Klavierstücke aus dem 21. Jahrhundert

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River Flowing

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15. Feb. 2019
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Hallo,

mich würde mal interessieren was eure liebsten Klavierstücke aus dem 21. Jahrhundert sind und was ihr in dem Bereich so empfehlen könnt.
Wenn man sich im Forum umschaut bekommt man ja manchmal den Eindruck, dass nur Stücke die über 70 Jahre alt sind gespielt werden. Gibt es heutzutage wirklich keine gute Klaviermusik mehr?
 
Hallo,

mich würde mal interessieren was eure liebsten Klavierstücke aus dem 21. Jahrhundert sind und was ihr in dem Bereich so empfehlen könnt.
Wenn man sich im Forum umschaut bekommt man ja manchmal den Eindruck, dass nur Stücke die über 70 Jahre alt sind gespielt werden. Gibt es heutzutage wirklich keine gute Klaviermusik mehr?

Ich hätte keine Schwierigkeiten damit, wenn man Musik für ein mehrere hundert Jahre altes Instrument gewissermaßen als "auskomponiert" betrachtet. Die Bibel ist ja seit fast zwei Millennia auch "fertig". Zum Vergleich: Die E-Gitarre ist ein vergleichsweise neues Instrument und da passiert noch einiges, auch in diesem Jahrhundert.
 
Ich hätte keine Schwierigkeiten damit, wenn man Musik für ein mehrere hundert Jahre altes Instrument gewissermaßen als "auskomponiert" betrachtet. Die Bibel ist ja seit fast zwei Millennia auch "fertig". Zum Vergleich: Die E-Gitarre ist ein vergleichsweise neues Instrument und da passiert noch einiges, auch in diesem Jahrhundert.

Dann dürfte es doch schon lange keine interessante Vokalmusik mehr geben?
 
Hallo,

mich würde mal interessieren was eure liebsten Klavierstücke aus dem 21. Jahrhundert sind und was ihr in dem Bereich so empfehlen könnt.
Wenn man sich im Forum umschaut bekommt man ja manchmal den Eindruck, dass nur Stücke die über 70 Jahre alt sind gespielt werden. Gibt es heutzutage wirklich keine gute Klaviermusik mehr?
Das Grundproblem ist, dass da Unvergleichbares gegeneinander vergleichend abgewogen werden müsste. Je älter eine Musik ist, desto länger ist ihre Rezeptionsgeschichte - desto größer ist die Chance, dass uninteressante Sachen vom Markt verschwunden ist und nur zeitlose Sachen von höchster Qualität noch bekannt sind. Das neunzehnte Jahrhundert war nicht nur das Jahrhundert mit meisterhafter Literatur von den mittleren und späten Beethoven-Sonaten bis zum Frühwerk von Max Reger, sondern es entstand beispielsweise auch eine Unmenge von heute absolut uninteressanter Literatur oftmals salonmusikalischer oder gebrauchsmusikalischer Prägung, die höchstens von zeittypischem Belang war und völlig zurecht im Mülleimer der Musikgeschichte gelandet ist. Und im achtzehnten Jahrhundert entstanden nicht nur Meisterwerke von Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart, sondern auch spätbarocke und frühklassische Unterhaltungssachen von der Stange, deren musikalischer Nährwert nicht größer war als Easy-Listening-Nummern der vergangenen Jahrzehnte, ein Genre, das hier unter dem Kürzel TEY bekannt ist.

Neue Musik des gerade mal zwei Jahrzehnte alten einundzwanzigsten Jahrhunderts von dauerhafter Qualität, die an das zwanzigste Jahrhundert anknüpft (mit Klavierwerken von Skrjabin bis Stockhausen), könnte in Gestalt von Moritz Eggerts "Hämmerklavier"-Zyklus oder Georg Krölls "Tagebuch" zu finden sein - beides offene Werkreihen, die bereits vor dem Jahre 2000 begonnen wurden.

LG von Rheinkultur
 
Die Bibel ist ja seit fast zwei Millennia auch "fertig".
Warum gibt es dann so viele Neuausgaben des Buches der Bücher? Wenn die Quellenlage und die Bewertung der jeweiligen "Schriftstücke" so eindeutig wären, könnte die Bibelforschung ihre somit überflüssig gewordene Tätigkeit ja einstellen und man könnte es endlich mal bei einer Schlussfassung belassen, die für alle Zeiten keiner Veränderung mehr bedarf. Selbst zu den sehr viel jüngeren Standardwerken der Klaviermusikgeschichte dürften auch in Jahrzehnten noch überarbeitete Urtextausgaben auf dem Markt landen, obwohl die Stücke längst fertig sind und sich die Komponisten schon seit ewigen Zeiten die Radieschen von unten angucken.

LG von Rheinkultur
 
Kennst du die Werke von Fazil Say?
 
Ich finde die Etuden von Unsuk Chin sind einfach toll!
Begonnen hat sie Ende der 90er Jahre, die vorerst letzten stammen aus 2003. Angelegt auf zwölf Stück gibt‘s bis dato erst sechs. Ich bin neugierig, ob und natürlich womit der Zyklus fortgesetzt wird.
 
Hallo!
Wenn man sich "umschaut", gibt es sehr viel!
Ich liste einfach mal auf, was mir spontan so einfällt.
(Folgende Komponisten haben nicht nur für Solo-Klavier komponiert, aber ich schreibe meine Lieblingswerke für Klavier auf)
Fazil Say - alles, insbesondere das wunderschöne Heft "3 Ballads Op. 12"
Joby Talbot - das Heft "Once around the sun"
Ross Edwards - "Night Flowers"
Enjott Schneider - "Circle of life"
 

Noch eine Klavierkomposition aus dem 21. Jahrhundert: Von Bryce Dessner gibt es eine Auftragsarbeit für den Pianisten Bertrand Chamayou, dem Duopartner von Sol Gabetta. Ein, wie ich finde, reizvolles Wiegenlied:

 
@wutzlgutzl klingt sehr interessant, danke für den Tipp!

:-)

Das von Hania Rani erinnert mich teilweise extrem an den "Interstellar" Soundtrack.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist TEY, lediglich ein wenig "aufgeblasen".

Die selben immergleichen repetitiven Dur- und Moll-Dreiklänge und Arpeggien.
Ja, das Interessante im Unterschied zu TEY finde ich daran aber, dass fast keine (popartige) Melodie vorgeschoben wird, sondern es eigentlich fast nur noch um Klang an sich geht. Repetitiv ist dann da ja gewollt, weil es ja darum geht, das immer gleiche doch immer anders hörbar zu machen.
Und wie Klänge da ausgestaltet werden, finde ich im Vergleich zu TEY schon interessant zuzuhören. Wobei mir noch weniger Melodie sogar noch lieber wäre, weil da gleitet es dann sonst wirklich leicht ins TEYartige ab.
Weil das etwas langweilige an TEY ist ja vor allem das immer gleiche Melodiegedudel, das alles überlagert, das ist halt wie bei Pop. Man muss nicht groß zuhören, das läuft halt so nebenbei.

Zu versuchen, den immer gleichen Ton, Akkord... auf 100 verschiedene Weisen spielen, finde ich dagegen interessant. Da muss/kann man wirklich zuhören, finde ich.

Ich mag z.B. auch so was, aber da kommt kein Klavier vor. Kennt ihr so was mit Klavier?

 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist TEY, lediglich ein wenig "aufgeblasen".

Die selben immergleichen repetitiven Dur- und Moll-Dreiklänge und Arpeggien.
Das ist jetzt wieder ein wenig schwarz-weiss.
Es ist für mich viel mehr als TEY, hat viel perkussives und ich finde das interessant - sie singt auch teilweise.
Es vielleicht dafür, dass es doch sehr beliebt ist, gleich in die TEY-Ecke zu stellen, wird ihr nicht gerecht.
 
Ich sag' doch: Es ist "aufgeblasenes" TEY, also mit zusätzlichen Sounds, mehr "Energie" usw.
Aber der musikalische Kern ist genauuu der gleiche.

Ist übrigens ähnlich wie z.B. in der Rock- und Independent-Szene, wo oft durch andere Sounds, andere textinhaltliche Schwerpunkte usw. kaschiert wird, dass es sich um genauuu die gleichen Rhythmen, Melodien und Harmonien wie überall handelt. Schreibt man also die Stücke in Noten auf und spielt sie auf dem Klavier, so lässt sich auch zwischen Stücken, die verschiedenen (ja sogar teilweise von den Fans als total gegensätzlich empfundenen) der zahlreichen "Subgenres" angehören, kein stilistischer Unterschied feststellen.
 

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