Ist man als Erwachsener motivierter?

mos

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Ich bin gerade am überlegen, ob man als Späteinsteiger mehr Herzblut und Ausdauer in ein Instrument legt.

Ich habe als Kind knapp 10 Jahre klassische Konzertgitarre gelernt. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich es nie gerne gemacht. Es war immer Druck dahinter. Ich habe meistens kurz vorm Unterricht mit Üben angefangen, war froh, wenn Ferien waren etc. Obwohl ich sagen muss, dass ich wirklich gut spielen konnte. Heute packe ich eine Gitarre nicht mehr an.

Mit 36 habe ich ja dann angefangen Saxophon zu spiele, es kam in den letzten Jahren dann noch Jazzgesang, Klarinette und jetzt eben Klavier dazu. Am liebsten würde ich den ganzen Tag Musik machen, auf Sessions gehen etc.
Ich sauge quasi alles Neue auf, wie ein Schwamm und ärgere mich, dass ich erst wieder so spät angefangen habe. Ich brauche "das Musik machen" zum entspannen und um Stress abzubauen. Es fühlt sich gut an und löst eine tiefe Zufriedenheit in mir aus.

Heute denke ich oft, wenn ich in jungen Jahren so viel Spaß an der Musik gehabt hätte, hätte ich vermutlich Musik studiert. Heute ist es schätzungsweise zu spät.

Geht es euch genau so? Habt ihr als Kind eher widerwillig ein Instrument gelernt und seit heute mit Leib und Seele dabei?
 
Ich gehöre auch zu den "relativen" Späteinsteigern (mit 15 ;)).
Vermutlich spielt es eine Rolle ob man es von den Eltern oktroyiert bekommt,
oder sich selber dazu entscheidet.Im zweiten Fall müsste doch die Motivation höher sein.
 
Ich habe als Kind in einem Jugend-Akkordeonorchester mitgespielt. Meine einzige positive Erinnerung daran war die Orchestewoche im Schullandheim. Ansonsten, das Üben, der Unterricht, das war eher schlimm. Ich musste dieses riesige Instrument (120 Bässe) auf einem asbach-uralten Bollerwagen zum Unterricht transportieren, das war für mich immer wie Spießruten-Laufen. Klavierunterricht war leider nicht im Budget meiner Eltern vorgesehen.

Einerseits ärgert mich schon, dass ich mich erst so spät entschieden haben, Klavierspielen zu lernen. Andererseits freut es mich, dass ich es überhaupt mache (besser spät als nie:p). Wenn mir beim Üben etwas - nach meiner Ansicht - besonders gut gelungen ist, empfinde ich eine ganz besondere Zufriedenheit, das fühlt sich fast wie eine Gehaltserhöhung an :D, die ich leider nicht bekomme :(. Ich glaube, als Erwachsener muss man eher aufpassen, dass der Ehrgeiz nicht zu sehr das Übepensum bestimmt. Ich muss mir immer wieder sagen, dass ich doch für mich zum Vergnügen spiele und dass der Weg mein Ziel ist.

So, es ist jetzt Sonntag 11:00 Uhr durch und ich werde noch etwas meine Nachbarn beglücken.

Liebe Grüße,
8f2d
 
Ich konnte Noten lesen bevor ich schreiben konnte. Allerdings habe ich Geigen gelernt. Später war ich dann Jungstudent und habe Geige studiert.
Bei uns zu Hause war es selbstverständlich, dass jeder ein Instrument spielt und regelmäßig übt. Meine Eltern haben mir zu Weihnachten eine Geige geschenkt und ich habe dann gegeigt.
Dadurch, dass bei uns alle musiziert haben, war ich als Kind auch sehr motiviert. Ich hatte immer ein Ziel vor Augen was ich mal spielen können möchte.
Ich denke die Motivation ist sowohl beim Kind, als auch beim Erwachsenen stark vom Interesse an der Sache abhängig. Das Problem ist wohl eher, dass viele Kinder mehr Intereese am Fußball spielen, als am Klavier üben haben.
Ich kenne sehr viele Kinder, die sehr gerne Musik machen, sehr gerne in den Musikunterricht gehen, aber so gut wie gar nicht üben.
 
ich glaube, ich wäre als kind viel zu sprunghaft gewesen für etwas, das so viel disziplin erfordert. habe blockflöte gelernt - naja. ein bisschen gitarre im selbststudium - naja. es hat mich nie so richtig gepackt, aber ich denke, in meiner kindheit war anderes auch "spannender": freunde, bücher.... ich persönlich glaube, dass ich nie diese begeisterung entwickelt hätte.

als erwachsener schon. da habe ich mich bewusst dafür entschieden, habe lange überlegt, zeit, geld, motivation abgewogen, mit einem miet-clavinova angefangen um zu sehen, ob ich JETZT diese disziplin aufbringe, und dann ganz schnell gemerkt: ja, tue ich, und den spaß und die zufriedenheit gibts obendrein. was sicher auch eine (kleine, aber immerhin) rolle spielt: das ganze ist ja nicht billig, und mich persönlich würde es schon sehr wurmen, wenn mich der spaß verliesse. deshalb habe ich ja auf sparflamme angefangen, und erst als ich ziemlich sicher war, dass das halten würde, "richtig", d.h. mit einem richtigen klavier weitergemacht.

naja, und das üben? das macht natürlich mal mehr, mal weniger spaß, aber da ich mich ungern blamiere (zumindest wenn ich weiss, dass ich es aus faulheit selbst verbockt habe :D), bin ich eben mit disziplin dabei. ich denke, das tut ein kind auch nicht freiwillig.

lavendel
 
Hallo,
ich fing mit 11 Jahren an Klavier zu spielen, weil ich es wollte.
Habe zwar oft nur das geübt was ich nicht üben sollte, hat mich aber nicht gestört, da
ich trotzdem meine Pflichtübungen nachgekommen bin. Seit 43 Jahren spiele ich nun
ohne eine länger Spielpause einzulegen. Es macht nach wie vor immer noch Spass, jeden
Tag.
LG Jörg
 
Hi,

ich würde nicht pauschal sagen, dass man als Erwachsener motivierter ist. Ich habe mit 8 oder 9 Jahren eher widerwillig mit dem Klavierunterricht angefangen, doch die Begeisterung wuchs, als ich Teenager war. Mit 15 oder 16 übte/spielte ich manchmal 4 Stunden am Tag und war froh, dass meine Eltern mich zum Klavierspielen gedrängt hatten. Manchmal haben eben selbst die eigenen Eltern recht. :cool: Mit 17 hörte ich plötzlich auf, um mit 44 wieder anzufangen. Ich glaube nicht, dass ich jetzt motivierter bin als damals; allerdings bin ich ungeduldiger. Mein Fazit: kein Bestimmtes. Eine Klavierspielerlaufbahn kann so oder so verlaufen, mit Hochs und Tiefs zu jeder Zeit. Es spielt ja auch eine Rolle, was sich im Leben ums Klavier herum abspielt.

Gruß,
Pigpen
 
Ob man motivierter ist hängt von dem Menschen und seinem Charakter/Eigenschaften ab. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, daß Erwachsene zielorientierter sind, wir wissen (besser als Kinder/Jugendliche) was wir wollen. Dazu kommt bei vielen eine größere Selbstdisziplin bzw. Bereitschaft konsequent zu üben. Kinder tun sich damit schwerer, was aber durchaus verständlich ist. Und Jugendliche haben ja schließlich bekanntermaßen oft genug noch anderes im Kopf... :kuss: (wie wir uns alle selbst erinnern werden...)
 
Und Jugendliche haben ja schließlich bekanntermaßen oft genug noch anderes im Kopf... :kuss: (wie wir uns alle selbst erinnern werden...)

Also es haben nicht alle Jugendlichen was anderes im Kopf. Ich bin 17 und mach eig. nix anderes als Klavier, Flöte spielen und singen und wenn doch dann halt wiederwillig doch mal für die schule lerne.

Kommt aber glaub ich ganz auf den Menschen an
 
Hallo annettschn,
genau so war es bei mir. Siehe weiter oben.
Ich brauchte nie einen elterlichen Antrieb. Mein eigener Motor wollte immer das ich Klavier
übe. Es war mir nie zuviel und hat mir bis heute immer Spass bereitet. Ungebrochen.
LG Jörg
 
Motivation

Also, ich hab mit 7 Jahren angefangen Geige zu spielen, weil ich es unbedingt wollte. Ich hatte das Violinkonzert Nr. 5 von Mozart gehört und bettelte meine Eltern an, dass sie mich Geige spielen lassen. Da war also erstmal sehr viel Eigenmotivation da. Als aber der regelmäßige Unterricht losging und ich üben musste, da wurde das schon sehr viel schwieriger dranzubleiben. Ich kann nicht behaupten, dass ich gern geübt habe.

Später kam dann das Klavier dazu (und verdrängte die Geige irgendwann). Da wollte ich auch von mir aus Klavier spielen, ohne Druck. Im Unterricht hab ich schnelle Fortschritte gemacht, weil ich meine Klavierlehrerin mochte und sie mir Stücke gab, die ich relativ schnell lernen konnte.
Mein späterer Klavierlehrer, bei dem ich die meiste Zeit war, war dann extrem genau in den Details. Hier wurde es wieder schwierig mit meiner Motivation, so dass ich irgendwann ganz aufhörte mit dem Unterricht. Im Nachhinein muss ich allerdings sagen, dass ich bei diesem Lehrer das Klavierspielen erst wirklich gelernt habe.
Nach einer längeren Pause war ich noch einmal bei einem anderen Lehrer, der mit mir improvisiert hat. Das war toll! Durch ihn bin ich wieder zurückgekommen ans Klavier und seitdem dran geblieben.

Fazit:
Ich denke, es kommt sehr auf den Unterricht an und auf die Ausgewogenheit dessen, was man im Unterricht macht. Mozart, Bach, Beethoven usw. sollten auf jeden Fall mit der nötigen Genauigkeit unterrichtet werden. Aber daneben sollte auch der Spaß an der Spontaneität nicht zu kurz kommen. Ich fand die Improvisationen jedenfalls am motivierendsten, ich meine, in der damaligen Situation.

Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen:
Ich glaube, bei Kindern ist anfangs sehr viel Motivation da. Aber die Erfahrung, dass man üben muss und nicht alles sofort so schön klingt, wie man es gehört hat, ist ernüchternd. Man muss als Kind lernen, dass einem nicht alles einfach so zufliegt. Umso wichtiger ist es, neben dem notwendigen, langwierigen Üben auch Dinge zu machen, die schnell und spontan sind.
Erwachsene haben den Vorteil, dass sie schon wissen, wie der Hase im Leben läuft. Da kommt es nicht zu solchen Frustrationen. Andererseits lernen Erwachsene nicht mehr so leicht wie Kinder. Dadurch dauert es länger, bis das Üben zum Erfolg führt.
Es gibt in beiden Altersstufen Merkmale, die die Motivation fördern und Merkmale, die sie bremsen. Ich bin heute froh, dass ich nach der großen Talsohle in meiner Jugend wieder zurückgefunden habe zum Klavier. Das was ich als Kind mühsam gelernt habe, kommt mir jetzt zugute. Um meine Motivation brauche ich mir jedenfalls keine Gedanken machen.
 

Angefangen habe ich mit 6 Jahren (1 Jahr Gesang und ein bißchen Theorie - Noten). Mit 7 bekam ich dann das erste Instrument (Flöte), das mich jedoch nicht sehr gefreut hat. Ich wollte unbedingt Klavier spielen. Meine Oma hat uns dann ein Piano gekauft und ich durfte Klavier lernen. Die Klavierstunden haben mir mit der Zeit dann nicht mehr gefallen. Moderne Stücke gab's bei der damaligen Klavierlehrerin nicht und ich hasste das Üben von Etüden. Ich übte dann nur mehr kurz vor der Stunde. Ansonsten spielte ich Stücke, die mir Spaß machten und improvisierte auch viel vor mich hin. Nach 6 Jahren hörte ich dann auf. Die Pause dauerte über 40 Jahre.

Das Lernen und Üben ist heute wesentlich ernsthafter, die Motivation ist sehr hoch. Es ist schade, dass ich damals aufgehört habe, so muss ich alles wieder lernen, was ich bereits verlernt/vergessen oder auch falsch gelernt habe. Aber auch das macht Spaß, besonders auch deshalb, weil ich einen tollen Klavierlehrer habe.

Als Kind war die Motivation zwar da, aber offensichtlich nicht so stark, um auch langweiliges Üben zu übertauchen. Klavierlehrer, die auf heranwachsende Kinder und deren Musikgeschmäcker eingehen können, könnten mMn da sehr viel tun, um sie auch über schwierigere Zeiten über die Runden zu bringen. Heute bin ich gefestigt und weiß, was ich will. :D
 
Ich denke, ein Kind generiert seine Motivation mehr aus Emotionen, während Erwachsene zusätzlich ihre Ratio einsetzen.
Als Kind verliert man also schneller die Lust, wenn z.B. mal die Erfolgserlebnisse ausbleiben. Als Erwachsener kann man das, zumindest über einen gewissen Zeitraum, mit seinem Verstand kompensieren.
Das soll nicht heißen, dass Kinder nicht ehrgeizig wären, aber sie sind normalerweise noch nicht so ziel- und erfolgsorientiert. Erfolg, Geld, Ruhm usw. als zusätzliche Motivatoren spielen mit zunehmendem Alter eben eine immer größere Rolle.
 
Ich habe schon immer gerne und viel gespielt. Sei es ab dem 4. Lebensjahr die Blockflöte oder später mit 8 J. Keyboard und anschließend Klavier. Musik war für mich schon immer mein "Refugium", meine einsame Insel, der Ort, an dem ich für mich sein konnte und meinen Emotionen freien Lauf lassen konnte. Etwas, das ich für mich ganz alleine hatte. Auch, als ich einen schlechten Lehrer bekam, übte ich immer noch wie verrückt. Nicht einmal mussten mich meine Eltern daran erinnern, dass ich noch üben müsste.

Ich glaube aber, dass man als Erwachsener schneller Fortschritte macht. Allein schon wegen der besseren Auffassungsgabe. Vor wenigen Monaten habe ich mir meinen Kindheitswunsch erfüllt und endlich mit dem Querflötenspiel begonnen und so schnelle Fortschritte habe ich zuvor noch in keinem anderen Bereich gemacht.
 

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