Hallo,
mich würde mal interessieren was eure liebsten Klavierstücke aus dem 21. Jahrhundert sind und was ihr in dem Bereich so empfehlen könnt.
Wenn man sich im Forum umschaut bekommt man ja manchmal den Eindruck, dass nur Stücke die über 70 Jahre alt sind gespielt werden. Gibt es heutzutage wirklich keine gute Klaviermusik mehr?
Das Grundproblem ist, dass da Unvergleichbares gegeneinander vergleichend abgewogen werden müsste. Je älter eine Musik ist, desto länger ist ihre Rezeptionsgeschichte - desto größer ist die Chance, dass uninteressante Sachen vom Markt verschwunden ist und nur zeitlose Sachen von höchster Qualität noch bekannt sind. Das neunzehnte Jahrhundert war nicht nur das Jahrhundert mit meisterhafter Literatur von den mittleren und späten Beethoven-Sonaten bis zum Frühwerk von Max Reger, sondern es entstand beispielsweise auch eine Unmenge von heute absolut uninteressanter Literatur oftmals salonmusikalischer oder gebrauchsmusikalischer Prägung, die höchstens von zeittypischem Belang war und völlig zurecht im Mülleimer der Musikgeschichte gelandet ist. Und im achtzehnten Jahrhundert entstanden nicht nur Meisterwerke von Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart, sondern auch spätbarocke und frühklassische Unterhaltungssachen von der Stange, deren musikalischer Nährwert nicht größer war als Easy-Listening-Nummern der vergangenen Jahrzehnte, ein Genre, das hier unter dem Kürzel TEY bekannt ist.
Neue Musik des gerade mal zwei Jahrzehnte alten einundzwanzigsten Jahrhunderts von dauerhafter Qualität, die an das zwanzigste Jahrhundert anknüpft (mit Klavierwerken von Skrjabin bis Stockhausen), könnte in Gestalt von Moritz Eggerts "Hämmerklavier"-Zyklus oder Georg Krölls "Tagebuch" zu finden sein - beides offene Werkreihen, die bereits vor dem Jahre 2000 begonnen wurden.
LG von Rheinkultur