Gebrauchtklavierkauf bei den extrem großen Gebrauchthändlern empfehlenswert?

Parlor. ;-) US-Englisch. In Great Britain wäre es "parlour".

Übrigens hatte Altmeister Franz Liszt damals, nachdem Schwiegersohn Richard Wagner 1876 einen Centennial zur Eröffnung seines Konzerthauses bekommen hatte, auch bei William Steinway antichambriert, dass er solch einen Konzertflügel bereit sei zu testen...

Er bekam dann auch einen nagelneuen Steinway - aber keinen ersehnten Konzerter, sondern eben just dieses Parlor-Grand-Modell. ;-) Den auslaufenden 85-Taster.
Wohingegen der vom D abgeleitete C-227 dann ein 88-Taster wurde, ab 1886.
 
Es ist schade das das ganze hier total aus dem Ruder gelaufen ist.
 
Es ist schade, dass es immer einen gibt, der hinterher eine "offtopic"- , Mimimi- oder sonstige Heulkarte ziehen will, statt das hier frei verfügbare Wissen wertzuschätzen.
 
Habe mich mal intensiv schlau gemacht was die Renovierung eines Flügels angeht, weil ich meinen 1892er Duysen generealüberholen lassen möchte. Mir ist besonders folgendes hängen geblieben, was mir jetzt immer sofort bei restaurierten Flügeln in der Klavierhalle auffällt:
einmal der Lack. IMMER werden diese Flügel aus der Zeit um die Jahrhundertwende in Polyester lackiert. Die Firma, mit der ich wahrscheinlich zusammenkommen werde, macht das gar nicht. Die wollen die Originalität absolut erhalten und lackieren alle Flügel aufwändig nur mit Schellack. Ich bin kein Fachmann aber sie sagten mir, dass Polyester überhaupt nicht geeignet ist aufgrund von Klang und Statik des Instuments.
Und das zweite sind die Stimmnägel. Es fällt sofort auf, dass bei der Klavierhalle alle Flügel verchromte Stimmnägel haben. Originalgetreu wären gebläute Stimmnägel wie sie in der Zeit der Herstellung auch üblich waren.
Das sind nur kleinigkeiten... aber ich finde, dass gerade bei Steinway darauf zu achten ist, dass dieser absolut orgignalgetreu renoviert wurde. Und, dass die das scheinbar nicht machen, zeigt doch, was sie eigentlich von dem Produkt halten. Und wie bereits erwähnt wurde, weicht man der Frage nach dem Ort der Restaurierung/Renovierung auch aus. Vermutlich werden die alle in Kalisz renoviert.
 
Duysen ist hammer. Der war Vorarbeiter beim Bechstein, und hat paar Sachen gemacht, die wirklich erstaunlich sind. Werde nie das Klavier im "Honigmond" zu Berlin 2010 vergessen, das dem Spieler nahezu gar keinen Sound lieferte..., aber einen Meter lechts oder rinks kam dann deer Hammeeersound raus... Irre, die Karre. Hätte man vielleicht mal nur leicht schräg von der Wand rücken sollen...

Davor schon hatte ich einen kleenen Duysen-Flügel (170? 180?, damals in Altenberge), der auch bannig soundete, den ich nur im Vergleich dann nicht mehr mochte, weil ich noch gar keine Ahnung hatte, aber sofort dann merkte, dass der 180er Steinie O vier Meter weiter dann doch gut eine Klasse besser war, von der Mechanik her. (Aaaaber, 6.500 oder 7.000 zu 18.000 will ja auch ein Unterschied sein, die Preise vom 2009/2010).

Die Dänen sind verrückt. :-D (als höchstes Lob gemeint.)

Duysen wäre mir immer eine geheim gemeine Sonderwaffe bei der Flügelwahl. Diese Dinger darf man nicht ignorieren.
 
Mir ist besonders folgendes hängen geblieben, was mir jetzt immer sofort bei restaurierten Flügeln in der Klavierhalle auffällt:
einmal der Lack. IMMER werden diese Flügel aus der Zeit um die Jahrhundertwende in Polyester lackiert.
Bei der Klavierhalle gibt es so 'ne und sonne andere. Muss man gucken. Wenn die nicht viel machen müssen, außer uU. neu besaiten, was die eigentlich immer machen m.w., dann ist da wirklich wenig gegen zu sagen.

Ich werde immer deren äußerst guten Bechstein D-280 im Herzen halten, ein Klavier, das meinem das Wasser reichen konnte, und nach ca. drei Jahren dann - zur leichten Trauer aller Klavierhallenmannen - nach London verkauft wurde.

Im kleinen Segment war der S-155 Steinie eine Wucht, äußerst kregles Kerlchen, interessantes Dingen, weil Sheraton-Klappe - aus Hamburger Produktion. Und der O-180 eingangs wäre um ein Haar meiner geworden, wenn ich mich nicht wie weiland bei Münchhausens Ritt auf der Kanonenkugel selber an meinen n.v. Haaren raus aus der Klavierhalle gezogen hätte, um meine Chancen nicht sofort zu verausgaben. ...

Werde denen dort aber mein Leben lang dankbar sein, für diese Auswahl und das Schärfen meiner Parameter. Das weiß auch der Chef dort, den ich in größeren abständen immer mal ganz gern besuche, um ihnen wenigstens die Langeweile unter der Woche zu vertreiben, wenn schon sie keine Chance mehr haben - angesichts D hier ... - , mir noch einen Flügel zu verkooofn. ...

Das sind nur kleinigkeiten... aber ich finde, dass gerade bei Steinway darauf zu achten ist, dass dieser absolut orgignalgetreu renoviert wurde. Und, dass die das scheinbar nicht machen, zeigt doch, was sie eigentlich von dem Produkt halten. Und wie bereits erwähnt wurde, weicht man der Frage nach dem Ort der Restaurierung/Renovierung auch aus. Vermutlich werden die alle in Kalisz renoviert.
Kalisz ist betreffs Steinway ein "heißes Pflaster".... Da gibt es auch so'ne und Sonne. Es gibt auch in Kalisz sehr gute und saubere Arbeit..., ich sage mal, drei Klassen...,

I- schlechte Arbeit zu kleinen Preisen

II- problematische Arbeit zu mittleren bis frechen Preisen

III- saubere Fachmanns-Arbeit, die dann eben ihre Kosten und ihren Preis hat.

Soweit ich das weiß,, sind in und um Kalisz an die 70 Werkstätten am Werken und Wirken, also, es kommt drauf an.
 

IMMER werden diese Flügel aus der Zeit um die Jahrhundertwende in Polyester lackiert.
Ich sehe das nicht als Nach- sondern als Vorteil. Polyester ist preiswerter und widerstandsfähiger als Schellack. Es entspricht der heutigen Zeit. Diese Technik hätte man auch vor 150 Jahren verwendet, wenn sie zur Verfügung gestanden hätte. Und dem Flügel (abgesehen weniger Ausnahmen) ist es sch...egal, mit was das Gehäuse lackiert ist.
Auch in der Art, wie die Oberfläche von Stimmnägeln versiegelt/gehärtet ist, sehe ich keinerlei Nachteile. Chrom oder Nickel hat sich nicht nur im Klavierbau mehr als bewährt.
Vermutlich wirst Du in solchen Instrumenten auch keinen neuen Haut-/Knochenleim mehr finden.

Zum Verständnis: Ich bin absoluter Fan von alten Instrumenten im Originalzustand, aber beruflich käme ich nie auf die Idee, ein altes Dach möglichst original wieder herzurichten und auf neue Materialien und Techniken zu verzichten. Das macht überhaupt keinen Sinn, weder für mich noch für die Kundschaft.
 
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Wenn man bei einem alten schwarzen Instrument (Flügel oder Klavier), besonders wenn eine Neulackierung nötig ist, die preiswertere und unempfindlichere Poliesterlackierung dem Schellack vorzieht, dann finde ich das tolerabel. Dagegen würde ich Naturholz, insbesondere obstholzfurnierte Altinstrumente unbedingt mit Schellack restaurieren, weil die Lichtbrecheigenschaft des Schellacks dem Holz die unvergleichliche Tiefenoptik verleiht. Außerdem kann die noch vorhandene Grundierung für die neue Oberfläche genutzt werden.
Bei Antiken Möbeln, was Instrumente auch sein können, kommt man als Restaurator bei den Puristen schnell in Verruf, wenn man z.B. statt der Verwendung organischer Leime, sich moderner Möglichkeiten bedient.
Es ist ein wenig Ansichts- und Ermessenssache, ab welchem Alter eine Werkstoff-treue geboten ist.
:007: :musik018:
 
Beim Restaurieren alter (historischer) Instrumente kommt es entscheidend auf die Intention an: will ich ein Instrument „konservieren“ (es also der Nachwelt erhalten), wird meine Wahl der Materialien eine andere sein, als wenn ich das Instrument für den eigenen täglichen Gebrauch nutzen will.
 
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Beim Restaurieren alter (historischer) Instrumente kommt es entscheidend auf die Intention an: will ich ein Instrument „konservieren“ (es also der Nachwelt erhalten), wird meine Wahl der Materialien eine andere sein, als wenn ich das Instrument für den eigenen täglichen Gebrauch nutzen will.

Das will mir nicht einleuchten. Was zur Zeit des Baus des Originalinstrumentes für den täglichen Gebrauch nutzbar war, wird bei Verwendung identischer Materialien auch heute im täglichen Gebrauch nutzbar sein, sofern man das Instrument nicht mißbraucht und zertrümmert, sondern so nutzt, wie es seinerzeit üblich war.
 
Das sehen Restauratoren in Museen durchaus anders. In Wien gab‘s dazu vor einigen Jahren mal einen höchst interessanten Kongress. Wenn ich mal Muße habe, werde ich die Angaben zum Tagungsband mal recherchieren.
 

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