Ibach Flügel Mensur

Chris1002

Chris1002

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Hallo liebes Forum,

ich habe vor, mir einen Ibach Flügel 265 cm von 1885 zu kaufen. Der Flügel hat aber eine seltsame Besaitung, welche vor etwa 10 Jahren erneuert wurde. Was haltet Ihr davon?

Liebe Grüße

Christoph TinnefeldIbach 1885.jpg
 
Hallo Chris 1002
Bei dem Baujahr hätte ich noch Gradbesaitung erwartet. Ist das Baujahr wirklich 1885?
Das kann m.E. nicht stimmen. Was meinen die Klavierbauer?
 
Doch, das Baujahr stimmt. Laut Ibach ist der Flügel von 1880-1885.ibach SerialNr.jpg
 
Inwiefern seltsam?
 
Stimmt. Lässt sich aber einfach richten. Mir geht es eher um den Saitenbezug. Sobald ich den Flügel habe, wollte ich die Saiten im Diskant wechseln, damit er wieder alle drei Saiten pro Ton hat. Klanglich ist er hier relativ schwach... Ich frage mich nun, ob ich einfach eine dritte Saite in der selben Stärke der anderen Saiten des Tons einsetzen kann oder ob ich die Mensur neu errechnen müsste.
 
Was'n das für eine Häuslidee, einfach die mittlere Saite wegzulassen? Die Mensur sollte passen, wenn Du tatsächlich die entsprechende Saitenstärke nimmst. Sieht allerdings so aus, als sei die Gußplatte schon einmal neu lackiert worden - und damit auch die üblicherweise dort aufgetragenen Angaben zur Saitenstärke. Gute Schieblehre kaufen.

Und geh davon aus, dass Du den Flügel 3-4 mal komplett richtig stimmen lassen solltest, bevor Du klangliche Veränderungen am Hammerkopf vornimmst.

Und Geradbesaitung war seit ca. 1874 praktisch überhaupt nicht mehr anzutreffen.
 

Wo kann man denn die Mensur neu berechnen lassen? Oder gibt es dafür ein Programm?
 
Bei mir hat es Heller-Bass gemacht. Hatte auch das Problem, dass keine Markierungen an Steg oder Rahmen und die alten Saitenstärke kaum messbar waren. Einfach mal dort anrufen und nachfragen.
Ich habe nur die Saitenlängen geschickt und er hat die Mensur auf 440 Hz ausgerechnet.

Programm gibt es auch, aber da muss man sich mit der Materie auskennen und einarbeiten.
Hier ein alter Faden zu dem Thema:
https://www.clavio.de/threads/ueber...m-neubesaiten-eines-trautwein-klaviers.13960/
 
Ich hab schon öfter gesehen, dass Instrumenten nachträglich eine Saite pro Choir weggenommen wurde. Keine Ahnung, warum. Möglicherweise sollte es auf jeden Fall auf 440 Hz gestimmt werden und man hat es der Gussplatte/Konstruktion nicht zugetraut. Oder man wollte ein komplett anderen Klang erzielen. In diesem Fall scheinen die Blanksaiten tatsächlich recht dick zu sein. War vielleicht ein klangliches Experiment.
 
Die markierten Agraffen lassen darauf schließen, dass der Flügel evtl. mal mit experiementaler Musik eingesetzt wurde. Vielleicht wurden die mittlere Saite entfernt, um die saiten besser anzuzupfen oder sonstwie manuell bearbeiten zu können.
 
Eine Ergänzungsbesaitung der bis dato zweichörigen Töne ist wohl nicht zu empfehlen. Wer weiß denn wie lange die Saiten schon drin sind? Ich würde alle zweichörigen Töne ganz neu besaiten lassen, also alle Saiten der zweichörigen Töne raus und durch Saitenmaterial einer Marke ersetzen. Ob du nun tatsächlich noch weiter gehst und bei dieser Gelegenheit alle Saiten, außerhalb des Baßbereichs tauschen läßt (also Diskant und Sopran)?
 
Das war eigentlich der Plan. Man muss dann halt die Mensur neu berechnen. Ich wusste nur nicht wie/wo man das machen kann.
 
Es gibt da mehrere Möglichkeiten.

1- Eine einzelne Saite nachträglich irgendwie reinzufummeln scheint mir die allerschlechteste.

2- Man kann eine Mensur rechnen, oder nachrechnen... (Ich kann das nicht.) Aber eine Analyse, was der, der da nur zwei Saiten hatte haben wollen, sich dabei wohl dachte..., die ist aufwendiger, da ich die Saiten, die drin sind, metallurgisch analysieren müsste, wenn es 100pro sauber und sicher sein soll. Und damit ist - je nach obskurantischen Drähten..., noch nicht mal klar, ob ich uU. das gleiche Zeugs nochmal bekomme. Ich kann allenfalls von benachbarten Chören längere Saiten "herüberlotsen", um von zwei Saiten pro Chor auf dreie zu kommen, in der Annahme, das sei das gleiche Zeugs. ... Dann habe ich hinterher bei den ganz langen Saiten im Bass die Notwendigkeit, zwei oder mehrere Chöre "im Ganzen" zu erneuern, und dann bin ich eh wieder bei der Fa. Heller Bass...

3- Wenn, dann macht man alle Saiten eines Chores gleich, und neu.

4- Wenn man keine Ahnung hat, was tun, dann fragt man die, die Ahnung haben. Einmal Heller, dann auch Ibach. Das Unternehmen existiert zwar nicht mehr als Neu-Bauer, aber immer noch als Klavierbaubetrieb, der a- repariert, und b- Zugriff auf alte Unterlagen ( = Mensuren) haben dürfte. Es gibt den Herrn Ibach senior, der m.w. beratend oft in China tourt, aber er hat eine Tochter, die auch Klavierbauermeisterin ist, ich würde die fragen. Ibach sitzt heute in Schwelm.

Die Bassüberkreuzung war 1858 (für Flügel) entwickelt und 1859 in den USA für Henry Steinway jr. patentiert worden, war aber i.w. nix neues, nur ein Fertigungsproblem mit großen Gussrahmen. Als sich das "systeme americaine" durch andauernde Gewinne von Medaillen bei Ausstellungen als überlegen herausstellte, waren etliche europäische Klavierbauer sehr flink dabei, sich das auch zu eigen zu machen - mit Ausnahme fast aller Franzosen, da wieder als Ausnahme die Brüder Mangeot in Nancy. Ibach in Wuppertal war bei den Flotten, wie z.B. auch Schiedmayer in Stuttgart, oder kurz darauf Bechstein und viele viele weitere. Dass ein 1885er Ibach bassüberkreuzt ist, wundert mich null. Das hätte ich erwartet.
 

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