Lernmethode von Wei Tsin Fu

  • Ersteller des Themas chrzaszczyk
  • Erstellungsdatum

Du hast, wie die meisten, die mit Klavier beginnen, leider Pech gehabt.

Mal in schwarz/weiß gemalt.....

..... ich erkläre mir viel aus einseitiger Zielsetzung einiger Lehrer.

Beispiel: Latein-Unterricht "alter Schule", also das Erlernen der Fähigkeit des Übersetzens.
Einseitige Zielsetzung: Übersetzung, keinesfalls lebendiges Sprechen.
Mechanistischer Ansatz: Vokabeln lernen, deklinieren, analysieren.

Konsequenz 1: kein Schüler konnte muttersprachlich gedachte Sätze frei formulieren.
Konsequenz 2: auch die Übersetzung aus dem Lateinischen blieb jämmerliches Gestammel.

Auf den Klavierunterricht bezogen; = Musik als Sprache.
Lehrer, deren alleiniges Ziel es ist, Schüler aus einer kryptischen Zeichensprache Musik reproduzieren zu lassen, bevorzugen den mechanistischen Ansatz.
Der musikalisch, schöpferische Aspekt bleibt der Initiative des Schülers überlassen.

Konsequenz 1: viele Schüler können "innerlich Gehörtes" schwierig umsetzten.
Konsequenz 2: die Übersetzung aus dem Notentext in lebendige Musik hadert an der Funktionalität der (per se unmusikalischen) Notation.

Der schöpferische Ansatz ist mühseliger und wird von außen schwer wahrgenommen/honoriert.
Daher bevorzugen einige Lehrer und (nicht zuletzt auch Schüler) den scheinbar sicheren weg.


Lieber Gruß, NewOldie
 
Hallo René,

Das verstehe ich nicht: Wenn ich doch vom Blatt spiele sehe ich nicht die Tasten an. Wie meinst du das da oben, Hasenbein?

Ich mache es so: Note ansehen, Taste anschlagen (dabei die nächste Note ansehen) und dann mit dem Ohr hören wenn es der falsche Finger war. Aber meine KL hat mir dringend geraten nicht die Tasten anzuschauen.

ersatzweise antworte ich einmal, obwohl ich mich damit auf gefährliches Terrain begebe, denn ich bin kein KL und habe auch von praktischer Klavierdidaktik keine Ahnung oder Erfahrungen.

Meiner Meinung nach sollte es keine "Vorschrift" geben, wo man nun hinschaut. Kann gut sein, daß der eine lieber eher in die Noten schaut, der andere lieber eher auf die Tasten.

Man muß es für sich selbst herausfinden, wie es am besten klappt und am angenehmsten ist.

Je wohler man sich bei einer Sache fühlt, desto besser kann man lernen!

Das Ergebnis zählt. Wenn jemand sein Stück weitgehend fehlerfrei und angemessen musikalisch spielt, ist letztlich egal, wo jemand dabei hinschaut.

Außerdem gibt es noch die natürliche Entwicklung, daß man als Klavierspieler mit der Zeit immer besser "automatisch" weiß, wo Noten auf der Klaviatur liegen. Und auch, mit welchen Fingern man die Noten anschlägt. Das Problem "Fingersatz" erledigt das Hirn aufgrund der gesammelten Erfahrung dann irgendwann fast von selbst.

Daneben gibt es noch die Strategie, Stücke soweit auswendig zu kennen, daß man sie ohne Noten spielt. Meines Erachtens eine sehr gute und wichtige Voraussetzung, wenn man an einem Stück richtig feilen und es auf Hochglanz bringen möchte.

Der Vorteil dabei ist auch: man kann sich ganz auf den Klang und die Technik fokussieren und ist vom lästigen Notenlesen "erlöst". Das ist aber auch kein Dogma: ich muß dazu sagen, ich habe in meinem mehrjährigen Unterricht immer mit den Noten vor der Nase und nie auswendig gespielt.

Das auswendig Spielen kam aber dann später.

Ach, und die Krönung des ganzen ist, mit geschlossenen Augen zu spielen. Das ermöglicht eine unglaubliche Konzentration auf den eigenen Klang, den man erzeugt. Das geht i.d.R. aber nur bei einfachen Stücken, weil man letzten Endes die optische Orientierung auf der Klaviatur einfach braucht.

Das sind meine Gedanken dazu. Wenn was falsches/unvollständiges dabei ist, wird sicher ergänzt und korrigiert.

Schönen Gruß
Dreiklang

P.s. ich bin sicher, niemand käme auf die Idee, Dich wegen Deines "handicaps" jetzt zu ignorieren! Das Interesse am Klavierspielen zählt hier, und nichts anderes (naja vielleicht noch, daß man zum Diskussionsgeschehen einigermaßen vernünftig beitragen kann, sei es durch Fragen, neue Aspekte, Argumente, oder Antworten). Wenn hier nur solche diskutieren dürften, die auch gut Klavierspielen können, müßte ich sofort meine Sachen packen... :)
 
..... ich erkläre mir viel aus einseitiger Zielsetzung einiger Lehrer.

Beispiel: Latein-Unterricht "alter Schule", also das Erlernen der Fähigkeit des Übersetzens.
Einseitige Zielsetzung: Übersetzung, keinesfalls lebendiges Sprechen.
Mechanistischer Ansatz: Vokabeln lernen, deklinieren, analysieren.

Konsequenz 1: kein Schüler konnte muttersprachlich gedachte Sätze frei formulieren.
Konsequenz 2: auch die Übersetzung aus dem Lateinischen blieb jämmerliches Gestammel.

Beispiel Latein-Unterricht "neuer Schule", "spielerisch-intuitiver" Ansatz: beim Einführen des Verbs "salire" springt de Lehrer aus dem Fenster; Große Gaudi, halbe Stunde verbraucht. Beschäftigung mit Flexion und anderen Dingen, in denen sich das Latein unvorteilhaft vom Deutschen unterscheidet, unterbleibt, es geht ja schließlich nur um den "Sinn" und den "Transfer", die Einsicht in das "Humanum".

Konsequenz 1: die Übersetzung aus dem Lateinischen findet nicht mehr statt, man guckt stattdessen in Übersetzungen und danach ins Original.

Konsequenz 2: Der Lateinunterricht maßt sich stümperhaft Dinge an, die andere Fächern wie Ethik oder Religion besser können. Sprachreflexion, das einzige - pragmatische - "Alleinstellungsmerkmal" des Lateinunterrichts, kann mangels sprachlicher Basis nicht mehr stattfinden.

NB. "Lebendiges Sprechen" ist schon sei Olims Zeit kein Ziel des Unterrichts mehr, weil die alten Römer sich hartnäckig weigern, zu antworten. Den Vorwurf muß man also den Lateinlehrern ersparen.
 
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@Dreiklang

Danke für deine netten Worte und deine Erklärungen.

Eigentlich habe ich ja nicht damit gerechnet, dass Hasenbein jetzt piefig auf mich ist, denn er ist doch den offenen Worten sehr zugetan wie er hin und wieder kundtut. Und daher habe ich mit seiner schroffen Reaktion nicht gerechnet. Andererseits war nett, dass er angemessen antworten möchte und das Zeit erfordert. Ich warte dann mal ab, was er als KL (er ist ja wohl einer wie ich vermute) schreibt.

Meine KL hat gesagt: Augen auf die Noten und Finger auf die Tasten. Sie wollte, dass man dem Schüler irgendwas vor die Nase stellt und er dann jedes Stück spielen nach Noten spielen kann (natürlich den Spielfähigkeiten angemessen).

Du erwähnst mein Handicap. Hat auch einen Vorteil (für den Fall, dass ich meine Hand jemals wieder bewegen kann): Die linke ist dann so gut wie die rechte (nach der Reha natürlich), denn ich klimpere hier jetzt mit links herum.
 
@ReneSchuma,

mir gefällt, wie Du Deine Wahrnehmungen in Worte fasst. Daher:
Lass Dich hier anregen... aber... lass Dich hier nicht entmutigen
 
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@NewOldie + @ sla019,

dieser Faden ist inzwischen zu einer echten Übung in polyphonem Denken geworden.
(Nach dem Präludium - folgt eine 3-4 stimmige Fuge von autonomen Gedankenlinien)
 
@NewOldie + @ sla019,

dieser Faden ist inzwischen zu einer echten Übung in polyphonem Denken geworden.
(Nach dem Präludium - folgt eine 3-4 stimmige Fuge von autonomen Gedankenlinien)

Ach, das macht doch nichts, solange klar ist, wo der rote Faden läuft. Ein 5stimmige Tripelfuge wie BWV 552/2 ist da doch eine ganz andere Herausforderung ... ;)
 
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Nein - es macht wirklich nichts

Mein früherer Chorleiter, lang ist´s her, ein ehemaliger Thomanerschüler,
sass quitschfidel am Orgeltisch auf der gotischen Empore, spielte überzeugend eine vierstimmige
Bachfuge (BWV ???) und unterhielt sich dabei mit den hübschen Chordamen über....? (ich weiss nicht mehr)

Moral der Geschichte:--------------------------------------------------------------------------Wir lernen nie aus
 
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@NewOldie + @ sla019,

dieser Faden ist inzwischen zu einer echten Übung in polyphonem Denken geworden.
(Nach dem Präludium - folgt eine 3-4 stimmige Fuge von autonomen Gedankenlinien)

Hi Idoitmyway,

von Polyphonie fühle ich mich weit entfernt.:p

Das Beispiel des Lateinunterrichts zeigt, dass die zielgerichtete Methodik bestimmte Fähigkeiten fördert - und andere Fähigkeiten gar nicht zum Inhalt hat.

Ähnliches gilt auch für die diskutierte Methodik des Musikunterichts.
Sie fördert möglicherweise den reproduzierenden Aspekt des Musizierens.
Dass sie dabei die Musikalität fördert, hat der "Erfinder" nicht einmal selbst behauptet.:D

Lieber Gruß, NewOldie
 
interessant. Was bedeutet das nun für uns als Klavierspieler aller Couleur?
 

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Hallo Nica,

ich danke dir ganz herzlich für diese Aufklärung!! Nun sag mir - wo finde ich denn tatsächliche Informationen? Ich habe das Buch "Musik im Kopf" von Spitzer, das sieht recht wissenschaftlich aus, kann man dem trauen? Ich würde es auch gerne noch etwas Gehirn-spezialisierter wissen, gibt es da Dinge, die du in laienverständlicher Sprache und mit nicht so viel Zeitaufwand schreiben könntest?

Vielleicht abgesehen davon eine Antwort auf die Frage -- ist es überhaupt irgendwie gewinnbringend für das Musizieren, das zu wissen??
(Ist es nicht u.U. viel wichtiger, sich genau mit der Anatomie, Knochenbau / Muskeln / Sehnen und Belastungs- und Leistungsmöglichkeiten des Körpers, v.a. der Arme auszukennen?)

Gruß
Stilblüte
 
Nica, dein Artikel war, nach deinem Vorgeplänkel, für mich nichtssagend. Hab mir echt mehr erwartet.

Rudl
 
Dann solltest Du genauer lesen, Rudl! ;-) Nica hat einfach den Werbetext fachlich zerpflückt. Das als nichtssagend zu bezeichnen, ist ein wenig ... naja. Ist wie mit den Posts von Hasenbein., pppetc und anderen. Profis nehmen Stellung. Und wenn Du ganz lieb bittest, erklären sie Dir auch gerne die Details und gehen tiefer. Aber erwarte doch bitte keine Vorlesung für lau!
 
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Dann solltest Du genauer lesen, Rudl! Nica hat einfach den Werbetext fachlich zerpflückt. Das als nichtssagend zu bezeichnen, ist ein wenig ... naja. Ist wie mit den Posts von Hasenbein., pppetc und anderen. Profis nehmen Stellung. Und wenn Du ganz lieb bittest, erklären sie Dir auch gerne die Details und gehen tiefer. Aber erwarte doch bitte keine Vorlesung für lau!
Ich habe den Werbetext nicht gelesen, aber ich habe gehofft, dass sie was zu meinen Aussagen bzgl. der unterschiedlichen Funktionen der Gehirnhälften sagt, wenn sie schon so reisserisch mich mit Nein, Nein Nein abkanzelt.

Und was das Rückenmark anbelangt widerspreche ich ihr glatt. Schon mal was von Kundalinienergie gehört?

RUdl
 
Ach, dieser Rudl pault doch nur rum und labert Belangloses, trägt aber nichts Substantielles zum Forum bei!
Aber von anderen verlangt er sonstwas... typischer Nixmerker...

LG,
Hasenbein
 

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