Klavierbearbeitung - Leider eine teure Angelegenheit

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Gilels

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Hallo

Ich bin gerade sehr niedergeschlagen.
Wir hatten vorhin einen Klavierbauer da zur Begutachtung des Flügels, weil da klanglich etwas aufgebessert werden sollte, in Richtung Intonation. Bisher klingt er blechig und schrill, dynamisch ist da leider nicht viel Möglich.
Der Klavierbauer hat sich alles genau angesehen und die einfachste Vorgehensweise geschildert:
Zu harte Hammerköpfe mittels Spezialflüssigkeit aufweichen, Hämmer abziehen, Nachregulieren, Neuintonation vor Ort (wenn nötig, wahrscheinlich).
Mechanik muss dafür in die Werkstatt - zwei Wochen.

Zusätzlich wäre noch ein Klimagerät nötig, weil die Stimmung auf Grund von Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen nicht hält.

Es hört sich vielversprechend an, was man noch aus dem Instrument herausholen könnte. (Abgesehen davon, dass es auch bitter nötig wäre, da etwas dran zu machen)
Nur hätte es den Preis von xxxx Euro (Klimagerät nochmal xxx Euro)
- das ist der Punkt. Oder eher: DA ist der Punkt.

Da ich nicht einfach über die Finanzen meiner Eltern verfügen kann, bleibt mir nur übrig, zu vermuten, dass das alles nichts wird.
Schließlich bin ich mitlerweile die einzige, die im Haus Klavierspielt, und meine Eltern können nicht nachvollziehen, dass an dem Flügel etwas gemacht werden müsste. (Die eigentliche Grundüberlegung, Anlauf von mir gestartet, läuft schon seit 2 Jahren - passiert ist nie etwas.)

Ich dachte, ich teile euch meinen Frust mit.
Weil ich auch annehme, dass ich nicht die einzige bin, der es so geht.

Einen lieben Gruß
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Frag doch mal den Michi! :p
 
Hallo Gilels,
wie gut doch, dass es Clavio gibt.
Du musst dich überhaupt nicht (nieder-)geschlagen geben.
Es ist wirklich gut, sich mehrere Angebote zu holen.
Wenn ich solche Angaben höre:
a) Spezialflüssigkeit nötig
b) 2 Wochen Werkstatt nötig
c) Klimagerät nötig
... wie gesagt, alles nach Angaben des Kostenvoranschlagsgebers NÖTIG, wie du vermeldest,
dann kriege ich zunächst mal mindestens drei neue Runzeln auf der Stirn.

Nötig, absolut nötig, ist meines Erachtens eine transparente Angebots-Kommunikation, die sehr genau zwischen Unvermeidlichem, dringend Anzuratendem und sonstwie Empfehlenswertem unterscheidet.

Und, mit Verlaub: Wie ich sehe, gibt es erstaunlich unterschiedliche Wege, die zum guten Instrument führen sollen. Und auch ziemlich unterschiedliche Preise.

Gruß
Martin
PianoCandle

... und aus Krach wird Klang
 
Hallo Gilels,

Die Intonation (blecherner, schriller Klang, dynamischer Mangel) Deines Flügels muss man am Instrument korrigieren kann, ohne die Mechanik in die Werkstatt zu verfrachten. Meine Vermutung: Hier wird ein überhöhter Preis bei geringem Arbeitsaufwand versteckt. Das würde ich aus dem KV am ehesten heraus lesen.

Ok, das Hämmer abziehen gibt ein wenig Filz-Staub - aber selbst das kann man in den allermeisten Fällen daheim akzeptieren. Natürlich gibt es Leute mit ausgesprochen extremer Feinstauballergie. In solchen Fällen empfiehlt sich die Mechanik in die Werkstatt zu nehmen. Der Aufwand des Hämmer abziehens beträgt je nach Abnutzungsgrad ca. 2-4 Stunden - also nicht 2 Wochen.

Die meiste Arbeit gibt das Intonieren AM FLÜGEL. Auch regulieren geht nur mit Flügel! Natürlich mache ich keine Versprechungen, wie lange das alles dauert, ohne den Flügel zu kennen. Ich schätze den Gesamtaufwand aber doch erheblich geringer ein.

Das Raumklima kann man meist ohne Klimagerät unter Kontrolle halten. Es korrigiert zudem nicht Mängel an der Stimmhaltung, die durch schlechte Stimmtechnik entstehen oder lockere Schrauben und Wirbel. In seltenen Fällen erreicht man aber erstaunliche Verbesserungen.

LG
Michael
 
Ich will hier mal die Kollegen etwas bremsen:

Situation ist die:
Einer unserer Kollegen hat sich das Instrument angeschaut und einen Kostenvoranschlag abgegeben.
Wir kennen weder das Instrument noch den Kollegen, der das Angebot abgegeben hat, wittern aber schon Betrug.

Natürlich investiert der Kollege keine 2 Wochen Arbeit in den Flügel, was auch aus den Betrag schon deutlich wird, 2 Wochen braucht er, die Arbeiten in seinen Werkstattablauf zu integrieren.


Wenn tatsächlich ein Anweichen der Filze notwendig ist (was keiner von uns hier beurteilen kann), dann ist es definitiv besser, die Mechanik dazu mit in die Werkstatt zu nehmen, denn nach dem Anweichen muss der Filz wieder mehrere Stunden bis zu 2 Tagen durchtrocknen, warum sollte da der Klavierbauer beim Kunden danebensitzen und die Stunden zählen?
Arbeiten wie Hammerfilze Abziehen verbieten sich beim Kunden eigentlich von selbst.


Die Hauptregulierungsarbeiten macht man bei einer Flügelmechanik in der Werkstatt am Regulierungsgestell, nachdem man vorher beim Kunden die Maße aufgenommen und Proben genommen hat.


Ein Kostenvoranschlag könnte wie folgt aussehen:


- An-/Abfahrt zum Kunden, Regulierungsmaße aufnehmen, Proben erstellen, Mechanik in Werkstatt

In Werkstatt:

- Filze anweichen, durchtrocknen lassen, abziehen, Mechanik gangbar machen, ggfl. kleinere Reparaturarbeiten, Klaviatur geradelegen, Spieltiefe regulieren, Steighöhe, Auslösen, Abnicken und Fang regulieren, etc., etc.

geschätzt 16h

- Anlieferung zum Kunden, Stuhlboden aussaugen, Mechanik einpassen, nachregulieren, Scheitel auf Chor anpassen, Intonation, etc.

geschätzt 7h


Gesamt:

Fahrtkosten 2x50,- Euro => 100,- Euro
Arbeitszeit vor Ort: 8h á 60,- Euro => 480,- Euro
Arbeitszeit in Werkstatt: 16h á 60,- Euro=> 960,- Euro
ggfl. Material ("Spezielflüssigkeit, etc.)=> 10,- Euro

Summe netto 1550,- Euro
19% MwSt. 294,50
Endsumme 1844,50 Euro


Wenn dann der Kunde noch die Dämpfung reguliert haben will, kommen nochmals ein paar Euro dazu.


Ich würde mir weitere Kostenvoranschläge einholen wobei die Gefahr besteht, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Jeder Klavierbauer könnte bestimmt den Flügel mit einem Aufwand von 3h vor Ort wärmer klingen lassen, das kostet den Kunden keine 300,- Euro.
Wenn man die Arbeiten ordentlich ausführen möchte, liegt die Kostenschätzung aber nicht komplett daneben.


Liebe Kollegen, bei aller Hochachtung und auch wenn ich mich jetzt noch unbeliebter mache:
Ein Kostenvoranschlag eines Kollegen, der das Instument begutachtet hat, wird hoffentlich nicht so unseriös sein, wie über diesen zu urteilen, ohne das Instrument gesehen zu haben. :rolleyes:
 
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Hallo Gilels,

ich würde dir auch empfehlen, ein zweites Angebot einzuholen. Auf dem Weg dahin noch ein kleiner Wink: du kennst doch bestimmt den "Stimm- und Reparaturtour" Faden hier im Forum.... ;)

LG, Sesam

P.S. Was mir an deiner Beschreibung unangenehm auffällt, ist die so rasch ausgesprochene Empfehlung, ein Klimasystem einbauen zu lassen. Gibt es denn bei dir tatsächlich solch große Problem mit der Feuchtigkeitskontrolle?? Also den Klaviermacher, den ich zum Thema Klimagerät befragt habe, der geht da etwas umsichtiger und weniger geschäftstüchtig mit um.
 
...auch wenn ich mich jetzt noch unbeliebter mache...

Davon kann meinerseits keine Rede sein, Klavierbaumeister, im Gegenteil.

An dem überlieferten Angebot stört mich der deutlich anklingende Mangel an Transparenz bzw. an Differenzierung zwischen Notwendigem und Optionalem. Und daraus erwächst meinerseits schlicht die dringende Empfehlung, sich eine gesunde Skepsis zu bewahren und noch alternative Angebote zu holen. Die selbstverständliche Vorannahme, dass der Angebotsgeber seriös arbeitet, hat davon in aller gebotenen Form unberührt zu bleiben.

Die Transparenz hast du hier in einer glasklaren Form, wenn auch als Vermutung, nachgeliefert. So, wenn es so wäre oder womöglich ist, gestaltet sich die Sache wesentlich besser vor- und nachvollziehbar.

Bei meinen "Runzeln auf der Stirn" bleibe ich allerdings. Auch ohne den Flügel gesehen zu haben, erwarte ich mit denkbar hoher Wahrscheinlichkeit, dass unterschiedliche zielführende Vorgehensweisen möglich und seriös sind. Welche die richtigen sind, habe ich hier nicht zu entscheiden.

Gruß
Martin
PianoCandle


... Klang braucht Klarheit. Danke!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Der TE schrieb
Wir sprechen also noch gar nicht über den Kostenvoranschlag des besichtigenden Klavierbauers, sondern über eine erste mündliche Kostenschätzung, in der in wenigen einfachen Worten dem Kunden grob umrissen wird, was gemacht wird und was der Spaß in etwa kostet.
Der einzelnen Arbeitsschritte und die genaue Zusammensetzung der Kosten sind zu diesem Zeitpunkt für den Kunden noch uninteressant.

Gilels soll sich einen schriftlichen KV schicken lassen und 2 weitere Klavierbauer um Vorschläge und entsprechende KVs bitten.
Dann können wir darüber diskutieren.

Wir tun evtl. dem Kollegen unrecht, wenn wir das, was er als grobe Kostenschätzung Gilels genannt hat und dieser uns in seinen Worten weitergibt mit "Mangel an Transparenz" abstempeln.

"dass unterschiedliche zielführende Vorgehensweisen möglich und seriös sind."

Selbstverständlich.
Ich schrieb ja bereits, dass mir 3h vor Ort ausreichen würden, den Flügel wärmer klingen zu lassen. Trotzdem könnte es sein, dass Gilels mit einer Überarbeitung für 1700,- Euro besser bedient ist, als mit 300,- Euro "für das Gröbste".
 
Arbeiten wie Hammerfilze Abziehen verbieten sich beim Kunden eigentlich von selbst.

Sehe ich auch so, bzw. ist das auch meine Philosophie. In der Werkstatt habe ich alles nötige, im Außendienst nicht unbedingt. Und warum soll ich mir mit Arbeiten auf einem zu kleinen oder zu tiefen Küchentisch den Rücken versauen wenn ich in der Werkstatt eine Hobelbank habe? Natürlich kann man auch grobe Arbeiten beim Kunden vor Ort machen, aber ich würde das nicht wollen.
 
Zeit, dass ich mich mal zurückmelde.
Vorerst vielen Dank für die Antworten, auch habe ich noch einige private Nachrichten bekommen.

Am besten wird es wohl sein, wenn ich erstmal noch etwas genauer erkläre.
Bisher war es nur eine kostenfreie Begutachtung und ein Lösungsvorschlag, nach Klavierbauer (ich kenne die Werkstatt, hat hier in der Gegend einen sehr hohen Stand, wurde mir vorher auch von vielen empfohlen, die stimmen seit einigen Jahren schon bei uns) das einzig greifbar machbare, was eine deutliche Verbesserung erzielen würde, weil das bei dem Flügel eben genau der Punkt sei, mit der Intonation.
Gewöhnlicherweise kann einfach vor Ort intoniert werden, das war eigentlich auch das, was ich erwartet hatte. Allerdings sei nach Klavierbauer der Filz am Hammerkopf Knochenhart, er hat auch mit der Nadel angetestet und kam schlecht bis gar nicht durch.
Vermutlich ist es eben nicht das beste Material, weil es wahrscheinlich China-Herrstellung ist (obwohl die Mechanik großteils von Renner zu sein scheint). Vermutlich ist das eben der Grund, weswegen da andere Maßnahmen in der Werkstatt vorgenommen werden müssten (bequemer wäre natürlich, die Hammerköpfe gleich neu zu befilzen, aber wieder kostenfrage).

Am zutreffendste Erklärung ist wohl diese hier, weil das auch den Aussagen des Klavierbauers am nächsten kam, vom Grundgerüst:
Situation ist die:
Einer unserer Kollegen hat sich das Instrument angeschaut und einen Kostenvoranschlag abgegeben.
Wir kennen weder das Instrument noch den Kollegen, der das Angebot abgegeben hat, wittern aber schon Betrug.

Natürlich investiert der Kollege keine 2 Wochen Arbeit in den Flügel, was auch aus den Betrag schon deutlich wird, 2 Wochen braucht er, die Arbeiten in seinen Werkstattablauf zu integrieren.


Wenn tatsächlich ein Anweichen der Filze notwendig ist (was keiner von uns hier beurteilen kann), dann ist es definitiv besser, die Mechanik dazu mit in die Werkstatt zu nehmen, denn nach dem Anweichen muss der Filz wieder mehrere Stunden bis zu 2 Tagen durchtrocknen, warum sollte da der Klavierbauer beim Kunden danebensitzen und die Stunden zählen?
Arbeiten wie Hammerfilze Abziehen verbieten sich beim Kunden eigentlich von selbst.


Die Hauptregulierungsarbeiten macht man bei einer Flügelmechanik in der Werkstatt am Regulierungsgestell, nachdem man vorher beim Kunden die Maße aufgenommen und Proben genommen hat.


Ein Kostenvoranschlag könnte wie folgt aussehen:


- An-/Abfahrt zum Kunden, Regulierungsmaße aufnehmen, Proben erstellen, Mechanik in Werkstatt

In Werkstatt:

- Filze anweichen, durchtrocknen lassen, abziehen, Mechanik gangbar machen, ggfl. kleinere Reparaturarbeiten, Klaviatur geradelegen, Spieltiefe regulieren, Steighöhe, Auslösen, Abnicken und Fang regulieren, etc., etc.

geschätzt 16h

- Anlieferung zum Kunden, Stuhlboden aussaugen, Mechanik einpassen, nachregulieren, Scheitel auf Chor anpassen, Intonation, etc.

geschätzt 7h


Gesamt:

Fahrtkosten 2x50,- Euro => 100,- Euro
Arbeitszeit vor Ort: 8h á 60,- Euro => 480,- Euro
Arbeitszeit in Werkstatt: 16h á 60,- Euro=> 960,- Euro
ggfl. Material ("Spezielflüssigkeit, etc.)=> 10,- Euro

Summe netto 1550,- Euro
19% MwSt. 294,50
Endsumme 1844,50 Euro


Wenn dann der Kunde noch die Dämpfung reguliert haben will, kommen nochmals ein paar Euro dazu.


Ich würde mir weitere Kostenvoranschläge einholen wobei die Gefahr besteht, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Jeder Klavierbauer könnte bestimmt den Flügel mit einem Aufwand von 3h vor Ort wärmer klingen lassen, das kostet den Kunden keine 300,- Euro.
Wenn man die Arbeiten ordentlich ausführen möchte, liegt die Kostenschätzung aber nicht komplett daneben.


Liebe Kollegen, bei aller Hochachtung und auch wenn ich mich jetzt noch unbeliebter mache:
Ein Kostenvoranschlag eines Kollegen, der das Instument begutachtet hat, wird hoffentlich nicht so unseriös sein, wie über diesen zu urteilen, ohne das Instrument gesehen zu haben. :rolleyes:


Das hat so sicher alles auch seine Richtigkeit, sodass niemandem Unrecht getan werden muss. Leider ist es eben nur ein Endpreis, der sich "sehen lassen kann" - da denkt man doch lieber daran, den Flügel rauszuschaffen und dafür dann einen anderen zu holen. Das hatte ein anderer Klavierbauer bei uns vor Ort auch vorgeschlagen.
Rein in der Überlegung ein angenehmer Gedanke aber eben nicht vereinbar mit Eltern, die daran kein Interesse haben. Das ist leider der zweite Hauptgrund.


Daher war ja der Plan, mindestens "Irgendwas" (!) in Bewegung setzen zu können, wo dann auch die Eltern einwilligen, preislich. Um irgendeine Verbesserung zu erzielen.
Leider hat das nur "nicht so geklappt"...

Einen lieben Gruß
 
Der Faden heißt: Klavierreparaturen, leider eine teure Angelegenheit!
Und wenn ich mich recht erinnere, ist die Entscheidung nach dem "Urteil".... "nichts zu tun, weil die Eltern dafür nicht aufkommen."

Ein Ergebnis, mit dem man vielleicht Leben kann, dass aber nicht zu einem besser klingendem Flügel führt und niemand befriedigt.

Gilels, wie Du hier Eingangs schreibst, dann (in meinem Verständnis) nicht bloß um den Frust los zu werden (das natürlich auch), sondern weil Du sicher auch um Lösungsansätze oder Alternativen bemüht bist.

Dein Einleitungspost ist für mich die Ausgangslage und kein Endpunkt.

Erstens gibt es keine (ausführlich getestete und zuverlässige) Spezialflüssigkeit, um Hämmer weicher zu machen. Soweit mir bekannt ist, gab es da einige Experimente, die aber wieder fallen gelassen wurden. Wahrscheinlich waren die Ergebnisse recht unterschiedlich je nach Filzbeschaffenheit. Insbesondere würden solche Mittel schnell im Zuliefer-Handel angeboten werden.

Zu den Wortmeldungen...

Wenn sich Arbeiten, wie "Hammerköpfe abziehen" beim Kunden "von selbst verbieten", hätte ich nicht dutzende Klaviere und Flügel auf meinen Reparaturreisen in technisch einwandfreiem Zustand versetzen können, in Instrumente, die gut klingen und auf denen nach Rückmeldung deren Besitzer musizieren Spaß macht!

Vielleicht "verbietet es sich", aber ich mache beste Erfahrungen. Es wird geschätzt, ich werde bei dieser Arbeit auch gefilmt (Youtube) oder fotografiert. Es macht zudem keine giftigen Dämpfe, wie Fussboden verkleben, und viel weniger Staub, als ein Zimmer frisch ausmalen oder Türen streichen. Ich hinterlasse dabei keinen Schmutz - weder im Klavier noch im Wohnzimmer. Zugegeben, es ist etwas unkonventionell.

Transparenz? Ich brauche als reisender Handwerker nicht extra betonen, dass ich die halbe Werkstatt im Auto bei mir habe, alle möglichen schmutzenden Arbeiten am Balkon oder im Freien ausführe und die Arbeitszeiten so lege, dass die Arbeit fertig wird und bis zu meinem nächsten Besuch in höchstem Maße stabil bleibt. Jede geleistete Minute vor Ort ist transparent! Es fällt keine doppelte Arbeit an, wie Maße aufnehmen und in der Werkstatt übertragen - hinterher korrigieren wenn ich das Instrument vor mir habe...Nein, ich arbeite gleich am Instrument.

Als nächstes will ich hier auch niemanden der Kollegen Unrecht antun und schon gar nicht, wenn ich sie überhaupt nicht kenne. Das liegt sicher nicht in meiner Absicht, wie mir ab und zu unterstellt wird. Im Gegenteil - ich lobe und schätze jeden Kollegen und habe auch viele Freunde unter den Klavierbauern. Leider zeigen mir (und auch den Kollegen, dass sie aus Scham unter vorgehaltenem Mude preis geben und lieber darüber schweigen) viel zu viele Klaviere, die "vor 1, 2, 5, 10 oder 30 Jahren vom Fachmann überholt wurden" ein anderes Gesicht.

Vielfach sind Tätigkeiten dem Stundensatz und Materialeinsatz korrekt durchgeführt worden (ich meine, jemand hat es wirklich ehrlich verdient und diese Arbeit mühevoll geleistet), und trotzdem - seither "macht das spielen keine Freude mehr" - "es klingt nicht mehr so wie vorher" oder "geht schwerer" - "ist schrill" - "klingt hohl" ... wird mir berichtet. Gerne mache ich solche Reparaturen dann Undo, aber in der Regel gibt das sogar mehr Arbeit als die ursprüngliche Reparatur. Weesentlich leichter kann ich ungerichtete Klaviere wieder herstellen, die nur durch Abnützung ungleichmäßig wurden.

Ich male hier keine schwarzen Bilder, sondern erzähle aus meinem täglichem Leben - man könnte sagen Alltagsgeschichten. Mit diesem Hintergrund melde ich mich zu Wort und nichts anderem. Und wenn dann eine vielleicht berechtigte, vielleicht unberechtigte Vermutung entsteht, wen wundert das? Wenn ich mit einem Dreizeiler, wie in meiner ersten Wortmeldung 20 Stunden Arbeit spare und jemand anders viel Geld, dann ist sie diese Vermutung, oder ein "Stirne runzeln" wie bei Martin legitim und sogar wichtig.

Gilels, ich wünsche mir, dass Dir ein ordentliches Instrument zur Verfügung steht, an dem Du mit Freude musizieren kannst und zwar leistbar. Muszieren soll Freude machen. Das Forum soll Freu(n)de machen.

LG
Michael
 

@Wenn sich Arbeiten, wie "Hammerköpfe abziehen" beim Kunden "von selbst verbieten", hätte ich nicht dutzende Klaviere und Flügel auf meinen Reparaturreisen in technisch einwandfreiem Zustand versetzen können, in Instrumente, die gut klingen und auf denen nach Rückmeldung deren Besitzer musizieren Spaß macht! ...alle möglichen schmutzenden Arbeiten am Balkon oder im Freien ausführe...

Hat Michael im Frühjahr bei mir gemacht, hat super funktioniert, kein Staub, kein Dreck .. und der Flügel ist nicht wieder zu erkennen!

Nochmal vielen Dank Michael!

LG

Pennacken
 

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Hallo zusammen,
schließe mich meinen beiden Vorrednern vollumfänglich an, bzw. werde bald selbst ein schönes Video solcher "Heimarbeit" parat haben.
Einen Punkt, der hier zwar erwähnt wurde, aber m. E. nicht genug gewürdigt:
die Tatsache, dass vorort gearbeitet wird, ermöglicht eine optimale Anpassung des Klangs an die akustischen Verhältnisse des Raumes (und ich meine nicht nur die Intonation) und auch an die Wünsche und das Strickmuster des Kunden. Und eben, von der Transparenz der Arbeiten mal ganz abgesehen, für mich ist es von unschätzbarem Wert, der Reparatur, Stimmung, Regulation, Hammerpflege,.... meines Instruments beizuwohnen, das ist ein scheinbar unterschätztes Erlebnis, ich selbst lerne mein Instrument kennen und kann jeden Schritt nachvollziehen. Auch aus pianistischer Hinsicht nicht ganz unwesentlich.
Wenn sich also das Hämmer abziehen o.Ä. beim Kunden von selbst verbietet, dann verpasst der Kunde einen der aufregendsten und schönsten Einblicke in seiner Klavierlaufbahn.

LG, Sesam
 
Guten morgen,

schliesse mich hier gleich mal an...
Auch ich habe mein Klavier "vor Ort" instandsetzen lassen und es war wirklich ein Erlebnis zu sehen, welche Veränderungen vorgenommen wurden und was sie bewirken. Von Dreck habe ich nicht viel bemerkt, das wenige was anfiel lies sich leicht entfernen.

Ich würde es wieder so tun... Zumal ich im Vorfeld mit den lokalen Händler eher nicht so tolle Erfahrung gemacht habe. Das ging von "auf den Speermüll damit" bis hin zu, kann man alles machen, kostet aber so und soviel. Am meisten hat mich dabei aber geärgert, das ein Handwerker gleich 2 Termine kurzfristig (wenige Stunden vorher) abgesagt hat. Eine dritte Chance hat er dann nicht mehr bekommen, dafür ein anderer mit dessen Arbeit ich dann höchst zufrieden war.

Michael, ich freu mich schon auf November, wenn die nächste Stimmung ansteht...

Grüße Volker
 
Natürlich kann man die Filze auch beim Kunden abziehen, ich habe das anfänglich auch in großer Anzahl gemacht.
Es dauert ewig (2-3h), in der Werkstatt bin ich schneller, habe eine Absaugung, immer ausreichend neues Sandpapier, eine in der Höhe optimierte Arbeitsfläche und das Ergebnis wird besser. Insgesamt zahlt der Kunde weniger für bessere Arbeit und er darf selbstverständlich auch bei uns zusehen, wenn er will.
Ich kann aber auch nicht ausschließen, dass es auch Kollegen gibt, die Ihre Arbeitsweisen für den Außendienst optimiert haben und auch dort schaffen, die Filze in bester Qualität in weniger als 1,5h abzuziehen.
Diese sind beneidenswert, da sie weit geringere Fixkosten haben und damit günstiger auftreten können.

Bei einem großteil unserer Kundschaft, deren Instrumente und Wohnungen verbietet sich ein Abziehen aber wirklich und wir können nicht unsere Außendiensttermine auch danach richten, wie das Wetter ist, ob der Kunde einen Balkon oder im Winter eine beheizte Garage hat.

Leider zeigen mir (und auch den Kollegen, dass sie aus Scham unter vorgehaltenem Mude preis geben und lieber darüber schweigen) viel zu viele Klaviere, die "vor 1, 2, 5, 10 oder 30 Jahren vom Fachmann überholt wurden" ein anderes Gesicht.

Das geht mir hier genauso.
 
Danke an fisherman, Klavier Volker, Sesam und Pennacken für die Nachreichung der "Beweise". ;)

An die Arbeit bei Pennacken habe ich in diesem Thread sofort gedacht. Ein Flügel, der sich nicht leise spielen hat lassen, weil die Hämmer viel zu hart waren und dann noch die Regulation etwas korrigieren. Noch dazu zwei Musiker, die das Klavierspiel wirklich sehr gut beherrschen, Sonaten etc. spielen können und den Flügel täglich sicher viel nutzen.

KBM - das es Dir genauso geht ist mir klar. Nur wer die Arbeit nicht beurteilen kann, hat ein anderes Bild.
Übrigens, die geringeren Fixkosten im Außendienst selbst bei Optimierung der Arbeitsweise sind leider ein Trugschluss...
Erstens unterhalte ich eine eigene Werkstatt und ich mache sehr viel darin, bin ich doch die meiste Zeit des Jahres hier und (noch) kein Vollzeitvagabund :D.
Zweitens, der zeit- und nervenaufreibendere Teil der unsichtbaren und vollkommen unterschätzten Arbeit bei weiten Reisen ist die vorhergehende Koordination und logistische Planung aller eintröpfelnder Termine entfernt und nah. Das betrifft vor allem gute Einschätzung der benötigten Zeit, der Materialien nach Studien von Bildern, Beschreibungen, Klangproben, die zeitliche Abstimmung, Entfernung, wann, wie lange und wo, wieviel Kilometer und somit Zeit von einem zum anderen, etc.
Erst wenn das gut gemacht ist, also ein Minimum an Stehzeiten/Fahrtzeiten erreicht ist könnte man mit theoretisch geringeren Fixkosten bei gleichem Ergebnis der Arbeit ausgehen. Wenn ich unterwegs bin, muss alles wie am Schnürchen laufen.

Wieviel ich tatsächlich bei solch einer Planung schwitze und Zeit verbringe, in der ich nicht Hämmer abziehe, möchte ich lieber nicht erwähnen. :cool:

Und ich mache es trotzdem wahnsinnig gerne, weil ich dort erwartet werde.:kuss:

LG
Michael
 
Kleiner Nachtrag (ganz unabhängig)

Ich war heute im Klavierhaus, wo wir den Flügel gekauft haben.
Hab mit dem Chef(-Klavierbaumeister und Inhaber) dort gesprochen, der auf einmal in Wut entbrannt ist und mich anschrie, was das wohl für ein schlechter Scherz sei, so eine Aktion an einem Flügel zu machen, der erst vier Jahre gespielt wurde. Und was für eine Idee, einen solchen Geldbetrag in solch einen Flügel zu investieren.
Ich solle ihm die Adresse dalassen und er wolle bald vorbeikommen und das in Ordnung bringen.
Es habe noch keine Hammerköpfe gegeben, die er nicht weicher bekommen hätte.
Allerdings wolle er es sich erst selbst ansehen.

Er hat mich wirklich fast zusammengeschrien, was mir irgendwie unangenehm war. Schließlich war ich nur da, um mich mal zu erkundigen.
Ich werde zwar das Gefühl nicht los, dass der Laden da eine Art Brechstangenladen ist, geht nicht gibts absolut nicht und da werden immer irgendwelche Massenverkaufsaktionen gemacht, mal abgesehen davon, dass Klaviere und Flügel da scheinbar wie... Kühe oder so gehandelt werden. Nunja... was solls.

Die Garantiezeit ist noch nicht ganz vorbei, also können sie ja wenigstens vorbeikommen, um das kaputte "C" zu reparieren (gut, es ist schon lange kaputt) und dabei kann er ja gleich mal schauen, was für ein Angebot er uns machen würde.

Zugeben muss ich allerdings, dass ich doch verunsichert bin.
Aber gut, woher soll ich das da alles auch wissen...

Lieben Gruß
 
Hallo Gilels,

Ich kenne den Händler nicht, möchte mich aber für sein schreien stellvertretend für die Zunft entschuldigen. Wahrscheinlich ist er selber schon taub vom stimmen :D:rolleyes:

Ich hoffe Du bekommst die Arbeit auf Garantie bzw. er behebt die normale Abnutzung und Veränderung zu guten Konditionen - und vor allem - er macht es gut!

LG
Michael
 
Hallo Gilels,
dein Faden wird ja immer komplexer, zumindest menschlich-fachmenschlich gesehen.
Mittlerweile frage ich mich, ob ich mit meinem allerersten Posting in deinem Faden wirklich gut beraten war. Mir scheint, mein Augenmerk, deinen Äußerungen folgend, richtete sich etwas zu deutlich auf das Fachmenschliche - und etwas zu wenig auf das Fachliche. Und dies ist seltsamerweise tendenziell durch alle Äußerungen in diesem Faden so geblieben... so dass eine wohl ziemlich elementare Frage überhaupt noch nicht gestellt worden ist.
Das möchte ich nun nachholen, damit wir, substanziell, überhaupt wissen, worüber wir hier reden:

Sag mal - was hast du denn eigentlich für einen Flügel?

Gruß
Martin
Pianocandle


... Krach? - Lieber Klang
 

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