Guten Lehrer "erkennen"

S

Sonnendeck

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17. Aug. 2016
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Hallo zusammen!

Ich brauche dringend nen Rat zum Thema KlavierlehrerIn.

Ich habe jetzt bald zwei Probestunden, worauf sollte ich achten? Gibt es verbreitete No-Gos?

Ich hatte eigentlich gedacht ich fang bei einem an und schaue dann. Habe ihn kennengelernt, war ganz nett, also schauen wir mal. Aber er hat eine Sache gesagt, die ich vollkommen schräg fand über das Aussehen eines Autors einer Klavierschule so von wegen "wie der schon aussieht, aussieht, kein Wunder, dass die Schule nichts taugt" war halt ein Bild aus den 80ern oder so und ist doch ohnehin komplett wumpe, wie er aussieht. Nun ja, das hat mich zumindest gestört, wollte das aber nicht überbewerten, hat ja nichts damit zu tun, ob er mir gut Klavierspielen beibringen kann.
Er hat aber auch ein paar Sachen bei YouTube hochgeladen und bei "Für Elise" hat mich das ganze musikalisch so gar nicht angesprochen. Das sehe ich wiederum ernsthaft als Problem, wenn wir musikalisch verschieden ticken.

So, dann war ich doch verunsichert, dachte aber ich probiere es erstmal und dann schaue ich weiter. War aber so ein ungutes Gefühl. Jetzt habe ich noch ne KL angeschrieben, die mir empfohlen wurde und sie hätte auch noch Platz für mich. Haben jetzt ne Probestunde verabredet.

Also, worauf sollte ich achten???

Was macht Sympathie aus? Bin hin und hergerissen, welche Bedeutung sie haben sollte...
 
Wenn der das mit dem Aussehen ganz ernsthaft gesagt hat, dann ist es natürlich voll daneben.

Aber es gibt auch Leute, die gerne lockere, freche und etwas unkorrekte Sprüche klopfen - könnte es sein, dass es eher so gemeint war? (Ob es schlau und angemessen ist, solche Sprüche in Gegenwart jemandes zu äußern, den man noch gar nicht weiter kennt, ist allerdings eine ganz andere Frage!)

Was genau hat Dich bei der Youtube-Sache nicht so angesprochen?

LG,
Hasenbein
 
Ja, da war ich mir auch nicht ganz sicher, weil ich das ernstgemeint gar nicht glauben kann sowas zu sagen, aber dann eben genau den Punkt, wenn man jemanden nicht kennt. Will das aber auch gar nicht überbewerten, hat mich einfach stutzig gemacht.

Für Elise fand ich einfach viel zu schnell und dadurch m.E. nicht schön. Für meine Ohren nicht passend zum Stück. Aber das ist ja Geschmacksache.


Viele Grüße vom
Sonnendeck
 
Ich kann jetzt nur für mich sprechen: Ich persönlich finde die Sympathie sehr wichtig. Sie trägt einen auch mal durch schwierige Zeiten im Unterricht, wenn man vielleicht nicht so motiviert ist.

Meine erste Lehrerin war von ihrer Art, Wissen zu vermitteln, die beste, die ich bislang hatte. Sie war mir noch nicht mal unsympathisch. Aber sie war oft so genervt im Unterricht. Das hat mir wirklich die Freude am Unterricht total verdorben. Ich habe auch mit ihr darüber gesprochen. Geändert hat sich aber nichts.
Dann bin ich zu einer Lehrerin gegangen, da stimmte die Chemie. Allerdings war der Unterricht nicht gut. Schließlich bin ich dann bei meinem jetztigen Lehrer gelandet. Es war schnell klar, dass die Chemie stimmt und wir einen ähnlichen Musikgeschmack haben. Von den Stücken, die er mir vorschlug, war ich sehr begeistert.
Natürlich habe ich auch immer auf die Ausbildung der Klavierlehrer*innen geachtet.

Ich weiß nicht, wie lange Du schon spielst Sonnendeck. Aber erkläre doch einfach in der Probestunde, was Du zuletzt gespielt hast und höre Dir an, welche Stück sie Dir vorschlagen. Und schau Dir an, wie sie mit Dir ein Stück erarbeiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn der das mit dem Aussehen ganz ernsthaft gesagt hat, dann ist es natürlich voll daneben.

Aber es gibt auch Leute, die gerne lockere, freche und etwas unkorrekte Sprüche klopfen - könnte es sein, dass es eher so gemeint war?
Sollte diese fragwürdige Aussage eher die Ausnahme bleiben, empfiehlt es sich, die Lehrkraft das nächste Mal höflich darauf anzusprechen, dass der Spruch nicht so angebracht war. Wenn das abfällige Sprechen über andere (gerade auch über Fachkollegen) an der Tagesordnung ist, wirft das ein ganz schlechtes Bild auf die Lehrkraft, die sich dann womöglich über kurz oder lang über das Unvermögen der eigenen Schüler lustig macht - und dann kommt man selber an die Reihe. Eine vertrauensvolle und auf ein respektvolles Miteinander angelegte Zusammenarbeit sieht anders aus. Aber so weit muss es ja nicht kommen.

Alles Gute und frohes Schaffen wünscht
mit LG Rheinkultur
 
@Nora: Danke! Das hilft mir total! Ausbildung habe ich auch geschaut. Leider bin ich totale Anfängerin, daher ist da der Anknüpfungspunkt schwierig. Hatte aber jahrelang Klarinettenunterricht, da kann ich sicher Parallelen ziehen, hatte aber immer nur eine Lehrerin, daher auch wenig Vergleich.

@rheinkuktur: oh sorry, hatte sogar gesucht, aber nichts so recht gefunden, Klavierlehrer ist ein häufiger begriff... Ich Trollo habe nicht an Probestunde gedacht *schäm* lese schon nach...

Und beim nachlesen ist mir noch mehr aufgefallen, was für mich nicht so recht passte, irgendwie die Art wie er betont hat, dass er ja so gefragt sei, weiß auch nicht. Muss wohl einfach schauen wie der Unterricht läuft.
Aber es ist gut zu hören, dass auch ihr Sympathie einfach wichtig findet und ich das nicht unnötig bewerte...


Viele Grüße vom
Sonnendeck
 
Und nochmal @Rheinkultur: grad erst deinen zweiten Beitrag gelesen, ich befürchte fast, dass das sowas ist sich selber gut darzustellen, was ich als Lehrer etwas schräg finde. Es ist glaub gar nicht nur die Aussage, sondern auch das Gesamtbild und die Art und Weise. Also sich selbst gut darstellen und andere schlecht machen. Also die Summe von dem Ganzen. Ist mir aber auch grad erst so richtig aufgefallen. So in Worte fassen sortiert doch immer ordentlich den Kopf und das, was man dachte nur gefühlsmäßig so zu sein. Aber nein, so ne Aussage geht einfach gar nicht, sagen Kopf und Bauch.


Viele Grüße vom
Sonnendeck
 
Und beim nachlesen ist mir noch mehr aufgefallen, was für mich nicht so recht passte, irgendwie die Art wie er betont hat, dass er ja so gefragt sei, weiß auch nicht. Muss wohl einfach schauen wie der Unterricht läuft.
Da leuchtet vor meinem unkörperlichen Auge ein zweites Mal die rote Warnleuchte auf - wirklich gefragte Lehrkräfte freuen sich über die ihnen entgegen gebrachte Wertschätzung und müssen das nicht noch vordergründig betonen. Ich frage nicht nach weiteren Beispielen, sondern grundsätzlich: Kannst Du den Lehrer auf der menschlich-charakterlichen Ebene wertschätzen und zwar über die Anerkennung erlernten Wissens und Könnens hinaus? Denn eine künstlerische Ausbildung hat nicht nur mit Wissensvermittlung, sondern auch mit Persönlichkeitsbildung zu tun. Diese Frage kannst Du natürlich nur selbst für Dich beantworten.

Aber es ist gut zu hören, dass auch ihr Sympathie einfach wichtig findet und ich das nicht unnötig bewerte...
Mein allererster Klavierlehrer ist mir als eine ziemlich verkrachte Existenz im Gedächtnis geblieben: Ein lange vor dem Mauerbau aus der DDR geflüchteter Opernkapellmeister, der persönlich und fachlich in seiner schon damals nicht mehr neuen Heimat niemals wieder an bessere Zeiten anknüpfen konnte. Einsam, verbittert, am Existenzminimum lebend und cholerisch veranlagt. Auch nach vielen Jahren erinnere ich mich noch daran, wie ich vor ihm furchtbare Angst hatte - Jähzornsausbrüche und den Schüler in den Schwitzkasten nehmen, das kam immer wieder vor. Wäre da nicht ein nachhaltiges Interesse an der Musik gewesen, hätte ich mich danach kaum für eine spätere Berufslaufbahn entscheiden mögen. In der Folgezeit hatte ich allerdings ganz hervorragende Lehrer, von deren Prägung ich heute noch bei jeder künstlerischen Aktivität profitiere.

Später hatte ich mit verschiedenen Gesangvereinen und Chören zu tun, die mein damaliger Lehrer dirigiert hat. Das lag ihm offensichtlich mehr am Herzen, während er zu Kindern und Jugendlichen überhaupt "keinen Draht" hatte. Er war wohl alt und brauchte das Geld... .

Auch abseits solcher Extreme ist ein vertrauens- und respektvolles Miteinander zwischen Lehrer und Schüler unverzichtbar. Wer ist schon aufnahmebereit gegenüber einer Lehrkraft, an deren menschlichem Format und charakterlicher Integrität begründete Zweifel bestehen?

LG von Rheinkultur
 
ich befürchte fast, dass das sowas ist sich selber gut darzustellen, was ich als Lehrer etwas schräg finde. Es ist glaub gar nicht nur die Aussage, sondern auch das Gesamtbild und die Art und Weise. Also sich selbst gut darstellen und andere schlecht machen.
So etwas ist unkollegial - wirklich etablierte und angesehene Persönlichkeiten verzichten darauf, weil sie es schlicht und ergreifend nicht nötig haben.

Aber nein, so ne Aussage geht einfach gar nicht, sagen Kopf und Bauch.
Es wird Dir nicht erspart bleiben, den Lehrer im Zuge der nächsten Attacke gegen seine Mitmenschen darauf anzusprechen. Seine Reaktion wird dann möglicherweise richtungweisend für die weitere Fortsetzung des Unterrichtsverhältnisses sein.

LG von Rheinkultur
 
Ach, du schreibst mir aus dem Herzen! Und ich denke du hast vollkommen recht!

Krass mit deinem Lehrer... Da läuft's einem kalt den Rücken runter.

Und ja, ich finde es auch total komisch so darauf rum zu reiten wie toll man doch ist, ist doch viel besser das einfach im Unterricht zu zeigen, als vorab nen Werbeblock zu schalten, hatte mich ja gemeldet, also Werbung brauchte es da keine mehr. Ich schau mal, habe jetzt zumindest die Gewissheit nicht schräg zu ticken, sondern mein irgendwie ungutes Gefühl absolut seine Berechtigung hat. Das gibt schonmal Sicherheit.

Und die zweite KL war schon am Telefon super nett und wurde mir von einer Kollegin empfohlen, die ich sehr schätze. Ihre Tochter hat seit Jahren bei ihr Unterricht und sie schwärmen total von ihr.

Jetzt schauen wir mal, was die Probestunden bringen. Vielleicht ist's ja doch in der Praxis anders... (Glaube es zwar nicht so recht, Chemie stimmt halt oder nicht, dennoch gehe ich jetzt einfach mal gespannt rein und schaue was nach den Stunden Sache ist. Und wahrscheinlich ist weniger nachdenken und mehr aufs Gefühl vertrauen in der Hinsicht am klügsten. Ich will ja ohnehin keine Konzertpianistin werden, sondern für mich aus Freude an der Sache musizieren. Das ist meine Freizeit und die soll ja auch möglichst schön und angenehm sein.


Viele Grüße vom
Sonnendeck
 

Und wahrscheinlich ist weniger nachdenken und mehr aufs Gefühl vertrauen in der Hinsicht am klügsten.

Das "Bauchgefühl" in der sozialen Interaktion ist leider etwas verpönt, dabei ist es ein wertvolles evolutionäres Relikt.

Wenn ein Profi in Gegenwart einer unbekannten Schülerin sich dadurch zu profilieren trachtet, dass er andere Profis abwertet, fände ich das höchst befremdlich und abstoßend. Ich mag es ohnehin nicht, wenn über andere schlecht geredet wird (es sei denn, man will einen Dritten ernsthaft warnen).
 
Das "Bauchgefühl" in der sozialen Interaktion ist leider etwas verpönt, dabei ist es ein wertvolles evolutionäres Relikt.
Wenn sich ein schlechtes Bauchgefühl (also Unbehagen) einstellt, ist es hilfreich, sich Faktoren vorzustellen, die einem ein gutes Bauchgefühl vermitteln: Gute Umgangsformen, ein respektvolles Miteinander, Reviergrenzen erkennen und einhalten, Kritik sachlich und aufbauend vortragen - das sind positive Attribute. Sollte man nicht von vorne herein einen Wechsel in Betracht ziehen, kann man seinen Gesprächspartner höflich auf Unzulänglichkeiten ansprechen. Spätestens wenn dann keine Wendung ins Positive erfolgt, ist man ganz sicher an der falschen Adresse.

Ich mag es ohnehin nicht, wenn über andere schlecht geredet wird (es sei denn, man will einen Dritten ernsthaft warnen).
Im letztgenannten Falle wird man vermutlich seine negative Einschätzung sehr sachlich begründen und aufgrund der ansonsten vorherrschenden positiven Faktoren (siehe oben) dürfte erkennbar sein, dass es nicht um das Abqualifizieren lästiger Konkurrenten geht.

@Sonnendeck: Gut möglich, dass die "zweite KL" die bessere Wahl ist. Die in diesem Faden gewonnenen Erkenntnisse sind mit Sicherheit bei der Entscheidung hilfreich. Zu dem krassen Verhalten meines einstigen Lehrers wäre noch zu ergänzen, dass der Unterricht zwar schon viele Jahre zurückliegt, aber bereits in einer Zeit erfolgte, zu der beispielsweise an unseren Schulen die körperliche Züchtigung längst verboten war. Den Schüler am Kragen packen, ihn anzuschreien und ihm Gewalt anzudrohen - das war auch damals abseits der gesellschaftlichen Normen. Der Unterricht fand bei uns zuhause statt - meine Eltern haben das also mitbekommen. Aber meine eigene Vergangenheitsbewältigung soll hier kein Thema sein. Im Hier und Jetzt sind die Chancen, eine kompetente und engagierte Lehrkraft für einen guten Klavierunterricht zu finden, gar nicht so schlecht.

Alles Gute wünscht mit LG Rheinkultur

P.S.: In irgendeinem Faden habe ich mal (ich glaube anno 2015) eine kleine Auflistung mit Beurteilungsmöglichkeiten für Probestunden gepostet. Mal sehen, ob ich den Beitrag noch finde... .
 
Die Probestunde war toll!!!! Die Chemie stimmt, sie holt mich da ab, wo ich bin, geht darauf ein, was ich mitbringe und fängt aber bewusst ganz einfach ein, Bassschlüssel, Handhaltung, Körperhaltung reichen erstmal dicke. Ich bin ganz angetan und total begeistert! Und sie ist nett! Richtig, richtig nett!

Und wie sag ich jetzt den anderen, dass ich nicht komme??? Puuuh...

Aber macht ja keinen Sinn, bei meiner Lehrerin stimmt die Grundlage absolut, mehr kann man nach ner Probestunde eh nicht sagen.


Viele Grüße vom
Sonnendeck
 
Habe ihm gestern Abend gleich abgesagt und es fühlt sich alles sehr richtig so an.


Viele Grüße vom
Sonnendeck
 

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