Klavierspielen und Gitarre

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Jonny Greenwood

Jonny Greenwood

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14. März 2007
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Hallo.
Ich spiele seit ein paar Wochen ein bißchen Gitarre, nebenbei zum Klavierspielen. Ich frage mich, ob das irgendwelche schlechten Auswirkungen auf das Klavierspiel hat, z.B. dass die Fingerkuppen der Greifhand unsensibler werden. Es hat nämlich mal jmd. hier im Forum geschrieben, dass er das Gitarrespiel wegen des schlechten Einflusses auf das Klavierspiel an den Nagel gehängt hätte.
Danke für Antworten

jan
 
Ich selber speiel auch Gitarre und Klavier und kann jetzt nicht sagen, dass das eine das andere beeinträchtigt, im Gegenteil, es hilft eher.
 
Hallo,

es ging hier glaube ich mal um die langen Fingernägel, die man eher beim Gitarre spielen "braucht". Zumindest an der einen Hand ;)

Das stört manche beim Klavierspiel, weil die Nägel dann immer so auf der Tastatur klappern.

Liebe Grüsse
Astrid
 
Ich habs aufgehört zu üebn (spielen konnte man es noch nicht nennen) weil nach intensiverem Üben meine Finger erstmal Pause brauchten, was zeitlich aber nicht machbar war.
Bei gitarre war es aber weniger schlimm. Schlimmer wars bei zither.

Ich denke dass man wenn man längere zeit übt, damit keine probleme (mehr) hat. Ich habs nur ein paar Wochen gemacht und vll. zeitlich zu viel.


oli
 
Ok. Danke erstmal für die Antworten. Die langen Fingernägel kann man doch einfach durch ein Plektrum ersetzen oder?
 
Also, ich habe auch ohne Fingernägel (also ohne lange...) etwas Gitarrenkenntnisse. Die beschränken sich aber leider zur Zeit noch auf E D A G C Em Dm Am D7 und A7, also eigentlich alles, was man ohne Barre´hinbekommt ;)
 
Ich wüßte nur zwei Probleme:

Man braucht für die Gitarre Zeit, die man dann nicht mit Klavierspielen verbringen kann.

Wenn man klassische Gitarre lernen will, kommt man wohl früher oder später um etwas längere Fingernägel nicht herum, da man sonst nicht alle Techniken lernen kann. Lange Fingernägel heißt aber nicht ladylike, vielleicht stört das beim Klavierspielen überhaupt nicht.
 
Man sieht bei mir noch nicht viel weiß bei den Fingernägeln, wenn es anfängt zu stören beim Klavierspielen.
 

Selbst wenn jemand so viel Gitarre übt, daß er Hornhaut auf den Fingerkuppen der linken Hand bekommt, wird er damit kaum die Sensibilität zum Klavierspiel einbüßen. Das Tastgefühl der Kuppen wird dadurch genauso wenig eingeschränkt, wie Hornhaut an den Füßen das Gehen erschwert. Ich spreche aus Erfahrung, denn ich habe nach dem Klavierstudium klassische Gitarre studiert. Ich habe phasenweise bis zu 8 Stunden täglich Gitarre geübt und hatte reichlich Hornhaut auf den Fingerkuppen.

Das Klavierspiel beeinträchtigt es allerdings in anderer Hinsicht, denn den meisten fällt es schwer, die Übezeiten zwischen verschiedenen Instrumenten aufzuteilen, und meist bleibt ein Instrument dabei auf der Strecke. Ich habe deswegen auch irgendwann die Gitarre an den sprichwörtlichen Nagel gehängt.

Die Fingernägel sind ein Problem. Um einen annehmbaren Gitarrenklang zu erzeugen, muß der Nagel so ca. 1 mm über die Kuppe hinausragen und richtig geformt und schartenfrei poliert sein. Das stört nicht nur beim Klavierspiel und verhindert vernünftige Klaviertechnik, sondern obendrein macht das Klavierspiel die Nägel kaputt. Es gibt kaum zwei andere Instrumente, deren Spiel sich eigentlich so sehr ausschließt.
Will man beides tatsächlich kombinieren, muß man sich etwas einfallen lassen. Ich habe mir zum Klavierspiel die Nägel gepflastert, d.h. unter die Nägel kam ein Leukoplast-Röllchen, das sie abpolsterte und den direkten Kontakt der Nagelkante mit der Klaviertastatur verhinderte, gewissermaßen als Verlängerung der Fingerkuppe; über dieses Röllchen und Fingerkuppe und Nagel kam ein Pflaster, das das Röllchen fixierte.

Das klingt abenteuerlich, aber wenn man weiß, daß Alfred Brendel sich wegen ungünstiger Nagelform und zu wenig fleischigen Fingerkuppen auch die Nägel pflastert, relativiert sich das. Und es hat ganz gut funktioniert: als ich als Berufseinsteiger an der Musikschule mein Antrittskonzert gab, habe ich in der ersten Konzerthälfte Klavier solo gespielt (eine der kleineren Schubert-Sonaten, ein Dante-Sonett von Liszt und Beethovens op. 110). In der Konzertpause mußten die Pflaster von den Fingern, und man mußte sich noch ein bißchen einspielen, danach gab's Gitarrensoli von Villa-Lobos und Duos mit einem Kollegen.

Weder Hornhaut an der linken Hand, noch Pflaster an der rechten haben die Tastsensibilät beim Klavierspiel beeinflußt, die natürlich ganz woanders liegt. Denn die besteht eher in der Rückkopplung zwischen Bewegung und Klang, nicht in den peripheren Tastnerven der Fingerkuppe, die durch ein bißchen Hornhaut eh kaum behindert wird. Von Bachs Lautensuiten bis zu Martin's Quatre Pièces brèves und Henzes Tientos habe ich einiges aus der Gitarren-Literatur studiert, was nicht mit halbstündigem Üben nebenbei zu machen ist. Mein Klavierspiel hat es nur insofern beeinträchtigt, als der Tag nicht ausreicht, um zwei Instrumente auf hohem Niveau zu pflegen. Will man aber nur ein bißchen zupfen nebenbei und verzichtet auf den Nagelanschlag, muß man sich keine Sorgen machen.

Gitarre spielen und Gitarre spielen scheinen aber sowieso zwei verschiedene Dinge zu sein, denn wenn ich hier den Vorschlag lese, man könne statt der Fingernägel ja ein Plektrum nehmen, scheint man unter Gitarre immer E-Gitarre oder Klampfe zu verstehen. Ein bißchen Klampfen schadet dem Klavierspiel nur insoweit, als man dabei bedenkenlos seine 08/15-Griffe zu banalen Melodien schlägt, Stimmführung Stimmführung sein läßt und womöglich in Barreé-Griffen die Quintparallelen übers Griffbrett schiebt, d.h. es schadet nicht der Sensibilität der Fingerkuppen, sondern der Sensibilität musikalischer Vorstellung. Bis zu einem gewissen jugendlichen Alter ist das aber verzeihlich.

Jörg Gedan
http://www.pian-e-forte.de
 
Zur "Vereinbarkeit" von Klavier und Gitarre ist noch anzumerken, dass Musikhochschulen in der Regel immer Klavier als zweites Instrument verlangen, wenn es nicht bereits das erste Instrument ist, mit Ausnahme bei Gitarre.
 
Das kann aber auch daran liegen, dass man ein Harmonie/Begleit-instrument haben sollte. Und Gitarre ist eines, also bräuchte man klavier nicht mehr.
Kann aber nicht 100% sagen wie das ist. Vll. wissen die studierten etwas näheres dazu.


oli
 
Amfortas, daran kann es natürlich liegen. Aber auch daran, dass man im Studium ein Instrument nicht nur ein wenig lernt, sondern schon etwas intensiver. Und grundsätzlich verlangt das Gitarrenspiel ein wenig Fingernagel an der rechten Hand (ich weiß aber nicht genau wie viel) und beim Klavierspielen sind mit längeren Fingernägeln einige Anschlagsvarianten nicht möglich, andere nicht so gut. Es mag Möglichkeiten geben, das irgendwie zu vereinbaren, ich habe die nicht ausprobiert. Von mir ausgehend kann ich sagen, dass meine Anschlagsgenauigkeit und meine Kontrolle über die Anschläge leidet, sobald die Fingernägel länger werden, und zwar bereits vor dem Punkt, wo es klappern könnte. Wenn aber die Bedingungen, die für ein Instrument optimal sind, eben für das andere nicht optimal sind, finde ich es logische Konsequenz, dass in einem Studium sie nicht kombiniert werden müssen (oder es an einigen Hochschulen vielleicht auch nicht können).
 
Und grundsätzlich verlangt das Gitarrenspiel ein wenig Fingernagel an der rechten Hand (ich weiß aber nicht genau wie viel) und beim Klavierspielen sind mit längeren Fingernägeln einige Anschlagsvarianten nicht möglich, andere nicht so gut.

Nein, ob man Fingernägel an der Zupfhand braucht zum Gitarrespielen, hängt von der Stilrichtung ab. Wer mit den Fingern zupft, braucht eher Fingernägel, und bei klassischer Gitarre führt wohl kein Weg dran vorbei. Wer mit Plektrum spielt, braucht keine Fingernägel.
Ich spiele Gitarre mit Daumen- und Fingerplektren (akustischer Fingerstyle-Blues), brauche daher auch keine Fingernägel dazu. Habe mich an diese Fingerplektren gewöhnt, damit eben Klavierspiel weiterhin möglich ist.
 
Sorry, Mindenblues, als Klassikfreak neige ich dazu, alle anderen Richtungen zu ignorieren ...
 

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