Falscher Ton bei Barenboim???

Da hat er sich anders verlaufen. Oder denkt er, seine Version sei besser.
Bei der Trauerfeier in Paris hat er sich vielleicht vor Ergriffenheit vergriffen,
aber mit professioneller Kreativität wieder herausgefunden.
 
Im Vergleich zu Barenboim ist da aber schon noch ein kleiner Unterschied.
 

Möglicherweise hat Herr Barenboim sich nur im Komponisten geirrt (B-A-C-H). :001:
 
Leider kann man hier nur sehr schwer erkennen, dass der Maestro persönlich spielt, viel zu nüchtern, viel zu trocken, viel zu beiläufig....


View: https://www.youtube.com/watch?v=dAFrRuSaLiI


Komplett zu schnell gespielt, gehaltvollste Stellen bleiben unausgekostet,

T18 deutliches Ritenuto fehlt

Da er ja hin und wieder auch gern die eine oder andere Stelle verschiedenenorts anpasst, wäre z.B.
T23 LH statt e eis stimmungsvoller und bietet sich zur Alteration fast zwangsläufig an ;-).

T!1-3 u 27-29 zu scharf konturiert
 
Komplett zu schnell gespielt, gehaltvollste Stellen bleiben unausgekostet
Nö. Das ist bereits an der unteren Grenze für ein Andante im 4/4; erst recht, wenn man bedenkt, dass Mendelssohn nachweislich ein Freund eher rascher Tempi war.

Ein deutliches Ritenuto ergibt hier musikalisch überhaupt keinen Sinn - eher das Gegenteil, eine unmerkliche Beschleunigung hin zum sforzando. Bestenfalls könnte man das sforzando verzögern und länger aushalten - aber eine solch opernhafte Geste passt kaum zum liedhaften Charakter dieses kurzen Stücks.

Da er ja hin und wieder auch gern die eine oder andere Stelle verschiedenenorts anpasst, wäre z.B.
T23 LH statt e eis stimmungsvoller und bietet sich zur Alteration fast zwangsläufig an ;-).
Seit wann bieten sich Geschmacklosigkeiten zwangsläufig an? Eis in Takt 23 ergibt ohnehin keinerlei Sinn; wenn überhaupt, könnte man beispielsweise auf der vierten Achtel von Takt 22 den chromatischen Durchgang eis notieren oder auf der letzten Achtel dieses Taktes den chromatischen Durchgang f. Selbstverständlich kannte Mendelssohn diese Mittel, aber er hat sie hier aus guten Gründen gemieden. Im Rahmen einer großen, dramatischen Oratoriumsszene wären sie vielleicht angemessen, in einem schlichten, liedhaften Satz von zweieinhalb Minuten Dauer ganz sicher nicht.

Was glaubst du, wie Mendelssohn diese Stelle instrumentiert hätte? Es gibt eigentlich nur eine plausible Antwort darauf, und in genau diesem Sinn spielt Barenboim hier.

Ich finde beileibe nicht alles toll, was Barenboim macht. Aber dieses Lied ohne Worte spielt er in jeglicher Hinsicht angemessen und "richtig". Man kann es sicher auch etwas anders machen, aber kaum besser.
 
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Warum impliziert denn die Kürze eines Stückes seine "notwendige" Entdramatisierung , Verdichtung oder Straffung, es ist ja schon "nur" ein Gedanke, warum ihn nicht stilistisch dehnen, den Augenblick versuchen "einzufangen" ihn ein wenig zu halten, Gelegenheit zum besseren Be-greifen und Be-sinnen oder kann das nur im anschließenden innerlichen Nachklang erfolgen?

Wenn T22 so wie von Dir vorgeschlagen finde ich das eis in T23 geradezu folgerichtig, wenn man so wöllte .

Aber trotzdem danke @mick für deine Erläuterung.

PS: Es ist ja mit anderen romantischen Miniaturen ähnlich, die raschen Tempi immer als passend romantisch zu verstehen, schau mal auf die Träumerei mit 100 finde ich völlig gehetzt...,
vielleicht hat Clara da was durcheinander gebracht oder das Metronom hatte eine Unwucht;-)
 
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