Ist ein überholter Steinway überhaupt noch ein Steinway ?

R

Rubato

Guest
Wieder mal so eine Grundsatzfrage ...

Was ist gemeint ? Die Frage gilt nicht nur für Steinway, sondern auch für alle anderen Fabrikate. Ein Flügel (Klavier) besteht aus vielen kleineren und größeren Einzelteilen (Gußplatten, Stimmstock, Simmwirbel, Tasten, Klaviaturmechanik-Einzelteile, etc.). Viele davon beeinflussen nicht unbedingt direkt den Klang (z.B. Stimmwirbel), aber in jedem Fall die Gesamtqualität (d.h. Haltbarkeit, Optik, Stimmhaltung, Anschlag, und eben auch Klang).

Ich gehe davon aus, daß die "Klavierbaukunst" kleinerer Werkstätten bzw. das "Firmen-Know-How" der Premium-Hersteller wie Steinway etc. nun genau darin besteht, optimale Einzelteile herzustellen bzw. am Markt zu beschaffen, und diese in einem Flügel nach einem bestimmten Design (Form und Größe der Gußplatte, des Resonanzbodens, etc) zu verbauen und dadurch den jeweils "einzigartigen" Gesamteindruck z.B. eines Steinway-Instruments zu erzeugen.

Nun werden sehr oft Flügel mit meherern Jahrzenten auf dem Buckel angeboten, die "generalüberholt" sind, was immer das auch genau heißen mag. In der Regel ist wohl fogendes gemeint:

- abgenutzte Mechanikteile durch neue ersetzt (aber: Originale gibts sicher nicht mehr)
- neue Hämmer (sind nicht original!)
- neuer Stimmstock
- neue Saiten (auch nicht original)

Der Resonanzboden wird m.W. nicht ersetzt. Falls doch, ist es nicht der Originale. Falls nicht, ist sicherlich über die Jahre seine typische ursprüngliche Wölbung, die den Klang mit bestimmt, zurückgegangen.

Kann man nach einer solchen "Operation" wirklich noch davon sprechen, daß man einen "Steinway" gekauft hat ??? Vielmehr hat man doch ein Sammelsurium von Einzelteilen gekauft, die ein einzelner Klavierbauer (auch bei denen gibt es sicher Hervorragende und eben auch ein Mittelfeld ...) nach welchen Gesichtspunkten auch immer (kennt man die ? Höchste Qualität oder niedrigster Preis ? Jedenfalls für den Nicht-Experten in keiner Weise nachprüfbar !) ausgewählt hat. Vielleicht würden einem Steinway-Techniker bei der einen oder anderen Generalüberholung die Haare zu Berge stehen ??? Das Einzige, was doch wirklich sicher noch von Original-Design übrig ist, ist die geometrische Anordnung der Einzelteile im Gehäuse.

Also, Frage: Woher kommt das Vertrauen, daß ein generalüberholter Flügel wirklich noch die ursprüngliche Markenqualität wiederspiegelt und daher auch noch den oft sehr hohen Preis wert ist ?
 
Also, Frage: Woher kommt das Vertrauen, daß ein generalüberholter Flügel wirklich noch die ursprüngliche Markenqualität wiederspiegelt und daher auch noch den oft sehr hohen Preis wert ist ?

Welches Vertrauen??
Ich persönlich hätte kein Vertrauen in ein "generalüberholtes" Modell.
Schließlich hat man keine Ahnung wer sich daran versucht hat.
Meine Skepsis würde siegen :D
 
Dito - Vertrauen geniesst nur das einzelne Instrument, das seine Qualitäten eben hat (oder zumindest das spürbare Potential dazu), oder nicht.

Viele Grüße

Michael
 
Welches Vertrauen??
Ich persönlich hätte kein Vertrauen in ein "generalüberholtes" Modell.

DAS ist doch mal eine Einstellung, die den Hersteller freuen wird:
Einen neuen Steinway kaufen, ca. 10-25 Jahre lang spielen, dann NICHT generalüberholen sonder verschrotten und einen neuen kaufen.

Wenn jeder so denken würde, hätte die Deutsche Klavierindustrie weniger Probleme.

Mögen sich andere ein Beispiel daran nehmen.
 
DAS ist doch mal eine Einstellung, die den Hersteller freuen wird:
Einen neuen Steinway kaufen, ca. 10-25 Jahre lang spielen, dann NICHT generalüberholen sonder verschrotten und einen neuen kaufen.

Wenn jeder so denken würde, hätte die Deutsche Klavierindustrie weniger Probleme.

Mögen sich andere ein Beispiel daran nehmen.

Wunderbar, deine Ironie, Klavierbaumeister.
Die folgende Erweiterung erlaube ich mir:
Neue Klaviere oder Flügel sollte man auch nicht kaufen. Man weiß ja schließlich nicht, welcher Azubi mit zwei linken Händen und lauter Daumen daran gerade gewurstelt hat.
Man sollte also vorzugsweise gar keine Pianos kaufen, dann hat man Ruhe...

oder man folgt halt dermb's Vorschlag. Und riskiert, Vertrauen in ein jeweils individuelles einzelnes Instrument aufzubauen.

Gruß
Martin
PianoCandle


... Klang ist ein Wagnis
 
DAS ist doch mal eine Einstellung, die den Hersteller freuen wird:
Einen neuen Steinway kaufen, ca. 10-25 Jahre lang spielen, dann NICHT generalüberholen sonder verschrotten und einen neuen kaufen.

Wenn jeder so denken würde, hätte die Deutsche Klavierindustrie weniger Probleme.

Mögen sich andere ein Beispiel daran nehmen.

Danke für Deine Ergänzung :D

Das Problem sehe ich wie folgt: Wenn ich schon horrende Summen für einen Steinway ausgeben soll, dann auch noch vorher schon weiß, daß dieses Instrument durch irgendjemanden "mal eben" auf den neuesten Stand gebracht wurde, dann hätte ich gut begründete Zweifel.
Gerade in der heutugen Zeit geht es nicht mehr darum einen möglichst perfekt klingenden Flügel auf die Beine zu stellen, sondern eher darum, möglichst wenig Geld in das alte Instrument zu stecken und Gewinnmaximierung zu betreiben.

Daher tendiere ich immer zu einem neuen Instrument. Wobei meine Neuinstrumente sich in einem anderen Preisrahmen bewegen ;)

ABER. Wenn ich jemals in den Genuss kommen sollte mir einen neuen Steinway zu kaufen, dann wird er sorgfältig behandelt und wird sicherlich ein Lebenlang mein Instrument bleiben.
 
Gerade in der heutugen Zeit geht es nicht mehr darum einen möglichst perfekt klingenden Flügel auf die Beine zu stellen, sondern eher darum, möglichst wenig Geld in das alte Instrument zu stecken und Gewinnmaximierung zu betreiben.

Das solltest Du nicht verallgemeinern.
Das mag bei manchen Anbietern stimmen, aber nicht bei allen.

Im Übrigen kann man auch an einem neuen Steinway noch viel verbessern bzw. individuell ausarbeiten.
Wir (und jedes andere ordentliche Pianohaus) erreichen bei überholten Steinways problemlos Werksniveau, allerdings gibt´s solche Flügel dann nicht für 10.000,- Euro.

Saiten, Hammerköpfe, Mechanikteile sind Verschleißteile, die man nachkaufen und bedenkenlos ersetzen kann.

Deiner Argumentation folgend müsste man uach einen Mercedes ausrangieren, wenn die Bremsen runter sind.
 
Das solltest Du nicht verallgemeinern.
Das mag bei manchen Anbietern stimmen, aber nicht bei allen.

Vollkommen richtig! Es gibt natürlich Ausnahmen. Aber wie soll man die finden. Jeder sagt ja, er hätte das Instrument bestens überholt ;)

Im Übrigen kann man auch an einem neuen Steinway noch viel verbessern bzw. individuell ausarbeiten.
Wir (und jedes andere ordentliche Pianohaus) erreichen bei überholten Steinways problemlos Werksniveau, allerdings gibt´s solche Flügel dann nicht für 10.000,- Euro.

Ebenfalls richtig! Nur wie gesagt liegt ein Steinway nicht in meinem Preisrahmen. Egal ob gebraucht oder neu ;)

Deiner Argumentation folgend müsste man uach einen Mercedes ausrangieren, wenn die Bremsen runter sind.

Ich würde eher sagen, wenn der Motor langsam auf die 100.000 Kilometer zugeht. Dann ist es vergleichbar mit einem Steinway, den man generalüberholen muss. Ich gehe davon aus, daß man das nicht unbedingt jedes Jahr macht wie die Bremsen eines Autos. Daher hinkt Dein Vergleich ein wenig.
Wobei mein Mercedes tatsächlich alle 3 Jahre durch einen Neuen ersetzt wird.
 
Hallo Rubato,

Wenn man sich nicht sicher ist, ob ein Instrument gut oder nur mittelmäßig bzw. schlecht überholt wurde, dann nimmt man sich am besten einen Fachmann zur Beurteilung mit.

Diese Anwort:

Im Übrigen kann man auch an einem neuen Steinway noch viel verbessern bzw. individuell ausarbeiten.
...
Saiten, Hammerköpfe, Mechanikteile sind Verschleißteile, die man nachkaufen und bedenkenlos ersetzen kann.

unterschreibe ich vorbehaltlos, wenn es sich dabei um Originalbestandteile handelt.

LG
Michael
 
Ich gehe davon aus, daß die "Klavierbaukunst" kleinerer Werkstätten bzw. das "Firmen-Know-How" der Premium-Hersteller wie Steinway etc. nun genau darin besteht, optimale Einzelteile herzustellen bzw. am Markt zu beschaffen, und diese in einem Flügel nach einem bestimmten Design (Form und Größe der Gußplatte, des Resonanzbodens, etc) zu verbauen und dadurch den jeweils "einzigartigen" Gesamteindruck z.B. eines Steinway-Instruments zu erzeugen.

Das sehe ich ganz genauso!

Nun werden sehr oft Flügel mit meherern Jahrzenten auf dem Buckel angeboten, die "generalüberholt" sind, was immer das auch genau heißen mag. In der Regel ist wohl fogendes gemeint:

- abgenutzte Mechanikteile durch neue ersetzt (aber: Originale gibts sicher nicht mehr)
- neue Hämmer (sind nicht original!)
- neuer Stimmstock
- neue Saiten (auch nicht original)

Deine Anmerkungen bzgl. nicht original bzw. der Unmöglichkeit von Originalbauteilen ist nicht richtig, bzw. sehe ich anders.

Steinway baut meines Wissens keine eigene Mechanik, sondern die wird von Fa. Renner zugeliefert, nach genauer Maßgabe von Steinway. Selbstverständlich können also Originalteile (in dem Sinne, dass sie identisch sind zu dem in diesem Fall von Steinway verbauten Teilen) nachgeliefert werden. Und zwar genauso entsprechend der Mechanik des ursprünglichen Instruments, nicht etwa jene eines Neuinstruments (auf Wunsch!). Im Zweifelsfall werden Teile der Originalmechanik eingeschickt, um zu kontrollieren, dass die Neufertigung den ursprünglichen Maßen und Materialien maximal möglich nachkommt. Nichts weiter macht ja Steinway selber, z.B. bei der Mechanik und bei den Saiten.

Um ganz sicher zu gehen, kann man ja auch die akustische Sanierung eines runtergedroschenen Steinways von Steinway selber durchführen lassen.
Ich hatte mir diesbezüglich ebenfalls ein Angebot machen lassen. Für die Intonation wäre ein Steinway-Intonateur für mehrere Tage ins Haus gekommen, sodass die Intonation unter Berücksichtigung der Akustik des Raumes stattfinden kann, wo der Flügel steht. Das ist sogar ein Feature, welches man sonst bei Neukauf nicht hat!
Nur alleine für diesen Job wären, wenn ich mich richtig erinnere, 3.500€ fällig gewesen, ohne Material, nur Intonation, incl. Anreise usw. Bei Steinway gibt es Intonationsexperten, deren Job jahrein- jahraus in nix weiter besteht, als den amtlichen Steinwaysound in die Hämmer reinzunadeln, um es mal salopp auszudrücken. Dafür darf man auch erwarten, diesen so wichtigen Bestandteil des akustischen Endzustandes erstklassig hinzubekommen. Und man kann noch eigene Wünsche einfließen lassen, und auch vor allem fließt die Raumakustik mit ein. Das sind Dinge, die weit über das hinausgehen, als wenn du einen Steinway "von der Stange" kaufen würdest, wo allenfalls noch ein halbes Stündchen bei dir zu Hause noch geringe Restintonationsarbeiten durchgeführt werden, weil die eigentliche Intonation in Hamburg-Altona stattfindet. Ich gehe daher soweit zu sagen, dass man damit einen Klang erwarten kann, der persönlich in der Raumsituation mehr befriedigt bei einem deart akustisch saniertem Instrument als es ein Neuinstrument kann.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Generalüberholtes Instrument

Oh, hallo, da habe ich mit meiner Frage wohl den einen oder anderen Klavierbauer in seiner Berufsehre angegriffen - das war ganz und gar nicht meine Absicht, sorry !

Mir ist schon klar, daß man mit einigem Können und Aufwand ein Instrument richtig gut wiederherstellen kann, und in vielen Fällen wird das in seriösen Klavierwerkstätten auch so gemacht. Eigentlich ging es mir persönlich gar nicht unbedingt um Steinway (ist außerhalb meiner finanziellen Reichweite), ich möchte daher meine Frage nochmal in 2 Richtungen erweitern:

1. Was ist von "aufgearbeiteten" Instrumenten aus Musikschulen zu halten (gerade Yamaha-Klaviere und Flügel werden da sehr häufig angeboten, wobei die Überholung dann wohl im Ausland passiert ???) ?

2. Wenn z.B. KLAVIERBAUMEISTER schreibt, man kann auch an einem Original-Steinway noch vieles verbessern: Würde es sich lohnen, ein neues preiswertes chinesisches Instrument zu kaufen, und dann einen Klavierbauer damit zu beauftragen, das Instrument nochmals zu verbessern (genauer einregulieren, intonieren, etc.) ? Mir ist schon klar, daß man damit ein Pearl-River-Produkt nicht zum deutschen Markeninstrument "hochziehen" kann, aber die Frage ist, hat sich daran schon mal jemand probiert, und wie sind die Ergebnisse ?
 

Mal ein positives Erlebnis: Habe mit einem Klavierbauer gesprochen, der gerade ein antikes Instrument bearbeitet, und er hat mir gesagt, dass er mir erst nach den Arbeiten wirklich sagen kann, wie gut der Flügel ist und welche Qualitäten er genau hat. Das finde ich sehr vertrauenserweckend, im Gegensatz zu den "wir verarbeiten bestes Material und das garantiert beste Ergebnisse"-Sprüchen, die man manchmal zu hören bekommt. Ist jetzt vielleicht nur eine Randnote, und hängt natürlich davon ab, was an welchem Instrument zu tun ist.

Viele Grüße
Michael
 
1. Was ist von "aufgearbeiteten" Instrumenten aus Musikschulen zu halten (gerade Yamaha-Klaviere und Flügel werden da sehr häufig angeboten, wobei die Überholung dann wohl im Ausland passiert ???) ?

2. Würde es sich lohnen, ein neues preiswertes chinesisches Instrument zu kaufen, und dann einen Klavierbauer damit zu beauftragen, das Instrument nochmals zu verbessern (genauer einregulieren, intonieren, etc.) ? Mir ist schon klar, daß man damit ein Pearl-River-Produkt nicht zum deutschen Markeninstrument "hochziehen" kann, aber die Frage ist, hat sich daran schon mal jemand probiert, und wie sind die Ergebnisse ?

1.: Das ist wirklich eine ganz andere Sache als bei Steinway.
Wenn ein Steinway neu 60.000,- Euro kostet und ein alter im Schrottzustand noch 5000,- Euro wert ist, dann habe ich 25.000,- Euro für eine Überarbeitung zur Verfügung und kann den Flügel nachher im absoluten Neuzustand zum halben Neupreis anbieten. Für 25.000,- Euro können wir einen Flügel unter Verwendung bester Teile hervorragend aufbauen und wenn es 200 Stunden dauert.

Bei den gebrauchten Yamahas herrscht ein riesiger Preiskampf im Gebrauchtsegment, sodass sich eine sorgfältige Überarbeitung oft gar nicht mehr lohnt.


2.:
Bedingt funktioniert das. Aus Schei... kann man kein Gold machen, aber wenn man nicht den allerbilligsten China-Schrott nimmt, sondern ein aus guten Materialien vernünftig gebautes Instrument als Basis nimmt, dann kann man selbst mit nur 5-10h Arbeit noch sehr viel herausholen, was von guten Pianohäusern ohnehin gemacht wird, man aber von einem China-Klavier aus dem Musikgeschäft oder Versandhandel nicht erwarten sollte.
 
Mir ist schon klar, daß man damit ein Pearl-River-Produkt nicht zum deutschen Markeninstrument "hochziehen" kann, aber die Frage ist, hat sich daran schon mal jemand probiert, und wie sind die Ergebnisse ?

Es soll einzelne, sehr zufällige, gut geratene Pearl-River-Instrumente geben, die im Klang grandios sind: im Frankfurter Raum sei mal ein begnadeter Flügel gesichtet worden - so geht die Sage...

Klaviere sind aus Holz und werden sehr unterschiedlich verarbeitet. Auch bei den besten Herstellern gibt's Gurken und Zitronen, nicht jeder Steinway D wird für gut genug befunden, in die Konzertflügelbanken zu wandern.

Klaviere sind aus Holz und werden sehr unterschiedlich verarbeitet. Dann können uU durchaus unter 1000 Chinaflügeln auch mal zweidrei echte Flussperlen aus dem Perlenfluss sein. Nur, kann man die Zeit aufwenden, sie zu finden, im Meer der Klaviere?
 
...kann man selbst mit nur 5-10h Arbeit noch sehr viel herausholen...

Das stimmt, erfahrungsbewehrt. Und beileibe nicht nur für China-Instrumente. Allerdings brauche ich für wirklich gute Ergebnisse länger als 5-10 Stunden, eher - je nach Ausgangslage - zwei bis vier Tage. Aber ich denke, da renne ich beim Steinway-Experten offene Türen ein.

Gruß
Martin
PianoCandle


... und aus Krach wird Klang
 
Zitat von Klavierbaumeister:
Deiner Argumentation folgend müsste man uach einen Mercedes ausrangieren, wenn die Bremsen runter sind.

Zitat von Gerbel:
Ich würde eher sagen, wenn der Motor langsam auf die 100.000 Kilometer zugeht. Dann ist es vergleichbar mit einem Steinway, den man generalüberholen muss.

Wieso ausrangieren, und überdies schon nach 100.000 km? Wenn wir schon Klaviere mit Autos vergleichen, und von einer Spitzenmarke wie Steinway die Rede ist, sollte man anmerken, dass Motoren von Spitzen-Autoherstellern (eigentlich der meisten Autohersteller) bei angemessener Wartung problemlos für 300.000 km und mehr gut sind. Und wenn mal eine Überholung angezeigt ist, so gibt es Reparaturleitfäden, Ersatzteile und Prozeduren, so dass der Motor nach einer Überholung [EDIT: nach einer fachgerechten Überholung] einem funkelnagelneuen Motor in nichts nachsteht - im Gegenteil. Meist ist aber gar keine Generalüberholung vonnöten, sondern ein gezielter Teiletausch (Ventilschaftdichtungen, Simmerringe, ggf. Kolbenringe, Pumpen...) Seinen MercedesAudiBMW-Wagen deshalb auszurangieren, halte ich für völlig unangemessen! Zumal man nach 100.000 km weiß, was man hat, und sich bei einer Spitzenmarke auf weitere 400.000 freuen kann.

Vielmehr lautet m.E. die Frage: wem, wenn nicht mir selbst, kann ich vertrauen, die Reparatur am Auto oder Klavier so durchzuführen, dass hinterher auch wieder alles stimmt?

DA liegt doch der Hund begraben! Wie komme ich an eine kompetente Werkstatt, und wie an einen kompetenten Klavierbauer?

Meine EUR 0,02...

Ciao,
Mark
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Vielmehr lautet m.E. die Frage: wem, wenn nicht mir selbst, kann ich vertrauen, die Reparatur am Auto oder Klavier so durchzuführen, dass hinterher auch wieder alles stimmt?

DA liegt doch der Hund begraben! Wie komme ich an eine kompetente Werkstatt, und wie an einen kompetenten Klavierbauer?

Also in erster Linie würde ich im Zweifelsfall (du sprachst von Vertrauen) eine zertifizierte Werkstatt des Herstellers für kompetent halten. Man kann seinen Daimler beim Schrauber um die Ecke reparieren lassen oder bei einer Mercedes-Werkstatt.

Sinngemäß auch beim Flügel. Die Markenhersteller haben Werkstätten an der Hand bzw. in der Fertigungsstätte, wo man davon ausgehen darf, dass Originalbauteile verbaut werden und amtliche Intonationen durchgeführt werden. Nur hat eben alles seinen Preis, letztlich ist es also Abwägungssache...

Oder eben einen begnadeten Klavierbauer wie Michael nehmen, wo man nur Lob von allen Seiten hört.

Ich würde übrigens vermeiden, einen überholten Steinway oder anderen Markenflügel zu kaufen, weil man eben mitunter nicht mehr genau erkennen kann, welche Teile und wie sie verbaut wurden. Sondern stattdessen einen alten nichtrestaurierten Flügel und die Überholung SELBER in die Wege leiten, mit der Klavierwerkstatt meines Vertrauens. Dann kann man ziemlich sicher gehen, außerdem hat man damit die Chance, selber gestaltend einzugreifen, z.B. bei bestimmten Intonationswünschen, oder bei Abwägung, ob Originalteile der damaligen Zeit des Flügels, oder stattdessen Teile, wie sie bei Neuinstrumenten eingesetzt werden, verbaut werden. Bei bestimmten Teilen gibt es da nämlich Handlungsspielräume, z.B. bei Hammerkopffilzen oder Hammerkopfgrößen usw.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@Mindenblues

Die Ideen hatt eich auch schon für mich, aber wie funktiert das ? Es werden ja ettliche Steinway M zwischen 20000 und 30000€ angeboten die schon teilweise komplett überarbeitet worden sind und wo wirklich alles neu ist. Ich schaue nun seit einem Jahr mir die Flügelpreise an um ein Feeling für richtig und falsch / gut und böse zu bekommen. Mir ist noch kein Steinway M für 10000 Euro über den Weg gelaufen, der mir dann meinetwegen 15000 Euro Luft für eine komplette Restauration gibt. Die Instrumente am freien Markt haben alle irgendie ihren Preis. Ich möchte mal wissen wo die Werkstätten die Instrumente immer wieder herzaubern, diese komplett restaurieren und auch noch gewinnbringend an den Mann bringen.
Die ganzen restaurierten Bösendorfer bei Ebay z.Bsp. Die 170 - 200 haben so einen preislichen Durchschnitt von 18000 - 20000 Euro, wurden komplett renoviert und werden eigentlich von größeren Pinaohäusern angeboten (damit meine ich gar nicht mal die Halle). Instrument, Transport, Abreitszeit, Teile,
dann steht es auch noch 6 Monate in der Ausstellung und raubt dort Platz....
Die müssen das Gerät ja fast für Null gekauft haben damit am Schluss ein + bei Ihnen auf der Rechnung steht.

Gruß

Oliveto
 
@Mindenblues

Ich möchte mal wissen wo die Werkstätten die Instrumente immer wieder herzaubern, diese komplett restaurieren und auch noch gewinnbringend an den Mann bringen.

Die müssen das Gerät ja fast für Null gekauft haben damit am Schluss ein + bei Ihnen auf der Rechnung steht.

Ich gehe mal davon aus, daß die Pianohäuser sehr oft Konzerthäuser, Schulen, aber auch "Hinterhoftheater" oder Kirchengemeinden etc. als Klavierstimmer tätig sind. Darüberhinaus kennen Sie Ihre Stammkunden, diese sind Teil der örtlichen "Klavierszene". Damit erfahren die Pianohäuser als erste, wo ggfs. ein interessanter Flügel zum Verkauf steht, und können dank Ihrer Vertragspeditionen i.d.R. auch attraktive Angebote machen ("Sie wollen den loswerden? Kein Problem, wir geben Ihnen noch x€ dafür, und morgen holen wir ihn ab ..."

Ein Mitarbeiter ging einmal so weit, zu mir zu sagen: 'Also wenn der Flügel in Hamburg angeboten wird, und ich sehe den in Ebay, dann weiß ich schon, daß der zu dem Preis nix ist - denn sonst hätten die Hamburger Kollegen den schon "einkassiert" '.

Ich fürchte, das ist genau der Grund, warum die Preise eben den Wert (wie auch immer der definiert sein mag) ziemlich gleichmäßig über die Republik wiederspiegeln und es fast nicht möglich ist, ein "Schnäppchen" zu machen. Klaviere und Flügel sind eben nicht Produkte wie viele andere - die Beurteilungsproblematik und die schwierige Transportierbarkeit bevorzugen eindeuig die professionellen Player ... (...Halle, etc.)
 
Ich denke, es ist schon möglich, einen schrottigen nichtrestaurierten Steinway oder Bechstein oder andere Markenflügel, 100 Jahre alt oder jünger, für 10-15T€ zu erstehen. Um danach die Restaurierung selber einzufädeln.

Wobei ich gerade bei ebay nachgeschaut hatte, und verblüfft war bei folgendem Angebot (keine Seriennummer angegeben, nur dass es Ende des 19.Jhds ist):
http://cgi.ebay.de/STEINWAY-GRAND-M...0518?pt=Tasteninstrumente&hash=item1e5e101296

Immerhin ein Steinway-B, "the holy grail", ..., für Sofortkauf 16.500€.
Selbst wenn mglw. bei der Restaurierung gepfuscht wurde, sollte man das hinbiegen können. Das Angebot liest sich für mich wie ein Schnäppchen.
 
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