Kriterien zur Beurteilung einer Komposition

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Die kompositorische Weltformel ist ja nun bekanntermaßen noch nicht gefunden. Trotzdem muß es irgendwelche Kriterien geben, nach denen man ein Stück Musik einordnen kann, einerseits stilmäßig andererseits von der Qualität her.

Ich nehme an, wir sind uns darüber einig, daß ein rein subjektives "gefällt mir" oder "gefällt mir nicht" nur eine äußerst begrenzte (nämlich auf die Person des Urteilenden begrenzte) Aussagekraft hat. Auch Äußerungen wie "zu ruhig", "zu hektisch" "zu wenig Abwechslung" können ein Stück zwar beschreiben, als Qualitätskriterium taugen sie nicht.

Um mal eine kleine Vorgabe zu machen:

spontan fallen mir als Kriterien ein:

- interessanter (ungewöhnlicher) Klang/Spielweise/Instrumentation

- interessanter Rhythmus

- interessante Melodik

- interessante Harmonik


Bühne frei für weitere Vorschläge bzw. Konkretisierung der obigen Kriterien...
 
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spontan fallen mir als Kriterien ein:

- interessanter (ungewöhnlicher) Klang/Spielweise/Instrumentation

- interessanter Rhythmus

- interessante Melodik

- interessante Harmonik


Bühne frei für weitere Vorschläge bzw. Konkretisierung der obigen Kriterien...

Interessante, spanndende Dramaturgie, ungewöhnliche Pointe, vergleichbar zu einem guten Theaterstück.

Die Frage ist nun immer noch, was ist "interessant"?
 
Ich habe lange nachgedacht und kann dem nichts Vernünftiges hinzufügen.
Außer vielleicht mal diesen da::blues:

LG
Klaviermacher
 
Schwachsinn! Ist diese Bewertung denn nicht schon wieder subjektiv?

Wir sind ja gerade dabei, darüber zu diskutieren.

Wenn du nicht willst, mußt du ja nicht. :cool:


Haydnspaß, du bist Klavierlehrer! Als Klavierlehrer musstest du schon mal gemerkt haben das Musik etwas irreales ist. Das gibt es nämlich gar nicht, sondern nur in uns drin!

Musik ist nichts "Irreales". Musik wird von Menschen komponiert, nach ganz und gar realen Regeln. Und sie wird gespielt von Menschen, ebenfalls nach ganz realen Regeln und Vorgaben. Natürlich kommt noch ein Schuß "Intuition" hinzu. Die dann den Zauber der Musik ausmacht. Aber jeder Zauberer kennt seine Tricks. Nur das Publikum kennt sie nicht. Viele wären sonst wahrscheinlich maßlos enttäuscht. Warst du schonmal bei einem öffentlichen Musikkurs (Meisterkurs, Kammermusikkurs, Kompositionskurs etc.)? Solltest du mal hingehen! Als passiver Teilnehmer ist das auch meist garnicht teuer.
 
Ohne groß nachzudenken fallen mir folgende Kriterien ein:

- handwerkliche Ausführung (Notation, einhalten der gewählten Regeln etc.)

- ist die musikalische Sprache stimmig; man kann ja völlig neue Wege gehen aber wenn das rein zufällig passiert, z.B. nach dem Motto "hauptsache es klingt völlig anders", ist das noch lange kein Kunstwerk.

- Spielbarkeit

- Sinn; das kann ich nicht so einfach erklären, aber es geht darum, daß sich der Komponist etwas bei seinem Werk gedacht hat und man kann schon erkennen, ob er in der Lage war, das umzusetzen und auch beurteilen, ob er sich tatsächlich Gedanken gemacht hat - vorausgesetzt, man spricht mit ihm darüber.

- Ästhetik; das hat nichts mit Geschmack zu tun, auch nichts mit "schön" oder "angenehm". Ästhetik zu beurteilen ist zwar ungefähr so einfach wie Farbmuster am Lagerfeuer zu unterscheiden aber hier liegt eigentlich der Kern. Es überschneidet sich mit "Sinn", nur daß es hier eher um das Offensichtliche geht. Hat das Werk einen erkennbaren Aufbau, Struktur, gibt es einen roten Faden, steht dahinter eine bestimmte Absicht, quasi die Effektivität der genutzten Mittel. (wer um zwei bis drei Ecken denkt, versteht vielleicht, was ich meine :D )

Sinn und Ästhetik beeinflussen natürlich, ob ein Werk interessant ist, aber nur dann, wenn sich auch jemand dafür interessiert. Deswegen würde ich "interessant" ablehnen.
 
@ Guendola:
Das muß ich jetzt erst einmal setzen lassen (noch ein bißchen früh am Morgen). Aber ich habe den Eindruck, daß Adorno und Dahlhaus eine würdige Nachfolgerin gefunden haben ...;)
 
Wenn du mal Kant lesen würdest, wüsstest du, was ich meine.

Gut, auch ein Kriterium: die Fähigkeit von Musik, Leute zum Philosophieren zu animieren.

Da fallen mir gleich noch ein paar ein:

die Fähigkeit von Musik, Leute zum Tanzen zu animieren.

die Fähigkeit von Musik, Leute zum Arbeiten zu animieren.

die Fähigkeit von Musik, Leute zum Marschieren zu animieren.

die Fähigkeit von Musik, Leute zum Kaufen zu animieren.
 
@Guendola
Du bist wirklich gut!
Das kommt mir schön langsam unheimlich vor;)
Ehrlich, mir gefallen Deine Betrachtungen - sie kommen einer objektiven Beurteilung so nahe, daß man es förmlich knistern hören kann.
Nur bei Ästhetik kann ich die zwei drei Ecken nicht finden:D
Ästhetik ist die feine Schwingung, durch die anderes Leben angeregt, und lebendiger wird - und regt gleichzeitig den Sinn fürs "Schöne" als Lustgefühl an (außer man würde lebendiger zu sein nicht als schön empfinden:(). Es kann auch furchtbar dramatisch oder schrecklich sein (der wunderbare Tod <des anderen>) gleichwohl entzückt es uns - weil es in dieser Fassung impliziert, daß wir dadurch lebendiger sind.

LG
Klaviermacher
 

Dann erklär mir mal bitte, was an Musik so reales sein soll? Ist es etwas fassbares, das man in den Händen halten kann?

Reale Regeln bedeuten nicht, dass zum Zeitpunkt der Musik etwas reales stattfindet. Rein physikalisch gesehen sind es nur Sinusschwingungen. Die Musik entsteht erst in uns drin. Wenn du mal Kant lesen würdest, wüsstest du, was ich meine.

Musik gibt es nämlich gar nicht in der wirklichen Welt.



Ich stimme Haydnspaß vollkommen zu! Musik ist nicht irreales, Musik ist Kunst! Wenn es Musik in der "wirklichen Welt" nicht geben würde, wie könnten wir die Musik dann so wunderschön erklingen lassen?
Lebst du denn in einer anderen Welt als der wirklichen, Ubik?



Bei einer Komposition ist es wichtig, dass es ein Thema besitzt, dass der Komponist mit dem Stück etwas aussagen wollte, dies gut in das Stück einbringen konnte und man es beim Spielen (oder hören) auch spüren kann. Die Komposition muss aussagekräftig sein.
Mann muss die Spannung spüren und Kraft (oder Kummer, ich meine hier generell Gefühle) aus der Komposition schöpfen können.


MfG
Mathias
 
Ich glaube ubik will sagen das Musik etwas nicht fassbares ist. Töne sind zwar blanke Physik, aber Harmonien nehmen erst in unserem inneren Gestalt an.

Was Kriterien zur Beurteilung einer Komposition betrifft: Ich denke einfach Kompositionen müssen etwas zu sagen haben (bin da ähnlicher Meinung wie mein Vorredner); eine Botschaft haben. Eine Komposition ist dann gut wenn sie mich bewegt und meine innerste Gefühlswelt anspricht.
 
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Ich glaube ubik will sagen das Musik etwas nicht fassbares ist. Töne sind zwar blanke Physik, aber Harmonien nehmen erst in unserem inneren Gestalt an.

"...daß Musik etwas nicht fassbares ist..."

Wieso soll Musik nicht faßbar sein?

Ich versetze mich jetzt mal gedanklich in einen Menschen, der noch nie einen Ton gesungen hat, der kein Instrument spielt, nicht weiß, was eine Tonleiter ist, für den Takt und Rhythmus völlig abstrakte Begriffe sind.

Für diesen Menschen muß Musik eine Erscheinung wie aus einer anderen Welt sein. Etwas Magisches, Unerklärbares, Übermenschliches, Übernatürliches. Etwas Nicht-von-Menschen-Gemachtes.

Dann kommt so ein eingebildeter Schnösel daher und behauptet einfach so: oh, das kenne ich, das ist aus der Kantate von Soundso, ein Siciliano in fis-moll, es basiert hauptsächlich auf Nonenakkorden.

Klar, da würde ich mich wahrscheinlich auch ärgern, wenn meine überirdische Musik auf so eine profane Ebene herabgewürdigt wird. Wo ich doch daran glauben möchte, daß es etwas Übernatürliches, Göttliches gibt, und daß die Musik ein Beleg für dieses Übernatürliche sei!

Ja, schade, man kann aber nicht gleichzeitig Musiker sein und daran glauben, daß die Musik von Engeln gemacht wird. Das geht rein praktisch nicht! :rolleyes: Man kann sich allerdings in der Fantasie ausmalen, wie sich Engelsmusik anhören könnte, und eine solche Musik dann komponieren bzw. spielen.
 
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Ich verstehe jetzt deinen Bezug zu meiner Aussage nicht, Haydnspaß.

Du hattest geschrieben, Musik sei irreal, Mathieu hat irreal mit unfaßbar übersetzt, und ich habe dargelegt, warum viele Leute (auch Philosophen) meinen, Musik sei irreal und unfaßbar.

(Mit dem "Schnösel" in meinem Geschichtchen meinte ich mich, nicht dich!)
 
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Du hattest geschrieben, Musik sei irreal, Mathieu hat irreal mit unfaßbar übersetzt, und ich habe dargelegt, warum viele Leute (auch Philosophen) meinen, Musik sei irreal und unfaßbar.

(Mit dem "Schnösel" in meinem Geschichtchen meinte ich mich, nicht dich!)

Übrigends gibt es im aktuellen Spiegel einen Artikel der zu diesem Thema passt. Darin geht es darum warum wir Dur und Moll so unterschiedlich wahrnehemen und damit "Freude" oder "Trauer" assoziieren (ich weiß natürlich das auch Dur traurig klingen kann und andersrum, das wird im Artikel auch als Einwand genannt). Jedenfalls gibt es jetzt einne verrückten Wissenschaftler der das mit Tierlauten begründet sozusagen. Kann ich jetzt schlecht erklären.. Wer interessiert ist kann sich den Arikel ja mal durchlesen. Ist mir aber schon etwas suspekt diese Theorie :o
 
Ich finde Ubiks Behauptung, dass Musik etwas irreales ist, gar nicht so abwägig. Wir können sie nicht sehen, nicht anfassen,...nicht verstehen.
Ich würde Ubiks Behauptung glatt als Signatur verwenden ( hm, vielleicht mach ichs ja noch:rolleyes:) wenn da nicht das Wissen wäre, dass nach Ubiks Theorie- und das hat er noch nicht gemerkt- alle Sinneseindrücke irreal wären. Vielleicht sinds sies ja auch.

Im Prinzip ensteht ja alles in unserem Gehirn.
Ich hätte dazu einen sehr interessanten Artikel eines Physikprofessors von irgend ner Elite-Uni ( ich glaub es war Cambridge), aber das würde jetzt wohl zu weit führen...
Falls Interesse besteht, könnte man das Thema ja in der Plauderecke weiterführen.

"...daß Musik etwas nicht fassbares ist..."

Wieso soll Musik nicht faßbar sein?

Ich versetze mich jetzt mal gedanklich in einen Menschen, der noch nie einen Ton gesungen hat, der kein Instrument spielt, nicht weiß, was eine Tonleiter ist, für den Takt und Rhythmus völlig abstrakte Begriffe sind.

Für diesen Menschen muß Musik eine Erscheinung wie aus einer anderen Welt sein. Etwas Magisches, Unerklärbares, Übermenschliches, Übernatürliches. Etwas Nicht-von-Menschen-Gemachtes.

Dann kommt so ein eingebildeter Schnösel daher und behauptet einfach so: oh, das kenne ich, das ist aus der Kantate von Soundso, ein Siciliano in fis-moll, es basiert hauptsächlich auf Nonenakkorden.

Klar, da würde ich mich wahrscheinlich auch ärgern, wenn meine überirdische Musik auf so eine profane Ebene herabgewürdigt wird. Wo ich doch daran glauben möchte, daß es etwas Übernatürliches, Göttliches gibt, und daß die Musik ein Beleg für dieses Übernatürliche sei!

Ja, schade, man kann aber nicht gleichzeitig Musiker sein und daran glauben, daß die Musik von Engeln gemacht wird. Das geht rein praktisch nicht! Man kann sich allerdings in der Fantasie ausmalen, wie sich Engelsmusik anhören könnte, und eine solche Musik dann komponieren bzw. spielen.
Gigantischer Beitrag, Haydnspaß!!
Das ist Musik!
Nur der Schluss hätte nicht sein müssen.
 
Glücklicherweise ist Musik etwas völlig reales, jedenfalls so real, wie die Welt, in der wir leben. Sonst brauchten wir ja überhaupt keine Instrumente :D

Aber ich verstehe überhaupt nicht, was das mit dem Thema zu tun hat, wir wollten doch Kriterien zur Beurteilung einer Komposition finden. Wenn Musik etwas irreales wäre, könnte man sie überhaupt nicht beurteilen, denn Irreales ist ja für jeden Menschen individuell anders.

Zu den drei Ecken: Ich glaube es war zweimal links und einmal rechts. Ich bin heute etwas müde, wielleicht melde ich mich morgen noch mal dazu.
 

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