Lernmethode von Wei Tsin Fu

  • Ersteller des Themas chrzaszczyk
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Eine Frage, die mich nun schon länger beschäftigt, ist das Arbeiten mit Assoziationen, seien es nun bildliche oder sprachliche, ein Nachteil für das Notenlesen und -verstehen? Denn eigentlich sollte man ja lernen, das Notenbild mit Klang zu assoziieren, kann das überhaupt noch funktionieren, wenn man zuerst an Schneemänner, Krokodile & Co denkt?

Liebe PP,

grundsätzlich sind gerade bei der Arbeit mit Kindern (aber teilweise auch bei Erwachsenen) Bilder und Assoziationen sehr hilfreich. Anhand derer kann man Verknüpfungen mit Altbekanntem herstellen und so Probleme schneller lösen bzw. sich Dinge schneller merken. Das Problem bei solchen Bildern ist aber, dass nicht jedes Bild bei jedem das Gleiche bewirkt. Logisch, denn jeder hat andere Erfahrungen und hat bei einem Bild verschiedene Assoziationen.

Wenn Kinder sich beim Kasperletheater vor dem bösen Krokodil fürchten oder im Fernsehen gesehen haben, wie ein riesiges Krokodil mit seinen furchtbaren Zähnen einen ahnungslosen Touristen im wahrsten Sinne des Wortes einen Kopf kürzer macht, könnte der Vergleich irgendeiner Handstellung mit einem Krokodil kontraproduktiv sein. :D Deswegen muss man mit so konkreten Bildern vorsichtig sein und sie lieber mit jedem Schüler individuell entwickeln.

Kratzert z.B. arbeitet mit Bildern des Gehens, Laufens, etc.. Sie knüpfen direkt an Erfahrungen und Bewegungsformen an, die man schon kennt. Das ist viel sinnvoller und effektiver.

In Bezug auf den Notentext bin ich wie du der Meinung, dass Bilder das Visuelle verstärken und dann beim Blick auf das Notenbild erst recht nicht mehr "gehört" wird, wie dieses klingt oder klingen könnte.

Liebe Grüße

chiarina
 
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Hier ein paar Fundstücke von mir zum Thema “Assoziieren”
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Klavierstunden bei Artur Schnabel (Konrad Wolff in : Lust an der Musik)

“Er sang vor, dirigierte, erfand einen Text zu einer Klaviermelodie, um die richtige Deklamation zu erzielen,
führte Geh- und Tanzschritte vor und erklärte auf poetische und philososophische Weise, warum diese Phase
so klingen sollte, wie er es verlangte. Nur ganz selten sah er auf die Hände des Schülers und versuchte,
Ausdruck und Deklamation mit Hilfe technischer Mittel zu korrigieren."
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Edwin Fischer zum Gedenken (Alfred Brendel in: Nachdenken über Musik)

"Fischer, der Lehrer: seine Anwesenheit elektrisierte.( ) Ein paar Dirigierbewegungen, ein anfeuerndes Wort konnten
bewirken, daß der Schüler über sich selbst hinauswuchs. Wenn Fischer auf solche Weise den Zusammenhang
eines ganzen Satzes suggerierte, erschien es den Begabten, als blickten sie in die Herzkammer des Musizierens.
Mit einer Anekdote oder einem Gleichnis hat er uns manchmal mehr geholfen, als dies mit “sachlichen” Anweisungen
möglich gewesen wäre. Er demonstrierte lieber, statt zu dozieren: immer wieder setzte er sich selbst an das Instrument.
Das waren dann die größten, unverlierbaren Eindrücke der Kurse”.
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Lang Lang - Masterclass Part 6: .... http://www.youtube.com/watch?v=cHhmjCm5qF0

Hier korrigiert Lang eine Schülerin bei “Rachmaninov: Moment musical op.16 Nr.4”
Ich finde sehr interessant, was sich dort ab min. 3:10 anbahnt und dann seinen
spontanen Höhepunkt findet - mit Lang-Langs “Russia- Metapher” (min 4:42)
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Hallo Nica,

Danke für deine Ausführungen! Ich muß allerdings auch sagen, daß Spitzer in seinem Buch schon tiefgründiger und genauer ist, als in der Sendereihe. Dort erklärt er auch, daß man vor Gehirnoperationen zunächst überprüft, wo u.a. das Sprachzentrum liegt, da das eben durchaus unterschiedlich sein kann. Mir ging es auch eher um die enorme Anpassungsfähigkeit des Gehirns (hier natürlich speziell eines Kleinkindes) als ich den Link setzte, die mich doch sehr erstaunte - ich hätte nicht gedacht, daß es möglich ist, mit einer Gehirnhälfte ein weitgehend normales Leben zu führen.

Zu dem Buch muß ich noch sagen, daß Spitzer sehr wohl immer wieder darauf hinweist, daß es sich beim Musikhören und beim Spielen eines Instrumentes um sehr komplexe Prozesse handelt, an der unterschiedlichste Areale (ist jetzt mein Ausdruck ;)) beteiligt sind. Ich werde vielleicht später noch die genaue Textstelle raussuchen, schließlich will ich nicht, daß durch meine Formulierung der Autor in ein schlechtes Licht gesetzt wird. ;)

LG, PP
 
Ich bleibe erstmal bei meiner Meinung, dass all das einfach keine Relevanz hat :)

Ja dann............. dann schließe ich mich diesem überzeugenden Beitrag einfach an! :D

Es ist sowieso keine neue Erkenntnis, dass vor allem bei Kindern Lernen mit allen Sinnen, möglichst ganzheitlich und in einer guten Atmosphäre am Besten funktioniert. Dazu braucht es keine Schneemänner und keine allgemeinen und offensichtlich sogar falschen Informationen über das Gehirn.

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe chiarina,

NEIN!........ BITTE.... schliesse Dich diesem "überzeugenden Beitrag" NOCH NICHT an!

"Man soll es so einfach wie möglich machen, ABER NICHT EINFACHER" (Albert Einstein)
 
Hier ein paar Fundstücke von mir zum Thema “Assoziieren”

Hallo Youdoityourway,

Mir ist natürlich bewußt, das Assoziationen das Lernen erleichtern können, mit diversen Memorisierungstechniken macht man sich das ja auch zu Nutze.

Die Zweifel habe ich dahingehend, ob mit Assoziationen beim Lernen von Notentext damit nicht vom eigentlichen Ziel abgelenkt wird, nämlich das Notenbild mit einem "Klangbild" zu verknüpfen.

Es ist klar, daß man, wenn man Musik sprachlich erklären will, auf Metaphern und Assoziationen zurückgreifen muß und natürlich können bei der Gestaltung von Musik außermusikalische Vergleiche äußerst hilfreich sein. Allerdings ist es doch eher so, daß man (vielleicht sollte ich hier besser "ich" sagen) dadurch in eine bestimmte Stimmung versetzt wird, für ein Stück oder auch nur für eine Passage, aber beim Spielen selbst (vorausgesetzt man beherrscht den Notentext bereits) ist man doch ganz im Klang - also ich will da weder Schneemänner noch Krokodile sehen, ja noch nicht einmal an Schafe und Weiden denken, selbst wenn ich Couperins "Les Bergeries" spiele. ;)

LG, PP
 
NEIN!........ BITTE.... schliesse Dich diesem "überzeugenden Beitrag" NOCH NICHT an!

Hallo YDIYW,

Erwartest du dir wirklich von den Schneemännern irgend etwas?

Im Prinzip ist es doch nur eine Methode einen isolierten und sehr begrenzten Aspekt des Musizierens zu verbessern.

Tut sich denn der Anfänger wirklich so schwer mit dem Notenlesen? Ich denke, daß den meisten einfach die Übung fehlt. Der Anfänger lernt vielleicht mal acht Takte in ein oder zwei Wochen - immer die gleichen Takte, immer die gleichen Noten. Später übt er halt nicht mehr an einem Stück, sondern vielleicht an drei, die Stücke sind aber auch schwerer und länger und er braucht halt dann für die drei Stücke wieder drei bis sechs Wochen. Wenn meine Beobachtungen in diesem Forum richtig sind, übt kaum ein Anfänger hier Prima Vista Spiel, würde man das tun, hätte man meiner Einschätzung nach auch mit dem Notenlesen keine Probleme.

LG, PP
 
weil es traurig und schade wäre.

über diese wohl zweifelhafte Methode mag ja nun (beinahe) alles gesagt sein.
Aber wollen wir deshalb ALLE interessanten Kinder mit dem Bad ausschütten?
 
@ PianoPuppy,
"Erwartest Du von den Schneemännern.................................................................................................?

Du nicht? Ich schon............. (Nur halt nicht das, was hier allgemein von diesen sympathisch- kugelig- weissen-morüben-nasigen - Herren erwartet wurde)
 

Ich müsste - bezüglich der "armen Kinder" - ziemlich weit ausholen. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich das tun sollte.
(Als Anfänger, in einem Forum, wo beinahe allen, mit absoluter Sicherheit, doch längst klar erscheint, was Sache ist).
Für so wichtig + zäh - halte ich mich auch wieder nicht. Daher ein Vorschlag: Vergesst mich mal! Sagt lieber etwas zu den 3 Funden......
 
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Ob es eine Lateralisation zweier zufällig ausgewählter Funktionen gibt und ob diese dann zufällig auf derselben Seite liegen oder nicht, hat auf das Zusammenspiel dieser zwei Funktionen keinerlei Auswirkung. Schon allein deshalb ist der oben zitierte Ansatz Unsinn. Dazu kommt dann noch, dass die Grundannahme der Lateralisation sowieso nicht stimmt.
(...) dass all das einfach keine Relevanz hat :)
016.gif
016.gif


woraus zu schließen ist, dass derzeit weder zahlreiche neuentdeckte Naturgesetze noch ein echter Hirnforscher sich in einer vergitterten Eremitage befinden
 
Es ist sowieso keine neue Erkenntnis, dass vor allem bei Kindern Lernen mit allen Sinnen, möglichst ganzheitlich und in einer guten Atmosphäre am Besten funktioniert. Dazu braucht es keine Schneemänner und keine allgemeinen und offensichtlich sogar falschen Informationen über das Gehirn.

Eben!
Und so "neu" sind die Schneemänner als Methode letztendendlich auch nicht!

Schon in dem für den schulischen Musikunterricht meiner Kinder vor Jahren verwendeten Buch wurden bei der Erklärung von Dreiklängen (und ihren Umkehrungen) ein Bild verwendet. Allerdings nicht so ein langweiliger weißer Schneemann, sondern die Bremer Stadtmusikanten, die sich - ganz ohne Grundsatzentscheidungen über die rechte und/oder linke Gehirnhälfte - in ganz unterschiedlichen Gruppierungen aufeinanderstellen konnten!;):D


Zu sehen ist das noch hier auf dem alten Buchcover:

Musik um uns, 3. Auflage, Ausgabe für Realschulen und Gymnasien in Baden-Württemberg, Bd.1, Ab Klasse 5: Amazon.de: Bernhard Bikonwski, Walter Brändle, Manfred Hug, Ulrich Prinz, Albrecht Scheytt: Bücher



LG

Debbie digitalis
 
Ich kann nur hoffen, dass der Frühling bald voll ausbricht, damit dieser elende Schneemann endlich hinwegschmilzt...
 
Eine Frage, die mich nun schon länger beschäftigt, ist das Arbeiten mit Assoziationen, seien es nun bildliche oder sprachliche, ein Nachteil für das Notenlesen und -verstehen? Denn eigentlich sollte man ja lernen, das Notenbild mit Klang zu assoziieren, kann das überhaupt noch funktionieren, wenn man zuerst an Schneemänner, Krokodile & Co denkt?
Es ist nicht ganz dasselbe, aber es gibt Tonsprachen, die vielfach Anwendung finden. Eine davon ist die relative Solmisation - do re mi fa so la ti do, verteilt auf die diatonische Tonleiter (egal in welcher Tonart), es gibt auch die möglichkeit, akzidentien auszudrücken (do => di, fa => fi usw.)
Dazu gibt es auch Handbewegungen, die beim Singen oder sogar sprechen ausgeführt werden können. Ein bisschen in der Richtung agiert man, wenn man eine Melodie vorsingt und mit der flachen Hand verschiedene (Ton-)Höhen anzeigt.
Weiterhin gibt es eine Rhythmussprache, bei der jedem Notenwert eine Silbe zugeordnet wird - ta ti ti ta ta wäre z.B. viertel achtel achtel viertel viertl.
Nachzulesen hier Kodály-Methode


@ Nica

Ich musste erstmal nachdenken, was ich überhaupt wissen will. Was mich interessiert, ist weniger die chemische Funktionsweise des Gehirns, sondern eher die "Arbeitsweise" aus der zwangsläufig bessere und schlechtere Umgangsweisen und "Fütterungsmethoden" entstehen.
Es gibt ja so Binsenweisheiten wie, dass es besser ist, jeden Tag eine Stunde zu üben als einen Tag sieben Stunden, dass es unterschiedliche Lerntypen gibt, dass man besser lernt, wenn man etwas selbst tut und noch viele weitere.
Vieles davon werden die meisten Menschen aus eigener Erfahrung bestätigen. Wenn man nun über solche Dinge genauer bescheid weiß und v.a. auch weiß, wie man herausfinden kann, wie das eigene Gehirn tickt (z.B. welcher Lerntyp man ist) könnte man sich manche Anstrengung möglicherweise ersparen.

Gruß Stilblüte
 
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P.S. War jetzt ein bißchen lang, aber das braucht ja keiner ganz zu lesen!
 

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