Körperbewegungen beim Klavierspiel?

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Yannick

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simple aber doch interessante frage:

Woher, neurologischzum beispiel gesehen kommen die bewegungen im oberkörper?

so haben wir spezis wie lang lang und oft auch kissin die sich fasst rekeln, kenne ich auch gut von mir, oder so leute wie jascha heifetz der nicht mal mit den augen zwinkert :D
woher kommts? wird das hirn auf soo extreme weise (positiv) gereit, dass es auf körperfunktion zum abbau zurück greift?

ich habe absolut keine ahung, vielleicht kennt jemand eine theorie oder sogar die wahrheit, interessierte mich wirklich.

PS: keine dummen sinnlosen disskussionen über lang lang= clown blabla oder ähnliches.


gruß
 
Ich könnte mir vorstellen, daß der Körper im versunkenem Spiel einfach mitgeht. Manche Menschen fangen ja auch an, ihren Körper rythmisch zu bewegen, sobald sie Musik hören. Einige können sich vom "beobachtet werden" lossagen, andere sind hyperdiszipliniert. Das wäre meine Erklärung :p
 
Im Ursprung der klassischen indischen Musik werden Tanz, Instrumental und Gesang als eine Einheit betrachtet und ich halte das auch für relativ natürlich - relativ, weil man ja ohne Musikinstrument zur Welt kommt. Immerhin handelt es sich um drei "Dialekte" der gleichen Sprache oder genauer gesagt um drei Ausdrucksformen für den gleichen Inhalt - und zwar nicht nur in Indien sondern weltweit.

Jedenfalls gibt es Instrumentalisten, die sich ausdrücklich bewegen und welche, die dazu singen, manche tun keines von beiden und wieder andere machen beides. Man könnte behaupten, daß Bewegungs- oder Gesangsausdruck auf Kosten des instrumentalen Ausdrucks gehe, aber bewiesen ist das nicht und es gibt Instrumentalisten, die sich bewegen und/oder singen und trotzdem als sehr ausdruckstark im Spiel gelten.

Bewegung ist auch eine Frage des Stils und zum Beispiel in Rockmusik wesentlich erwünschter als in der klassischen Musik. Interessanterweise gilt in der klassischen Ausbildung Mitsingen während des Klavierübens als förderlich, Mittanzen nicht. Vielleicht liegt das auch daran, daß viele Schüler sich zum Spielen bewegen aber die meisten nicht singen wollen (der sado-maso-Effekt - wer lernen will, muß leiden).
 
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Interessanterweise gilt in der klassischen Ausbildung Mitsingen während des Klavierübens als förderlich, Mittanzen nicht. Vielleicht liegt das auch daran, daß viele Schüler sich zum Spielen bewegen aber die meisten nicht singen wollen (der sado-maso-Effekt - wer lernen will, muß leiden).

Treffend Formuliert, Guendola!!! Werde ich in der nächsten KL-Stunde mal anmerken. Spielen UND mitsingen ist sicher förderlich, aber ich kann entweder das eine oder das andere, aber zusammen ... das wird nix. Und das obwohl ich sehr, sehr gerne singe und auch mal mit meiner KL in der Stunde ein Stück aus dem Chor, in dem wir beide singen.

Ich denke, dass liegt daran, dass man beim Klavier mit beiden Händen denken muss. Und ganz ehrlich, Yannick, ich wüsste garnicht, wie ich mich noch anders bewegen sollte. Hände sind im Einsatz, Kopf muss Noten lesen, Fuß evtl. Pedal bedienen, da bleibt ja kam noch was übrig. Ok, der Oberkörper, der ist aber auch nur bedingt einsetzbar. Anders ist das bei einem Blasinstrument oder so. Das kann man beim spielen recht gut mit sich rumtragen und zu einem Walzer die Schritte tanzen ist sehr amüsant (eigene Erfahrung)!!!

LG
 
Vielleicht liegt das auch daran, daß viele Schüler sich zum Spielen bewegen aber die meisten nicht singen wollen (der sado-maso-Effekt - wer lernen will, muß leiden).

ist bei Blasinstrumenten das markierte Phänomen auch das mitsingen? ;)

bzgl. der Körperbewegungen, bewusste bzw. absichtliche und solche, die man nicht bemerkt: ich finde die Frage(n), was zweckdienlich für das Spielen ist, so interessant und umfangreich, dass mich allerlei nicht zweckdienliche Fragen (wie sieht es aus? was zieh ich an? wie ist die Luftfeuchtigkeit? etc. ) relativ unberührt lassen.

Gruß, Rolf
 
ist bei Blasinstrumenten das markierte Phänomen auch das mitsingen? ;)

bzgl. der Körperbewegungen, bewusste bzw. absichtliche und solche, die man nicht bemerkt: ich finde die Frage(n), was zweckdienlich für das Spielen ist, so interessant und umfangreich, dass mich allerlei nicht zweckdienliche Fragen (wie sieht es aus? was zieh ich an? wie ist die Luftfeuchtigkeit? etc. ) relativ unberührt lassen.

Gruß, Rolf



dann verrat uns doch, ob ein ekstasisches aufundab mit hüpfen bei oktavrepititionen hilfreich ist ;) :rolleyes::P
 
ist bei Blasinstrumenten das markierte Phänomen auch das mitsingen? ;)

Bei Bläsern ist das natürlich genau anders herum, aber die sollen auch ihre eigene Schule haben...

Eigentlich wollte ich nur Horowitz zitieren, aber ich bekomme den Wortlaut nicht hin. Sinngemäß hat er mal gesagt, daß seine gesamte musikalische Energie in die Finger fließe - und von dort aus zu Musik werde, und daß man daher von ihm keine begleitenden Körperbewegungen erwarten dürfe. Daraus ergibt sich übrigens, daß seine Gesichtsmuskeln direkt auf den Flügel wirken, und das ohne jede Berührung :D

Ich glaube übrigens, daß Gestik und Mimik die direktesten Ausdrucksformen für Emotionen sind. Musik, bzw. das, was Musiker darunter verstehen (also nicht das fröhlich-falsche Trällern kleiner Kinder oder singende Duscher), ist ja auch eine Kunstform, also nicht gerade natürlich. Somit ist es nicht verwunderlich, daß der Teil der emotionalen Energie, die man durch das Instrument nicht loswird, sich andere Wege sucht. Daraus könnte man gehässig folgern, daß Horowitz im Vergleich zu anderen Musikern, die mehr "unnötige" Bewegungen machen aber ähnlich ausdrucksvoll spielen, ein relativ kalter Mensch gewesen sein könnte...
 
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... oder Horowitz' gesamtes Emotionsspektrum kam tatsächlich in seinem Spiel unter ;)
 
dann verrat uns doch, ob ein ekstasisches aufundab mit hüpfen bei oktavrepititionen hilfreich ist ;) :rolleyes::P

ok, ich werde es "euch" verraten - aber bitte keine Beschwerden!

Das "ekstatische aufundab mit hüpfen bei oktavrepetitionen" sollte so praktiziert werden, dass eine volle gläserne (nicht Plastik) Mineralwasserflasche über dem Klavierhocker hängt, und zwar exakt 2 cm über dem Schädel des aufrecht sitzenden Oktavrepetitionenpraktikanten.

Der zweite relevante Schritt besteht nun darin, mehrmals vehement und ekstatisch auf und ab zu hüpfen. Nein, nicht nur einmal und Buhuhu machen, sondern mehrmals - Wiederholungen sind immer lehrreich!

Hat man diese Lektion absolviert, besteht die Hoffnung, dass man auch die Antwort auf die Nachfrage, "ob ein ekstatisches aufundab mit hüpfen bei oktavrepetitionen hilfreich ist", entdeckt; sollte das nicht der Fall sein, so empfiehlt sich unverdrossenes Wiederholen der Lektion.

:D

Gruß, Rolf
 
der versuchsaufbau will sich mir zwar nicht ganz erschließen aber es hört sich pädagogisch sehr sinnvoll an :D
 
Ich persönlich halte starke (um nicht zu sagen: übertriebene) Bewegungen und Gesichtsausdrücke beim Klavierspiel bzw. allgemein beim Musizieren für Effekthascherei, nicht für einen natürlichen "Ausfluss" des Klavierspielens.

Das ist genau wie beim Theaterspiel oder auch beim Opernsingen: einige Leute verwenden weniger Gestik, andere mehr. Aber niemand schwingt bei jedem Satz oder bei jeder Note wild die Arme und zieht komische Gesichter. Das würde niemand dem Künstler abnehmen - im Gegenteil, man würde es nur noch lächerlich und peinlich finden.

Warum sollte es also beim Klavierspiel normal sein?

Lang Lang bewundere ich nicht, weil er beim Spielen so herumhampelt (im Gegenteil, das widert mich an und lenkt mich ab), sondern weil er trotz der ablenkenden Hampelei gute Töne aus dem Klavier bekommt.

Ciao,
Mark
 

Schließ mal bei Lang Lang die Augen.

Dann wirst Du feststellen, daß von dem durch seine Hampelei und Grimassenschneiderei suggerierten Ausdruck leider nur relativ wenig in der Musik übrig bleibt. (Nicht daß ich Lang Lang als schlechten Pianisten bezeichnen wollte - ich lade nur mal dazu ein, zu untersuchen, wieviel von seinen Emotionen tatsächlich im Klang ankommen, wo sie hinsollen, und wieviel überflüssigerweise in sein Gesicht fließt...)

Keith Jarrett hampelt ja noch mehr rum und stöhnt dabei noch rum, als wollte er das Klavier poppen. Bei ihm aber kommt die Ekstase auch tatsächlich im Klang des Gespielten an. Obwohl auch bei ihm das Gehampel nervt, kann ich es daher bei ihm eher akzeptieren als bei Lang Lang.

Hier gibt es sehr sehenswerte Ausschnitte aus Masterclasses von Leon Fleisher *verneig*. Wählt mal unter "Basic Techniques" das Video "Body Language" aus. Was Fleisher dort zu der Studentin sagt, die unpassende und übertriebene Bewegungen zu bestimmten Stellen macht und so "mehr aus einer einfachen Stelle zu machen versucht, als da eigentlich in der Musik ist", das könnte sich Lang Lang mal hinter die Ohren schreiben!

http://performanceguides.carnegiehall.org/schubert/techniques.html

LG,
Hasenbein
 
Obwohl auch bei ihm das Gehampel nervt, kann ich es daher bei ihm eher akzeptieren als bei Lang Lang.
Niemand wird gezwungen Jarrett zu hören. Der Zweck heiligt die Mittel.
Wenn ich den Geschmack eines Käses mag, muss ich beim Verzehr dessen Geruch in Kauf nehmen - und das ohne Wenn und Aber.

Ich bin selbst ein nicht ganz geräuschloser Pianist. Wer mich hören mag muss dies akzeptieren. Aber das sollte wohl selbstverständlich sein.

(Bei gewissen Stilrichtungen sagt man, soll darüber hinaus noch die Kleiderordnung eine Rolle spielen. Oh Gott, zum Glück habe ich damit nichts zu tun! :D )
 
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Nur damit ich richtig verstanden werde: Ich bin großer Jarrett-Fan!

Das Theater verzeih' ich ihm halt, weil die Musik großartig ist.

LG,
Hasenbein
 
Ich bin großer Jarrett-Fan!

Das Theater verzeih' ich ihm halt, weil die Musik großartig ist.

hallo,

sein Wohltemperiertes Klavier empfand ich als deutliche Abkühlung - seine Einspielung des wunderbaren Klavierkonzerts von Samuel Barber hingegen ist richtig gut.

ob er da auch "hampelt", weiss ich nicht - ist mir auch egal.

Aber etwas sonderbar finde ich Überlegungen über unbewusste oder ungewollte Körperbewegungen beim Klavierspiel, weil ich davon überzeugt bin, dass die Beschäftigung mit den möglichst zweckdienlichsten Spielbewegungen eine sinnvollere Überlegungs- und vor allem Handlungsmotivation ist

Gruß, Rolf
 
Mit Deinem letzten Absatz hast Du natürlich völlig Recht, Rolf.

Und nochmal zu Jarrett: Bei Klassik hampelt er nicht rum, nur bei Jazz.

Und ich bin in erster Linie Fan des Jazz-Jarrett; bei Klassik finde ich besonders seine Einspielung von Schostakowitschs 24 Präludien & Fugen und die Händel-Suiten gelungen. Der Rest seiner Klassik - najaaaa...

LG,
Hasenbein
 
Wer hampelt? Natürlich ein Hampelmann.
Ich finde die Wortwahl mehr als fraglich. Jarrett mit einem Hampelmann zu vergleichen grenzt in meinen Augen an Geschmacklosigkeit.
 
Mindestens genauso fraglich ist es seinen Wohnort mit "Banane" anzugeben.
~> Was soll die Erbsenzählerei?
 

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