
Aleko
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Ich brauche dringend Hilfe, sonst höre ich mit dem Klavierspielen auf.
Nach 3 Jahren ist mir nun endlich klar geworden, worin bei mir das Hauptproblem liegt: ich höre einfach kaum was. Mein jetziger traumatischer Zustand wurde durch Stücke von Bach (einfache Menuette und Inventionen) und Händel (Passacaglia) aber auch das einfachste aller Stücke von Chopin (posthumous Waltzer in A-moll) ausgelöst.
Wie soll ich das Problem konkreter beschreiben? Das ist in der Tat gar nicht so einfach. Ich merke bloß, dass ich wie ein Roboter spiele und das, was ich eigentlich spiele, gar nicht höre. Ich merke mir Fingersätze oder präge mir eine Stelle visuell ein, z.B. nach dem Prinzip: ok hier kommt jetzt so eine Figur, d.h. ich positioniere meine Finger so und so, drücke die Tasten und zack da kommt schon der Ton aber primär ist bei mir leider nicht der Ton sondern eben dieses Visuelle oder der Fingersatz. Das ist doch Quatsch oder?
Ganz schlimm ist es bei kontrapunktischen Werken (aktuell Bach und Händel). Ich merke, dass ich anscheinend gar nicht in der Lage bin beide Hände gleichzeitig zu hören!!! geschweige denn einzelne Stimmen in einer Hand. Ich kann nur das hören, worauf ich mich konzentriere. D.h. wenn ich also die linke Hand übertrieben laut spiele, dann höre ich die auch, sobald ich die rechte Hand hervorhebe, ist die linke weg, ich drücke irgendwelche Tasten und VIELLEICHT kommt es auch beim Zuhörer an (selbst das bezweifle ich), bloß bei mir nicht. Ärgerlich oder? Es klappt nicht, dass ich die Stimme in der linken Hand mir musikalisch merken kann, egal wie intensiv ich an sie denke, sie will sich nicht einprägen. Am Ende bleibt es so: ich drücke in der linken Hand einfach irgendwelche Tasten. Kein Wunder eben, dass ich alle Stücke nach einer Woche vergesse.
Zum Beispiel der Walzer von Chopin: rechte Hand geht noch halbwegs, ich höre sie und bin mir auch dessen relativ bewusst, was ich spiele, linke Hand dagegen: Fehlanzeige. Gelernt nach dem Prinzip: an dieser Stelle spielt die linke Hand so eine Figur. Ich bin also gar nicht in der Lage, die Musik in ihrer Grundidee zu erfassen und nachzuvollziehen, sie sozusagen als Gesamtbild zu betrachten.
Ich vergleiche es gerne mit Fremdsprachen, denn Musik ist ja auch eine Art Sprache, wie ich finde. Ich kann kein Spanisch, doch ich könnte mir sicherlich irgendwelchen spanischen Text merken, den sogar auswendig lernen und sogar einem Spanier erzählen. WOMÖGLICH würde er mich sogar verstehen, doch diese Darbietung wäre weder bewusst noch überzeugend. Ganz wie mit meinem Klavierspielen: ich drücke einfach irgendwelche Tasten. Wäre ich aber ein Spanier, sähe es sicherlich anders aus. Bloß wie wird man Spanier?
Noch ein sehr wichtiger Punkt. In einem Stück kommt ein Akkord vor. Ich lerne ihn, spiele ihn, wenn ich etwas Glück habe, höre ich ihn sogar (kommt eher nicht vor) doch wenn derselbe Akkord in einem anderen Stück vorkommt, kann ich ihn weder hören noch erkennen, ich muss ihn also WIEDER lernen. Ich meine, das ist doch total bescheuert und entspricht nicht dem, was ich eigentlich möchte. Ich möchte nämlich Glenn Gould oder Bach sein: sich in der Klangwelt so zu orientieren, dass wenn man sich ans Klavier setzt, kommt einem die Tastatur als so eine Art ABC vor, mit dem man eben was anfangen kann. Will ich zu viel?
Also, liebe Leute, ein schwieriges Thema, ich fasse es noch mal zusammen, falls es mir gelingt:
- Wie wird man Spanier
- Wie kann man die Musik, die man gerade selbst spielt, komplett hören und nicht nur da mal die linke Hand, hier mal die rechte
- Wie vermeidet man, einfach nur irgendwelche Tasten zu drücken
- Wie kann man sich unter Klängen wie unter Buchstaben orientieren
Diese und ähnliche Fragen (die mir gerade nicht einfallen wollen) gehen mir seit Tagen durch den Kopf. Irgendwie macht es nicht so viel Sinn, irgendwelche Tasten zu drücken und sich dabei nicht zu hören oder? Dann höre ich doch lieber irgendwelche Aufnahmen....
Herzliche Grüße
Nach 3 Jahren ist mir nun endlich klar geworden, worin bei mir das Hauptproblem liegt: ich höre einfach kaum was. Mein jetziger traumatischer Zustand wurde durch Stücke von Bach (einfache Menuette und Inventionen) und Händel (Passacaglia) aber auch das einfachste aller Stücke von Chopin (posthumous Waltzer in A-moll) ausgelöst.
Wie soll ich das Problem konkreter beschreiben? Das ist in der Tat gar nicht so einfach. Ich merke bloß, dass ich wie ein Roboter spiele und das, was ich eigentlich spiele, gar nicht höre. Ich merke mir Fingersätze oder präge mir eine Stelle visuell ein, z.B. nach dem Prinzip: ok hier kommt jetzt so eine Figur, d.h. ich positioniere meine Finger so und so, drücke die Tasten und zack da kommt schon der Ton aber primär ist bei mir leider nicht der Ton sondern eben dieses Visuelle oder der Fingersatz. Das ist doch Quatsch oder?
Ganz schlimm ist es bei kontrapunktischen Werken (aktuell Bach und Händel). Ich merke, dass ich anscheinend gar nicht in der Lage bin beide Hände gleichzeitig zu hören!!! geschweige denn einzelne Stimmen in einer Hand. Ich kann nur das hören, worauf ich mich konzentriere. D.h. wenn ich also die linke Hand übertrieben laut spiele, dann höre ich die auch, sobald ich die rechte Hand hervorhebe, ist die linke weg, ich drücke irgendwelche Tasten und VIELLEICHT kommt es auch beim Zuhörer an (selbst das bezweifle ich), bloß bei mir nicht. Ärgerlich oder? Es klappt nicht, dass ich die Stimme in der linken Hand mir musikalisch merken kann, egal wie intensiv ich an sie denke, sie will sich nicht einprägen. Am Ende bleibt es so: ich drücke in der linken Hand einfach irgendwelche Tasten. Kein Wunder eben, dass ich alle Stücke nach einer Woche vergesse.
Zum Beispiel der Walzer von Chopin: rechte Hand geht noch halbwegs, ich höre sie und bin mir auch dessen relativ bewusst, was ich spiele, linke Hand dagegen: Fehlanzeige. Gelernt nach dem Prinzip: an dieser Stelle spielt die linke Hand so eine Figur. Ich bin also gar nicht in der Lage, die Musik in ihrer Grundidee zu erfassen und nachzuvollziehen, sie sozusagen als Gesamtbild zu betrachten.
Ich vergleiche es gerne mit Fremdsprachen, denn Musik ist ja auch eine Art Sprache, wie ich finde. Ich kann kein Spanisch, doch ich könnte mir sicherlich irgendwelchen spanischen Text merken, den sogar auswendig lernen und sogar einem Spanier erzählen. WOMÖGLICH würde er mich sogar verstehen, doch diese Darbietung wäre weder bewusst noch überzeugend. Ganz wie mit meinem Klavierspielen: ich drücke einfach irgendwelche Tasten. Wäre ich aber ein Spanier, sähe es sicherlich anders aus. Bloß wie wird man Spanier?
Noch ein sehr wichtiger Punkt. In einem Stück kommt ein Akkord vor. Ich lerne ihn, spiele ihn, wenn ich etwas Glück habe, höre ich ihn sogar (kommt eher nicht vor) doch wenn derselbe Akkord in einem anderen Stück vorkommt, kann ich ihn weder hören noch erkennen, ich muss ihn also WIEDER lernen. Ich meine, das ist doch total bescheuert und entspricht nicht dem, was ich eigentlich möchte. Ich möchte nämlich Glenn Gould oder Bach sein: sich in der Klangwelt so zu orientieren, dass wenn man sich ans Klavier setzt, kommt einem die Tastatur als so eine Art ABC vor, mit dem man eben was anfangen kann. Will ich zu viel?
Also, liebe Leute, ein schwieriges Thema, ich fasse es noch mal zusammen, falls es mir gelingt:
- Wie wird man Spanier
- Wie kann man die Musik, die man gerade selbst spielt, komplett hören und nicht nur da mal die linke Hand, hier mal die rechte
- Wie vermeidet man, einfach nur irgendwelche Tasten zu drücken
- Wie kann man sich unter Klängen wie unter Buchstaben orientieren
Diese und ähnliche Fragen (die mir gerade nicht einfallen wollen) gehen mir seit Tagen durch den Kopf. Irgendwie macht es nicht so viel Sinn, irgendwelche Tasten zu drücken und sich dabei nicht zu hören oder? Dann höre ich doch lieber irgendwelche Aufnahmen....
Herzliche Grüße
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