Da geht es zunächst mal um Grundsätzliches wie einen Rhythmus durchhalten oder mit kleinen Motiven über einfache Kadenzen zu improvisieren.
Ich schleich mich gaaaaanz laaaangsam an die Materie heran. Genau das mache ich seit Tagen, eine einfache Kadenz in der li Hand ruhig, gleichmäßig zu halten. Immer das Gleiche, nicht stundenlang hintereinander, dafür jeden Tag eine Zeit. Und siehe da, es wird. Nun springe ich nicht gleich wie ein Pferd zur nächsten Kadenz, sondern denke über diese, die ich gerade in Arbeit habe, nach und laß dann allmählich die Rechte kommen, die nur die Töne spielt, die die Tonleiter vorgibt. Wie es einst Jensen1 geschrieben hat. Das ist ja so simpel, (weiß ich auch erst hinterher) und so ein erhebendes Gefühl, wenn die Improvisation ausklingt. Ich bin betörrt und in einem Stimmungshochgenuß der absoluten Stille mit Nachhall des gerade Gespielten.
Ich ahne, daß mir diese diese Art von Jazz-Improvisationen helfen werden, wobei ich denke, daß das mit richtigem Jazz am allerwenigsten zu tun hat, aber die Vorstufe ist, die Achtel, die Sechszehntel, Synkopen, .... technisch zu bewältigen, wenn die linke immer schööööön ruhig bleibt bzw. im Rhythmus (und später auch umgekehrt). Es tut mir so gut, wenn ich an die Linke nicht mehr denken muß und nur mit der Rechten arbeiten kann. Bin gerade in der Phase, das zu begreifen und zu verinnerlichen.
So ganz nebenbei kann ich gar nichts spielen. Selbst wenn mich der Wunsch ab und zu vom Hocker reißt: Klavierdeckel auf, ransetzen, loslegen. Ich falle sofort auf meine Füße. Dann bin ich deprimiert. Das habe mir nun abgewöhnt. Denn es befriedigt mich letzten Endes nicht, ein Stück vom Blatt zu spielen, mag es noch so einfach sein. Ich merke sofort, daß bin nicht ich, das hat gar nichts mit mir zu tun.
Wahrlich, Noten braucht man sich dann keine mehr zu kaufen - jedenfalls nicht, wenn man den Weg der Improvisation geht und dessen Strukturen erkannt hat und sie umsetzen kann. Die Phantasie entwickelt das Übrige.
Wie Fred sagt und ich auch ich von Kölnklavier gehört habe: Lesen kann man so viel man will, man weiß trotzdem noch lange nicht, wie es funktioniert. Man lernt es nur über das Tun.