Ist falsch spielen eine Sünde?

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Melodicus

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Zufällig bin ich auf einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung gestoßen. Es handelt sich um ein Video mit Joachim Kaiser.

"Das Klavierspielen ist eine schwierige Angelegenheit, darf man sich - obwohl einem die Zeit oder das Talent fehlen - an schwierige Stücke wagen und einfach drauflosklimpern?"

Ich finde es durchaus interessant, was er dazu sagt.
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/34004

Zumindest für die "Dilettanten" unter uns eine beruhigende Antwort auf die Frage.
 
Zufällig bin ich auf einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung gestoßen. Es handelt sich um ein Video mit Joachim Kaiser.

"Das Klavierspielen ist eine schwierige Angelegenheit, darf man sich - obwohl einem die Zeit oder das Talent fehlen - an schwierige Stücke wagen und einfach drauflosklimpern?"

Ich finde es durchaus interessant, was er dazu sagt.
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/34004

Zumindest für die "Dilettanten" unter uns eine beruhigende Antwort auf die Frage.

Drauflosklimpern ist nun auch nicht direkt gemeint. Kaiser hat sich die Stücke schon erarbeitet. Wenn also Begeisterung und auch etwas ernstes Bemühen dahinter stecken teil ich die Meinung von Kaiser völlig.

Darüberhinaus lernen wir mal wieder, wie man sich am besten- auch als Hörer- die Welt der Musik aneigenen kann.

Und natürlich darf jeder sich an die Stücke wagen, die er erkunden möchte. Zum Glück haben wir noch die Freiheit, dies zu tun. Wie Kaiser sagte, hörte ja der Spaß erst dann auf, wenn wir Geld dafür in der Öffentlichkeit nehmen wollten.

Der Rat von Kaiser hat auch für Pianisten Bedeutung.

Nicht alle der von Kaiser genannten Stücke- eine richtig Lange Liste - wird sich in ein Repertoire einfügen lassen. Aber die intime Kenntnis der Stücke,, die man nicht aufführen will, hilft sehr, den musikalischen Geschmack weiter zu bilden.
 
Ich meine selbstverständlich nicht, daß man "drauflosklimpern" sollte, ohne Sinn, ohne Selbstkritik, ohne Anspruch!

Es ist wohl für uns Dilettanten eine Gratwanderung zwischen dem hehren Anspruch "richtig" oder "gut" zu spielen, ein bestimmtes technisches und musikalisches Niveau zu erreichen, und den Grenzen durch Zeit, Können, Alter (zumindest bei uns Spätberufenen).
Legt man die eigene Meßlatte zu hoch, ist man unzufrieden.
Legt man sie zu niedrig, ist man es ebenso.
Diese Balance zu finden ist nicht immer einfach.
 
Der Herr Kaiser hat so Recht!


Und die Kolumne ist ja nett... höre mir gleich noch weitere Beiträge an. Danke für den Link!
 
Der Typ spricht das aus, was alle hören wollen.
Für mich IST falsch-Spielen eine Sünde.

Immerhin relativiert er seine These mit der Anmerkung, öffentliches falsch-Spielen sei "kriminell".
 
Ich bin nicht sicher, ob das eine stärkere Bedingung ist als das, was Kaiser im Sinn hat, aber für meinen Geschmack ist es so, dass Falschspielen legitim ist, solange man nicht damit zufrieden ist. Das bedeutet nicht, dass man jetzt die ganze Zeit üben muss, um es loszuwerden - man darf auch unzufrieden resignieren. Aber es bedarf, um in Ordnung zu sein, eines Sinns dafür, dass es nicht in Ordnung ist. :D

Wenn der Akt des Falschspielens selbst eine Sünde ist, Pianoman, dann würde ich dir im Sinne der Selbstperfektion raten, kein Klavier mehr anzurühren, nur um ganz sicher auf der tugendhaften Seite zu bleiben. :p
 
Ne, Du hast schon recht.
Solange das falsch-Spielen keinen Dauerzustand darstellt, ist es ok.
Eine Tulpe sprießt auch nicht sofort in voller Pracht aus dem Erdboden ;)
 
Versteh ich das hier richtig? Ihr wollt tatsächlich andern Menschen Vorschriften machen welchen Anspruch sie haben müssen, wenn sie Klavier spielen wollen? Ist das nicht etwas Merkwürdig?
 
Ich glaube, du verstehst das falsch, Babette. Wir reden nur darüber, das Nicht-Haben welcher Ansprüche wir für stillos halten. ;)
 
Immerhin relativiert er seine These mit der Anmerkung, öffentliches falsch-Spielen sei "kriminell".


... wenn man Geld dafür nimmt. Nur dann.

Öffentliches Spielen und mal ein Schnitzer oder zwei finde ich sympatisch und ich ziehe den Hut vor allen Laien (und angehenden Profis), die sich vor Publikum an die Tasten setzten. :keyboard:

Elegant überspielte Fehler sind für viele Zuhörer keine.. die merken es nicht mal.

Kann man handgemachte Musik vielleich mit einer sportlichen Leistung vergleichen? Eine Reckübung gelingt dem Hambüchen auch nicht immer... trotzdem ist danebengreifen zwar doof, aber gesündigt.... hach nu...:D. Und bestimmt hat auch er den Anspruch, immer fehlerlos zu performen.
 
Der Typ spricht das aus, was alle hören wollen.
Für mich IST falsch-Spielen eine Sünde.

Immerhin relativiert er seine These mit der Anmerkung, öffentliches falsch-Spielen sei "kriminell".

pianoman, ohne dich wirklich ernsthaft angreifen zu wollen, aber du sagst auch NUR das was andere nicht hören wollen, nämlich undifferenzierten müll, der am ende nur das achso "unerwartete" (erwartete) äquivalent zu dem ist , was du kritisierst...
 

Ich für mein Teil sündige somit täglich.:shock:

Eine interessantere Diskussion wäre doch die:

tehcnische Perfektion versus Ausdruck:

ist es wichiger, fehlerfrei oder ausdrucksstark zu spielen?

LG
violapiano
 
Ich finde es ja ungemein beruhigend, daß Falschspielen nicht so schlimm ist, wie Ehebruch oder Mord, Herrn Kaiser sei dank! Aber ich verstehe die ganze Aufregung nicht, hätte man sich das nicht auch selbst beantworten können?
 
Guendola: Da triffst Du wieder den Nagel aufn Kopp!
Jeder hat einen anderen Anspruch und den soll er ruhig verfolgen.
 
komme zurück vom Sommer-Klavierklassen-Vorspiel.

Alle Kinder und junge Erwachsene haben sich verspielt. Aber einige davon taten es musikalisch... da war es egal.
Wir hörten z. B. von Chopin das Scherzo, das Fantasie Impromptu (das Berühmte) und eine Ballade ..... alle drei von Jugendlichen super vorgetragen.... mit Schnitzern, aber taten dem Gefühl keinen Abbruch. Es war Musik im Raum! :-)
 
Es kommt wohl wesentlich darauf an, warum man sich mit Stücken befaßt, die zu schwer sind oder für die man sich nicht die Zeit nehmen kann oder will, um sie sorgfältig einzuüben. Kaiser will - so habe ich ihn verstanden - darauf hinaus, daß man im Grunde jedes Stück sich auf das Instrument stellen "darf", darin "herumspielen" darf, weil es einem gefällt und weil man es kennen lernen möchte - nicht nur vom hören, sondern auch vom Spielgefühl her (wie hat der Komponist "es gemacht", wie erreicht er einen bestimmten Klang, wie schwer ist diese oder jene Stelle wirklich usw.). So habe ich vor einiger Zeit Liszt's "Au bord d'un source" (technisch für mich unerreichbar, jedenfalls mit angemessenem Zeitaufwand) stellenweise "gespielt", um herauszufinden, wie Liszt das hohle Glucksen herabtropfenden Wassers "erzeugt". Als Schüler habe ich bei der städtischen Leihbücherei, die einen sehr umfangreichen Notenbestand hatte, alles, was an Klaviernoten vorhanden war, ausgeliehen und auf diese Weise
z.B. alle großen Klavierkonzerte, von Mozert über Beethoven, Brahms bis Liszt und Tschaikosky, aber auch seltenere Werke, etwa von Smetana oder Weber kennen gelernt. Das ist jetzt mehr als fünfzig Jahre her, aber ich zehre heute noch davon. In dieser Hinsicht kann man eigentlich nur raten: Beschafft euch Noten von Stücken/Komponisten, die ihr liebt. Es gibt reichlich Noten legal und gratis (oder für kleines Geld) im Internet, seht sie euch an, versucht euch daran, es erweitert den Horizont - nur für gründliches üben der erreichbaren Stücke ist das kein Ersatz, und nur die soll man dann auch (vor)spielen.

LG

Pennacken
 
In dieser Hinsicht kann man eigentlich nur raten: Beschafft euch Noten von Stücken/Komponisten, die ihr liebt. Es gibt reichlich Noten legal und gratis (oder für kleines Geld) im Internet, seht sie euch an, versucht euch daran, es erweitert den Horizont - nur für gründliches üben der erreichbaren Stücke ist das kein Ersatz, und nur die soll man dann auch (vor)spielen.

Das möchte ich mal unterstreichen! 8)
 

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