Hilfe, ich klebe am Stück!

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Debbie digitalis

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3. Apr. 2009
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Hallo miteinander,

ich weiss nicht, ob es dieses Thema jemals schon gab (alte Hasen mögen jetzt Einspruch erheben), aber es betrifft mich aktuell und enorm!

Mit dieser Fragestellung will ich sagen, dass es Stücke gibt, die man (im Rahmen des Klavierunterrichts oder auch einfach aus eigenem Antrieb) erlernen möchte, weil man sie besonders schön findet - und dann passiert's:

Man übt mit Hingabe und möchte das Stück wirklich gut können. Aber sobald die technischen Schwiergkeiten beseitigt sind, verliert man sich in der musikalischen Gestaltung! Bei jedem Übedurchgang entdeckt man wieder neue mögliche Nuancen der musikalischen Gestaltung. Wenn es gut technisch und auch einigermaßen musikalisch klappt, dann sagt meine KLin: "Das können wir jetzt mal so abschließen."

Aber ich kann es dann so überhaupt noch nicht abschließen, weil noch so viel fehlt, was meiner Meinung nach dazugehört...

Der Effekt des Ganzen ist dann, dass ich mein geplantes Übungsprogramm (Mix aus neuen, alten und technischen Sachen) gar nicht durchziehe, sondern mich nur in dieses StÜck verbeiße!

Dazu sagen muss ich abschliessend dass ich ein Spätanfänger bin angefangen im hohen Alter von 43 Jahren) und ich vermute, dass jugendliche Klavieranfänger dieses Problem überhaupt nicht haben..:rolleyes:

LG und hoffe auf eine Antwort


Debbie digitalis
 
Grundsätzlich ist das gar kein Problem, sondern ein positives Zeichen, daß Dich das Stück wirklich interessiert, und daß Du vorangekommen bist.
Ich "verbeiße" mich auch mal in einem besonderen Stück, aber mit Freuden, denn ich spüre, daß ich auf meinem Weg bin. Ich muß mich ja nicht verbeißen, es geschieht einfach. Ich bin froh darüber. Denn in dieser intensiven Auseinandersetzung (wenigstens mit diesem Stück) stecken die Früche, die Du erntest mit der Zeit.
Wenn Du allerdings krampfhaft verbissen bist, mein Tip, dann laß das Stück mal ein paar Tage ruhen. Wenn Du positiv verbissen bist, nutze die Gunst der Stunde.
 
Hallo Debbie,

ich hab ja auch mit über 40 Jahren angefangen, aber da bin ich wohl das Gegenteil von dir: mir kann es nicht schnell genug gehen und ich fange 5 Stücke nacheinander an, bekomme keines so richtig zu Ende. Überall ist noch was zu tun, das finde ich viel schlimmer, ich wünschte, ich hätte diese Verbissenheit! Du scheinst ein Perfektionist zu sein, das war ich nie und werde es auch nie, aber so wie du versuchen musst, lockerer zu werden, so muss ich mehr Geduld entwickeln! Wir werden schon ganz toll spielen in ein paar Jahren, wirst sehen!
Mach dich nicht verrückt,
LG
 
Hallo Debbie,

ja, war bei mir zuletzt das Nordische Lied von Schumann. Da habe ich mich auch "verbissen" und dann gezwungen, noch andere Sachen parallel dazu zu nehmen. Ich sehe da aber auch nichts Negatives drin, man verbeißt sich auch mal in speziellen Büchern, in Bastel-Projekten oder bei mir in's Kochen (hm, morgen habe ich wieder so ein Projekt: Spinat-Tomaten-Lachs-Torte aus Tortillas, kostet mich bestimmt über eine Stunde Zeit).

Es geht vorüber, und der nächste Zeitfresser kommt bestimmt.

Rainer
 
Ich nehme in solchen Fällen bewusst Abstand und lasse das Stück ein bisschen liegen. Oft verliert man den Blick fürs Wesentliche, wenn man zu lange dran feilt.:confused:

Spiel doch mal was Anderes zwischendurch. Dann wirst Du sicher auch wieder entspannter an dieses Stück rangehen.
 
ist doch prima, Debbie! Überwinde den inneren Schweinehund, übe die neuen Stücke und gönne Dir die verscheidenen Interpretationen, die Du für Dich entdeckst. Nicht vergessen: Ab und zu den/die KL mal damit überraschen und Statements einholen.

Ansonsten: Wo ist das Problem?
 
Grundsätzlich ist das gar kein Problem, sondern ein positives Zeichen, daß Dich das Stück wirklich interessiert, und daß Du vorangekommen bist.
Ich "verbeiße" mich auch mal in einem besonderen Stück, aber mit Freuden, denn ich spüre, daß ich auf meinem Weg bin. Ich muß mich ja nicht verbeißen, es geschieht einfach. Ich bin froh darüber. Denn in dieser intensiven Auseinandersetzung (wenigstens mit diesem Stück) stecken die Früche, die Du erntest mit der Zeit.

Verbeissen ist für mich grundsätzlich auch kein Problem, allerdings sind die Zeitvorgaben für das Erlernen eines Stücks ja auch nicht unbedingt selbstbestimmt! Meine KLin erwartet z.B., dass ein Stück (nach ca. 2 1/2 Jahren Unterricht als Spätanfänger) nach zwei, spätestens drei Wochen erst mal beiseite gelegt werden kann. Ich möchte aber erst loslassen, wenn ich selbst mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden bin...

Zitat von paderblues:
Ich sehe da aber auch nichts Negatives drin, man verbeißt sich auch mal in speziellen Büchern, in Bastel-Projekten oder bei mir in's Kochen (hm, morgen habe ich wieder so ein Projekt: Spinat-Tomaten-Lachs-Torte aus Tortillas, kostet mich bestimmt über eine Stunde Zeit).

Sehr netter Kommentar, paderblues!
Auch ich bin ein leidenschaftlicher Koch und habe auf die Kochkunst schon viele Stunden verwendet. In "vorfamiliären" Zeiten habe ich sogar 7-Gänge-Menüs "komponiert", von denen alte Freunde noch heute schwärmen. Mittlerweile sind die Ansprüche zurückgeschraubt. Bin schon zufrieden, wenn ein ausgewähltes Gericht klappt - und ebenso am Klavier: wenn ein Stück so klingt, wie ich selbst es gerne hören würde!

Zitat von Emma:
so wie du versuchen musst, lockerer zu werden, so muss ich mehr Geduld entwickeln! Wir werden schon ganz toll spielen in ein paar Jahren, wirst sehen!
Mach dich nicht verrückt,


Danke für die Unterstützung, liebe Emma!
In ein paar Jahren erscheinen wir dann auf einem Clavio-Treffen und spielen da was vor!:D



Liebe Grüße an alle

Debbie digitalis
 
Meine KLin erwartet z.B., dass ein Stück (nach ca. 2 1/2 Jahren Unterricht als Spätanfänger) nach zwei, spätestens drei Wochen erst mal beiseite gelegt werden kann. Ich möchte aber erst loslassen, wenn ich selbst mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden bin...
Nicht gut! Gesprächsbedarf! Das ist kein Klavierunterricht für Kleinkinder, sondern zwischen Erwachsenen. Sie sollte Dir sagen, was Du dafür verpasst und dann Deine Entscheidung akzeptieren.
 
Nicht gut! Gesprächsbedarf! Das ist kein Klavierunterricht für Kleinkinder, sondern zwischen Erwachsenen. Sie sollte Dir sagen, was Du dafür verpasst und dann Deine Entscheidung akzeptieren.

Hallo fisherman,

da hast du zwar grundsätzlich recht, dennoch liegen die Dinge bei mir etwas komplizierter. Meine KLin ist für mich eben nicht nur KLIn, sondern auch eine gute Freundin aus ganz anderen Zusammenhängen. Daher tut man sich mit Unterrichtskritik etwas schwer. Hinzu kommt, dass sie überwiegend Kinder und Jugendliche unterrichtet, die auch durch die Bank sehr talentiert und gut sind. Z.B. hat sie eine vierzehnjährige Schülerin, die nach eigenem Wunsch nur Stücke in moll-Tonarten spielt und sehr schnell lernt. Diese wollte z.B. gerne die Amélie (ballade d'un autre été) spielen und hat die Originalnoten dann zwei Wochen vor dem halbjährlichen Vorspiel bekommen - und dann hat sie das Stück (man mag es mögen oder nicht) beim Vorspiel zusätzlich zu ihren beiden Klassik-Stücken (aus den Jugendalben, Schumann und Tschaikowski) grandios gespielt!
Die Amelie ist zwar nicht wirklich schwer, aber ich glaube, dass ich in dieser Zeit neben der Vorbereitung von zwei andereren Vortragsstücken gerade mal die Takte des neuen Stücks sortiert hätte!

Wir Spätanfänger bleiben aber trotzdem am Ball und gönnen der Jugend ihre fulminanten Erfolge!:D

LG

Debbie digitalis
.
 
Du mußt sie ja nicht in Grund und Boden kritisieren.
Gerade bei einer Freundin sollte es doch möglich sein, offen und in Freundschaft miteinander zu sprechen.
Vermutlich ist sie von den tollen Talenten der anderen Schüler verwöhnt bzw. es einfach gewohnt, so schnell vorzugehen. Vielleicht denkt sie einfach, das sei normal, bei allen Schülern.
Außerdem: viele KL wären sicher manchmal froh, wenn einige ihrer Schüler mehr ins Detail gehen würden so wie du.
 
Man kann sich ja ruhig mal in ein Stück verbeißen und immer neue Nuancen entdecken, ich sehe da kein Problem. Aber man sollte doch den Klavierlehrer entlasten, indem man das dann eine Weile alleine weiterführt und "nebenbei" neue Stücke im Unterricht macht. Dadurch gewinnt man auch wieder neue Erfahrungen und das kommt ebenfalls dem "verbissenen" Stück zugute.

Ich habe im Unterricht immer ein Stück, das länger dauert und dazu in loser Folge kleine Stücke, die in erster Linie musikalisch herausfordern aber fast vom Blatt spielbar sind. Und nebenbei arbeite ich immer wieder an Stücken, die mich eben nicht loslassen, im Prinzip aber schon "fertig" sind.
 

Das ist doch das schönste, wenn einen ein stück nicht mehr loslässt und man immer neue seiten entdeckt! allerdings meine ich auch, dass man dabei manchmal den blick für den gesamtzusammenhang verliert.
einen tag liegen lassen tut auch mal gut! aber ganz aufgeben würde ich das stück nicht.
.. und wenn du zufrieden bist, dein verbeiß-stück der KLin vorspielen :)
 

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