Leidiges Thema: Theorie fühlt sich "tot" an.

Grau ist alle Theorie und grün der Baum des goldigen Lebens...
 
Wo genau hast Du eigentlich ein Problem?
Wenn Du Klavier spielst, hast Du Noten.

Oder auch nicht:
- Ich höre ein Stück und möchte es nachspielen. Vielleicht gibt es noch nicht einmal Noten dazu.
- Ich habe was im Kopf und möchte es (nach-)spielen.
- Ich möchte ein improvisiertes Solo spielen in einer Band, Harmonieschema bekannt, was passt?
- Ich habe einen bezifferten Bass (OK, das war in zwei sehr lehrreichen Übungsstunden).
- Ich möchte frei improvisieren.
- ...

Man kann natürlich auch nur nach Noten spielen, aber das war mir immer zuwenig.

Nach Noten spielen gab es im klassisch geprägten Klavierunterricht.
Das Nachspielen nach Gehör, das Ausprobieren (was kann ich damit machen!?), das Analysieren (oh, neuer Akkord, was wurde denn da gespielt? Oh, interessante Akkordfolge? Was kann man damit machen? Wer hat die schon alle benutzt?) habe ich eigentlich immer schon nebenei betrieben.

YMMV.

Grüße
Häretiker
 
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Reaktionen: beo
Theorie ist halt auch einfach ein unglaublich gutes Skelett und Gerüst mit dem man sehr gut Stücke "errichten" kann. Dabei ist es egal ob man von dem Stück als Gesamtgebäude ausgeht, oder von sich nur einzelne Steine nach Art ihrer Behauhung anschaut und überlegt, welche warum hier gewählt wurden etc... Letztlich ist das auch nur eine Art Junking. Als Klavierlernender bin ich, so sehe ich das, Baugrund, Material, Arbeiter, Bauleiter und ich verwirkliche die Pläne des Architekten.

Also zum einen ist die Theorie der Plan also das "geistige Gerüst" , wie aber auch das verwirklichte Gerüst.

Ok ist vielleicht ein bisschen kompliziert, aber Gerüst.
 
Beo, 3 Fragen:

1. Kannst Du Stücke auswendig spielen? Wenn ja, machst Du das ab und zu (und musst Du dann relativ anstrengend das Ganze extra "einpauken"), oder ist das eher Dein "Standardmodus", weil Du vielleicht eh' nicht so fit im Notenlesen bist?

2. Kommt es öfter vor, dass Du entweder was falsch einübst oder Dich verspielst und das nicht hörst? Dass also der KL Dich erstmal überhaupt drauf aufmerksam machen muss?

3. Hast Du schon mal was improvisiert oder komponiert?
 

zu 1. Ich spiele hauptsächlich auswendig, anfangs habe ich nur mit Noten gespielt, dann aber festgestellt, dass ich mit Noten einfach deutlich schlechter spiele bzw. nur sehr einfache Stücke spielen kann. Stücke auswendig lernen, fällt mir auch relativ leicht.

zu 2. Das ist bislang nur einmal vor gekommen, dass ich einen anderen Ton eingeübt hatte als in den Noten stand. Der klang aber nicht falsch und ich habe das Stück über die Noten erst kennen gelernt. Sonst merke ich sofort, wenn ich einen falschen Ton spiele, ich war sogar erstaunt, als ich mitbekam, dass das nicht selbstverständlich ist.

zu 3. Komponieren habe ich schon mehrfach versucht. Bislang war ich aber immer sehr unzufrieden mit dem Ergebnis. Die Diskrepanz zwischen meinen Hörgewohnheiten und meinem Können ist zu groß. Beim Improvisieren ist es ähnlich, ich habe große Schwierigkeiten anderen beim Improvisieren zu zuhören, das hat nur ganz selten die Qualität, dass es mich nicht nervt. Was ich wohl recht gut kann, ist Melodien erfinden, gut genug jedenfalls, dass ein befreundeter C-Kantor mich nach einer Melodie fragt, wenn er komponieren will.
 
Aus den Antworten zu 1. und 2. geht eindeutig hervor, dass Deine Wahrnehmung keinesfalls defizitär oder "legasthenisch" oder whatever ist, sondern bei Dir alle normalen Voraussetzungen gegeben sind und Du Klänge ganz normal unterscheiden kannst.

Das heißt, nicht Du bist zu blöd oder hast Tomaten auf den Ohren, sondern die Vorgehensweise oder auch der Unterricht sind unzweckmäßig.
 
Aus den Antworten zu 1. und 2. geht eindeutig hervor, dass Deine Wahrnehmung keinesfalls defizitär oder "legasthenisch" oder whatever ist, sondern bei Dir alle normalen Voraussetzungen gegeben sind und Du Klänge ganz normal unterscheiden kannst.

Das heißt, nicht Du bist zu blöd oder hast Tomaten auf den Ohren, sondern die Vorgehensweise oder auch der Unterricht sind unzweckmäßig.

Das ist wie die Vorstellung:
Jedes aufgeweckte und richtig angeleitete Kind könne lesen lernen.
https://www.spektrum.de/magazin/legasthenie-gestoerte-lautverarbeitung/823595

In dem Artikel finde ich mich sehr gut wieder. Mit den Problemen die da beschrieben werden habe ich viel zu kämpfen. Ich benenne Dinge falsch. Muss Wörter die ich nicht kenne üben bevor ich sie aussprechen kann. Ein Wort das ich selbstverständlich gebrauche, erkenne ich nicht wenn ich es lese usw.

Klar habe ich am Ende lesen und schreiben gelernt, aber beides hat eine erkennbare Fehlerrate. Und bei der Musik wird es ähnlich sein, ich werde es am Ende hin bekommen, aber ich werden meinen Weg dahin suchen müssen. Und wahrscheinlich noch öfters frustriert sein.
 
Dur und Moll: weder muss das eine fröhlich noch das andere traurig in Deiner Wahrnehmung sein. Aber irgendeinen Unterschied wirst Du ja merken. Spiele doch den Anfang von Alle meine Entchen (oder Hänschen klein) erst in C-Dur, dann im selben Tempo und mit derselben Dynamik und Artikulation (es darf sich nur die Tonart – nicht zusätzlich andere Eigenschaften – verändern) in c-Moll. Welchen Unterschied merkst Du? Benenne ihn für Dich...

Hab ich ausprobiert, und es war ein Erfolg. Ich habe den Unterschied wahr genommen und kann jetzt sogar "Alle Meine Entchen" in Moll singen, ohne gleichzeitig mit zu spielen. Ok, kurz vorher muss ich es gespielt haben. Und ich habe zum ersten Mal mitbekommen, warum Moll als traurig gilt.
 
Hier geht es aber nicht um Lesen- oder Schreibenlernen, sondern um Klänge unterscheiden.

Und wenn Du wirklich einen Wahrnehmungsmangel hättest oder sonst eine "Hirn-Einschränkung", die es Dir "verunmöglichen" würde, Intervalle oder Akkorde sauber zu unterscheiden und einzuordnen sowie Patterns in Musik zu erkennen, dann könntest Du zum einen nur schlecht auswendig spielen, zum anderen würdest Du Fehler, die Du spielst, öfters nicht hören.

Du bist Opfer eines selbstbestätigenden Glaubenssatzes. Schmeiß den Glaubenssatz auf den Müll, nur weil Du "Legastheniker" seist (auch da ist längst nicht sicher, ob Du ein echter bist), seien Deine Musikfähigkeiten auch eingeschränkt.

Lies Heinrich Jacoby. Der hat das schon in den 40er Jahren sehr gut untersucht, wie solche Glaubenssätze zusammen mit unzweckmäßigem Vorgehen Menschen erzeugen, die scheinbar "unmusikalisch" sind und dies auch von sich selber fest glauben -> Teufelskreis.

Eine gute Didaktik und Methodik ist erforderlich, um Dich erstmal aus dem Teufelskreis rauszubringen, damit Du selber merkst, dass Dein Glaubenssatz Unsinn ist.
 
Immerhin nimmt @beo den Wahrnehmungsmangel wahr! Das ist immer noch besser als jemand, der unmusikalisch ist und denkt, er wäre musikalisch hochbegabt... :puh:
 

Beo hat keinen Wahrnehmungsmangel. Er ist, aus welchem Grund auch immer, nur noch nicht dahintergestiegen, auf was er in welcher Weise hören muss, um es zu unterscheiden und zu benennen.
 
Beo hat keinen Wahrnehmungsmangel. Er ist, aus welchem Grund auch immer, nur noch nicht dahintergestiegen, auf was er in welcher Weise hören muss, um es zu unterscheiden und zu benennen.

Klar meine Lehrer hatten schon immer Recht, ich bin nur Dumm und Faul, sonst hätte ich nicht erst mit zehn Jahren lesen gelernt.
Lieber @hasenbein, das Gehirn ist sehr komplex und die Fähigkeiten die es hat, bauen nicht unbedingt bei allen Menschen gleich aufeinander auf. Daher halte ich Deine arg vereinfachte Sicht auf die Dinge für zu kurz gesprungen. Es kommt tatsächlich vor, das Fähigkeiten die in Deiner Vorstellung zusammen gehören, bei einigen Menschen nicht zusammen kommen. Im musikalischen schätze ich Deine Meinung, aber bitte stelle keine Ferndiagnosen, wie mein Gehirn funktioniert, glaube mir, ich kenne mich länger und besser.
 
Na, wenn Du meinst. Nur zu.

Wenn Du meinst, dass das und das bei Dir sowieso nicht geht, und so sicher bist, Dich perfekt zu kennen, warum fragst Du dann hier überhaupt nach Ratschlägen?

Das ist der größte Fehler überhaupt, den man machen kann: Zu glauben, man wüsste über sich Bescheid und wozu man grundsätzlich imstande sei und wozu nicht.
 
@beo: Ich denke, @hasenbein wollte Dich hier in keinster Weise angreifen, eher Deine Lehrer.
 
Ich habe sehr hilfreiche Anregungen bekommen. Von daher war es eine gute Idee hier zu fragen.
 
@beo: Ich denke, @hasenbein wollte Dich hier in keinster Weise angreifen, eher Deine Lehrer.

Ist mir doch klar. Aber die Masche ist auf Dauer um es mal hasenbeinig zu sagen: Kacke

Und im Grunde hat er mich eben doch "angegriffen". Seit meiner Schulzeit begleitet mich, dieses Legasthenie gibt es nicht / hast Du nicht / usw. Klar kann man nicht sehen -> gibt es also nicht. Es ist aber Mist zu versuchen sich das auszureden. Weil es eben doch da ist, und mit den Folgen davon das es da ist, hat man zu leben *PENG AUS*.
Wenn man versucht sich da in die Tasche zu lügen. "Ich muss nur meine Einstellung ändern und dann bin ich das Problem los", dann ändert man seine Einstellung und ändern und ändert und am Ende winkt die Depression, weil man das Problem eben so einfach nicht los wird. Nein Danke!
 
Du, wenn Dir das alles zwecklos und sowieso wie ein heißes Eisen erscheint, das Du nicht (mehr) anrühren willst, dann lass es einfach.

Aber dann ist dieser ganze Thread und sind jegliche Tipps zwecklos, weil Du ja eh schon weißt, dass es nicht funktioniert bzw. dass Du sowieso nur maximal ein so und so geringes Ergebnis erzielen kannst.
 
Ist mir doch klar. Aber die Masche ist auf Dauer um es mal hasenbeinig zu sagen: Kacke

Ne, sorry, das sehe ich anders. @hasenbein hat ganz genau nachgefragt, was Du kannst und was nicht, und auf der Grundlage dessen nachgedacht und geschrieben. Und es war kein Angriff auf Deine Legasthenie.

Im Grunde hast Du Dich gleich doppelt ganz unglücklich in falsche Denkschleifen begeben: "Ich kann etwas nicht, weil ich Legasthenikerin bin" und "Der Rat von Hasenbein kann nichts sein, weil er von Hasenbein kommt."

Differenzierung (in Bezug auf das, was andere sagen) und Geduld (in Bezug auf die Beschäftigung mit Theorie) sind hier die Zauberwörter, denke ich.
 
@all Hundspfote wirkt nunmal oft wie eine Trommel losen Gezückes beschrifteter Fetzen mit: "fingerspitzengefühl", "takt", "empathie", "rücksichts", "gewissen","beispiel", "rigo" (chinesisch ausgesprochen), aber sicher steht dort nie: "eifer" , "schadenfreud", "ahnungs", "hilf", "was ist"

Gewinne, Gewinne, Gewinne
 

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