Klavier teilweise selbst stimmen?

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mendelssoehnchen

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Hallo,
ich hab nicht vor mein Klavier total selbst zu stimmen.

Aber, es könnte sein, dass mal der ein oder andere Ton etwas nachgestimmt werden müsste.

Gibt es dazu gute Literatur oder soll man die Finger ganz davon lassen? :confused: Stimmschlüssel und ggf. ein Korg-Stimmgerät hätte ich zu Hause.

Gruß Sebastian
 
Gibt es dazu gute Literatur oder soll man die Finger ganz davon lassen? :confused: Stimmschlüssel und ggf. ein Korg-Stimmgerät hätte ich zu Hause.

einfach wird's nicht. Das Stimmgerät kannst Du gleich mal vergessen, Du willst ja schließlich temperiert stimmen. Ich stimme mittlerweile selbst und zwar mit TuneLab. Außerdem würde ich zum besseren Verständnis das Büchlein "Klavierstimmen" von William Braid White empfehlen.
 
Ich persönlich hätte dafür vermutlich zu viele Skrupel, obwohl ich ja meine Gitarre öfters Stimme ;-)

Bei wenigen verstimmten Tönen ists vielleicht sogar noch überschaubar genug. Aber man muss ja auch pro Taste bis zu drei Saiten stimmen.

Auf der Gitarre stimme ich nach Gehör, das geht an sich ganz gut. Insbesondere Leute die empfindlich auf Verstimmung reagieren sollten dafür ja das Öhrchen haben ;-)

Wobei man auf der Gitarre durch das nach Gehör-Stimmen auch gerne mal zu Obertonrein stimmt, also die Leersaiten pythagoreisch und nicht temperiert gestimmt sind. Man hats dann auch schnell korrigiert (immerhin ist eine Gitarre auch ausgelegt aufs selbst stimmen :-) ).


Ach was rede ich, ich hab noch nie versucht ein Klavier zu stimmen. Es gibt hier ja Klavierstimmer im Forum, die können vielleicht auch etwas aufklären ;-)
 
Natürlich kannst du einzelne Töne stimmen, jedoch erfordert dies viel geschicklichkeit und ein gutes Gehör, um gute Ergebnisse zu erreichen. Aber du kannst ja dein Glück versuchen, ansonsten holst du dir einen richtigen Klavierstimmer ;)
Was zu beachten ist:
1. Beim stimmen verwende bitte nur minimale bewegungen, da sich der Ton schon bei kleinen Bewegungen stark verändert!
2. Damit die Stimmung lange halten kann, musst du den Ton erst ein wenig zu hoch stimmen, und ihn anschließend auf die richtige Tonhöhe bringen. Falls dies nicht beim ersten mal klappt, so musst du dies widerholen.
3. Zuerst die mittlere Saite, dann die linke zur mittleren, und anschließend die rechte zu den anderen Saiten stimmen!
4. Wenn der Ton sehr Tief ist, also z.b bei 336 Herz, und der Rest des Klaviers auf 440 Herz, so stimme den Ton auf 441 Herz, da dieser in den ersten Tagen auf 440 Herz sinken wird.
5. Schlage den Ton beim stimmen immer sehr stark an, denn sonst wird sich das Klavier beim nächsten forteforte anschlag verstimmen!

Zur motivation: Ich habe auch mein Klavier selber gestimmt und kann sagen, dass mir keine Saite gerrissen ist und diese auch nicht so schnell reißen werden und das wenn du diese Punkte beachtest ein gutes Ergebniss ereichen kannst. ;)
 
Ich denke auch, dass Du natürlich ein paar Töne nachstimmen kannst. Wichtig ist, dass Du einen guten Stimmhammer besitzt und gute Einsätze, die nicht zu eng und nicht zu weit sind,- Beides ist schlecht für die Stimmwirbel.

Wie Sven es schon erklärt hat, ist die große Kunst, die Beständigkeit der Stimmung. Die ersten nachgestimmten Töne werden bei Dir sicher nicht länger als 5 Tage halten (wenn Du das Klavier bespielst). Irgendwann bekommst Du ein Gefühl dafür, und die Stimmungen werden länger halten. Grundsätzlich bekommst Du dein gesamtes Klavier mit TuneLab recht gut gestimmt, nur die Frage ist, wielange die Stimmung hält.

Wichtig ist auch der Einsatz eines Stimmkeils. Auf keinen Fall solltest Du gleich die mittlere Saite nachstimmen. (Ich vermute einmal, dass die Verstimmung im Diskant liegt). Du solltest erst einmal schauen, ob die Verstimmung rechts oder links der Mittelsaite liegt (mit einem Stimmkeil die dann die rechte oder linke Saite abstecken).

Sven hat es ganz richtig erklärt: Wichtig ist der Ausgleich der Spannung auf dem Steg. Wenn Du nur nach oben stimmst, dann verteilt sich die Spannung hauptsächlich bis zum Steg, und fällt erst danach langsam wieder, ist also völlig unbeständig. Daher musst Du erst nach Oben, und dann wieder nach Unten stimmen. Kleine Bewegungen, aber nicht zu vorsichtig, sonst sitzt der Stimmwirbel nicht mit genügend Gegenzug im Holz. Rauf ziehst Du die Saite, herunter "schlägst" Du sie leicht mit dem Hammer. Spätestens hier ist ein guter Stimmhammer wichtig, damit hierbei die Wirbel nicht beschädigt werden.

Wenn Du die nötige Ausstattung hast, kannst Du es ja probieren, eine Saite wird sicher nicht reißen, wenn Du vorsichtig vorgehst :)
 
einfach wird's nicht. Das Stimmgerät kannst Du gleich mal vergessen, Du willst ja schließlich temperiert stimmen.

Es liegt an der Inharmonizität, dass man ein Klavier nicht einfach mit einem Stimmgerät durchstimmen kann, viel weniger liegt es an der Temperatur; temperiert ist das Klavier ja auch beim Stimmen mit einem Stimmgerät.
 
Es liegt an der Inharmonizität, dass man ein Klavier nicht einfach mit einem Stimmgerät durchstimmen kann, viel weniger liegt es an der Temperatur; temperiert ist das Klavier ja auch beim Stimmen mit einem Stimmgerät.
Nö, das Stimmgerät liefert die absoluten Tonhöhen. Die kann man aber wegen des sog. Pythagoreischen Kommas bei einer reinen Stimmung nicht verwenden. Also muss man temperiert Stimmen (heutzutage meist gleichschwebend temperiert). Das heißt alle Oktaven rein, der Rest schwebend.
 
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Nö, das Stimmgerät liefert die absoluten Tonhöhen. Die kann man aber wegen des sog. Pythagoreischen Kommas bei einer reinen Stimmung nicht verwenden. Also muss man temperiert Stimmen (heutzutage meist gleichschwebend temperiert). Das heißt alle Oktaven rein, der Rest schwebend.

Ach so meinst Du das! Logisch. Ich war jetzt gedanklich bei der eigentlichen Temperatur, denn "wohltemperiert" ist ja auch eine Temperatur, ebenso wie Mitteltönig etc.

Oder irre ich mich da?
 
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Kann es sein dass hier etwas Begriffsverwirrung herrscht? zumindest ich bin gerade etwas verwirrt.

Ein Klavier wird doch in der Regel gleichstufig gestimmt, d.h. eine Oktave in 12 Töne gleichen Frequenzabstandes ein.

Ein Stimmgerät sollte auch die gleichstufigen Notenwerte zur Verfügung stellen. Ich denke dass insbesondere die Computerprogramme (keines ausprobiert, nur Vermutung) soweit flexibel sein sollten, dass sie die passenden Frequenzen nach den Wünschen des Benutzers ausrechnen können. (d.h. auch für abweichende Kammertöne etc).

Was ein Stimmprogramm wohl weniger berücksichtigt ist das Zusammenspiel der Obertonschwingungen, die die Schwingung des Saitengrundtons überlagern, ich glaube das Phänomen (bzw. die Gegenmaßnahme) heißt "Spreizung". D.h. aus Gründen des Saitenaufbaus (Dicke, Spannung) ist das Obertonspektrum für verschiedene Saiten leicht verschoben. Stimmt man die Grundtöne von extremalen Saiten (z.B. die ganz tiefen) exakt gleichstufig, so unterscheiden und beißen sich doch die ersten Obertöne wenn Töne gleichzeitig gespielt werden. Man muss also den Kompromiss zwischen passenden Saitengrundtönen und passenden Obertönen finden.

Meinst du das mit Inharmonizität des Klaviers, Christian?
 
Wenn du nur einzelne Töne nachstimmen willst, dann hilft dir ein Stimmgerät gar nichts, denn das liefert ja absolute Werte. Sagen wir mal, das eingetrichene A ist verstimmt und du stimmst es nach Gerät, dann kann es sein, dass es nicht mehr zu den anderen A´s (Oktaven) passt, weil diese anderen A´s evtl. nicht auf der absoluten Tonhöhe stehen. Das gilt natürlich nicht nur für die Oktaven, sondern auch für alle anderen Intervalle. Deswegen folgendes Vorgehen:

Einen Stimmkeil nehmen und nacheinander jede der 3 Saiten abdämpfen um zu horchen, welche Saite von den dreien für die Verstimmung sorgt. Wenn du Glück hast, ist es eine äußere. Du dämpfst also sagen wir mal die rechte Saite und die Verstimmung ist verschwunden. Diese einfach nachstimmen und gut ist. Das ist die sogenannte Choir-Reinheit, also die korrekte Stimmung innerhalb einer Taste.

Problematischer wird es, wenn nicht nur die Choir-Reinheit unpassend ist, sondern auch die Intervalle. Also der verstimmte Ton nicht nur in sich verstimmt ist, sondern auch zu den Oktaven darunter oder darüber nicht passt. Da hast du nur die Möglichkeit, nach Gehör die verstimmte Taste zu den übrigen Intervallen anzupassen.
 

Kann es sein dass hier etwas Begriffsverwirrung herrscht? zumindest ich bin gerade etwas verwirrt.

Ein Klavier wird doch in der Regel gleichstufig gestimmt, d.h. eine Oktave in 12 Töne gleichen Frequenzabstandes ein.

Ein Stimmgerät sollte auch die gleichstufigen Notenwerte zur Verfügung stellen. Ich denke dass insbesondere die Computerprogramme (keines ausprobiert, nur Vermutung) soweit flexibel sein sollten, dass sie die passenden Frequenzen nach den Wünschen des Benutzers ausrechnen können. (d.h. auch für abweichende Kammertöne etc).

Was ein Stimmprogramm wohl weniger berücksichtigt ist das Zusammenspiel der Obertonschwingungen, die die Schwingung des Saitengrundtons überlagern, ich glaube das Phänomen (bzw. die Gegenmaßnahme) heißt "Spreizung". D.h. aus Gründen des Saitenaufbaus (Dicke, Spannung) ist das Obertonspektrum für verschiedene Saiten leicht verschoben. Stimmt man die Grundtöne von extremalen Saiten (z.B. die ganz tiefen) exakt gleichstufig, so unterscheiden und beißen sich doch die ersten Obertöne wenn Töne gleichzeitig gespielt werden. Man muss also den Kompromiss zwischen passenden Saitengrundtönen und passenden Obertönen finden.

Meinst du das mit Inharmonizität des Klaviers, Christian?

Ja, das meine ich mit Inharmonizität.

Weiterhin wollte ich sagen:

Ein Klavierstimmer "verstimmt" sozusagen :p. Es gibt durch die leichte Verschiebung bei der wohltemperierten Stimmung also keine völlig reinen Intervalle mehr. Dies hat aber den Vorteil, dass auch Tonarten, die vorher schrecklich geklungen haben (wie z.B. Fis-Dur, moll) gespielt werden können.

Darauf wollte ich im Wesentlichen hinaus.
 
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