Klaviernoten auf die 'falsche' Weise lesen?

Du wirst immer im Nebel stochern! Jeder konstruktive Vorschlag ist wertvoll. Und egal wie viel Du von einer Diagnose weißt oder nicht. Ob Dein Hinweis hilfreich ist, merkt der Betroffenen durch ausprobieren. Die Diagnose als Label ist nichts weiter als ein Schutzschild gegen Abwertung und es gibt tatsächlich Menschen die Normabweichungen auch ohne Diagnose akzeptieren können. Sehr angenehm, solche Menschen.
 
Auch wenn es ziemlich OT ist, daher zum Abschluss :schweigen: .
Abhilfe gibs vielleicht beim Lernen einer neuen Sprache, am besten in einem ungewohnten Schriftsystem, etwa Altgriechisch oder Mandarin - und nebenher vielleicht auch etwas Demut.

In der Schule habe ich (in dieser Reihenfolge) Latein, Englisch und Französisch gelernt. Meine Leistungen lagen zwischen sehr gut und mangelhaft, parallel zum zunehmenden Alter und damit einhergehender wachsender Faulheit (ich könnte es beschönigend Desinteresse nennen). Zwischendurch habe ich drei Jahre freiwillig Altgriechisch gelernt. Da ich am Ende keine Lust mehr hatte, kann ich mich nicht mit dem Graecum schmücken, hätte mir berufstechnisch aber auch nichts genutzt. Das griechische Alphabet war das Leichteste am Griechischunterricht, und die Buchstaben kann ich heute noch. Ist praktisch, wenn man in Griechenland mit dem Fahrzeug unterwegs ist, dort erscheinen Wegweiser immer zuerst auf Landessprache. Kleiner Vorteil, wenn man die entziffern kann. Mandarinen konnte ich schon immer gut schälen.
 
Hinzu kommt noch, dass im Bereich weit abgesetzter Hilfslinien eine schnelle visuelle Einordnung der Tonlage wegen des fehlenden, nach oben und unten begrenzenden "5-Linien-Kastens" nicht so leicht möglich ist.
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Ist Diagnose jetzt das neue Wort für Respekt und Toleranz?

Es gibt eben Leute, die können keine Toleranz für etwas haben, was sie nicht verstehen.

Jedereres von uns hat irgendwo eine "Diagnose", etwas, wo wir anders sind als 95% der Menschen.

Das ist eigentlich(!) trivial. Eigentlich. Und ich habe so manche Erfahrung gemacht vor Jahrzehnten, dass man eben nicht allgemein davon ausgehen kann:
- Was ich mag, mag auch der andere.
- Was ich nicht mag, mag auch der andere nicht.
- Was ich kann, können auch andere.
- Was ich nicht kann, können auch andere nicht.

Es gibt genügend Leute, die tun sich damit schwer. Für diese Leute ist eine Diagnose haölt praktisch; das ist ein Papier, von einem Fachmensch, da steht's.

Ich habe nicht gesagt, dass ich so ticke oder das ich das in Ordnung finde, wenn man so tickt, aber viele ticken halt so.

Insgesamt ergibt sich ein Bild der Gesellschaft, wie wir es eigentlich sind:
Schlaue, Dumme, Einfühlsame, Pragmatiker, Melancholiker, Choleriker, Phlegmatiker, Dicke, Dünne, Große, Kleine, Männekes, Fräuekes, alles dazwischen...
Wenn wir nur mit medizinischem Schein verschieden sein dürfen, dann tut mir unsere Gesellschaft leid.

Das tut sie mir sowieso. :-)


Ah ... ja!

Grüße
Häretiker
 
Man muss bei allen ganz richtigen Punkten, die hier diskutiert werden, immer aber auch sehen, dass es nun mal Menschen gibt, die deutlich dümmer als der Durchschnitt sind. Die haben also weder eine bestimmte Krankheit, noch sind sie einfach durch Traumata total blockiert, sondern ihr Gehirn vermag halt nicht so viel zu leisten. Ich sage ausdrücklich nicht, dass "Mensch" dazu gehört. Just sayin', damit uns die Anständigkeit und political correctness nicht den Blick auf die Realitäten versperrt.
 
Auch diese Menschen muss man nicht beschimpfen.
 
Wer beschimpft hier irgendwen? Bitte konkrete Stelle nennen.

Tut mir leid, aber mir fehlt jegliches Verständnis dafür, wie ein erwachsener, normal intelligenter Mensch es irgendwie schwierig oder ein diskussionswürdiges Thema finden kann, sich zu merken, dass der Kuller auf der 2. Linie "g" heißt oder der Kuller auf der Mittellinie "h".

Wenn es 1000 Euro dafür gäbe, sich das zu merken, oder man nur mit Notenkenntnissen einen Job bekäme, hätte das selbstverständlich jeder mit IQ über Zimmertemperatur innerhalb kürzester Zeit drauf. Weil es simpel ist, peng, aus.
 
dass es nun mal Menschen gibt, die deutlich dümmer als der Durchschnitt sind
Dummheit jedenfalls gibt es zweifellos, wenn es danach geht, wie viel über sie schon geschrieben worden ist - ganz ohne Scheuklappen durch "political correctness". Wobei der Begriff manchmal durchaus mehrere Facetten haben kann, keineswegs nur einen Mangel an Intelligenz bezeichnen muss und schon daher Vorsicht geboten ist: "Man darf also wohl sagen: Dummheit und Klugheit hängen sowohl vom Verstand als auch vom Gefühl ab; und ob das eine oder das andere mehr, ob zum Beispiel bei der Imbezillität die Schwäche der Intelligenz 'im Vordergrund steht' oder bei manchem angesehenen moralischen Rigoristen die Lahmheit des Gefühls, das mag den Fachleuten überlassen bleiben, indes wir Laien uns auf etwas freiere Weise behelfen müssen" (Robert Musil) - überhaupt ein sehr lesenswerter Essay zu diesem Thema ;-).
 
Zuletzt bearbeitet:

Tatsächlich lerne ich Noten am Besten mit der App "Noten lernen". Das geht sehr effizient und selbst solch weit außerhalb der normal liegenden Lagen wie oben als Beispiel aufgeführt lernt man damit im Null-Komma-Nix. Vorraussetzung: Zeit nehmen, hinsetzen, üben - fleißig sein, und nicht faul.

Das Problem ist eigentlich gar keines, weil es so leicht zu lösen ist.
 
Ist das nicht der Normalfall - oder müsste er es wenigstens nicht sein? Was man nicht innerlich hört, kann man doch gar nicht sinnvoll spielen. Das zu lernen, kostet - je nach Begabung - vielleicht etwas Mühe, auf jeden Fall Zeit. Aber die ist darin tausendmal sinnvoller investiert als in Hanongeklimper oder ähnliches.

Und doch habe ich den Eindruck, dass Hanon bei vielen einen höheren Stellenwert hat als die Schulung des Gehörs. Muss man ja nicht verstehen...
 
Ist Diagnose jetzt das neue Wort für Respekt und Toleranz?
Um das Beispiel von @Häretiker zu nehmen. Auch ohne Führerschein sollte man unbedingt respektieren, dass nicht alle Menschen an dem Spass haben, an dem ich welchen habe.
Jedereres von uns hat irgendwo eine "Diagnose", etwas, wo wir anders sind als 95% der Menschen.
Insgesamt ergibt sich ein Bild der Gesellschaft, wie wir es eigentlich sind:
Schlaue, Dumme, Einfühlsame, Pragmatiker, Melancholiker, Choleriker, Phlegmatiker, Dicke, Dünne, Große, Kleine, Männekes, Fräuekes, alles dazwischen...
Wenn wir nur mit medizinischem Schein verschieden sein dürfen, dann tut mir unsere Gesellschaft leid.
Tut sie eigentlich schon jetzt...

Ich halte es für falsch alles und jeden zu pathologisieren.

Genauso halte ich es für unangebracht jemandem Faulheit oder Dummheit zu unterstellen. Insbesondere dann, wenn ich ihn nicht persönlich kenne.
 
Wenn ich einem Schüler etwas immer und immer wieder erkläre (und keine Fortschritte sehe), dann bringt mir das zunächst nur die Erkenntnis, dass ICH eben noch nicht die richtige Methode für dieses Individuum gefunden habe.
Eine Diagnose würde mir dabei nicht groß weiter helfen. Die gibt zwar Hinweise (z.B. auf Methoden, die man erst garnicht ausprobieren sollte), aber trotzdem gibt es eben nicht "die Methode" um das Textverständnis eines speziellen Aspergers zu verbessern.
"Diagnose -> erfolgreiche Lehrmethode" funktioniert nicht ... es kann nicht funktionieren, denn auch zwei Menschen mit der selben Diagnose sind noch immer sehr unterschiedlich.

Warum nicht einfach die Menschen so nehmen, wie sie sind, ohne ihnen erstmal Etiketten anzuheften?

Woran genau es bei @Mensch bisher gescheitert ist, ist doch eigentlich ziemlich egal ... der User hat nach Tipps gefragt, und damit hat er auch Hilfe verdient. Mehr muss ich doch erstmal nicht dringend wissen.

Eine Diagnose hilft auch sensibleren Dritten ... die können dann zum Beispiel Formulierungen vermeiden, die das Gegenüber als beleidigend auffassen könnte, weil es das im Leben schon drölfzigtausendmal gehört hat.
 
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Wenn ich einem Schüler etwas immer und immer wieder erkläre (und keine Fortschritte sehe), dann bringt mir das zunächst nur die Erkenntnis, dass ICH eben noch nicht die richtige Methode für dieses Individuum gefunden habe.
Eine Diagnose würde mir dabei nicht groß weiter helfen. Die gibt zwar Hinweise (z.B. auf Methoden, die man erst garnicht ausprobieren sollte), aber trotzdem gibt es eben nicht "die Methode" um das Textverständnis eines speziellen Aspergers zu verbessern.
"Diagnose -> erfolgreiche Lehrmethode" funktioniert nicht ... es kann nicht funktionieren, denn auch zwei Menschen mit der selben Diagnose sind noch immer sehr unterschiedlich.

Hast du Beispiele für uns aus deinem Erfahrungsschatz als Klavierlehrer?
 
Ja nee, is klar.

Jeder ist voooll verschieden.

Deshalb ist es auch nicht möglich, übergreifende Lehrmethodiken zu entwickeln, und Werbung und Propaganda können gar nicht funktionieren.

Mmmh, ist klar.
 
@hasenbein, Wenn wir uns Katzen betrachten, ist es extrem auffällig, wie sie sich im Verhalten ähneln. Ich denke da nur an "cat in the box" von Simon´s cat. Das finden wir sehr lustig, eben, weil sie sich alle gleich verhalten.
Und auf unsere Spezies trifft das ebenfalls zu. Würde uns jemand aus dem All beobachten, käme dieses Wesen zu dem Schluss: die verhalten sich alle gleich.
Insofern: Absolute Zustimmung.
Trotzdem ist es natürlich so, dass nicht nur die Katze außerdem ein Individuum ist. Alle Katzenbesitzerleins wissen, dass jedes Tier unterschiedlich ist. So natürlich auch wir.
Und gerade im Unterricht müssen wir genau nachspüren: Wie erwische ich das Schülerlein am Besten? Welche Vokabel hilft ihm auf die Sprünge, wenn meine vorher genannte nicht verstanden wurde.
Es ist mir schon so oft passiert, dass eine Assoziation, die ich einem Schülerlein gesagt habe, plötzlich eingeschlagen ist wie eine Bombe, weil es verstanden hat, was ich meine. Manchmal passiert es durchaus, dass wir nicht direkt den Knopf finden, der die Schublade öffnet. Jedenfalls geht das mir so.
Ich bin überzeugt, dass auch Du, lieber Hasi genau hineinspürst in Dein Gegenüber und dann Deine Methode dem Individuum anpasst. :-)
Aber unbenommen: Es gibt auch das große Ganze, in dem wir in der Regel gleich ticken. Dafür sind die übergeordneten Methoden.
Geraten wir an ein Gegenüber, das anders tickt, finden wir neue.
 

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