großes Intervall greifen

B

Birke

Dabei seit
5. Juli 2013
Beiträge
48
Reaktionen
2
Hi alle,

in meinem aktuellen Stück kommt das Intervall g' b'' vor. Der Fingersatz 1 5 reicht nicht, ich bräuchte mindestens 1 6, um das Intervall greifen zu können. :)

Auf YT habe ich gehört, dass es jemand gebrochen spielt, in der vorgegebenen Zeiteinheit.

Ist das so korrekt?
Ich würde es genauso handhaben, und nicht etwa einen Ton weglassen.

Viele Grüße von

Judith
 
Wenn Du es nicht ganz greifen kannst, dann darfst Du den Akkord ruhig brechen, es geht nunmal nicht anders. Der Rest ist eine Frage der Gestaltung. Der obere Ton muss im Takt liegen, den anderen schlägst Du etwas davor an.
 
Wenn Du es nicht ganz greifen kannst, dann darfst Du den Akkord ruhig brechen, es geht nunmal nicht anders. Der Rest ist eine Frage der Gestaltung. Der obere Ton muss im Takt liegen, den anderen schlägst Du etwas davor an.
Das ist sinnvoller als z.B. die Lage einzelner Töne verändern. Auf die Schlagzeit sollte dann der Melodieton/Ton der Führungsstimme gespielt werden, der allerdings nicht immer der höchste Akkordton sein muss - es kommt auf den Kontext an. Die übrigen Akkordtöne sollten vorab gespielt werden, so dass mit verständigem Pedalgebrauch die gesamten Akkordtöne auf dem Schlag erklingen. Es kommt häufig vor, dass Griffspannen bis zur Duodezime vorgeschrieben sind, die selbst Spieler mit sehr großen Händen arpeggieren müssen. Der auch als Erfinder tätige berühmte Pianist Józef Hofmann hat für den Eigengebrauch eine enger mensurierte Klaviatur entwickelt, da er ebenfalls eine vergleichsweise kleine Hand hatte. Wer so eine Hilfsvorrichtung nicht nutzen kann, muss eben arpeggieren.

LG von Rheinkultur
 
Wie wär's hiermit:
Fingertrainer (Beau).jpg
 
Liebe Judith,

ich kenne ja den Notentext nicht, aber manchmal kann man den unteren Ton auch mit der linken Hand spielen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Hallo,

danke an alle für euere Fachtipps! :)

Ich werde arpeggieren, wie vorgeschlagen.

(Und habe wieder Verschiedenes dazugelernt; und mich köstlich amüsiert)

Herzliche Grüße von der

Duodezimen-Bezwingerin :cool:
Judith
 
Der auch als Erfinder tätige berühmte Pianist Józef Hofmann hat für den Eigengebrauch eine enger mensurierte Klaviatur entwickelt, da er ebenfalls eine vergleichsweise kleine Hand hatte. Wer so eine Hilfsvorrichtung nicht nutzen kann, muss eben arpeggieren.

Josef Hofmann erfand vieles und stellte sich so einiges vor, munteres Kerlchen. Soweit ich weiß, hatte er diese Idee und bettelte geradezu darum, machte es aber nicht selber. Er war Steinway-Künstler. Er bekam dann von Steinway eine 15/16-Klaviatur angepasst. also alles 6.25% schmaler. Es "gehen" mitunter sogar 7/8 Klaviaturen zu machen (12.5% schmaler), es kommt bissl wohl auf die Breiten und Lagen der Saitenfelder versus der Streben der Gussplatte an, ob das geht (Flügel).

Bei Uprights (Hochklavieren) sollten im Falle normal langer Tasten eigentlich immer auch schmalere Klaviaturen zu bauen gehen.

Bis irgendwann um 1800-1810 ?? herum waren die Klaviaturen sogar standardmäßig schmaler, engere Zwischenräume zwischen den schwarzen Tasten. Und sind sie es im Orgelbau auch heute nicht noch großenteils? Andere, schmalere Teilung als auf dem Klavier?
 
Nur zur Info: Steingraeber bietet auch diese verschmälerten Klaviaturen an, wenn Pianisten mit kleinen Händen gesegnet sind. Vermutlich machen das die anderen Großen auch - von Steingraeber weiß ich es icher.
 
Lieber rolf,

kann ich Dir nicht sagen, da ich solchen Etablissements nicht verkehre. Früher (im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts) gehörten solche Gerätschaften allerdings zur Grundaustattung jedes drittklassigen Klavierlehrers. Sozusagen eine Frühform der heutigen Streichelpädagogik im Klavierunterricht ...
 

Früher (im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts) gehörten solche Gerätschaften
da fällt mir gerade ein: Kalkbrenner, der dem jungen Chopin zu Paris Unterricht geben wollte, hatte eine absonderliche Stange konstruiert, auf welche man die Unterarme/Handgelenke ablegen sollte, um dann nur noch mit den Fingern zu klimpern -- Chopin nahm Abstand von dem projekt, sich bei Kalkbrenner und unter dessen Fuchtel zu perfektionieren... wer kann das dem Fryzek verdenken? :D:D:D
 
da fällt mir gerade ein: Kalkbrenner, der dem jungen Chopin zu Paris Unterricht geben wollte, hatte eine absonderliche Stange konstruiert, auf welche man die Unterarme/Handgelenke ablegen sollte, um dann nur noch mit den Fingern zu klimpern -- Chopin nahm Abstand von dem projekt, sich bei Kalkbrenner und unter dessen Fuchtel zu perfektionieren... wer kann das dem Fryzek verdenken? :D:D:D
Und Robert Schumann wollte den traditionell schwächeren vierten Finger solange kräftigen, bis er sich mit einer selbst entwickelten Vorrichtung irreparable Schäden zugefügt hat. Offensichtlich waren mechanische Hilfsmittel einstmals sehr in Mode - obgleich Schumann selbst in seinen "Musikalischen Haus- und Lebensregeln" beispielsweise von der Benutzung "stummer" Übeklaviaturen mit der Begründung abzuraten pflegte, man könne von Stummen nunmal nicht sprechen lernen. Auch große Persönlichkeiten sind vor maßlosen Dummheiten nicht gefeit...!

LG von Rheinkultur
 
ja klar, dessen selbstverursachtetes Ringfingermalheur ist sattsam bekannt --- aber beim Tanejew (vielen Dank für die Aufnahmen!) würde ich gerne wissen, ob da (schwachsinnige) Apparaturen mit von der Partie waren.... jede Wette: nein, da waren keine :):) (d.h. Tanejew hatte weder jung-Skrjabin noch jung-Rachmaninov mit dergleichen maltraitiert)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
sind da Handspreiz-dehn-streck-Apparaturen mit von der Partie?
;);):D:D

Wäre der Tonfilm etwas früher erfunden worden, könnte man Deine Frage beantworten, in welcher Weise die Pianistik des 19. Jahrhunderts SM-Praktiken zu integrieren imstande war.

So bleibt nur die Feststellung:
Was brauchen wir Weiber, was brauchen wir Nixen?
Wir haben doch Hände und können - froh sein, dass sich das nicht reimt!
 
ja klar, dessen selbstverursachtetes Ringfingermalheur ist sattsam bekannt --- aber beim Tanejew (vielen Dank für die Aufnahmen!) würde ich gerne wissen, ob da (schwachsinnige) Apparaturen mit von der Partie waren.... jede Wette: nein, da waren keine :):) (d.h. Tanejew hatte weder jung-Skrjabin noch jung-Rachmaninov mit dergleichen maltraitiert)
Bei Schumann trafen Genie und Wahnsinn auf engsten Raume aufeinander - da ist auch Platz für Selbstschädigung und -zerstörung: Der eine schädigt seine Fingermuskulatur, der andere schneidet sich ein Ohr ab...!

Dabei darf nicht vergessen werden, dass in jenen Zeiten Industrialisierung und Glaube an das beginnende Technische Zeitalter großgeschrieben wurden - und damit die Einstellung, man könne mit mechanischen Innovationen Grenzen überwinden und die Zukunft gewinnen. Warum sollen solche Irrwege nicht zeitweilig künstlerische Gefilde erreicht haben? Ein Jahrhundert später glaubten diverse Nachgeborene, man könne durch bessere Vernetzungen von Gehirnfunktionen ungeahnte Leistungssteigerungen an der Tastatur erreichen. Offensichtlich vermag der Erfolgswille irgendwann das rationale Denkvermögen zu verdrängen und jede noch so verrückte Idee zur Leistungsmaximierung heranzuziehen. Meistens platzen solche Seifenblasen sehr bald.

LG von Rheinkultur
 

Zurück
Top Bottom