Kaufbericht neuer Flügel

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Felix

(ehemals Datenvegetarier)
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9. Aug. 2016
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Liebe Klavierfreunde,

ich habe ein neues Instrument angeschafft. Der Akt steht allmählich vor dem Abschluß, es wird Zeit für einen Bericht. Für die mangelnde Form bitte ich um Entschuldigung, die Informationen sind aber irgendwo da drin.

Nach etwas Geklimper in der Jugend spielte ich zwanzig Jahre kein Klavier. Im Herbst 2016 änderte sich das, ich wollte wieder. Allerdings nicht zu viel Geld ausgeben, denn ich war mir ganz und gar nicht sicher, ob nach dem Kauf auch wirklich fleißig geübt und das neue Hobby gebührend gepflegt werden würde. Ich beschloß also herumzufahren und viel auszuprobieren, um am Ende vielleicht vor einem tollen und günstigen Gebrauchtinstrument zu stehen.
An einem Gebrauchten reizte mich neben dem Preis die Vorstellung, Geschichte zu kaufen, gewachsene, gespielte Stimmung, darin widerhallend die Geister der Vorbesitzer, das Greinen der gezwungenen, die Jauchzer der freiwilligen.
Der mutige Gedanke an ein U1 oder U3 kam bereits etwas verwegen daher und rötete mir die Wangen, wurde aber überraschend bald noch zur Seite gefegt von der plötzlichen Lust und dem Übermut: warum kein Flügel! Luxus. Dekadenz. Die Lust setzte sich fest und brachte Farbe ins Spiel.
Auf Erkundung „spielte“ ich haufenweise alte Steinways, die schlecht oder gar nicht restauriert waren, oder mir aus anderweitigen Gründen nicht gefielen. Ich kannte mich nicht aus, mußte mich also nicht mit Fachbegriffen plagen, sondern setzte Tastendrücke hier und da und erlangte einen kristallin subjektiven Eindruck, den ich in einem Heft vermerkte. Dann hops zum nächsten. Mit der Zeit kam da ein ordentliches Werk zusammen, worin beispielsweise geschrieben stand, daß mir ein Seiler 200 cm gut gefiel, ein paar C3 aus den 70ern und 80ern ok waren und den miesen S&S nicht nachstanden. Besonders beeindruckten mich allerdings eine Reihe älterer Bechsteiner, deren Spielgefühl vor allem, aber zu teuer. Bösendorfer ließ mich kalt, Kawai fand ich dumpf, usw.
Ein Stochern im Nebel. Ich bekam keinen Überblick, fand nicht zu Sicherheit in meinem Urteil und schwirrte im Zickzack von Blüte zu Blüte. Eine der Blüten duftete schließlich besonders stark, das Spielgefühl war leichtfüßig, der Klang wuchtig, der Preis niedrig, und was mich wunderte – es war wieder ein Kawai. Ein anderer allerdings, ein GS-50 von 1983. Damalige Konzertserie, brillanter und lauter als die Heimserie – Marketingattribute, die ich mir später aus dem Internet zusammenklaubte. Jedenfalls gefiel mir der Flügel, ich hatte einige Tage Autobahnzeit angesammelt, und war froh, endlich fündig geworden zu sein.
Der GS war auch froh und wurde die nächsten vier Jahre ordentlich rangenommen. Nach und nach begriff ich, was ich da überhaupt tat und damit einhergehend fielen mir kleine Macken am guten K. Kawai auf, die mich anfangs überhaupt nicht, dann wenig, später mehr und mehr störten. Er hatte brettharte Hämmer und war äußest brillant intoniert, was mehrere Klavierbauer nicht entscheidend bessern konnten. Die Mechanik war in Ordnung, man konnte es richtig gewittern lassen; Regentropfen hingegen gingen nicht, das wurden Hagelkörner.
Die Macken machten, daß heimlich leise die schier unmögliche Idee keimte, irgendwann doch noch einmal das Instrument zu tauschen. Um die Unvernunft zu bremsen und die unverschämte Idee gleichsam ins Feenreich zu versetzen, errichtete ich Hürden. Ein neues Instrument wäre erst drin, wenn ich entweder a) Chopins op. 53 spielen konnte, b) mindestens einen Euro mit einem öffentlichen Auftritt verdient hatte, oder c) 50 Jahre alt war.
Gute Regeln, die dann recht bald über Bord gingen.

Mit dem GS-50 hatte ich Glück. Hier ist die Anzeige von damals. Einer meiner Freunde spielt selbst Klavier und Orgel und hat sich die digitale Dynamik der Orgel angewöhnt. Ihn störte das mangelnde piano des GS nicht, denn ohnehin spielt er nie piano. Er war oft bei mir, um den tollen Baß zu erleben, den sägezarten Sopran, kurzum, die beiden paßten besser zusammen, und wir machten einen Deal. Sein eigener Flügel (der Vogel aus o.g. Anzeige) fand ebenfalls einen Abnehmer, die Transporte wurden organisiert und mein Musikzimmer war nach vier Jahren wieder leer.

Damals las ich eure wunderbaren Berichte hier im Forum. Ich schaute, was auf dem Flügelmarkt los war, und der Wunsch aufs Neue festigte sich. Ja, ein neues Instrument, diesmal kein gebrauchtes mehr. Keine Macken, keine unbekannte Vorgeschichte. Keine Romantik.
Reinheit, Reduktion. Ein Werkzeug.
Nach den vier Jahren wußte ich, ich war wohl nicht der Typ, der eines Tages SEINEM FLÜGEL begegnet, und die Energie schlägt dann über vom herrlich polierten Finish mit blaugrünen Funken, und die Tasten bewegen sich von selbst, wie Sahne die Tasten, und Musik ist da, auf einmal diese Musik, und das Grinsen wird breiter, wird zum Lachen, zum Grölen, wird zum ...
Nein, ich sitze halt so da. Mein Geschmack hatte sich allerhöchstens ein kleines bisschen entwickelt, und steckte noch immer in den Kinderschuhen. Ich las mir also ein paar Marken an – es war mitten in Corona – und legte mich anhand der Meinungen anderer Leute auf die Erstvisite fest: Shigeru Kawai, August Förster, Yamaha S. Ich wollte zudem offen bleiben, für alles, nur neue Steinway, Fazioli, Steingräber und die anderen Spitzenpreisklassen kamen nicht in Frage.

Den GS mit seinen 206 cm hatte ich in meinem 20 qm Zimmer immer als zu laut empfunden. Sein Nachfolger sollte auf jeden Fall kleiner sein. Denn das war ja ein handfestes Problem: Instrumente, die beim Händler wundervoll klingen, lassen mit Pech in den eigenen vier Wänden die Sau raus. Erschlagen von Glas und kahlen Oberflächen, Raummoden, Früh- und Spätreflektionen, unter- oder überdämpft und verzerrt, kann es sein, daß das große Glück zur großen Belastung wird.
Wie damit umgehen? Lieber etwas kleiner kaufen. Dann war das Risiko einer unangenehmen Überraschung ebenfalls kleiner, so meine Überlegung.

Ich vereinbarte ein paar Termine und fuhr los. Die erste Tour führte nach Frankfurt. Piano Atzert war übersichtlicher, als ich es mir vorgestellt hatte. Eine sehr freundliche Dame empfing mich und stellte mir die verschiedenen Instrumente vor. Leider war es in dem schnuckeligen Lädchen nie möglich, richtig alleine zu sein, der Blick über die Schultern stets präsent, was mich doch hemmte. Ich spielte nacheinander einen Kawai GL-30 (mulmig und doch grell, kein schöner Klang, angenehme Spielbarkeit), einen jungen gebrauchten Steinway B (langweilig, unauffällig), einen Shigeru SK-2 (unauffällig, gut spielbar, deutlich besser als der GL, aber keine Offenbarung), sowie eine Reihe von August Förster Klavieren (klanglich warm und für die Größe sehr baßstark, aber etwas wummerig und dick auftragend). Insgesamt hatte ich nicht das Gefühl, daß mich der Besuch hier bereits in eine bestimmte Richtung gebracht hätte. Wir verblieben unverbindlich, und ich fuhr ein paar Straßen weiter.
Stollenwerk scheint sich auf den Verleih, das Gestellen und die Betreuung rund um Konzerte spezialisiert zu haben, verkauft die Instrumente aber auch. Die Chefin vereinbarte ein Treffen im Industriegebiet, wo sie eine Lagerhalle aufsperrte, mir kurz die Flügel erläuterte und mich alleine ließ, ich sollte Bescheid geben, wenn ich fertig war. Das gefiel mir. Ich spielte einen Yamaha S6 von 2015 (schöner runder Klang, toller Baß, milder Diskant, gute Spielweise), einen S3X (etwas stimmte nicht, schepperte, Diskant grell, kaum Baß, wohl absolut neu und noch nicht vorbereitet), einen C3 (ausgewogen, schön, etwas zu hell, unspektakulär, aber gut), einen F6 („was ist das denn für einer?“, „oh, da ist das C abgefallen“, aus Gestellung, weicher Anschlag, klanglich und spielerisch aus meiner Sicht aber kein Vorteil ggü. dem S6). Ein angenehmer Kontakt, einige wirklich gute Instrumente, die mein Herz für Yamaha nun ein wenig höher schlagen ließen, wenn auch noch kein echter Kracher dabei gewesen war.
Anderntags ging es nach Fürth, wo mich Herr Kreisel schraubend und intonierend an den von mir gewünschten Probeexemplaren erwartete. Ich traf erstmals auf perfekt vorbereitete Instrumente, wurde alleine gelassen und konnte mir in Ruhe ein Bild machen. Die Flügel stehen in einer riesigen Halle mit knapp zehn Meter hohen Decken, was eine Akustik erzeugt, die ich aus meinem Räumchen absolut nicht gewöhnt bin. Es wallte und hallte, und der Direktschall war nicht eindeutig zu beurteilen, zumindest nicht mit meiner mangelnden Erfahrung in solchen Umgebungen. Ich spielte August Förster 190 und 215 (warmes, wuchtiges Klangbild mit vollen Bässen, gerade im Vergleich zu den folgenden Shigeru aber nicht so fein auflösend, etwas verwaschen, Spielbarkeit angenehm und allenfalls ein klein wenig schwammig), Shigeru SK-2 (Baß kernig, aber undifferenziert, Mittellage sehr präsent, Diskant grell, Spielbarkeit herrlich, wie auch die folgenden SK), SK-3 (Baß deutlicher, Mitten scharf intoniert, Diskant gut), SK-6 (Baß kräftig und klarer, in dem Raum für mich immer noch leicht verwaschen, von allen Instrumenten bislang aber am saubersten, Mitten und Höhen ausgewogen und schön). Herr Kreisel stand jederzeit für Fragen zu Verfügung, und bei einem Kaffee sprachen wir über meine Räumlichkeiten und die avisierte Flügellänge. Er bestätigte meine Vorsicht und riet eindeutig vom SK-6 ab, meinte, er favorisiere den 3er, der biete den besten Kompromiß zwischen Inharmonizität und Heimverträglichkeit. Ein Besuch, der sich lohnte, denn Shigeru war in Fürth auf Platz eins gerückt. Das Spielgefühl! Federleicht und tonnenschwer, präzise, sauber, trocken-kühl und viele weitere Adjektive passen da hinein. Nur klanglich war ich noch nicht zufrieden, schob das auf den ungewohnten Hall. August Förster war raus, wunderwarme Wuchtbrummen, die dummerweise neben den SK standen und dem direkten Vergleich nicht entgehen konnten.
 
Weiter ging es nach Altdorf. Ich stand im Stau und kam verschwitzt und müde an, die drei geplanten Stunden zusammengeschnurrt auf eineinhalb. Und das war wirklich wenig, denn hier bei Piano Schweisser standen Hochkaräter dicht an dicht. So viele gute Instrumente, daß ich in meiner Müdigkeit nach wenigen Sitzungen kaum noch wußte, was mir gefiel und was nicht. Aber ich führte Buch, und zu Hause sollte Klarheit herrschen, anderntags. Wolfgang Schweisser, ein auf Anhieb sympatischer Typ, hieß mich willkommen wie einen alten Freund und ließ mich nach Lust und Laune durch die Säle toben. Eine ausgesprochen lockere Atmosphäre. Es ging los mit einem Shigeru SK-2 (Platz unter niedriger Decke direkt am Fenster, knallt scharf in den Mitten und Höhen, wieder der raue kernige Baß, ausgewogener als der Fürther SK-2, aber noch zu brillant, Spielweise über alles erhaben; wir rückten ihn vom Fenster ab und er beruhigte sich, dennoch – die heftige Brillanz blieb), im gleichen winzigen Raum stand ein SK-6 (donnert im Unterkellerbaß, Übergänge zwischen den Registern sauber, wirkt sehr ausgewogen, läßt sich im Klanggewitter aber nicht gut beurteilen, Spielweise wunderbar), in einer Halle mehrere Yamaha S, bzw. SX, die 3er, 4er, 5er, 6er (von klein nach groß immer ausgewogeneres Klangbild, vollerer und differenzierterer Baß, allesamt sehr gute Spielweise), sowie Bösendorfer 185 VC und 214 VC (die ersten neuen Bösis, die ich probierte, und ich war überrascht, wie gut sie sich anfühlten. Spielgefühl auf Shigeru-Niveau, klanglich eher unauffällig, preislich um Welten höher liegend). Zu Ladenschluß war ich völlig fertig, die Heimreise stand an. Herr Schweisser hatte mich zuvorkommend behandelt und mir zum Abschied bereits einige Angebote ins Ohr gesäuselt, die fortan da schwirrten und mir die Fahrt verkürzten. Eine Entscheidung stand an.

Wie gesagt hatte ich nicht erwartet, daß mich ein Instrument anspringen würde, und dazu war es auch nicht gekommen. Ich glaube nicht, daß das subjektiv perfekte Instrument existiert. Natürlich, es gibt miserablen Klang, es gibt Defekte, schlechte Mechaniken, sonstige schwere Probleme, aber immer vorausgesetzt, das Instrument ist gut, spielt sich gut, klingt gut, dann empfinde ich das Abwägen von ephemeren Feinheiten mehr und mehr als Irrgarten. Es ist ein Instrument. Nicht weniger, nicht mehr.
Am nächsten Tag ging ich meine Notizen durch und telefonierte ein wenig. Die in Fürth und Altdorf gespielten Marken Shigeru, Yamaha, Bösendorfer waren alles gute Instrumente. Ich traf also keine objektive Entscheidung, sondern eine des Gefühls. Um ein Instrument wirklich einschätzen zu können, muß man es zu Hause stehen haben, viele Wochen. Das Probespielen in den Läden verschafft allerhöchstens ein Bauchgefühl, und an diesem orientierte ich mich. Ja, mittlerweile hatte ich einen Narren an Shigeru Kawai gefressen. Die Aufmachung, das Drumherum, Japan, die Kultur, allein schon der Name (völlig verrückt, mit dem Sh am Anfang!), Manga, der Besuch des MPA, Schwertkampf, Exotik, und nicht immer die gleiche langweilige Steineklopferei im muffigen Wohnzimmer. Nein, einen Steingeru hätte ich wohl nicht genommen. Und, freilich, freilich, - das Spielgefühl.
Blieb die Länge. Was paßt rein. Ich war losgefahren mit dem Vorsatz, etwas Kleineres als den GS zu kaufen, SK-2 oder SK-3 also. Herr Kreisel hatte mir von Großem abgeraten, Herr Schweisser hingegen schwärmte für größere Flügel auch in kleineren Räumen. Denn nicht die Lautstärke sei es, was wachse, sondern die Ausgewogenheit durch alle Register. Ich war noch nicht ganz überzeugt, da machte er bereits den Vorschlag, zwei auf einmal zu liefern, den 3er und den 6er, und ich solle halt schauen, was besser klänge. Zusammen mit dem hervorragenden Angebot, das er mir machte, gab diese Idee den Ausschlag.

Auf einmal standen da also zwei Flügel im Keller. Luxus. Dekadenz. Der SK-6 kam aus Herrn Schweissers Laden, der SK-3 direkt von Kawai in Krefeld. Ich ließ mir Zeit und verglich nach Herzenslust, aber schon recht bald war klar, daß es der 6er werden würde.
Die Raumgröße funktionierte einwandfrei, beide Flügel spielten deutlich leiser bzw. klanglich verträglicher als der alte. Beim GS hatte ich mir einige Mühe gegeben, die Akustik des Raums zu retten, und selbst als ich die diversen Absorber zur Tür hinaus schaffte, gab es mit den SK kein Getöse.
Beide Flügel glänzten natürlich auch bei mir daheim mit der leichtgängigen ungeheuer präzisen Spielbarkeit. Klanglich kam mir der SK-6 einen ganzen Tick homogener vor als sein kleiner Bruder, ausgewogener über die Register, lediglich im Diskant erschien er mir marginal zu dünn, was im Vergleich zum alten GS, der mich in diesem Frequenzrahmen mit aller Macht in die Zange genommen hatte, nicht unbedingt das ärgste Problem bedeutete. Der SK-3 wirkte ein bisschen harscher, kantiger, direkter, ungebremster, und damit vor allem im Mittenbereich zu präsent, während der Baß gegen den großen Bruder ziemlich alt aussah. Beim 6er knackste das Pedal, es gab einen Kratzer an der Rückseite, und beiden fehlte noch die Verschiebeintonation. Ich Laie war auch etwas stutzig ob der leicht älteren Seriennummer des SK-6, die stammte aus 2018, während der SK-3 2020 frisch gebaut worden war. Um ganz sicher zu sein, daß mich mein Gefühl nicht trügte, engagierte ich einen Klavierbauer für eine Beurteilung.
Uwe König bat sich aus, vorab keine weiteren Informationen über die Instrumente und den Händler zu erhalten, um ein unverfälschtes Bild zu bekommen. Bisher hatte er mit Shigeru nur wenig zu tun gehabt, und er war froh, die Marke über meinen Auftrag kennenzulernen. Er widmete den Flügeln zwei Stunden Zeit, spielte viel, schraubte ein wenig, klopfte, guckte und machte halt so Klavierbauersachen. Dann schilderte er seinen Eindruck. Der SK-3 klänge tatsächlich wie vom Werk. Es fehlten mehrere Intonationszyklen, um das Klangbild überhaupt erst zu formen, das sei noch roh und steril. Das sei gerade das Gute an dem „älteren“ SK-6: Er habe zwei Jahre gestanden, konnte sich setzen, wurde immer wieder gestimmt und habe damit zur Reife gefunden. Das sei wichtig bei neuen Flügeln. Tief beeindruckte ihn beim SK-3 der Übergang vom Baßregister in die Mittellage. Das sei ein Problem fast aller Flügel und es sei ihm selten untergekommen, daß es derart gut gelöst worden sei, und das schon ab Werk. Beim Anschlag an beiden Instrumenten kam er ins Schwärmen. Er sei viel unterwegs, auf Bühnen und in Privatwohnungen, und ein mäßiger Spieler. Sich hinzusetzen und auf Anhieb pianissimo hinzubekommen, habe er noch nie erlebt.
Er war also recht begeistert. Beim SK-3 müsse man noch einiges machen, der SK-6 sei bereits soweit. Er sei das schönere Instrument, mit dem schöneren Klang, der Fülle, der richtigen Größe. „Bei diesem Flügel (deutet nach links) denke ich: der ist richtig gut. Bei diesem Flügel (deutet nach rechts) geht mir das Herz auf.“ Und das wars. Die Verschiebeintonation, das Knacksen, ein paar Details sprach er an und welche Maßnahmen nötig wären. Ich erzählte ihm vom anstehenden MPA-Besuch und er meinte, damit wäre doch alles geklärt.
Ich kaufte also den SK-6. Der SK-3 trat die Weiterreise nach Altdorf an, und als er abgeholt wurde, behoben die Techniker den kleinen Lackschaden am SK-6.

Es galt noch, den Raum auf Spur zu bringen. Dem Shigeru wollte ich mehr bieten als dem GS. Ich baute die Glastüren vom Regal ab, das die eine Raumseite vollständig einnahm, was schon eine gewaltige Verbesserung brachte; das Surren und Gellen in den höheren Mitten verschwand beinahe vollständig. Um auch den Rest in den Griff zu bekommen, entschloß ich mich zu dicken Vorhängen an der Fensterseite. Dieser Entschluß, gefaßt im Dezember 2020, kostete vier Monate. Seit vorletzter Woche hängen die Fetzen endlich. Natürlich, toller Klang jetzt, alles sauber und wundervoll, ganz wundervoll, aber wie lange kann es denn dauern, ein paar Vorhänge aufzuhängen? Eigentlich hatte ich vor gehabt, zusätzlich zu den DIY-Absorbern (Ikea-Regale plus Steinwolle plus X) ein paar Baßfallen aufzustellen, aber der Baß ist sauber, ein Wummern stelle ich nicht fest.

Die Moral von der Geschicht: Flügelkleine lohnt sich nicht. Große Flügel, großer Klang. Fliegst du hoch, fliegst du lang. Und: Raumbehandlung lohnt bereits in kleinen Schritten. Fangt mit der richtigen Aufstellung an, das gibt Muckis, dann ein Vorhang, dann Absorber. Spart euch Diffusoren, spart euch Baßfallen.

Vielen Dank an die Shigeru-Besitzer, die mir hier weiterhalfen und sich die Mühe machten, meine kleinkarierten Fragen zu beantworten. Danke an die Kundin von Herrn Schweisser, die eine uneingeschränkte Empfehlung aussprach.
 

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Das ist ja eine Überraschung! 😳 Danke für die Gute-Nacht-Geschichte und herzlichen Glückwunsch! 🎉👏🏻👏🏻👏🏻
 
Toller Bericht!
Mittelfranke?
Gute Nacht-Gruß aus Nürnberg
 
Herr Schweisser hingegen schwärmte für größere Flügel auch in kleineren Räumen. Denn nicht die Lautstärke sei es, was wachse, sondern die Ausgewogenheit durch alle Register. Ich war noch nicht ganz überzeugt, da machte er bereits den Vorschlag, zwei auf einmal zu liefern, den 3er und den 6er, und ich solle halt schauen, was besser klänge. Zusammen mit dem hervorragenden Angebot, das er mir machte, gab diese Idee den Ausschlag.

Ein Verkäufer, der weiß, was er tut, Hut ab!

Ein schöner Bericht, der viele interessante Details enthält und für einen klugen Kopf spricht, der sich langsam eine Meinung bildet. Die Kirsche auf dem Sahnetörtchen ist im Kontext des tatsächlichen Kaufs sicherlich der Besuch des MPA. Diese Techniker sind wirklich außergewähnlich gut darin, einen Flügel auf die jeweiligen Gegebenheiten anzupassen und den tatsächlichen Charakter eines Intruments aufs Beste herauszuholen.

Mittlerweile habe ich auch einen solchen MPA als meinen Stammtechniker - und dessen Intonierkunst ist wirklich ein Wunder.

Glückwunsch zum Instrument und viel Freude in den nächsten Jahren damit!
 
Lieber Felix,

vielen Dank für diesen schönen, sehr informativen und unterhaltsam geschriebenen Bericht. Nochmals herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Instrument. Ich wünsche Dir viele Jahre Freude und Glück, leider vergeht die Zeit an solchen Instrumenten ja wie im Fluge;-):musik064:.

Viele Grüße
Christian
 
Herzlichen Glückwunsch. Du hast meinen Traumflügel gekauft. Ich wünsche dir viel Freude damit!

Auch ich habe gestern ein neues Klavier bestellt. Da ich den Klang des Shigeru sehr liebe, ist es ein Kawai NV 5 geworden. Es wird aber erst Ende Juli geliefert. Einen Stutzflügel kann ich leider z.Zt. nicht unterbringen. Dazu muss ich mich erst von meinem Arbeitszimmer verabschieden und das darf ich noch nicht. :007:
Für das NV 5 habe ich mich entschieden, da mir die Klaviatur deutlich besser gefiel als die vom Ca 99. Nun warte ich auf die Lieferung.
 
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Glückwunsch von Felix zu @Felix:-)
 
Sie scheinen sich ja immer größerer Beliebtheit zu freuen. Natürlich gratulation. Würde mich mal interessieren ob die Konkurrenz das ebenfalls registriert, also das vermeintliche abwandern /wegbrechen ohnehin rarer Kunden.
 
Vielen Dank für eure Rückmeldungen und Glückwünsche! Ich bin froh, daß es geschafft ist. Aufregend und anstrengend zugleich, so eine Suche. Ich gehe davon aus, daß das jetzt erstmal wieder fünfzig bis sechzig Jahre hält.

Mittelfranke?
Von der Wortmenge her sicher kein (typischer) Franke
Gute Nacht-Gruß aus Nürnberg
Underfranke, äh ... frangge. Aber so dicht an der Grenze, daß ich mir beinah vorkomme wie ein Hesse, du hast also recht. Hessen sollen viel reden, heißt es. In Närmberch war ich ein paar Jahre unterwegs, schönes Idiom dort!

Repōto o arigatō. Piano o tanoshinde kudasai.
Ich habe google dazu bekommen, das zu übersetzen. Werde ich tun, danke :bye: . Sag bloß, du kannst Japanisch? Die Kultur, oder besser das, was davon in die Welt gelangt, mag ich sehr. Selber dort war ich nie.

@OE1FEU , @tomtempest : Ja, der Besuch des MPA im Sommer oder Herbst wird ein weiterer Höhepunkt, ... oder eine weitere Beglückung werden. Ich werde davon erzählen.

@samea Interessant, da bin ich gespannt auf einen eventuellen Bericht! Ich denke, du hast eine gute Wahl getroffen.

Danke übrigens für die Rücksichtnahme, aber mich stört es nicht, wenn hier auch andere Themen besprochen werden. Mein Bericht ist ja sozusagen durch. Wegen mir braucht ihr das also nicht über PN zu machen.
 

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