Historische Instrumente

  • Ersteller des Themas DoctorGradus
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aber die Sache mit dem "schlampigen Rubato-spielen" stößt mir dennoch sehr auf.

hallo Sabine,

erstmal danke, dass Du das alles gelesen hast :)

das "schlampige" Spielen in meinem Beitrag bezog sich nur auf die Praxis der meisten Orchesteraufführungen im 19. Jh., wobei es dort, wo die Mittel vorhanden waren, auch ganz anders ging: die Uraufführungen der Beethovenschen 9. Sinfonie sowie der Missa Solemnis hatten als Vorlauf einen für damalige Zeiten ungeheuerlichen Probenmarathon!! Nicht anders war es bei den von Liszt geleiteten Uraufführungen diverser Opern in Weimar oder später, ab 1876, beim "Qualitätspuristen" Wagner in Bayreuth (als er endlich seine eigene Bühne hatte) oder bei Verdi (Don Carlo Uraufführung in Paris, Messa da Requiem, Aida) - - Aber solche in jedem Sinne raren Mammutveranstaltungen waren eher selten!

als der junge Chopin seine beiden Klavierkonzerte Anfang der 30er Jahre in Wien spielte, gab es dafür maximal zwei (!) Proben - ein Großteil der Orchestermusiker spielte mehr oder weniger prima vista und obendrein setzten sich die Orchester teilweise aus Laienmusikern zusammen (all das hatte ganz banale Kostengründe: zwar hatte schon zur Barockzeit Scheibe sich für die soziale Situation der Musiker stark gemacht, aber Folgen hatte das kaum bis gar nicht...)

unter solchen Bedingungen, die man mit etwas Unschärfe natürlich nachstellen kann, ist die experimentelle Aufnahme der Peer Gynt Suite gemacht worden, von der ich erzählt hatte - sie ist gewissermaßen auch ein Beitrag zum Originalklang.

allerdings habe ich mit keinem Wort das Klavierspiel von Busoni, Neuhaus, d´Albert, Rachmaninov, Skrjabin, Debussy, Puccini (sic! von dem gibt´s Welte-Mignon Aufnahmen) als "schlampig" bezeichnet - im Gegenteil, in meinem Beitrag hatte ich durchblicken lassen, dass man damals dasselbe manuelle (virtuose) Niveau hatte, wie heute, wenn nicht gar ein höheres!! Das kannst Du nachlesen.

(nebenbei: ich bin unbelehrbar darin, dass niemand die eher marginalen eklektischen frühen Mazurken von Skrjabin feiner und charmanter spielen kann, als es Samuil Feinberg gemacht hatte - vor sehr langer Zeit!)

nein, das technische Niveau war gewiss nicht geringer, das musikalische auch nicht, was die großen Pianisten betrifft - die Auffassung war bzgl der Temporelationen eine andere. für uns heute kann da manches als "zu viel Rubato" erscheinen - ob wir damit recht haben, lässt sich nicht entscheiden.

interessant allerdings sind kleine "Wandlungen" bei Interpreten, die noch im 19. Jh. "wurzeln": so ist die Einspielung von Islamey vom blutjungen Claudio Arrau durch weitaus freiere Rubati charakterisiert, als man es heute spielt (das manuelle Niveau ist bei Arrau wahrlich nicht geringer!!); auch Horowitz Aufnahmen aus den 20er/30er Jahren sind für unsere heutigen Ohren etwas willkürlicher, als seine späteren - - aber natürlich lässt sich das nicht völlig pauschalisieren, denn es gibt ja auch Klavierstücke, deren Tempi gar nicht richtig festgelegt sind (Chopin Ballade g-Moll)

liebe Grüße, Rolf
 
Aber Gubu,

wie sollte ich denn dabeigewesen sein, wenn ich von der Existenz dieses zentralen Kulturortes gar nichts wußte?

Friedrich, ich bin schwer enttäuscht! Aber wie Du siehst, ist der große D. auch außerhalb Frankens sehr gefragt. Man sollte ihn mit seinem Tafelklavier , noch besser mit dem anderen von ihm in freier Luft traktierten Tastenvehikel (siehe Spaßvideos) zum nächsten Claviotreffen zum Meisterkurs einladen.!!

Es grüßt
gubu
 

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