Ich bin taub :(

Aleko

Aleko

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15. Jan. 2010
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Ich brauche dringend Hilfe, sonst höre ich mit dem Klavierspielen auf.
Nach 3 Jahren ist mir nun endlich klar geworden, worin bei mir das Hauptproblem liegt: ich höre einfach kaum was. Mein jetziger traumatischer Zustand wurde durch Stücke von Bach (einfache Menuette und Inventionen) und Händel (Passacaglia) aber auch das einfachste aller Stücke von Chopin (posthumous Waltzer in A-moll) ausgelöst.

Wie soll ich das Problem konkreter beschreiben? Das ist in der Tat gar nicht so einfach. Ich merke bloß, dass ich wie ein Roboter spiele und das, was ich eigentlich spiele, gar nicht höre. Ich merke mir Fingersätze oder präge mir eine Stelle visuell ein, z.B. nach dem Prinzip: ok hier kommt jetzt so eine Figur, d.h. ich positioniere meine Finger so und so, drücke die Tasten und zack da kommt schon der Ton aber primär ist bei mir leider nicht der Ton sondern eben dieses Visuelle oder der Fingersatz. Das ist doch Quatsch oder?

Ganz schlimm ist es bei kontrapunktischen Werken (aktuell Bach und Händel). Ich merke, dass ich anscheinend gar nicht in der Lage bin beide Hände gleichzeitig zu hören!!! geschweige denn einzelne Stimmen in einer Hand. Ich kann nur das hören, worauf ich mich konzentriere. D.h. wenn ich also die linke Hand übertrieben laut spiele, dann höre ich die auch, sobald ich die rechte Hand hervorhebe, ist die linke weg, ich drücke irgendwelche Tasten und VIELLEICHT kommt es auch beim Zuhörer an (selbst das bezweifle ich), bloß bei mir nicht. Ärgerlich oder? Es klappt nicht, dass ich die Stimme in der linken Hand mir musikalisch merken kann, egal wie intensiv ich an sie denke, sie will sich nicht einprägen. Am Ende bleibt es so: ich drücke in der linken Hand einfach irgendwelche Tasten. Kein Wunder eben, dass ich alle Stücke nach einer Woche vergesse.

Zum Beispiel der Walzer von Chopin: rechte Hand geht noch halbwegs, ich höre sie und bin mir auch dessen relativ bewusst, was ich spiele, linke Hand dagegen: Fehlanzeige. Gelernt nach dem Prinzip: an dieser Stelle spielt die linke Hand so eine Figur. Ich bin also gar nicht in der Lage, die Musik in ihrer Grundidee zu erfassen und nachzuvollziehen, sie sozusagen als Gesamtbild zu betrachten.

Ich vergleiche es gerne mit Fremdsprachen, denn Musik ist ja auch eine Art Sprache, wie ich finde. Ich kann kein Spanisch, doch ich könnte mir sicherlich irgendwelchen spanischen Text merken, den sogar auswendig lernen und sogar einem Spanier erzählen. WOMÖGLICH würde er mich sogar verstehen, doch diese Darbietung wäre weder bewusst noch überzeugend. Ganz wie mit meinem Klavierspielen: ich drücke einfach irgendwelche Tasten. Wäre ich aber ein Spanier, sähe es sicherlich anders aus. Bloß wie wird man Spanier?

Noch ein sehr wichtiger Punkt. In einem Stück kommt ein Akkord vor. Ich lerne ihn, spiele ihn, wenn ich etwas Glück habe, höre ich ihn sogar (kommt eher nicht vor) doch wenn derselbe Akkord in einem anderen Stück vorkommt, kann ich ihn weder hören noch erkennen, ich muss ihn also WIEDER lernen. Ich meine, das ist doch total bescheuert und entspricht nicht dem, was ich eigentlich möchte. Ich möchte nämlich Glenn Gould oder Bach sein: sich in der Klangwelt so zu orientieren, dass wenn man sich ans Klavier setzt, kommt einem die Tastatur als so eine Art ABC vor, mit dem man eben was anfangen kann. Will ich zu viel?

Also, liebe Leute, ein schwieriges Thema, ich fasse es noch mal zusammen, falls es mir gelingt:

- Wie wird man Spanier
- Wie kann man die Musik, die man gerade selbst spielt, komplett hören und nicht nur da mal die linke Hand, hier mal die rechte
- Wie vermeidet man, einfach nur irgendwelche Tasten zu drücken
- Wie kann man sich unter Klängen wie unter Buchstaben orientieren

Diese und ähnliche Fragen (die mir gerade nicht einfallen wollen) gehen mir seit Tagen durch den Kopf. Irgendwie macht es nicht so viel Sinn, irgendwelche Tasten zu drücken und sich dabei nicht zu hören oder? Dann höre ich doch lieber irgendwelche Aufnahmen....

Herzliche Grüße
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Aleko

wie übst du denn deine Stücke, wie lernst du sie?
Hörst Du dir auch Aufnahmen an von den Stücken, die du spielst?

Ich habe verstanden, dass es dir Schwierigkeiten macht, ein Stück in seiner Ganzheit zu erfassen?

Hast Du mal versucht, das Stück in Akkorden zu spielen und die hören, wenn es sich um polyphone Musik handelt?

Meinst du, es könnte sein, dass Du dich nur auf eine Hand konzentrierst?

LG
violapiano
 
angesichts all dessen was du beschreibst, kann man sagen dass dir die musik nicht gerade in die wiege gelegt wurde.

entweder, ÜBEN ÜBEN ÜBEN, oder aufhören.
du selbst weißt am besten was dir lieber ist ;)
 
pianoman, sehr motivierend, was du so schreibst.:?

Stelle dir mal vor, du wärst an Alekos Stelle. Nur zum Spaß.

LG
violapiano
 
Ich kann mir das gerade gar nicht vorstellen. Hast du ne Möglichkeit dein Spiel aufzunehmen, Aleko?

Vielleicht verlangst du im Moment einfach zu viel von dir.

lg marcus
 
Hallo Aleko,

obwohl ich selbst noch immer Anfänger bin, ein paar Gedanken von mir.
- NICHT aufhören, sondern weitermachen!
- Du bist auf dem richtigen Weg.
- Du hast einen HOHEN Anspruch an dich, dein Spiel, dein musikalischen Verständnis. Hut ab! Das ist weit höher, als ich von mir sagen kann.
- Laß dir Zeit, vieles kommt erst nach und nach.
- Setz dich nicht selbst allzu sehr unter Druck. Wie du es beschreibst, tust du nämlich genau das. So geht es nicht (gut).

Nur Mut!
 
Hallo Aleko,

hui die Überschrift ist aber schon etwas dramatisch gewählt. ;)

Ich glaube, dass es nicht so ungewöhnlich ist, dass man die Stimme und auch die Melodien in der linken Hand nicht so gut hört. Das zu hören während des Spielens entwickelt sich bestimmt mit der Zeit.

Ich übe das, indem ich die linke Hand immer mal einzeln spiele und versuche die Melodien herauszufinden, die sich dort verstecken. Wenn man dann sehr langsam spielt und die rechte Hand dazu nimmt, kann man plötzlich auch die Melodie in der linken besser hören. Fakt ist aber bei mir auch, dass ich manchmal schneller spiele als ich die Melodien der linken Hand hören kann. :D

Ich übe aktuell das erste mehrstimmige Stück. Zuerst musste ich nur die eine Stimme in der rechten und linken Hand spielen. Nachdem ich das konnte, sollte ich dann die mittlere Stimme dazu nehmen. Die unterschiedlichen Stimmen herauszuhören und differenziert zu betonen, war danach kein großes Problem mehr.

Ganz sicher bin ich nicht, ob ich jetzt wirklich Dein Problem erfasst oder an Dir vorbeigeredet habe.

Kopf hoch Aleko! Ich glaube, das ist eine Sache der Übung. :)

lg
Nora
 
- Wie wird man Spanier
- Wie kann man die Musik, die man gerade selbst spielt, komplett hören und nicht nur da mal die linke Hand, hier mal die rechte
- Wie vermeidet man, einfach nur irgendwelche Tasten zu drücken
- Wie kann man sich unter Klängen wie unter Buchstaben orientieren


Könnte es sein, daß Du bei den genannten Stücken einfach noch in einem solchen Grad mit der Technik beschäftigt bist, daß Du gar nicht so weit kommen kannst, Dir selber zuzuhören? Solange das bei mir der Fall ist, geht es mir ein bißchen so wie Dir.
Versuch es doch mal mit einfachen Stücken, die Du technisch beherrschst: tritt das Phänomen da auch auf?
 
Nach langjähriger Spiel- und mehrjähriger Unterrichtserfahrung kann ich sagen:
Hören ist mit das schwerste am Musikmachen.
Die Finger bewegen kann dagegen doch jeder...

Lass dir Zeit. Gib dir Zeit. Freu dich an kleinen Erfolgen. Hab Geduld. Das hilft.


Sogar unter Klavierstudenten ist das ein verbreitetes Problem, natürlich auf einer anderen Ebene. Mir fällt ein Berliner Professor ein, dessen liebster Satz lautete:
(Rumänischer Akzent ein)
"Du musst (c)hören!!!"
 
Noch ein sehr wichtiger Punkt. In einem Stück kommt ein Akkord vor. Ich lerne ihn, spiele ihn, wenn ich etwas Glück habe, höre ich ihn sogar (kommt eher nicht vor) doch wenn derselbe Akkord in einem anderen Stück vorkommt, kann ich ihn weder hören noch erkennen, ich muss ihn also WIEDER lernen.
Genau das gleiche Problem kenne ich. Du bist nicht bescheuert, Du bist zu streng mit Dir. Nimm Dir den Druck raus. Entspanne Dich! Du mußt auf keine Bühne, Du mußt niemanden etwas beweisen. Du spielst für Dich. Nicht der Nachholebedarf ist Dein Werkzeug.
Improvisiere mal ein bißchen. Spiel links nur einen Akkord, immer den gleichen und rechts dazu die passenden Töne. Guck einfach mal nicht auf die Tasten. Schließe die Augen, lehne Dich zurück, spiele li Deinen Akkord moderat oder lento, schön langsam und re Töne. Dabei höre Dir einfach gelassen zu.

Ich hoffe, der Tip kann Dir helfen.
 
Gute Musiker haben in vielerlei Hinsicht Selbstzweifel. Komponisten, wie Interpreten. Darum sind sie so gut.
 

Hallo Aleko,

viel Gutes ist hier ja schon genannt worden. Mich interessiert auch, wieso du das jetzt bemerkst (oder hast du das schon immer gemerkt) und wieso dich das ausgerechnet jetzt so sehr stört. Hast du irgendetwas verändert oder gab es den berühmten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hast.

Insgesamt kannst du dich eigentlich richtig freuen - viele hören gar nicht, dass sie nichts hören :p ! Und ich stimme vollkommen nico zu, wenn er sagt:

Nach langjähriger Spiel- und mehrjähriger Unterrichtserfahrung kann ich sagen:
Hören ist mit das schwerste am Musikmachen.
Die Finger bewegen kann dagegen doch jeder...

Lass dir Zeit. Gib dir Zeit. Freu dich an kleinen Erfolgen. Hab Geduld. Das hilft.

Ich selbst habe schon mal hier im Forum erzählt, dass ich eigentlich erst bei meiner letzten Lehrerin gelernt habe, mir wirklich zuzuhören. Das dauert! Sie sagte immer: "Hör's an!"

Und wenn ich eins gelernt habe, dann dies: unter Druck kann man sich erst recht nicht zuhören!

Interessant finde ich auch Friedrichs Frage:


Könnte es sein, daß Du bei den genannten Stücken einfach noch in einem solchen Grad mit der Technik beschäftigt bist, daß Du gar nicht so weit kommen kannst, Dir selber zuzuhören? Solange das bei mir der Fall ist, geht es mir ein bißchen so wie Dir.
Versuch es doch mal mit einfachen Stücken, die Du technisch beherrschst: tritt das Phänomen da auch auf?

Man kann sich eigentlich nur wirklich zuhören, wenn man nicht mehr ständig mit Fingersätzen und allerlei technischem Kram beschäftigt ist. Zum Zuhören muss man ja auch eine beobachtende, manchmal sogar eine etwas distanzierte Haltung einnehmen (vor allem am Anfang) und das kann man nur, wenn man den "Stoff" beherrscht.

Es ist also nötig - und das wurde ja auch schon angesprochen - so zu üben, dass man alles kann und Zeit und Raum hat, sich zuzuhören. Außerdem kann man nie auf alle Dinge gleichzeitig hören, viele sagen, maximal auf zwei (evtl. drei Dinge). Also übe vor allem langsam genug, lass dir Zeit, atme tief durch und beginne nach dem Spielen, Hören und Erfahren der einzelnen Stimmen (was nicht gleichbedeutend mit den einzelnen Händen ist!!!) damit, diese zu kombinieren. Also z.B. mal nur Melodie und Basstöne ohne die Mittelstimmen oder Akkorde (wenn vorhanden). Gehe jede mögliche Kombination in aller Ruhe durch und versuche, die Klänge auch zu geniessen.

Polyphone Musik ist wirklich nicht einfach zu hören - wenn du dir da keine Zeit lässt, hast du kaum eine Chance. Nimm dir doch erst mal zwei Stimmen raus und spiele sie alleine für sich. Dabei hörst du ihren horizontalen Verlauf. Wenn du diese beiden Stimmen nun ultralangsam miteinander kombinierst, kannst du erst mal auf ihren Zusammenklang (vertikal) hören. Manchmal kann man sogar den rhythmischen Aspekt ganz ausblenden. Je geübter du wirst, desto mehr kannst du den horizontalen Verlauf wieder in dein Bewusstsein rücken und schließlich beides miteinander verbinden. Beides sofort gleichzeitig hören können nur welche, die im Hören schon sehr weit fortgeschritten sind. Dies soll ein Beispiel dafür sein, wieviel Zeit es braucht, um ein Stück in allen Aspekten "durchzuhören". Ohne Genuss geht das meiner Meinung nach nicht. Und ohne dass man sich genaue Ziele setzt und dementsprechend in Schritten übt, auch nicht.

Was das Wiedererkennen von Akkorden angeht, kannst du natürlich Kadenzen aufschreiben und üben, oder Drei- und Vierklänge in Stücken (man kann sich auch damit eine Art Kartenspiel machen) bestimmen und spielen. Ich würde aber nicht so schwarz sehen, dass du keine Akkorde wiedererkennen kannst. Denn ein Akkord ist zwar im Notenbild identisch, kann sich aber je nach harmonischem Umfeld völlig anders anhören. Ein As-Dur-Akkord z.B. hat als Tonika ja eine ganz andere Wirkung als als Subdominante oder Dominante. Bei Akkorden geht es also um die Beziehungen untereinander - das zu hören ist viel wichtiger als den absoluten Akkord sofort wiederzuerkennen.

Aber auch Harmonien und Akkorde zu erkennen braucht einfach viel Zeit und Übung.

Also auch wenn du im Moment in einer echten Krise steckst und an dir zweifelst: du hörst, dass du zuwenig hörst! :) :) Und das ist verdammt viel wert!!!

Liebe Grüße

chiarina
 
Danke allen, die sich gemeldet haben! Ja vielleicht ist man auf dem richtigen Weg und sollte Geduld haben. Vielleicht aber auch nicht und xpianomanx hat Recht, was ich mir durchaus auch vorstellen kann. Ich meine, ich bin absolut der Ansicht, dass man eben auch kein Talent haben kann, absolutes Gehör ist ja auch eine ARt Talent, entweder hats man es oder man ist eben taub :D

marcus, ich weiß nicht, warum du mir nicht glaubst, hier habe ich mal versucht gerade eben ein paar Paganini Variationen auf meinem Quatsch-Digital-Piano aufzunehmen, ziehe sie dir rein, wenn du möchtest :))






@sla
Da ist sicherlich was Wahres dran! Man kann bei einem Stück den Zustand erreichen, wo die Ausführung so automatisiert ist, dass man nur noch an die Musik denkt, man hat das Stück quasi absolut in den Fingern aber der Zustand ist gefährlich: bei kleinstem Fehler fliegt man raus.

Wie auch immer, ich fordere euch, liebe Leute, die angehängte Variation von Händel mit beiden Händen so zu spielen, dass man beide Stimmen gleichzeitig hört. Ich schwöre, sie wird mich in den Wahnsinn treiben, diese Variation!!!!

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Es gibt statistisch gesehen genau so viele musikalische Minderbegabungen, wie es Hochbegabungen gibt - wenige. Die allermeisten Menschen sind in einem mittleren Rahmen begabt. Wobei es sogar Diskussionen gibt, es man begabt ist, oder ob man begabt wird...
Aber egal.

Ich versteh dein Problem nicht.
Ich hab mir gerade die Aufnahmen angehört. Natürlich hängt die Beurteilung von verschiedenen Kriterien ab (dazu gleich). Aber erstmal klingt das für einen Lernenden doch ordentlich?!? Ich mein, gerade die letzte Variation geht doch ab...
Wie lange spielst du denn schon? Hast du einen Lehrer oder bist du im Selbststudium unterwegs?

Ich warte erstmal die Beantwortung dieser beiden Fragen ab, bevor ich meine Vermutung und genauere Einschätzung äußere...
 
marcus, ich weiß nicht, warum du mir nicht glaubst, hier habe ich mal versucht gerade eben ein paar Paganini Variationen auf meinem Quatsch-Digital-Piano aufzunehmen, ziehe sie dir rein, wenn du möchtest :))
Ich wollte überhaupt nicht den Eindruck erwecken, dass ich dir nicht glaube.
Der Punkt ist bloß, dass die eigene Wahrnehmung hin und wieder etwas verfahren ist und man eine externe Meinung braucht, die einen wieder auf Kurs setzt :)

Dazu fühle ich mich aber nicht berufen, also von mir kein Kommentar dazu :p

lg marcus
 
Hallo Aleko,

da hast du dir ja ein besonders leichtes Stück ausgesucht, um das Hören zu erlernen :D !

Womit bist du denn bei den Einspielungen unzufrieden? Woran willst du arbeiten? Wieso bist du so unzufrieden mit dir, dass du daran denkst, aufzuhören?

Deine Einspielungen bieten doch gute Ansätze. Du könntest z.B. mal damit beginnen, die Zusammenhänge und Beziehungen der Akkorde zueinander hörend zu erforschen. Du spielst die ja alle ziemlich gleich. Manche haben aber mehr Spannung als andere und lösen sich danach gewissermaßen auf - das könntest du mal erforschen, zumal die harmonische Basis wichtig für alle Variationen ist.

Interessant ist für mich, dass nach meinem Gefühl du dir bei deiner dritte Einspielung am besten zugehört hast. Stimmt das? Und hängt es doch damit zusammen, dass du da einfach mehr Zeit zum Hören hattest. Spielst und übst du vielleicht oft sehr schnell?

Viele Grüße

chiarina
 
Lieber Aleko!

Du bist garantiert nicht taub - aber momentan einfach völlig blockiert.

Erinnerst Du Dich noch an unsere Gespräche im Frühjahr - über Deine Kompositionsversuche?
Du hast einen irrwitzig hohen Anspruch an Dich selbst - was mir schon damals aufgefallen ist.

Ich glaube, daß Deine Ansprüche an Dich selbst Deinen Fähigkeiten zu weit vorausgeeilt sind,
und das deprimiert Dich. Deine Ansprüche müßten sich gesundschrumpfen.

Wie das gelingen soll, weiß ich nicht - ob Du vielleicht eine Zeit lang 'mal gar nicht musizierst?

Auf jeden Fall bedeutet Dir Musik zuviel, als daß Du riskieren dürftest,
durch falschen Umgang mit ihr die Liebe zu ihr zu verlieren.

Alles Gute wünscht Dir

Gomez
 
Es gibt statistisch gesehen genau so viele musikalische Minderbegabungen, wie es Hochbegabungen gibt - wenige. Die allermeisten Menschen sind in einem mittleren Rahmen begabt. Wobei es sogar Diskussionen gibt, es man begabt ist, oder ob man begabt wird...
Aber egal.

Ich versteh dein Problem nicht.
Ich hab mir gerade die Aufnahmen angehört. Natürlich hängt die Beurteilung von verschiedenen Kriterien ab (dazu gleich). Aber erstmal klingt das für einen Lernenden doch ordentlich?!? Ich mein, gerade die letzte Variation geht doch ab...
Wie lange spielst du denn schon? Hast du einen Lehrer oder bist du im Selbststudium unterwegs?

Ich warte erstmal die Beantwortung dieser beiden Fragen ab, bevor ich meine Vermutung und genauere Einschätzung äußere...

Ich spiele seit 3 Jahren, in den letzten Monaten leider sehr unregelmäßig und klar ich habe einen Lehrer, denn wie man ohne einen als Anfänger spielen kann, erschließt sich mir nicht :)

Ich ziehe mir erstmal den Beitrag von chariana rein! Irgendwas habe ich mit dem Bild versaut, warum nur ist es so groß :)
 
Für drei Jahre bei nicht näher bekanntem Übeaufwand sind diese Beispiele gut.
Ich weiß nicht, inwiefern dein E-Piano Dynamik aufnimmt (mein Clavinova z. B. ignoriert diese bei einer Aufnahme), aber das ist der Punkt, an dem es am meisten zu arbeiten gilt, denke ich.
Dinge, wie die Beziehungen der Akkorde untereinander kommen erst danach.

Ich denke gerade, dass dir an irgendetwas ja aufgefallen sein muss, dass du deiner Meinung nach nichts hörst. Und das kann doch (so paradox es klingt) nur am klingenden Beispiel geschehen sein?!? Jemand, der schlecht riechen kann, merkt das doch auch nur, wenn er es versucht...Und das wiederum heißt doch, dass du etwas gehört hast - im Zweifelsfalle etwas, das dir nicht so gut gefallen hat. Ich finde das gut und wichtig und den ersten Schritt. Geh den Weg weiter. Es gibt viel zu entdecken...

P.S.: Ich kann in deinem angehängten Beispiel nicht nur beide Stimmen hören, sondern sie mir auch nach dem Notenbild beide vorstellen. Und das nicht, weil ich eine Hochbegabung bin. Sondern weil ich viel geübt, viel gehört und mich viel mit Musik beschäftigt hab. Jeder andere kann das auch. Es dauert nur seine Zeit...
 
Hallo Aleko,

ein spannender Faden, den du hier ins Leben gerufen hast. Darf eine „Halbjährige“ auch was dazu schreiben? Ich mach einfach mal; bitte behalten, was nützt, und den Rest in den virtuellen Papierkorb werfen.

Du schreibst:
Ich brauche dringend Hilfe, sonst höre ich mit dem Klavierspielen auf.

und:
Ich meine, ich bin absolut der Ansicht, dass man eben auch kein Talent haben kann, absolutes Gehör ist ja auch eine ARt Talent, entweder hats man es oder man ist eben taub :D

Warum siehst du das so extrem? Ich glaube nicht, dass sich aus den Problemen, die du schilderst, auf einen Mangel an Talent schließen lässt. Wieso denn?

Davon abgesehen sind die meisten Menschen in dem, was sie täglich tun, nur durchschnittlich talentiert und kommen zumeist trotzdem gut zurecht. Letztendlich ist Talent nicht mehr, als eine überdurchschnittliche Lern- oder Leistungsvoraussetzung. Absolutes Gehör z.B. hat man, oder man hat es nicht, ja. Trotzdem kann man durch absolutes Gehör noch lange nicht Klavier spielen. Und wahrscheinlich braucht man auch kein absolutes Gehör, um Klavier spielen zu können.



Ich fürchte, ich auch.

Offensichtlich gibt es dabei zwei Arten von Taubheit:

Bei der einen fehlt es am erforderlichen Gehör, bzw. an der Gehörbildung, und ich glaube, letzteres kann man bis zu einem gewissen Grad lernen.

Bei der anderen kann man nur sein eigenes Spiel nicht hören. Passiert mir leider häufig und liegt definitiv nicht am Gehör. Denn wenn man sein eigenes Spiel aufnimmt und sich in Ruhe anhört, oder gar die Klavierlehrerin das eigene Spiel zur Verdeutlichung Ton für Ton imitiert, dann hört man sehr wohl, dass beim Akkord nicht alle drei Töne gleich stark klingen, dass zwischen einzelnen Griffen Lücken sind, dass das Pedal nicht stimmt, oder was auch immer. Eventuell ist man beim Spielen in diesen Momenten viel zu sehr darauf konzentriert, was man tut, als dass man hören könnte, was dabei herauskommt …

Was Sprache angeht:

Ich vergleiche es gerne mit Fremdsprachen, denn Musik ist ja auch eine Art Sprache, wie ich finde. Ich kann kein Spanisch, doch ich könnte mir sicherlich irgendwelchen spanischen Text merken, den sogar auswendig lernen und sogar einem Spanier erzählen. WOMÖGLICH würde er mich sogar verstehen,

No lo creo.
Ein fremdsprachlicher Text wird, ohne Wort- und Sprachkenntnisse, einfach abgespult, kaum zu verstehen sein.


Poco a poco.
Nach und nach. Mit der Zeit.
Indem man sich kleine, gerade noch erreichbare Ziele setzt und einfach losgeht, und indem man sich, wenn man dort angekommen ist, kleine, gerade noch erreichbare Ziele setzt, und ...
Kilometer um Kilometer. Tag für Tag.

Keine Ahnung, ob das fürs Klavier spielen auch gilt.

Liebe Grüße,
Nuri
 

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