Interessante Musicals

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Ich bin eigentlich kein Musical-Freund, aber vor kurzem habe ich ein Musical gehört, das in vielerlei Hinsicht anders ist als andere: „Rebecca“ von Sylvester Levay (Musik) und Michael Kunze (Text). Die Musik wirkt auf mich viel individueller als der übliche süßliche, zu Formeln erstarrte Musical-Mainstream, wobei ich mich hier auf die großen kommerziellen (Broadway-) Musicals wie z.B. Webbers Werke beziehe.

Kennt ihr „Rebecca“? Und geht es euch ähnlich wie mir?

Welche Musicals kennt ihr, die ebenfalls aus der Masse herausragen?
 
Ich kenne und mag die Musik aus Rebecca weil unsere Tochter die vor ein paar Jahren rauf und runter gehört hat. Das ganze Musical kenne ich nicht, aber die Geschichte schon.

Wir lieben beide den „Schweinachtsmann“, das haben wir gemeinsam im Theater gesehen als das Kind noch in der Grundschule war. Das ist so eine schöne und schräge Geschichte für Kinder mit Musik von den 6-Zylindern.
 
Ich bin auch kein Musicalfreund, aber Emil und die Detektive (Musik: Marc Schubring, Libretto: Wolfgang Adenberg) hat mir sehr gut gefallen, wobei sich das Werk an Kinder bzw. Familien richtet. Es gibt auch eine Instrumentierung, die geeignet ist zur Aufführung von Schulen (Amateure). Ich fand, dass die Musik sehr passend zur Epoche der Geschichte komponiert wurde, mir scheint, der Komponist hat sich deutlich an Kurt Weill orientiert (und ich mag die Sachen und Weill/Brecht).
 
Ein ausgesprochener Musicalfan bin ich auch nicht. Ich habe aber festgestellt, dass sich in einzelnen Musicals tolle Melodien befinden, die sich zum Teil gut nachspielen lassen und improvisieren lassen. Besonders interessant fand ich u.a. das Musical ''Westside Story''. Den Mambo daraus habe ich mir selbst bearbeitet. Ich verändere diese Bearbeitung ständig, weil die Klangfülle der Orchesterversion bei den meisten Bearbeitungen zu kurz kommt. Ich verwende da in der rechten Hand immer mehr vollgriffige oktavierte Akkorde. Auch die linke Hand bei den kommerziellen Bearbeitungen ist mir einfach zu ausgedünnt und je länger ich das spiele, technisch zu einfach. Auf DVD gibt es die Version aus den 60igern mit viel Zeitkolorit. Vor einem Jahr ist eine Neuverfilmung von Spielberg erschienen, die ich mir gekauft habe. Bernstein hat damals gestöhnt, dass es praktisch keinen Darsteller gäbe, der zugleich gut singen und tanzen kann. Da war die Zeit von Fred Astaire und Ginger Rogers (''Shall We Dance'') schon vorbei. Ich denke, da hatte es Spielberg leichter. Die DVD habe ich mir vor kurzer Zeit gekauft, bin aber noch nicht zum Anschauen gekommen.
Eine riesige Fülle an Evergreens enthalten die Broadway-Produktionen der Gershwin-Brüder. Girl Crazy bekam sogar den Pulitzer-Price! Übrigens spielt ''Pardon my English'' in Dresden. Viele dieser Songs kennt praktisch jeder. Interessant ist, dass obwohl die Songs sehr bekannt sind, die Musicals, denen sie entnommen werden, aber völlig unbekannt sind. Von einigen dieser Musicals gab es mal vor 20 Jahren CD's, in deren Besitz ich glücklicherweise bin. Von Girl Crazy gibt es immerhin noch eine Suite im Handel (Barbara Hannigan).
Ein weiteres interessantes Werk ist ''Lady In the Dark'' von Kurt Weill, auch so ein Komponist, der abseits seiner Kabarett-Songs arg vernachlässigt wird (unbedingt empfehlenswert sind die beiden Sinfonien, z.B. YouTube mit Edo de Waart).
An den moderneren Musicals habe ich leider kein Interesse. Hair habe ich mal im TV gesehen. 70iger Jahre Pop. Viele Hippies. Einmal anschauen reicht.
 
Ich liebe die alten Musicals. "Singin' in the rain", "On the town",... "Porgy and Bess" hat ein paar wunderschöne, und einige wirklich mitreißende Songs.
Und natürlich das urkomische Musical "Der Watzmann ruft" von Wolfgang Ambros (die LP wurde erst später zu einem Musical umgeschrieben).
Löffelholleröööö!

@Triangulum - Bei Hair, da muss man die Texte verstehen. Die sind teilweise wirklich furchtbar, im Sinne von berührend (Walking in space). Und teilweise echt komisch (black boys/white boys).
 
Zuletzt bearbeitet:
Für unkundige Mitleser: ''On the town'' ist ebenfals ein Musical von Bernstein, geschrieben vor der Westside Story. Als Vorlage diente das Ballett Fancy Free, zu dem Bernstein ebenfalls die Musik geschrieben hatte. Porgy and Bess allerdings ist eine Oper (interessant ist Gershwins Regie-Verfügung, dass alle Rollen durch schwarze Darsteller besetzt werden müssen). Auch Jerome Kerns ''Showboat'' ist eine Oper und kein Musical. Das läuft in Amerika irgendwie durcheinander. Dabei müsste man das Musical doch eher mit der Operette verwechseln können...
Amerikanische Opern spielen im internationalen Operngeschäft fast keine Rolle (auch nicht Barbers ''Vanessa''; die wär es allerdings wert). Die neueren Musicals sind einfach viel bekannter.
 
Zuletzt bearbeitet:
Darf ich mich hier mal mit einer Frage einklinken? An "meiner" Oper in Nürnberg läuft demnächst außerhalb des Abos "Hairspray" von Marc Shaiman. Kennt das jemand hier? Die Inhaltsangabe klingt nach einer trivialen, mit ein wenig Antirassimus-Didaktik aufgemotzten Story. Aber wie ist die Musik?
 
@Triangulum danke, ich habe die Infos mehr oder weniger weggelassen, weil der geneigte Leser ja zb Wikipedia "anwerfen" kann.

@Ambros_Langleb auf deutsch oder englisch? Ich habe einen Teil vor längerer Zeit mal angesehen (englisch), das war ziemlich knallbunte, subjektiv passiv aggressive (so kam es mir vor, ist vielleicht Einbildung), gute-Laune-Musik, sehr anstrengend. Ist vielleicht nicht die ganze Zeit der Fall... Gerade geguckt: Ausschnitte gibt es bei YT.
 
Ich liebe Musicals. Bin vor den Kindern mit meinem Mann öfter hingegangen. Dann ging's wegen der Kids nicht mehr.
Es gibt schon sehr schöne. Gefallen haben mir:

Chess
Miss Saigon
Mozart
Tanz der Vampire
Les Miserables
Joseph and the amazing technocolor dreamcoat
Moulin Rouge

Liebe Grüße
 
Von Girl Crazy gibt es immerhin noch eine Suite im Handel (Barbara Hannigan).
Neben "Embraceable You" gibt es die wohl bekannteste Nummer daraus, die dem Komponisten besonders am Herzen gelegen haben muss. Deshalb schrieb er dazu Variationen für Klavier und Orchester, die er hier selbst vorstellte:



Die deutsche Erstaufführung fand 1963 in Düsseldorf statt, einer der damaligen Solisten war später selbst als Regisseur zahlreicher Operetten und Musicals tätig und leitete ein privat formiertes eigenes Theater. Er ist immer noch aktiv und steckt mit seiner unbändigen Spielfreude und Energie die Menschen an, indem er szenischen Unterricht für Nachwuchstalente erteilt. Damals übernahm Lys Symonette die Regiearbeit - später leitete sie die Kurt-Weill-Foundation in New York und verwaltete den künstlerischen Nachlass des Frühverstorbenen:
Ein weiteres interessantes Werk ist ''Lady In the Dark'' von Kurt Weill, auch so ein Komponist, der abseits seiner Kabarett-Songs arg vernachlässigt wird (unbedingt empfehlenswert sind die beiden Sinfonien, z.B. YouTube mit Edo de Waart).
Lyz Symonette leitete zu meiner Studienzeit ein hochinteressantes Seminar über das hierzulande eher wenig bekannte Schaffen Weills in Amerika und verschaffte mir Zugang zu Amateuraufnahmen, auf dem Kurt Weill mit eigener Klavierbegleitung im Duett mit Ira Gershwin tagesaktuelle Produktionen singend vorstellte ("Street Scene", 1946). Musikalisch sind diese Arbeiten auf Augenhöhe mit den bekannten Broadway-Produktionen wie "Kiss me Kate", leider aber gegenüber den noch in Europa entstandenen Arbeiten kaum bekannt. Denn im Grunde hat sich das amerikanische Musical im gleichen Fahrwasser entwickelt wie die Operette im alten Europa - Kurt Weills Schaffen wäre hervorragend geeignet, Übereinstimmungen und Gegensätze zwischen diesen Gattungen und Formen zu erkennen und herauszuarbeiten. Da gehört Weill zu den ganz wenigen, die sowohl in der Alten als auch in der Neuen Welt erfolgreich diesbezüglich künstlerisch unterwegs waren.

Sprengt sicherlich den Rahmen dessen, was für ein Tastenspielerforum von Belang wäre, könnte aber für Spezialisten sogar hochinteressant sein.

LG von Rheinkultur
 

Fundstück mit dem Komponisten (ab 1920 als Theaterkapellmeister in Lüdenscheid tätig gewesen) am Klavier und dem Librettisten als Gesangssolisten. Damals vor über dreißig Jahren waren die Aufnahmen noch unveröffentlicht und keiner wusste etwas davon:



Ähnlich der in Europa bereits bekannten Gattung Funkoper ist diese Nummer Teil des bereits filmisch konzipierten Musicals "Where do we go from here?", das allerlei historische und nationale Klischees aus verschiedenen Weltgegenden aufgreift und gekonnt parodiert, im oben präsentierten Falle deutsche Volkstümlichkeit und vordergründigen Militarismus - zur Entstehungszeit um 1945 natürlich höchst aktuell. Man vergleiche die Parodien europäischer Trinkrituale im berühmten "Dinner for one" einige Jahre später mit dem Gehörten...!

LG von Rheinkultur
 

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