hilft 'Tastengucken' beim auswendig lernen?

OttoPP

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27. März 2018
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Hallo zusammen,

ich bin schon alt, fast 60, übe und spiele seit fast 3 Jahren regelmäßig. Es geht langsam voran, aber es geht voran.
Früher habe ich oft geklimpert, wenn ich die Möglichkeit hatte, etwas auswending gelerntes, nicht anspruchsvolles. Aber ich konnte schnell ein paar Akkorde oder auch Tonfolgen die ich nach Gehör (probieren) gelernt habe dann auswendig lernen, dabei schaute ich auf die Tasten und prägte mir die Tastenfolge ein.

Seitdem ich regelmäßig übe, lese ich Noten, schaue kaum auf die Finger und treffe recht gut, auch größere Sprünge. Manche einfache Stücke kann ich mittlerweile beidhändig vom Blatt spielen, z.B. Burgmüller Arabesque, oder La Candeur, ohne sie vorab einhändig zu üben. Notenlesen geht immer besser.

Aber ein Stück auswendig lernen geht deutlich langsamer manchmal fast gar nicht.

Ich habe Bekannte die Klavierspielen, einer davon kann auch schwierige Stücke vom Blatt spielen, er kann NICHTS auswendig spielen, ist aber durchaus musikalisch (singt im Chor usw.)

Ein anderer kann keine Noten lesen, spielt einfach nach Gehör oder schaut ab oder lässt sich von anderen Noten in Buchstaben notieren, schaut dabei auf die Finger und lernt auch lange nicht einfache Stücke auswendig.

Nur zwei, sie sind statistisch nicht relevant, aber ich habe daher diese Vermutung.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen und eine Methode gefunden wieder leichter etwas auswendig zu lernen.
Was noch funktioniert ist Muskelmemorie, aber bei langen Stücken nicht immer und es ist unsicher.

Im Buch 'How to memorize music' von David Bolten soll sich die Noten merken, wie einen Text, ich schaffe es nicht, habe schon nach 1 Tag wieder die Hälfte vergessen, auch wenn es nur 2 Takte waren.

Wenn ich kurze Stücke spiele, also einen oder zwei Takte, und dann auf die Finger sehe, denke ich werde ich es schneller auswendig lernen. Und Stücke die ich auswendig spiele machen mir mehr Spass und ich kann mich beim Spielen besser auf Nuancen konzentrieren, und eigene Ideen sofort umsetzen.

Ausserdem habe ich auf Youtube gesehen, das talentierte Spieler hemmungslos auf die Finger gucken:

z.B. Joey Alexander, Massimo Bucci usw.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen, oder ein paar Tricks wie man einfacher auswendig lernt?

Danke vorab für eventuelle Tipps, oder eventuel durch eigene Erfahrung die Ermutigung wieder auf die Tasten/Finger zu gucken.

NB:
Ich spiele Jazz, improvisiere noch nicht selber, sonder kopiere (noch). Mein musikalisches Gedächtnis ist
noch nicht gut/reif genug alles zu merken. Habe keinen KL und lerne hauptsächlich von Youtube.
 
Willkommen im Forum!

Würde gerne mit dir tauschen!:-D

Ich kann fast nichts vom Blatt spielen. Dafür aber auswendig ohne Probleme.
Ich denke da gibt es unterschiedliche Menschentypen mit demzufolge unterschiedlichen Denkmustern.

Ich persönlich finde es aber besser gut vom Blatt spielen zu können - da kann man auch kein Stück mehr "vergessen".

Mein Tip zum auswendig lernen: Höre dir das Stück erst mal nur immer wieder an - viele Tage - dann probiere erst mal mit der "Kopfmusik" es ohne Noten nachzuspielen. Und wenn man das "Thema" erst mal so runterklimpern kann man den Rest mit Noten einlernen.:musik:
 
Hut ab vor Deinem Engagement!
Na klar darfst Du auf die Tasten gucken. Die Bewegungen der Hände, Finger, Arme über die Tastatur, das ist wie eine Choreografie. Wenn Dir das liegt und Du so leichter auswendig spielen kannst, nutze es!
 
Willkommen @OttoPP bei den Späteinsteigern,

mir geht es leider ähnlich wie Dir, ich kann auch fast nichts auswendig spielen. Ich habe vor 8 Jahren mit 61 angefangen Klavier zu spielen. Ich habe z. B. fast 3 Monate benötigt um Tears in heaven von Eric Clapton auswendig zu lernen. Bei Boogies geht es leider auch nicht viel schneller, ich kann viele Stücke fast auswendig, aber leider nur fast. Inzwischen habe ich mich damit abgefunden, dass ich eben meine Noten vor mir liegen habe und ab und zu einen kurzen Blick darauf werfe.
 
Ich (45) kann auch nur schwer Stücke auswendig lernen. Wenn ich diese dann nicht regelmässig und konzentriert wiederhole, dann schleichen sich immer mehr Fehler ein. Ich spiele eigentlich nur noch mit/vom Blatt.
 
Ich (45) kann auch nur schwer Stücke auswendig lernen. Wenn ich diese dann nicht regelmässig und konzentriert wiederhole, dann schleichen sich immer mehr Fehler ein. Ich spiele eigentlich nur noch mit/vom Blatt.
Was spricht gegen konzentriertes Wiederholen? Das müssen auch Jungspunde, wenn sie was lernen wollen. In deinem hohen Alter wär es nicht verkehrt, ein bisschen Anstrengung in das Training der (berühmten) grauen Zellen zu investieren.
 
Immer in kurzen Abschnitten üben, z.B. ein Takt + erste Note aus dem nächsten Takt. Das kann man schnell auswendig.
 
Erst mal Herzlichen Dank für eure netten und ermutigende Kommentare und vor allem für die Tipps.
Vor allem der Link den Klavirus gepostet hat ist sehr interessant. Der Autor meint dass ich beim auswendig lernen die Hände einzeln auswendig lernen soll, (HS Technik) um weniger in die Gefahr des Abspeicherns über das HT Gedächtnisses (ich nannte es Muskelgedächtnis) zu kommen. Ich werde es zwei Monate mal probieren, ein etwas komplizierteres Stück von McKenzie auswendig zu lernen.

@stoni99 wenn du auch den Link von Klavirus liest wirst du sehen, dass nur auswendiges Spielen du dich 100% auf die Musik konzentrieren kannst. Du machst also schon alles instinktiv richtig.

Ich werde nach meinem Test über meine Fortschritte gerne berichten.

Tolles Forum!
Danke nochmals

Otto
 
Ich schaue ich konsequent auf die Tasten. Wenn es hängt, checke ich kurz die Noten. Nach einer Weile lege ich Noten auf den Boden. Bei Hängern schaue ich auf den Boden. Irgendwann hängt es nicht mehr.
Die Noten müssen auf jeden Fall weg bleiben! Wenn ich ein Stück mit Noten spiele, das ich auswendig kann, verschleift sich das Auswendig wieder.

Auswendig lernen ist nicht einfach. Vermutlich liegt es daran, dass man es nicht trainiert.
 

Mir fällt es leichter, mir eine Melodie zu merken als Noten oder Tasten.
Bei längerem Üben stellt sich ein Automatismus der Hand- und Fingerbewegungen ein aber im Kopf weiß ich, wie das Stück weitergeht, was ich als nächstes für Klänge erwarte.

Damit erwähnst Du vier Wege, sich ein Musikstück einzuprägen:
- über den Klang (Hören, "Voraushören")
- über die Sensomotorik ("Hand- und Fingerbewegungen")
- über das Notenbild
- über das Tastenbild

Was davon die dominierende Rolle spielt, ist bei den einzelnen Menschen ganz unterschiedlich ausgeprägt. Mir nutzt das Tastenbild fast nichts; außer bei großen Sprüngen schaue ich am liebsten gar nicht auf die Tasten. Nützlicher ist für mich, mir das Notenbild einzuprägen.
Blinde Pianisten lernen alles auswendig, ohne Noten- und Tastenbild.

Je älter ich werde, desto mehr muß ich mir musikalische Abläufe bewußt einprägen. Im jugendlichen Alter ging bei mir Auswendiglernen noch automatisch - wenn ich ein Stück richtig gut geübt hatte, konnte ich es auch auswendig. Darauf kann ich mich jetzt nicht mehr verlassen.
 
Ich versuche mir Tastenbilder und Bewegungen einzuprägen, Muster zu erkennen, basierend auf den weißen und schwarzen Tastenblöcken. So kann ich Teile bei geschlossenen Augen auch im Kopf durchspielen mit den Tasten vor Augen samt Bewegungen. Das funkioniert zumindest bei Schubert gut. Dazu merke ich mir noch Harmonien die mir auffallen.

Langsam und konzentriert üben und (in meinem Fall wichtig) den Tastenboden gut spüren.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mein Fingergedächtnis z.B. in Stressituationen sehr unzuverlässig funktioniert, da lässt es komplett aus. Andererseits ist es erstaunlich langlebig, was mir manchmal hilft, Stücke aufzufrischen, die ich lange nicht mehr angeschaut habe, und die ich mir anders nicht gut eingeprägt habe.
Blöderweise merken sich die Finger auch die Fehler, die man macht. Je öfter und schlampiger man ein Stück spielt, desto mehr. Sobald sich Fehler einschleichen also runter vom Tempo und ganz langsam und konzentriert die betreffende Stelle üben.
Dass der Fingersatz passen muss versteht sich von selbst. Wenn einem der nicht ganz klar ist, oder in gleichen Figuren wechselt, dann ist das unnötige Denkarbeit.

Ein Notenbild einzuprägen fällt mir schwer, das hilft mir kaum.

Bezüglich Lerntechniken empfehle ich auch die Schulungsvideos von Josh Wright, der erklärt das ganz gut. Meine Klavierlehrer konnten das teilweise vermitteln, teilweise auch nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mein Fingergedächtnis z.B. in Stressituationen sehr unzuverlässig funktioniert, da lässt es komplett aus. Andererseits ist es erstaunlich langlebig, was mir manchmal hilft, Stücke aufzufrischen, die ich lange nicht mehr angeschaut habe,

Ist bei mir auch so - sobald mich etwas ablenkt bin ich beim "auswendig" schnell mal raus.

Wenn ich vom Blatt spielen übe stören mich z.B. Filmmusikgeräusche aus dem TV kaum. Beim auswendig spielen brauche ich recht viel Ruhe.

Falls ich mal eine Stelle "vergessen" habe übe ich diese Stelle nicht weiter. Oft reichen ein paar Stunden Pause und plötzlich ist Fingersatz usw. wie von Geisterhand wieder da.

@stoni99 wenn du auch den Link von Klavirus liest wirst du sehen, dass nur auswendiges Spielen du dich 100% auf die Musik konzentrieren kannst. Du machst also schon alles instinktiv richtig.

Dann bin ich wohl doch kein Alien?! :-D

Ich war aber mal schwer beeindruckt von einem Profi-Blattspieler:
Notenheft irgendwo aufgeschlagen, 15s das Stück "eingesaugt" und dann mit unglaublicher Geschwindigkeit & Präzision vom Blatt einfach durchgespielt. Erst mal sprachlos, dann Kinnlade runtergeklappt, Kopf & Schultern hängenlassen - seufz. :puh: Aber ich glaube er spielt schon so 45 Jahre.:super:

Auf die Frage "Na, willst du auch mal probieren":
Ähmmm, ähmmm, nö, nö du - hab gerade Fingermuskelkater...:-D

Er nimmt wohl einzelne Noten nicht mehr wahr sondern erkennt & spielt Harmonien. Wie das gehen soll ist mir auch ein Rätsel.:denken:
 
Wenn dich Ablenkungen gleich raus bringen, kannst du es halt nicht auswendig, sondern benutzt vermutlich noch zu sehr das Fingergedächtnis. Das Auswendiglernen sollte abgeschlossen sein, bevor man die Automatismen durch Üben einschleift.
 
Wenn dich Ablenkungen gleich raus bringen, kannst du es halt nicht auswendig, sondern benutzt vermutlich noch zu sehr das Fingergedächtnis. Das Auswendiglernen sollte abgeschlossen sein, bevor man die Automatismen durch Üben einschleift.

Könnte sein.
Man kann auch schlecht feststellen ob es Fingergedächtnis, Auswendig oder Tastenbild ist.:konfus:
Warscheinlich eher eine Mischung von allem.:denken:
 
Je bunter die Mischung, desto besser. Die Gefahr beim späten Auswendiglernen, quasi erst, wenn es schon "in den Fingern steckt", besteht darin, dass das Oberstübchen, weil faul, gar nicht einsieht, sich anzustrengen und an Einzelheiten im Stück zu erinnern. Die Finger können es ja schon. Höre einmal an verschiedenen Stellen zwischendrin auf und versuche Dich zu erinnern: an welcher Stelle in den Noten bist Du? Wie geht es weiter, welche Phrase z.B. folgt mit welchem Ton, welchem Fingersatz etc.? Wenn es da hakt, gibt's noch ein bisschen Arbeit.
Ich verweise mal auf Stilblütes Übeexperiment.
 
Wenn du überall im Stück einsteigen kannst, ist das jedenfalls ein gutes Zeichen, dass nicht nur das Fingergedächtnis mitspielt.
 

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