hase ist futsch, Krokodil oben (drei tasten), Hase unten (2 Tasten), traurig, ergo Moll.
Das tönt vielleicht banal, aber durch die 3 Arten geht das rein in den Kopf, es ist ein echtes Vergnügen.
ich hatte imemr das Gefühl bisher, dass vorallem bei typischen nicht-Musiker (also Leute die kein spezielles Talent für Musik haben, im klassischen Sinn oder als Kind nicht früh in die Musik eingefühlt werden (oder von den Eltern angetrieben) Probleme mit abstrakten Konzepten haben, also Dingen die man sich vorstellen können muss, die in der realen Welt keinen Equivalent haben.
Und einfach auswendig lernen "das ist ein Dur akkord, der sieht so aus", hat für mich vorher keinen Sinn gemacht.
Im Schneemann zählt man auf das Gehirn des Lernenden und lässt es für sich arbeiten, kann er das selber rausfinden? Welche der 3 Methoden funktionieren für ihn am besten?
 
Teil 3 von 4

........Du siehst, lieber Markus, ich habe mich durchaus schon mit dieser Methode befasst, habe hier im Schrank den "Schneemann" liegen und auch mal einen zweistündigen Kurs besucht, bei dem Wei Tsin Fu sein Konzept ansatzweise vorstellte......

Ich auch, ich war vielleicht sogar am gleichen Kurs wie du. Aber ich muss zugeben, dass nach dem Kurs ich nur wusste "aha, scheint kein Beschiss zu sein", da ich ne Fähigkeit hab, Bullshit und Beschiss gut entlarven zu können. Gewisse Leute bezeichnen mich sogar als total miespeterisch, wenn ich jemandem vorrechne, wie bescheuert und ein Zeichen von tiefsten IQ es ist bei der Lotterie mitzuspielen, dass man in der Wahrscheinlichkeitsrechnung gefehlt haben muss. Oder wenn ich sehe, dass Leute an einem neuen Konzept fiebern, dass jemanden sofort reich machen soll. Und ich dann bissig frage: "aha, und wer profitiert am aller meisten dran wenn du nun dieses Buch kaufst? Musst du erfolgreich sein, damit der Author auch sein Geld kriegt? Nein? Der kriegt also sein Geld auch, wenn er das Buch mit der HOffnung verkauft, du es aber dann doch nie schaffst. " Oder wer beinflusst dich da? Ne firma? Haben die einen Nutzen davon, wenn du das tust was sie wollen? Aha, dann machen sie das sicher nicht aus herzensliebe, sondern weil sie Kohle machen wollen.
Und konkret: Ein Investment berater, wird der nur bezahlt, wenn deine Aktien hochgehen? Oder kriegt der seine Kommission so oder so? Na dann ist es ihm doch auch egal, wie gut es deinen Aktien gehen oder? Bzw. er will vielleicht sogar dass du kaufst und verkaufst, weil er Kommission macht damit und so hat er dann einen Interessenkonflikt mit dir: was er verdient, geht dir ab.
Ich habe aber auch eine Gabe dafür, Dinge zu erkennen die brilliant und genial sind und suche die überall, auf allen Gebieten und leider leider ist es selten die zu finden. Aber manchmal finde ich die. Ich bin deshalb auch ausgewandert, da neue Ideen und Erfindungen was Informatik betrifft (mein Berufsfeld) fast alle aus den USA kommen. Ich arbeite hier in Silicon Valley, nicht weit von San Francisco entfernt.
Nach dem Schnupperkurs mit Herrn Wei wusste ich aber noch nicht genügend, um jedne Zweifel ausschliessen zu können. Und so nahm ich Stunden bei Brett Youens. die ich auch heute noch über über die Webcam mit Skype hab (auch wohl ne Pionierleistung, vorallem vor 3 Jahren). Das ist nicht in jedem Fall ideal, aber die einzige Möglichkeit die halbe Welt zu überbrücken, die uns geographisch trennt.
Und nur durch seinen Unterricht konnte ich sehen, wie gut die Methode war und wie sie auf mich wirkte. Und das Stück für Stück. Brett's Unterrichtspreise sind in der Norm und ich musste nicht grad 40 Stunden oder so bei ihm kaufen, also keine typischen Merkmale eines Schneeball systems oder eines Beschisssystems, wo man abgezockt wird.

.......Gute Methodiker haben meiner Meinung nach nichts zu verbergen, sind auf Austausch aus. Ein Beispiel dafür ist die Violinpädagogin Sheila Nelson, die sehr innovative Konzepte entwickelt hat: Sheila Nelson: Biography.....

Es gibt Leute, denen steht das reden und presentieren und auch das "Leuten ne Methode oder ein Konzept näher bringen". Mir liegt das, ich schreibe hier das alles was auch beträchtlich Zeit braucht. Und davon kriege ich ja nix, bis auf das, dass ihr die Methode vielleicht etwas besser versteht und sie selber für irgendwas einsetzen könnt. Das Potential ist halt, dass JEDER Klavierlernen kann und gut spielen lernen kann, auch Leute die es mit der klassischen Methode nicht schaffen können. Und ich treffe immer wiedermal Leute, die davon erzählen, wie sie es aufgegeben haben und den traum schon vor vielen vielen Jahren beerdigt haben.
Man muss aber klar sehen: andere Menschen denen ist das zu blöd, die sagen "ich gratis Rezension schreiben? Ellenlang das erklären? Nee, da habe ich besseres zu tun". Denen widerstrebt ne Presentation zu machen, zu verkaufen, oder Dinge Menschen näher zu bringen. Oder als Lehrer tätig zu sein. Ich finde das spannend, mein Vater war lehrer und ich fand es immer spannend, wenn ihc jemand etwas beibringen konnte, der das dann unabhängig von mir konnte und dann irgendwas anderes damit machte, ich jemand zu etwas befähigen konnte.

......Die mangelnde Transparenz der Methode "Schneemann" passt eben leider auch zu den dunklen und undurchsichtigen Vorgängen, wegen denen Wei Tsin Fu nun schon lange(!) in Untersuchungshaft sitzt. Da braucht man sich nun auch wieder nicht zu wundern, wenn die Parallelität angesprochen wird.....

Das wirkt leider so, und ich verstehe deine Kritik gut und kann sie nachempfinden. Ich würde wohl auch so denken, nur bohre ich da immer nach und hab durch gute Menschenkentniss gelernt, dass Menschen ganz eigenwillige Kreaturen sein können und Fähigkeiten und Schwächen ganz verschieden ist. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das ist, wenn man Lampenfieber hat, vor hunderten von Leuten zu reden, weil mit das so leicht von den Lippen geht. Auf die anderen Seite hasse ich Papierkrieg wie die Pest und Formulate ausfüllen tötet mich regelrecht, obwohl ich mit Computern Dinge mache, die andere nicht mal verstehen und viele male so komplex sind.
Herr Wei kam mir eher wie jemand vor, der weniger extrovertiert ist, eher introvertiert und da presentiert man nicht so gerne. Oder bringt seine Methode unter die Leute. Da ist halt jeder anders und denke das viele brilliante Konzepte so vielleicht nie irgendwohin kamen. Wenn Einstein nie Hilfe gehabt hätte, jemand der Dinge publik machte, ich bezweifle dass wir je von der Relativitätstheorie gehört hätten. Wenn er alleine im Kämmerchen das gemacht hätte, das wäre vielleicht nie publiziert worden, ohne dass jemand gesagt hätte "der Mann ist brilliant, der braucht ein grösseres Forum"
Einstein trug nachgewiesenermasse fast nie Socken, auch zum Smoking nicht ;-)
Also auch niemand der ein geborener Presentator ist. Er hatte aber einen guten Sinn von trockenen Humor (meiner ist auch trocken ;-)
Als sie ihn fragten, was er dann als Beruf ist, sagte er "Photomodel", ein Hinweis auf die Photographen die ihn dauernd belagerten und photographierten.
 
Und wie funktioniert die Methode genau? Also bis ins letzte Detail bin ich bisher auch nicht gestiegen, aber hier das was ich weiss:

Eines der Grundkonzepte ist das brauchen der beiden Gehirnhälften für spezialisierte Dinge, jede Gehirnhälfte ist bei gewissen DIngen besser (und Herr Wei hat das ja auch studiert):
Die rechte Gehirnhälfte sieht Dinge im ganzen, ein Objekt das so aussieht wie ein Hund ist ein Hund, mehrere Hunde ist ein Rudel von Hunden, details werden nicht wahrgenommen, sondern eher die definierende Form. Rechts tut auch viel Mustererkennung: Memory spielen von Kindern, wo man photographisch Muster erkennen muss passiert hier. Beim Schneemannstraum erkennt man so Akkorde als Schneemänner mit einem Blick und dann viel von ihnen, erkennt das Muster. Und statt Stücke auswendig zu lernen, sie einzustudieren müssen, kann ich ein C moll schneemann in jedem Stück auf einen Blick und mit hoher geschwindigkeit erkennen und dann auch spielen, egal ob es Beethoven ist oder Bach oder was auch immer. Die rechte Hirnhälfte geht dann vom ganzem zum Detail und kann photographisch auch Klänge abspeichern. Wenn ich was falsch spiele (es falsch tönt) dann erkenne ich das mit der rechten. Die rechte speichert viels einfach nur ab, man kann sich an das Muster oder das Bild erinnern.
Die Linke auf der andere Seite arbeitet mit Details, und geht vom Detail zum ganzen: Wenn ich ein Fenster sehe, dann sehe ich ein Fenster mit rechts, aber links sagt "Glass, Griff, Rahmen, Vorhang" oder bei einem Hund "Nase, Pfote, Pelz, schöne augen" etc...

Links arbeitet auch mit Regeln und Logik, probiert Gesetzmässigkeiten festzustellen. Statt auswendig zu lernen, wie ich einen Akkord spiele, speichert links die Regel, WARUM ist der Akkord so wie er ist. Was macht ihn ein Moll oder Dur Akkord, obwohl ich das ja auch auswendig lernen kann, ohne zu verstehen, "es ist einfach so" hört man dann auch am Anfang von Lehrern "dass kannst du noch nicht verstehen, so weit wie du bist", was dann stimmen kann oder nicht.

Etwas grundlegendes ist nun, dass man die Cs absolut liest, als Ankerpunkte, und den rest relativ (wie weit ist es weg vom nächsten C)
Die rechte hat es viel einfacher, als Muster ganzes zu erkennen, also kann ich leichter sehen, wo ich bin, wie ich etwas spielen muss, wenn ich einen Schneemann, also drei Noten hab, statt eine, weil ich so immer sehr nahe an einem C irgendwo bin.
Aus diesem Grund lernt man auch von Anfang an grad mit Akkorden spielen und spielt auf der ganzen Tastatur.
Und ich hab rausgefunden, dass einzelne Noten spielen wirklich schwieriger ist, und ich einen 3 oder 4 er Akkord viel einfacher finden kann, weil ich das Gerüst habe.
Klassisch fängt man ja mit einzelnen Noten an, weil man die am Anfang einzeln liest und das bei dreier Akkorden zu viel Arbeit ist, bis man alle Noten auswendig kennt (das ist ein F, das ist ein G). Beim Schneemannstraum muss man garn icht wissen, welche NOten genau ein vierer hat, um es sauber und schnell spielen zu können, es reicht mit zu wissen, wo der Ankerpunkt ist, Kopf, Bauch, Fuss (im Fall eines Schneemanns) und oder wie weit es davon entfernt ist (z.B. der Kopf des Schneemanns, ein Hüpfer (also Raum raum oder Linie Line) nach oben, das ist C)

Meistens lernt man auch die Akkorde die zerlegt sind gematscht, also spielt sie alle zusammen, in Bach Preludium sieht man dann sofort wie das Lied eigentlihc aufgebaut ist. Das hilft auch beim alles zusammen lesen und nicht probieren einzelne Noten zu lesen und es erst spielen, wenn man auch wirkilch alles gelesen hat. Ich mache auch immer heute noch den Fehler dass ich nicht vorauslese und immer nur grad das lese, was ich grad spiele und dann macht das auch keinen Sinn, da man ne mathematische Formel ja auch nicht Stück für Stück anschaut, sondern sie nur im ganzen Sinn macht, der Kontext ist wichtig. Man kann so auch Muster erkennen, die auftreten, wenn man ganze Phrasen sieht, weil Musik ja mathematisch stimmen muss, also zufällig irgendwas sein kann (sonst wäre es ja Rauschen oder Lärm, wo die Wellenform zufällig aufgebaut ist)

Dieses Vorauslesen lernt man schon ganz am Anfang.
Mit was ich Mühe hatte beim klassischen lernen war die das rigide bestehen auf dem Fingersatz. Ich durfte jeweils Stücker wiederholen und musste nochmals spielen, wenn ich die falschen Finger nahm, obwohl es sonst stimmte. Mit dem Schneemann habe ich gelernt, dass man das automatisch machen sollte. Wenn ich die ganze Phrase lese und beide Gehinrhälften bemühe, dann kann ich das automatisch und instiktiv wählen. Und da man ja alle Muster lernt, die vorkommen, kann man dass dann auf on-the-fly. Der Lernende wir da angehalten, kreativ zu sein und auf seine Fähigkeit zu vertrauen, dass er solche Dinge dynamisch tun kann.

Mein Studium mit Brett Youens ist deshalb spannend, weil ich nie endlos und langweihlig ein Lied prügeln muss, sondern er mich ermuntert, ganz viele verschiedene anzuschauen und zu sehen, wie Muster sich immer wiederholen, wie verschiedene Komponisten das handhaben. Und das auch, damit ich die Stücke nicht auswendig lerne, mit der rechten, und dann einfach den Klang nachspiele, und dann nicht Noten lesen kann, weil ich das Stück immer auswenidig spiele.

Die Idee ist ja lesen zu lernen, nicht nur Phrasen und Sätze lesen zu können, die man vorher auswendig gelernt hat.

Ich bin noch nihct ganz da und tue mich schwer beim lesen von Noten, bin da noch nicht da wo ich hinwill. Obwohl ich weiss, dass ich beim vom Blatt spielen nie der wirkliche Hirsch sein werde, da mir das einfach nicht liegt. Jemand anderer der meine Fähigkeiten hat würde wohl sagen "Noten? nee, ich lerne mit Ohr nur, und zum improvisieren und komponieren brauche ich keine Noten kennen"
Und im Komponieren und improvisieren und auf gehör spielen habe ich um vielfaches mehr "Talent" als beim noten lesen, aber ich glaube an eine umfassende Schulung, und Lieder von anderen Komponisten zu analysieren und zu spielen ist inspirierend und interessant, zu sehen was sie wie geschrieben und strukturiert haben.

Herr Wei hat mal erwähnt, dass diese Vorgehensweise etwas ist, dass ein Genie automatisch macht, man ihm das nicht beibringen muss. Und dass Bach, Beethoven und Brahms diese Schneemannsmethode deshalb nicht gebraucht hätten, weil sie auf diese Konzepte (dass das ganze Gehirn zusammen arbeitet) automatisch kamen, aber Otto normallerner macht das halt nicht. Und mich hat das eigentlich verblüfft und schockiert, dass im normalen Klavierlehren da fast keine Methodologie dahinter ist:
"Das ist ein C (note), finde das auf dem Klavier, spiele das, diese Taste ist das C, dann ein D (note), hier ist die Taste, das ist die D Taste" und so weiter, für das ganze Klavier und klar kann man das so lernen und kenn dann jede einzelne Taste und weiss ganz genau welche Note auf dem Blatt welche Taste ist, aber mir fiel das extrem schwer und mein Gehirn (das vielleicht nicht soviel Abstraktionsfähigkeit hat) fand jeden Abend diese merkwürdigen runden Kringel und irgendwelche Buchstaben und dachte "was ist den das zum Teufel? Für was soll das gut sein?" und spühlte es weg. Und es kam mir vor, dass es etwas drinblieb, wenn ich es hundertmal ja tausendmal wiederholte, aber Sinn machte es nicht für mcih und plausibel oder Sinnmachend war es nicht.

Ich habe ja schon vorher gedacht, es wäre ideal wenn ich wenigstens wüsste wo die Cs sind, oder die Fs, aber ich konnte mir die bei weitem nicht einprägen. Ich war dann sehr erstaunt, wie es nach dem Schneemann so schnell drin war, mit dieser Kindergeschichte:
Das mittel C ist ein Schatz, da hat es einen König, der hütet das, von aussen kommen alle anderen Cs um das sehen zu können. Die nächst weiteren aussen Cs klopfen an das Schloss und sind deshalb die Klopfenden Cs genannt, die von noch weiter her, die überqueren grad den Fluss (der oben vom Violin und unten am Bass Schlüsselbereich sichtbar sind, die Hilfslinien sind wie Steine im Wasser) und haben dreckige Füsse, weil sie so weit herkommen und soviel gelaufen sind, also waschen sie sich die Füsse, deshalb heissen sie die Fusswasch-Cs
Und dann gibt es noch die 10000 meilen Cs, die halt ganz weit weg sind.
 
Und schwups war das drin, mit viel weniger Aufwand wie vorher. Keine Ahnung wie das genau geht, aber meine Theorie ist, dass konkretes, gut vorstellbares viel leichter drin bleibt. Und Noten sehen einfach alle total genau gleich aus, ein C oder ein F oder ein H, das ist die gleiche Form, nur an einem anderen Ort. Man stelle sich diesen Wahnsinn vor, wenn ein Buch so geschrieben wäre, dass fast alle Buchstaben ein A ist, aber je nach dem wo sie stehen, sind sie ein D oder ein F oder ein O oder so, das wäre je mega schwierig. Eine Regel in Systemen ist, dass wenn etwas anders ist, dann muss es auch anders benennt sein und auch anders aussehen. Ein C und ein G sind nicht die gleichen Töne, die haben ne andere Frequenz.

Und was einfach Fakt ist, dass Schüler beim Schneemannsprinzip mit links die Cs sofort kennen, wissen wo die sind und zwar alle, auf der ganzen Tastatur und das nach wenig Zeitaufwand. Und als absolute Verankerung, als Gerüst taugt das natürlich gut, um zu finden wo alles andere ist und Akkorde spielen und finden zu können.

Mit etwas das ich noch kämpfe, das aber Schüler normalerweise können ist das automatische Transponieren während dem Spielen, das man schon sehr früh anfängt. Also das Stück während ich es lese in einen anderen Key schieben.
Mir fallen die schwarzen Tasten immer noch sehr schwer, was eigentlich nicht sein sollte. Und wie Brett Youens mir regelmässig sagt "es ist ganz einfach, du machst das nur so kompliziert" und da hat er total recht, weil teilweise hab ich das schon gesehen und gemerkt, dass ich mir da selber im Weg bin und halt aus dem klassischen Lernen und wohl jahre um Jahre voher wo ich die schwarzen Tasten gemieden habe (weil sie disharmonisch klingen und man halt wissen muss, wie das system funktioniert, weil sonst tönt es schrecklcih) das wohl falsch eingeübt. Und das zurücklassen des Gefühls "alles so schwierig" war für mich der halbe Weg mi dem Schneemann gut spielen zu können.

Wichtig ist auch beim spielen und lesen von "Schneemännern", dass man jedesmal nur einmal denkt, genauso wie ein Wort nur ein Gedanke ist, nicht die einzelnen Buchstaben. Und wenn Akkorde auseinandergenommen sind, also der Reihe nach gespielt werden, dann fällt mir das teilweise immer noch schwer, das einfach zu sehen, auf einen Blick.

Ich bin noch nicht da angekommen, aber die Idee beim Notenlesen ist ja diese: Warum muss ich ein Stück einüben? Wenn ich Noten lesen kann (und das richtig gelern hab), so wie Schreiben und Lesen, dann kann ich ein Stück dann doch genauso wie eine Zeitung lesen, auch wenn ich die Zeitung noch nie vorher gesehen hab, und sollte so jedes Stück a-tempo spielen können, da er ja die Wörter lesen kann (also alle Notenmuster Kombinationen die es gibt, auf einen Blick (dreier akkord D vermindert), statt die drei noten zu lesen, welche diesen Akkord ausmachen.
Wenn ich das Wort Hund lese, dann sehe ich das ganze Wort, nicht die einzelnen Buchstaben. Natürlich kann ich es buchstabieren, nur tue ich das nie, wenn ich lese. Es ist eine Einheit. Wenn ich nun Hundi schreibe, dann kenne ich das Wort Hund, (rechte Seite erkennt das Bild, das Muster als ganzes) mit dem I kommt dann die linke (Detail) und erkennt die Abänderung, die Variation.

Und was Rhytmus anbetrifft, da gibt es ja diese Phrasen, wo man z.B. Teetasse oder Tassetee sagt (Tee ist lang, tasse ist kurz) und Kaffetasse, für 4 sechszehntel. Und das hilft mit mindestens um einiges mehr als das bekannte zählen und dem anhängen von "und", weil zählen halt so abstrakt ist, während das sagen von einem Wort halt wie ein auswendig gelerntes Gedickt ist oder ein Mantra.

Am Schluss ist rechte Gehirnhälfte und linke natürlich nicht schwarz und weiss gemeint, das ist ja nicht so sauber und definitiv getrennt, aber es gibt halt verschiedene Arten, wie gewisse Teile des Gehirnes Information verarbeiten und speichern, die nicht gleich sind und wenn man das Klavierspiel und Notenlesen dem Gehirn gerechter machen kann. Und dass das funktioniert, da bin ich ein guter Beweis für. Klar, kann sein, dass wirklich gute Schüler das Schneemannsprinzip gar nicht brauchen, aber ich frage mich dann halt, ob die damit nicht viel schneller vorwärtsgekommen wären. Nein, ich meine jetzt damit keine Rekorde, denke dass Herr Wei auch auf die Methode stolz ist und teilweise die Erfolge auch etwas übertreibt, wer macht das nicht wenn er begeistert ist von etwas? Macht jeder gute Verkäufer, nennt sich Marketing (in Marketing ist häufig nicht viel Wahrheit drin). Für mich war es halt der einzige Weg bisher, weil sonst hätte mich das 10 Jahre gedauert, bis ich nur mein erstes Lied komponieren hätte können und alle Akkorde drin hätte und auch improvisieren könnte, vielleicht bin ich ja ein ganz speziell schlechter Schüler. Und da kommt eben wieder der punkt: Braucht man zum Klavierlernen spezielles Talent, damit man das packen kann, damit man nicht 40 Jahre braucht? Oder kann jedermann das lernen, wenn es eben eine Methode gibt, die es einem "nicht-talentierten" Gehirn näherbringen können? Für mich ist das noch nicht 100% bewiesen, ich habe immer noch Zweifel (wie jeder vernünftige Wissenschaftler, der weiss, dass es nicht 100% bewiesen ist), aber mir kommt es plausibel vor, weil meine Exfrau damals auch mit dem Schneemann angenfangen hatte, und nach nicht so mega viel üben dann das Preludium in C spielge, was schon eigentlich..... total unmöglicih war. Man muss bedenken, dass die Frau keinen Sinn für Musik hat, total falsch Singt und das Klavier niemaals sonst gelernt hätte, hätte einfach keinen Sinn gemacht für sie. Sie war wie ein Fisch, der übers FLiegen nachdachte... nee, macht gar keinen Sinn ,nicht mein Element. Sie zeichnet und malt recht gut, hat aber sonst nix mit Musik am hut, hat nicht mal einen CD spieler oder Mp3 player ;-)

Und mein Ziel ist es ja Lehrer zu werden, weil mir macht es Spass Leuten Dinge beizubringen und das Potential das ich als Lehrer mit dem Schnemannstraum haben könnte, vorallem hier in California, wo fast jeder total offen ist gegenüber einer neuem Methode (so das genaue Gegenteil, von dem was ich in der Schweiz erlebt habe), na dann wird es dann schon spannend.


Soweit mein mail. Hoffe das war interessant.

Gruss

Markus
 
Lieber Clemens, lieber Markus,

Man spürt, dass die Begegnung mit dieser Methode Euch geholfen und geprägt hat.
Sonst würdet Ihr Euch nicht bemühen, zu informieren + Eure Erfahrungen mitzuteilen.
Und wir sind wohl erst dann zu einem Urteil fähig, wenn wir genügend darüber wissen.

Wenn ich meinen (auch miesen) Eindruck über die sehr kümmerlichen Infoseiten wegschiebe und
stattdessen Euren Aussagen genauer zuhöre, dann komme ich durchaus zu behutsamerer Einschätzung -
und auch zu manch überraschender Entdeckung und Einsicht:

Bartok´s Mikrokosmos Bd.3, Üb.69 (Akkordetüde) - das ist: eine Schneemann-Übung
Bartok nennt es nicht so, verwendet aber a.O. durchaus Bilder (z.B Dragon´s Dance)

Beide erfinden also eine ähnliche Übung + setzen sie als pädagogisch sinnvolle Einheit ein.
Beide wissen, dass alle Kinder äusserst empfänglich sind für derartige bildhafte Symbole.
Es ist daher wohl eher das Problem von uns "Erwachsenen" - ausser den Liebhaber/innen
von Poesie (die ohne ständige Verwendung von Metaphern wohl gar nicht existieren könnte).
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Lieber Clemens, lieber Markus,

vorab schon einmal meinen ausdrücklich herzlichen Dank!!!! Ihr habt euch viel Arbeit gemacht und das weiß ich sehr zu schätzen!!!

Jetzt werde ich erst mal die beachtlich langen Texte lesen (die ich gerade nur überflogen habe) und dann melde ich mich wieder!

Danke und liebe Grüße

chiarina
 
Vielleicht können wir uns vorab auf dieses verständigen:
Es gilt bei uns die Unschuldsvermutung, und das ist auch gut so (wie vor kurzem drastisch bewiesen wurde)

Eine Erfindung, eine Theorie, eine Methode, ein Werk , sobald sie da ist... hat eine "Eigenexistenz"
(Einstein´s Formel: e= m x c²... wäre nicht richtiger oder falscher...wenn er eine Bank ausgeraubt hätte.)
 
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Hallo allerseits,

ich verfolge die Diskussion schon eine Weile. Allerdings habe ich die Ausführungen von Markus und Clemens auch nur überflogen, sind einfach zu lang ...

Offenbar macht Wei Tsin Fu ja einen ziemlichen Wind um die Neuartigkeit seiner Lernmethodik. Wenn er mit Weltrekorden wirbt, wird er an diesem Anspruch natürlich gemessen. Und sicher wird mit dem aktiven Einbeziehen der rechten, ganzheitlich orientierten Hirnhälfte noch lange kein besserer Musiker ausgebildet. Insofern ist die hier geäußerte Kritik verständlich.

Dennoch finde ich die Idee, durch das bewusste Erlernen bestimmter Notenbilder eben diese rechte Hirnhälfte anzusprechen und damit ein schnelleres Erkennen des Notentextes zu befördern, interessant und wahrscheinlich auch nützlich. Wenn es funktioniert, wird das reine Erarbeiten neuen Materials weniger aufwändig und setzt Zeit frei, an der Interpretation zu arbeiten. Vielleicht geht er diesen zweiten Schritt nicht mit seinen Schülern, das macht den ersten Schritt aber nicht unnütz. Es könnte zudem helfen, einen Notentext mal eben querzulesen.

Man denke mal ans Lesenlernen: Hier gibt es den Lehrweg, zuerst die Buchstaben zu lernen und diese dann beim Lesen zu Wörtern zusammenzusetzen, oder alternativ gleich ganze Wortbilder zu erlernen. Ersteres führt - so mein Eindruck - zu einer besseren Orthografie, weil eben alle Buchstaben aktiv wahrgenommen werden. Letzteres führt in der Tendenz zu schnellerem Erfassen von Texten, weil der Umweg über die Synthese des Wortes aus den Buchstaben entfällt. Warum soll sich das nicht auf die Notenschrift übertragen lassen? Genau das ist hier passiert.

Und so wie man schnelles Lesen auch nach der Buchstabenmethode durch intensives Üben (d.h. häufiges Lesen) später noch lernen kann, wird man bei häufigem Notenstudium auch eine Partitur mal eben überfliegen können. Ich persönlich kann jedenfalls trotz buchstabenweisen Lesenlernens durchaus schnell lesen, am Klavier bin ich leider immer Notenbuchstabierer geblieben, trotz Linkshändigkeit (und damit zu vermutender Dominanz der rechten Hirnhälfte). Deshalb finde ich den Ansatz zum Noten- und Tastenlernen interessant.

Disclaimer: Diese meine Sichtweise bezieht sich auf die Lehrmethodik und ist losgelöst von einer etwaigen Pädophilen Neigung von Wei Tsin Fu zu betrachten.

Viele Grüße
Karsten.
 
Ich danke euch beiden, Clemens und Markus, für eure vermutlich stundenlange Arbeit. Es war durchaus interessant, das zu lesen!

Ich erlaube mir eine sehr kurze, subjektive Zusammenfassung und kurzen Kommentar meinerseits:

- Die hauptsächliche Besonderheit der Lehrmethode von Wei liegt in einer neuen, zeitgemäßen Art, das Notenlesen zu lernen und praktizieren. Das System des Notenlesen-Lehrens hat sich nicht sonderlich fortentwickelt, entgegen z.B. dem Sprachenlehren in der Schule. Das hat Wei nachgeholt. Es ist klar, dass bild- und formhaftes Erfassen leichter ist, als unverstandenes Buchstabieren.

- Durch intuitiveres, verstandenes und strukturiertes Notenlesen kann man sich schneller Stücke erarbeiten - Stücke, die dem erlernten System zuspielen. Später werden die fehlenden Teile nach und nach ergänzt, so dass alle Literatur schnell gelesen werden kann.

- ganz offensichtlich ist ein wichtiger Aspekt auch die Motivation der Schüler, ein sehr wichtiger Bestandteil für "erfolgreichen" Unterricht, der oft fehlt. Dazu gehört auch eine gute Übeanleitung, die hier wohl auch gegeben ist. Da Wei offenbar sehr für die Sache brannte, kann der Unterricht fachlich nicht langweilig gewesen sein.

Weiterhin:

Womit Wei sich beschäftigt hat, ist, so wie ich das lese, die Art und Weise des Lernens. Er ist ja kein Arzt und kennt sich genau im Hirn aus (vermute ich), sondern kennt eher die Funktionsweisen, Lerntypen, Reaktionen usw. usf.
Es nützt ja nicht viel, zu wissen "jetzt ist die rechte Hälfte aktiv", sondern man muss wissen, dass z.B. selbst Erkanntes besser in Erinnerung bleibt als Angelesenes.
Ich denke aber, dass ein guter Lehrer so etwas auch durch Erfahrung intuitiv lernt und dann lehrt, ohne sich speziell damit befasst zu haben (obwohl es der Sache sicher zuträglich ist).

Weis Lehre scheint eine gewisse Abkürzung zu sein - ich bin mir sicher, dass alle hier, die professionell Klavier spielen können, keine Notennamen buchstabieren, sondern Strukturen und Formen erfassen (so wird das Blattspielen auch an meiner Hochschule gelehrt übrigens!); ich habe auch beim Spielen keine Notennamen im Kopf, sondern der visuellen Eindruck eines Notenkopfes ist unmittelbar mit der Taste verbunden.

Mich interessiert mal: Wie ist das bei "euch" Anfängern - lest ihr tatsächlich Note für Note, überlegt, wie sie heißt, wo das auf der Tastatur ist, zählt ggf. pro Zählzeit noch mehrere Töne ab (für Akkorde), merkt euch das und entschlüsselt anschließend den Rhythmus?

Übrigens - der Unterschied zwischen Buchstabenlesen und Notenspielen ist, dass das Sprechen etwas ist, was jeder automatisch lernt, nicht aber das motorische Klavierspielen. Es ist also trotzdem schwieriger. Denn dass ich einen Notentext lesen kann, heißt noch nicht, dass ich ihn automatisch auch sofort spielen kann.

Nicht revolutionär ist seine Methode dagegen in der Lehre der musikalisch-inhaltlichen Struktur. Es fehlt also etwa die Hälfte zur guten Pianistenausbildung. Irgendwie schade - aber es wurde ja gesagt, dass das nicht Weis Ziel gewesen sei.
 
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Lieber Clemens,

noch einmal "Danke" für deinen ausführlichen Text! Ich finde es sehr schön, dass endlich ein Austausch stattfindet! Ich hoffe sehr, dass bei aller Kritik diese nie persönlich empfunden wird, denn so ist sie nie gemeint!!! Denn Einwände habe ich schon! :)


Der Vergleich mit einer Musikhochschule ist jedoch unverhältnismäßig, denn die IBA war keine solche, sondern eine von Wei persönlich ins Leben gerufene private Musikakademie, die eben u.a. Ergebisse Hirnforschung mit einbezog, sowie Wei's eigene Klavier-Philosophie und das mit gutem Erfolg (Erfahrung meinerseits).

Ich meine nicht, dass der Vergleich unverhältnismäßig ist, denn schon auf der ersten Seite der Homepage steht:

"Die Akademie bietet eine Alternative zum Studium an einer staatlichen Musikhochschule."

Später:

"Ziel des Studiums ist es Musikpädagogen auszubilden, die nach besonderer Methode unterrichten können, deren Kernstück die Aktivierung von linker und rechter Gehirnhälfte, Kleinhirn, Rückenmark und Nervensystem beim Musizieren und Lernen in der Schule darstellt."

Man kann also Musik studieren und sich zum Musikpädagogen ausbilden lassen. Und wenn es eine Alternative zu einer Musikhochschule darstellt, darf man doch auch vergleichen, meine ich.


Und bei dem Studium ging es vorrangig um das effektive Unterrichten, also Pädagogik! Musikalität war ihm zwar für die Studenten wichtig, jedoch war es kein wesentlicher Bestandteil - hinsichtlich der Spielpraxis jedoch drehte es sich, wenn schon um technische Dinge und schnelles Erfassen des Notentextes, des Stückes, der Komponisten usw.
..................................
Er betonte immer, dass er das Musikinstrument als Mittel zum Zweck nutzte - zu dem Zweck der mittels bestimmter Unterrichtstechniken die Entwicklung von IQ, EQ (emotional quotient), Großhirnrinde, Kleinhirn, Rückenmark zu fördern, noch ungenutzte Gehirnbereiche zu aktivieren, was sich sehr begünstigend aufs Leben und Lernen auswirkt. Musik als solche ist da für ihn letztendlich oft Nebensache, weshalb es auch kein Wunder ist, dass einige Schüler nicht besonders musikalisch spielen, denn es war das Bedürfnis danach nicht vordergründig (jedoch weniger für mich, denn mein persönliches Anliegen für meine Schüler ist in erster Linie ihre musikalische Entwicklung).


Ich glaube ehrlich, dass wir bereits hier beim "Knackpunkt", also bei der Ursache und den Gründen für die gewaltige Skepsis angekommen sind, mit der wir der "Schneemannmethode" in Bezug auf Klavierunterricht begegnen.

Denn das primäre Ziel ist bei der Schneemann-Methode, möglichst schnell Strukturen im Notentext erfassen zu können und die Kapazitäten des Gehirns optimal zu nutzen, wenn ich das richtig verstehe.

Mein primäres Ziel besteht hingegen darin, die Basis für ein grundlegendes Musikverständnis zu legen und zu lehren, wie die Klangvorstellung, die sich dabei ergibt, auf dem Klavier realisiert werden kann (=Technik). Musik ist also nicht Neben-, sondern absolute Hauptsache!!!

Ich zäume also das Pferd von der ganz anderen Seite auf! Mich wundert dann auch gar nicht, dass viele Schüler Wei Tsin Fu's eben so spielen, als hätten sie die Musik gar nicht verstanden. Dies wurde ihnen offensichtlich unzureichend beigebracht!!!

Aber kann man das dann noch Klavierunterricht nennen??? Was man nicht hört, nicht wahrnimmt, kann man auch nicht spielen, also muss an allererster Stelle die Schulung des Ohrs stehen! Alles andere ist mechanistisch und schadet der musikalischen Entwicklung! Ich z.B. fange fast immer ohne Noten an nach dem Motto "erst sprechen, dann schreiben - erst musizieren, dann schreiben". Das Ziel muss sein, dass ein Notentext nicht in Griffbilder (Auge-Hand) umgesetzt wird (=mechanistisch), sondern in eine Klangvorstellung, die dann auf dem Klavier realisiert wird (Auge-Ohr-Hand).

Eine allerdings nicht verifizierte Theorie meinerseits ist, dass es für eine musikalische Ausbildung nicht gut ist, sofort in Akkorden zu denken. Denn geht man vom Singen aus, der natürlichsten Art des Menschen, Musik zu machen, so steht die Melodie an erster Stelle. In Akkorden kann man nicht singen und so ist die große Gefahr bei der Schneemann-Methode, die Akkordstrukturen an die erste Stelle setzt, mechanistisch in Griffbildern zu denken anstatt in Phrasen, Melodien, Intervallen. Die dann natürlich begleitet werden mit Hilfe von Quinten bzw. Akkorden. Ich habe den Verdacht, dass die horizontale Entwicklung von Klangschichten und Melodieverläufen kaum eine Rolle spielt, wenn man vorrangig in vertikalen Strukturen wie Akkorden denkt. Und gerade Akkorde sind musikalisch absolut komplex. Sie haben meist einen Ton als Bestandteil einer Melodie (oft der oberste, aber längst nicht immer), dann einen Basston als Fundament, dazwischen Klangschichten, die die Melodie färben. All dies muss dynamisch und klanglich entsprechend den Eigenschaften unseres Instruments austariert sein. Akkorde nur als Griffbilder zu sehen, kann da sehr kontraproduktiv sein. Nach meiner Meinung wird diese Theorie wird durch das Spiel vieler Schüler Wei Tsin Fu's bestätigt. Dass man mit der Schneemethode schnell bestimmte Strukturen im Notentext erfassen lernt und diese dann in Griffen umsetzt, bezweifle ich nicht. Aber die erfassten Strukturen entsprechen nicht den musikalischen Strukturen, sondern eher Griffmustern und führen zumindest zunächst einmal zu unmusikalischem Spiel.

Im Übrigen sollte man auch bedenken, dass das Gehirn ja nicht ein feststehender Komplex ist, der sich nicht verändert. Im Gegenteil!!! Ständig werden neue Verbindungen geschaffen und alte abgebaut. Benutzt man wirklich alle Gehirnregionen, wenn man das Erleben musikalischer Strukturen, die Schulung des Ohrs etc. außer acht lässt oder zweitrangig behandelt?

Dich nehme ich aus dem bisher Gesagten ausdrücklich aus, denn du scheinst absolut Wert auf musikalische Gestaltung zu legen und suchst nach der Verbindung zwischen beiden Zielen, wenn ich dich richtig verstanden habe. Aber nach deinem Text ist mir sonnenklar und fällt es mir wie Schuppen von den Augen, wieso das Spiel der Schüler oft so unmusikalisch ist. Es geht eben um das schnelle Erfassen, nicht um ein grundsätzliches Verständnis von Musik. Wenn du jetzt sagst, 'naja, das soll dann eben den Konzertpianisten vorbehalten sein', so ist meine Antwort darauf, dass es eben nicht so ist, dass man erst ein Stück spielen kann und dann die musikalische Gestaltung quasi oben drauf setzt! Das Stück muss beim ersten "Anfassen", am besten schon vorher (Notentext anschauen und studieren) durch die Übe- und Herangehensweise in seinen musikalischen Elementen und Strukturen "durchgehört" und verstanden werden! Spielt man lange unmusikalisch, kann man nicht einen Schalter umlegen und dann musikalisch spielen. Ich verstehe auch nicht, wieso es besser sein soll, unmusikalisch Rachmaninoff zu spielen als musikalisch ein Menuett von Mozart. Mein großes Ansinnen ist es, ALLEN, Anfängern wie Fortgeschrittenen, die Schönheit und Lebendigkeit von Musik und ihre Umsetzung auf das Instrument zu vermitteln! Weil ich Musik so liebe, möchte ich diese Liebe weitergeben.

Weil Wei Tsin Fu die Möglichkeiten der Hirnforschung in Verbindung mit dem Lernen fasziniert, möchte er eben dies weiter geben. Dagegen ist nichts einzuwenden und es gibt durchaus Dinge, die zum Nachdenken anregen und interessant sind! Und von denen man vielleicht lernen kann. Aber mit Musik hat seine Herangehensweise eher wenig zu tun, meine ich.

Das waren leider jetzt nur meine Gedanken zum ersten Punkt. O je, hoffentlich werde ich jemals fertig! :p

Ich hoffe sehr, lieber Clemens, dass du meine offenen Worte nicht übel nimmst. Meine Wertschätzung für dein Engagement hast du!

Liebe Grüße für's Erste! :)

chiarina
 
Weis Lehre scheint eine gewisse Abkürzung zu sein - ich bin mir sicher, dass alle hier, die professionell Klavier spielen können, keine Notennamen buchstabieren, sondern Strukturen und Formen erfassen (so wird das Blattspielen auch an meiner Hochschule gelehrt übrigens!); ich habe auch beim Spielen keine Notennamen im Kopf, sondern der visuellen Eindruck eines Notenkopfes ist unmittelbar mit der Taste verbunden.

Mich interessiert mal: Wie ist das bei "euch" Anfängern - lest ihr tatsächlich Note für Note, überlegt, wie sie heißt, wo das auf der Tastatur ist, zählt ggf. pro Zählzeit noch mehrere Töne ab (für Akkorde), merkt euch das und entschlüsselt anschließend den Rhythmus?

Also bei mir ist es schon so, dass die Zuweisung Note-Taste funktioniert, ohne dass ich mir denken muss, es ist C oder D. Auch bei einfachen Akkorden funktioniert das. Schwieriger wird es bei komplizierten Rhythmen und bei Polyphonen Stücken funktioniert es gar nicht (höchstens im absoluten Schneckentempo).
Es wird aber an jeder Stelle gesagt, dass sich beim Notenlesen erst die Klangvorstellung einschalten soll und erst danach leitet sie (die Klangvorstellung) den Finger zur richtigen Taste. Dies funktioniert bei mir absolut nicht. Ich versuche jetzt durch Notenlesen zu erreichen, dass ich überhaupt was wirklich höre, aber ich kann noch keinesfalls von irgendeinem Fortschritt berichten. Eher denke ich mir was (ok hier ist eine Terz) aber hören tue ich kaum was. Wobei ich kann mir schon ein sehr einfaches Stück mental merken, indem ich es mental am Klavierspiele und ich kann es dann (wahrscheinlich eher durch Tastendrücken) am Klavier reproduzieren aber vorher gehört habe ich es wohl nicht. So sieht es im Moment aus.
 
Ja, Chiarina. Es könnte durchaus sein, daß diese Methode unter den mechanistischen Methoden tatsächlich eine der besonders effektiven ist.

Leider ist sie aber halt eine mechanistische - und keine musikalische Methode. Das erklärt auch sehr schlüssig das unmusikalische, aber oberflächlich-zirzensische Spiel der Wei-Schüler. Sie bekommen einen Trick, beigebracht, der nur oberflächlich betrachtet andere Methoden und Vorgehensweisen übertrumpft; in Wirklichkeit führt er zu einem ganz anderen Ziel. Und dieses Ziel ist nicht das, um das es in genuiner Musikpädagogik geht. Spielt ein Wei-Schüler dennoch mal sehr musikalisch, so liegt das nicht an Wei, sondern daran, daß er unabhängig von diesem Unterricht "zufällig" glücklicherweise auch noch zusätzlich einen Zugang zur Musik gefunden hat.

Ich stimme Dir vollkommen zu, Chiarina, daß ein Beginn mit Akkorden musikalisch-wahrnehmungstechnisch keinen Sinn macht und lediglich ein Taschenspielertrick ist, der zwar zu verblüffenden Ergebnissen führt, aber womöglich auf Lebenszeit falsche / ungünstige Repräsentationen der musikalischen Klänge und Inhalte im Kopf der Schüler speichert, so daß wirklich musik-angemessenes Spiel evtl. dauerhaft verhindert wird - ein Pyrrhussieg also.

LG,
Hasenbein
 
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Nein, ich meine jetzt damit keine Rekorde, denke dass Herr Wei auch auf die Methode stolz ist und teilweise die Erfolge auch etwas übertreibt, wer macht das nicht wenn er begeistert ist von etwas? Macht jeder gute Verkäufer, nennt sich Marketing (in Marketing ist häufig nicht viel Wahrheit drin).

da hast du absolut recht :)

...eine kleine Anmerkung zu deinen sehr langen Ausführungen zum Wunder der Note C und der Terzschichtung: das ist altbekannt und mich wundert, dass altbekanntes als kolumbusmäßige Entdeckung bezeichnet wird...
 
-> Jetzt mal ehrlich, frecher, ungehobelter und vorwurfsvoller kann man das fast gar nicht mehr formulieren.
lieber ClemensWeinhold,
ich kann nötigenfalls noch ganz anders formulieren :)

schau: seit etlichen Jahren wird das großspurige Rekordzeugs der "Hirnakademie" verbreitet - und ja, da findest du auch den Unsinn mit den Naturgesetzen: Hessehaus Tuebingen Musikakademie -- die Örtlichkeit hat sich seitdem verändert: das Hessehaus, worin sich die Hirnakademie befand, wurde rechtlich korrekt gepfändet.

du schreibst, dass der Vergleich mit Musikhochschulen unangemessen sei - ja, das stimmt. Auch dass die "Hirnakademie" primär eine private Musikschule vornehmlich fürs Klavierspielen ist, stimmt - d.h. mehr ist das nicht. ...nicht so ganz klar wird mir aber, warum du immer wieder schreibst, du habest bei Herrn Fu "studiert"...

...wie schade, dass der wundersame Taschenspielertrick mit dem e-Moll Konzert so duchschaubar ist... also bitte: das ist ein frühromantisches Repertoirestück, noch ohne allerlei komplexe Harmonik ;) ...mich würde beeindrucken, wenn Herr Fu das Finale der b-Moll Sonate ad hoc im Tempo um einen Tritonus transponiert spielen könnte: das aber wird er, wie jeder, nicht können (obendrein ist es auch sinnlos) ---- bevor hier Wehgeschrei anhebt: bei solchen Spielereien ist erstens die Komplexität des Musikstücks und zweitens die Tastenlage zu überschauen (niemand kann die Coda im Finale der Waldsteinsonate transponiert spielen, denn Heureka! die Glissandi gehn halt nur in C-Dur)

interessant fand ich die Erwähnung u.a. eines Tübinger Psychologen und Neurobiologen, Prof Niels Birbaumer -- leider finden sich in dessen Vita keine Informationen über eine Zusammenarbeit mit dem Hirnforscher Wei TsinFu: gibt es da eventuell irgendwo Informationen?
 
Und nun die Krönung: "genuine Musikpädagogik!"

Das kann ich Dir beantworten.

Das, was von Clemens und Markus hier geschildert wurde, ist eine Methode, um schnell Notenlesen und aufgrund einer visuellen Verknüpfung die dazugehörigen Tasten drücken zu lernen.

Eine genuine Musikpädagogik hingegen geht vom Gehör und von musikalischen, nicht optischen Grundelementen (der Schneemann ist ein optisches Grundelement, das allein aufgrund der zufälligen Beschaffenheit des Notensystems existiert!) aus.

Wollte man sich dem Hirn-Gerede anschließen (was ich nicht tue), dann könnte man argumentieren: Es werden von Herrn Wei zwar alle möglichen Hirnareale ganz toll aktiviert, aber diejenigen, die für die Audiomotorik zuständig sind, leider nicht.

Es klingt ein bißchen wie ein Ceterum Censeo meinerseits, aber lies mal hier nach, wie sich die Klavierpädagogik entwickelt hat:
http://art-live.de/DISS_PDFVERSION16-Bilder.pdf

Weis Methode ist ganz eindeutig - gewissermaßen "20th-century-supercharged" - in der Tradition der mechanistischen 19.-Jahrhundert-Methoden.
In dem Buch ist sehr schön dargestellt, was im Gegensatz dazu musikzentrierte, audiomotorische Ansätze des Musiklernens sein können und in der Geschichte waren.

LG,
Hasenbein
 
Ergänzung:

Überdies ist es von einem musikalischen Standpunkt aus aus folgendem Grunde sehr ungünstig, gleich mit Akkorden einzusteigen:

Harmonisches Hören ist die komplexeste Anforderung, die es beim Musizieren gibt. Daher sind 1) die meisten Musikkulturen im Grunde a-harmonisch (in der europäischen gibt es Harmonik ja auch erst seit ein paar Jahrhunderten) und haben 2) die meisten Menschen auch keinen "Sinn" für Harmonik (d.h. sie können sie nicht in der eigentlich erforderlichen Weise differenziert wahrnehmen und genießen; wir müssen uns immer bewußt sein, daß jeder Mensch auf ganz individuelle Weise hört! Wo ich eine geile Akkordfolge höre und die Modulation feiere, hören die meisten nur ein Wischiwaschi. Gutes Beispiel sind auch chinesische Klassikspieler, die ja in ihrer Musikkultur keine Harmonik im engeren Sinne kennen und daher oft kein Gespür für die Bedeutung der Harmonien in den gespielten Stücken haben - das weiß ich aus höchstpersönlichen Bekanntschaften).

Harmonik muß nicht über Kügelchen auf dem Papier und entsprechende Tastendrücke eingeführt werden, sondern über 2stimmige Intervalle, die es zunächst zu internalisieren gilt, gewissermaßen als "Grundfarben, mit denen gemalt wird", und, damit zusammenhängend, über typische tonale Spannungs- und Auflösungsverhältnisse als horizontale Komponente. Daher ist zum Lernen der musikalisch zweckmäßigen Hörweise am Anfang die Zweistimmigkeit das Richtige, und bereits Bach hat dies völlig richtig erkannt und in seinen Lehrwerken so umgesetzt, also keine homophonen Akkord-Etüden, sondern beispielsweise die 2stimmigen Inventionen geschrieben.

Man muß von Anfang an so lernen, weil das, was am allerersten Anfang geschieht, sich am eindrücklichsten im Hirn festsetzt. Man kann also NICHT erst Schneemänner lernen und dann zum Zweistimmigen "zurückkehren", weil dann nämlich das Zweistimmige auf unzweckmäßige Weise vom Schüler wahrgenommen wird und somit der Weg zur richtigen Wahrnehmung sehr wahrscheinlich verbaut ist.

Leider ist der beste Weg nicht unbedingt der schnellste, und das wird sich auch im Zeitalter der Smartphones und Hirnforscher nicht ändern.

LG,
Hasenbein
 
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