
Klimperer
- Dabei seit
- 17. Aug. 2009
- Beiträge
- 2.183
- Reaktionen
- 303
Hallo,
Ich wollte einfach mal unsere Erfahrungen mit dem Ed. Seiler erzählen, das meine Frau und ich vor knapp zwei Wochen gekauft haben. Einige Punkte habe ich schon mit Michael (klaviermacher) per PN besprochen, aber im Chat ermutigten Dimo und Klimperline mich, die Geschichte einfach mal zu erzählen.
Damit gebe ich mir vielleicht Blöße als ein naiver Käufer - aber sei's drum... Bei meinem ersten Hauskauf habe ich auch gewissen Dinge übersehen, auf die ich fortan genauer achten werde - so lernt man.
Im Verkaufsraum haben wir uns die Mechanik des Klaviers NICHT angeschaut. Ich hielt das einerseits nicht für nötig - vielleicht war das naiv - und andererseits war mir ungemütlich bei dem Gedanken, den Klavierbauer zu bitten, die Vorderwand des Klaviers auszubauen. Also habe ich nur von oben hineingeschaut.
Wir sind beide keine Profi-Klavierspieler. Beim Probespielen fielen uns zwar ein paar verstimmte Töne auf, auch ein paar etwas ungleichmäßig laute, aber ansonsten schien alles in Ordnung.
Des weiteren hat der Klavierbauer ein gutes Renommé in Pretoria, und ich schloss vom sehr attraktiven Äußeren des Klaviers auf ein gut erhaltenes (bzw. wiederhergestelltes) Inneres.
Nun, wo das Instrument bei uns zuhause steht und wir täglich darauf spielen, fiel uns auf, das besonders beim leichten / leisen Spiel die Mechanik nicht sehr konsequent anspricht. Einige Töne sprechen, wenn man leicht / leise spielt, gar nicht an. Dahingegen sprechen ein oder zwei andere Töne beim piano bis mezzopiano (und etwas "Gewicht") gleich zweimal an.
Zuerst dachte ich, das sei alles nur eine Frage der Regulierung, die der Klavierbauer machen könnte, wenn er in einigen Wochen zum Nachstimmen kommt. Aber zu allem Überdruss brach dann am vergangenen Wochenende eine Dämpferfeder. Den abgebrochenen Teil habe ich nun erstmal vorsichtig herausgefischt, damit er sich nicht irgendwo verfängt.
Bei dieser Gelegenheit habe ich mir die Mechanik zum ersten Mal etwas genauer angeschaut und einige Probleme entdeckt.
1) Vor allem im mittleren Register sind eine ganze Reihe der Rückholfedern (an der Hinterseite des Hammers) gebrochen. Oftmals kommt der Hammer dann nicht zurück, wenn man die Taste langsam herunterdrückt, sondern bleibt an der Saite stehen. Beim normalen mf fällt das nicht auf, weil der Hammer dann von der Saite zurückprallt.
2) Auch die Bändchen sehen aus, als seien sie schon mal erneuert worden - einige vielleicht sogar schon mehrere Male (die Zunge hat eine andere Farbe). Die originalen waren wohl mit in den Hammerschenkel eingeklebt. Die "neuen" sind nur am Stiel angeklebt. Und sie sind nicht alle auf dieselbe Länge eingestellt.
3) Bei einigen Tönen (wenn man die Taste ganz langsam herunterdrückt) springt die Puppe nur schwer aus dem Hammer - als ob das Leder (?) zu rauh wäre.
4) Einige Hammerstiele sind schwarz verfärbt (verkohlt), als sei jemand zu lange mit einem Heißluftfön daran gegangen.
Ich habe nun heute den Klavierbauer angerufen. Das unmittelbar kritische Problem (der ungedämpfte Ton, also die Dämpferfeder) wird er gleich am Freitag reparieren (kostenlos), und sich bei der Gelegenheit die restliche Mechanik anschauen. Ich werde ihm dann auch meine Fragen stellen.
Bisher hörte er sich recht kulant an, und ich will auch gar keinen Streit vom Zaun brechen. Wir sind durchaus bereit, für eine Aufbereitung der Mechanik noch etwas draufzuzahlen. Ich finde es nur ziemlich befremdend, dass ein Klavierbauer, der nach meinen Recherchen in Pretoria einen guten Ruf hat, überhaupt ein Klavier in solch einem Zustand verkauft: optisch und klanglich sehr attraktiv, aber mechanisch, wie sich beim genaueren Hinschauen und längerem Spielen herausstellt, heruntergekommen.
Wie Michael mir schon sinngemäß schrieb: eigentlich müsste man erwarten dürfen, dass an einem Klavier, das von einem Klavierbauer verkauft wird, die Mechanik in Ordnung ist.
Soweit erstmal... Diese Enttäuschung musste erstmal heraus.
Meine Frau, immer darauf bedacht, auch das Positive zu sehen, sagte gestern: "Von der verschlissenen Mechanik wird die Optik und der Klang nicht schlechter. Im Gegenteil, wenn die Mechanik in Ordnung kommt, haben wir ein wunderbares Instrument."
Ganz unrecht hat sie nicht - das ist ein gewisser Trost...
Danke für's Mitlesen.
Gruß,
Mark
Ich wollte einfach mal unsere Erfahrungen mit dem Ed. Seiler erzählen, das meine Frau und ich vor knapp zwei Wochen gekauft haben. Einige Punkte habe ich schon mit Michael (klaviermacher) per PN besprochen, aber im Chat ermutigten Dimo und Klimperline mich, die Geschichte einfach mal zu erzählen.
Damit gebe ich mir vielleicht Blöße als ein naiver Käufer - aber sei's drum... Bei meinem ersten Hauskauf habe ich auch gewissen Dinge übersehen, auf die ich fortan genauer achten werde - so lernt man.
Im Verkaufsraum haben wir uns die Mechanik des Klaviers NICHT angeschaut. Ich hielt das einerseits nicht für nötig - vielleicht war das naiv - und andererseits war mir ungemütlich bei dem Gedanken, den Klavierbauer zu bitten, die Vorderwand des Klaviers auszubauen. Also habe ich nur von oben hineingeschaut.
Wir sind beide keine Profi-Klavierspieler. Beim Probespielen fielen uns zwar ein paar verstimmte Töne auf, auch ein paar etwas ungleichmäßig laute, aber ansonsten schien alles in Ordnung.
Des weiteren hat der Klavierbauer ein gutes Renommé in Pretoria, und ich schloss vom sehr attraktiven Äußeren des Klaviers auf ein gut erhaltenes (bzw. wiederhergestelltes) Inneres.
Nun, wo das Instrument bei uns zuhause steht und wir täglich darauf spielen, fiel uns auf, das besonders beim leichten / leisen Spiel die Mechanik nicht sehr konsequent anspricht. Einige Töne sprechen, wenn man leicht / leise spielt, gar nicht an. Dahingegen sprechen ein oder zwei andere Töne beim piano bis mezzopiano (und etwas "Gewicht") gleich zweimal an.
Zuerst dachte ich, das sei alles nur eine Frage der Regulierung, die der Klavierbauer machen könnte, wenn er in einigen Wochen zum Nachstimmen kommt. Aber zu allem Überdruss brach dann am vergangenen Wochenende eine Dämpferfeder. Den abgebrochenen Teil habe ich nun erstmal vorsichtig herausgefischt, damit er sich nicht irgendwo verfängt.
Bei dieser Gelegenheit habe ich mir die Mechanik zum ersten Mal etwas genauer angeschaut und einige Probleme entdeckt.
1) Vor allem im mittleren Register sind eine ganze Reihe der Rückholfedern (an der Hinterseite des Hammers) gebrochen. Oftmals kommt der Hammer dann nicht zurück, wenn man die Taste langsam herunterdrückt, sondern bleibt an der Saite stehen. Beim normalen mf fällt das nicht auf, weil der Hammer dann von der Saite zurückprallt.
2) Auch die Bändchen sehen aus, als seien sie schon mal erneuert worden - einige vielleicht sogar schon mehrere Male (die Zunge hat eine andere Farbe). Die originalen waren wohl mit in den Hammerschenkel eingeklebt. Die "neuen" sind nur am Stiel angeklebt. Und sie sind nicht alle auf dieselbe Länge eingestellt.
3) Bei einigen Tönen (wenn man die Taste ganz langsam herunterdrückt) springt die Puppe nur schwer aus dem Hammer - als ob das Leder (?) zu rauh wäre.
4) Einige Hammerstiele sind schwarz verfärbt (verkohlt), als sei jemand zu lange mit einem Heißluftfön daran gegangen.
Ich habe nun heute den Klavierbauer angerufen. Das unmittelbar kritische Problem (der ungedämpfte Ton, also die Dämpferfeder) wird er gleich am Freitag reparieren (kostenlos), und sich bei der Gelegenheit die restliche Mechanik anschauen. Ich werde ihm dann auch meine Fragen stellen.
Bisher hörte er sich recht kulant an, und ich will auch gar keinen Streit vom Zaun brechen. Wir sind durchaus bereit, für eine Aufbereitung der Mechanik noch etwas draufzuzahlen. Ich finde es nur ziemlich befremdend, dass ein Klavierbauer, der nach meinen Recherchen in Pretoria einen guten Ruf hat, überhaupt ein Klavier in solch einem Zustand verkauft: optisch und klanglich sehr attraktiv, aber mechanisch, wie sich beim genaueren Hinschauen und längerem Spielen herausstellt, heruntergekommen.
Wie Michael mir schon sinngemäß schrieb: eigentlich müsste man erwarten dürfen, dass an einem Klavier, das von einem Klavierbauer verkauft wird, die Mechanik in Ordnung ist.
Soweit erstmal... Diese Enttäuschung musste erstmal heraus.
Meine Frau, immer darauf bedacht, auch das Positive zu sehen, sagte gestern: "Von der verschlissenen Mechanik wird die Optik und der Klang nicht schlechter. Im Gegenteil, wenn die Mechanik in Ordnung kommt, haben wir ein wunderbares Instrument."
Ganz unrecht hat sie nicht - das ist ein gewisser Trost...
Danke für's Mitlesen.
Gruß,
Mark
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: