Exekution vertagt

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Das lebenslange Wegsperren ist nicht komfortabel.
Bislang denke ich auch, dass es gravierende Unterschiede zwischen Wellnesshotels und Justizvollzugsanstalten gibt.

@40er die Praxis in Deutschland mit "lebenslänglich" ohne Sicherheitsverwahrung ist immer mal wieder in der Diskussion (irgendwie macht es ja rechnerisch einen nicht unerheblichen Unterschied, ob ein 25jähriger oder ein 55jähriger lebenslänglich kriegt)
Den von dir erwähnten Fall in Norddeutschland kenne ich nicht - was war das? Aber im Süden, in Freiburg, gibt es einen spektakulären Fall: da verstehe ich nicht, weshalb die Justizbehörden Jugendstrafrecht anwenden...
 
Ich bin auch kein Jurist, aber das wäre meines Wissens fahrlässige Tötung.
Das klingt schlüssig.
Ich kann mir gerade nicht vorstellen, wie jemandem "Totschlag passiert".
Dann nenne ich mal das Beispiel meines Bekannten:
Er war in eine verbale Streiterei mit mehreren Leuten vertieft. Alkohol war vermutlich auch im Spiel. Als er merkte, dass er von hinten körperlich angegriffen werden sollte, schluf er reflexartig mit dem Ellenbogen nach hinten und traf sein Opfer ins Gesicht. Das taumelte zurück, stolperte, fiel hin und brach sich ganz klassisch wie im Film das Genick an der Bordsteinkante.
Er saß mehrere Jahre ein; ich lernte ihn erst danach kennen als einen ruhigen, aufgeschlossenen und sehr gelassenen Menschen.

Und das kann wirklich jedem passieren; theoretisch kann das einer Mutter passieren, die sich mit ihrem Kind aus Spaß kabbelt und schubst (wobei das dann wohl eher wieder fahrlässige Tötung wäre).

Du kannst eine Tötung, egal ob mit und aus welchem Motiv, nicht in Relation zu dem Schaden stellen.
 
Mann, Peter, wenn ich Deine (und anderer Leute) Schwänke so lese, dann frage ich mich, in welcher heil-spießigen Welt ich groß geworden bin (und das grad mal 50km von Dir entfernt) und noch heute lebe. Ich hab in meinem Leben sehr wenige Alkoholkranke getroffen, mich kaum geprügelt und auch Knackis kann ich nicht zu meinem Bekanntenkreis zählen. Offenbar ist meine Erfahrungswelt aber nicht besonders repräsentativ.
 
@dilettant , die ist genau so repräsentativ wie meine: Es sind halt Deine Erfahrungen und Erlebnisse, nicht mehr aber auch nicht weniger.
Ich habe Alkoholkranke kennen gelernt (krasse Schicksale), weil meine Mutter diese betreut hat und weil es das auch in meiner Familie gibt.
Ich habe den "Totschläger" kennen gelernt weil er halt ein Kumpel von nem Kumpel war und Arbeit gesucht hatte und weil ich seine Frau gev.... hatte.:lol: Ich hatte ihn dann eingestellt und war immer zufrieden mit ihm.

Apropo heile spießige Welt (auf die hast Du nämlich keinen Alleinanspruch): Von einigen meiner Bekannten werde ich "Mauerblümchen" genannt und geprügelt habe ich mich auch noch nie... Alles eine Frage des Blickwinkels. :-)
 
Er war in eine verbale Streiterei mit mehreren Leuten vertieft. Alkohol war vermutlich auch im Spiel. Als er merkte, dass er von hinten körperlich angegriffen werden sollte, schluf er reflexartig mit dem Ellenbogen nach hinten und traf sein Opfer ins Gesicht. Das taumelte zurück, stolperte, fiel hin und brach sich ganz klassisch wie im Film das Genick an der Bordsteinkante.
Hm. Für mich als Nicht-Juristen klingt das überhaupt nicht nach Totschlag, schlimmstenfalls Körperverletzung mit Todesfolge.

Ober ansonsten: Ok. Sowas könnte wahrscheinlich wirklich fast jedem passieren.
 
Tja, mein Vater war Kreisstaatsanwalt ... da fällt es schwer, einschlägige Kontakte zu knüpfen.

Übrigens - wo ich das nun schon erwähne - ich erinnere mich, dass er (als Vertreter eine repressiven Unrechtsstaates) immer ein sehr abgeklärtes Verhältnis zu Haftdauern hatte. Er war immer der Meinung, dass 5 Jahre Haft eine weit schwerere Bestrafung sind, als viele Außenstehende das annehmen. Und er konnte es vielleicht insofern einschätzen, als er natürlich regelmäßig mit Haftinsassen zu tun hatte und auch sehr viel Kriminalitäts-Prävention betrieben hat (Auswertung von Straftaten in Betrieben und so was).

Wer von den hier mitschreibenden noch Wehrdienst ableisten durfte, hat vielleicht eine leise Ahnung, wie sich Haft anfühlt.

Wobei die Vermutung nahe liegt, dass weder Wehrdienst noch Haftbedingungen in Ost und West vergleichbar waren.
 
Zuletzt bearbeitet:

Kann, muss aber noch lange nicht. Kennst Du die Wahrheit?

Vielleicht war es irgendwie doch ganz anders. Der Kumpel ist aufgestanden und hat den Ellbogen ausgefahren. Wie auch immer. Du weisst nicht wie weit die verbale Auseinandersetzung bereits fortgeschritten war, wie viele Möglichkeiten hätte es schon gegeben zu sagen, dass es reicht und einfach zu gehen. Der Schuldige neigt oftmals dazu seine eigene Tat zu relativieren und glaubt am Ende selbst noch dem Verlauf der Dinge, den er sich schöngeredet hat.
 
Hm. Für mich als Nicht-Juristen klingt das überhaupt nicht nach Totschlag, schlimmstenfalls Körperverletzung mit Todesfolge.

Ober ansonsten: Ok. Sowas könnte wahrscheinlich wirklich fast jedem passieren.

Hm genau. Klingt gut. Kann ja jeden passieren. Nicht nach hinten gucken, Ellbogen rausfahren und auf den Platscher warten. Selbst schuld wenn man sich dabei den Hals bricht. Am Ende war es noch Notwehr.
Ne Bestrafung zur Bewährung wäre da schon ausreichend.

Erzähl das mal den Kindern des Getöteten, seiner Frau oder Mutter.
 

Wenn ich mich von hinten angegriffen fühle, dann fahre ich wahrscheinlich reflexartig den Ellbogen aus und fange nicht erst eine Diskussion darüber an, ob ich den Angriff evtl. missverstanden habe. Und: Ja, das nenne ich dann tatsächlich Notwehr.

ich möchte auch nicht weiter kommentieren wollen, dass die Tötung eines Menschen mit dem lapidaren Satz "Kann jedem passieren" gerechtfertigt wird.
Der Unterschied zwischen "vorsätzlich" und "fahrlässig" ist Dir bekannt?
 
@40er Oh Mann, jetzt komm doch mal raus aus Deiner Stammtischblase. Der Typ wurde immerhin zu Recht verurteilt und musste einsitzen. Und natürlich wird ein Strafmaß damit gerechtfertigt, ob eine Tötung geplant, motiviert oder aus Versehen passiert ist. Die Tat selber wird doch aber deswegen nicht gerechtfertigt.
Worauf genau willst Du denn eigentlich hinaus? Auge um Auge? Bist Du für die Todesstrafe? Dann sag es doch ganz klar.
 
@40er: Du leugnest irgendwie komplett die Existenz des Faktors "Dumm gelaufen". Es klingt in der Tat zynisch, den Verlust eines Menschenlebens mit "dumm gelaufen" zu kommentieren.

Stell Dir einfach vor, Du fährst mit Deinem Auto jemanden tot, weil Du abgelenkt warst. Telefon, Gespräche, schöne Frau am Straßenrand. Passiert Dir nicht? Das wünsch ich Dir von Herzen. Die meisten, denen es passiert, haben das vorher auch geglaubt.

Aber in dem Moment, wo Du Dich in Dein Auto setzt, riskierst Du, dass genau das passiert.

Edit: In dem Moment, wo meinen Kindern was passiert, wird meine Gelassenheit zum Thema perdu sein. In dem Moment, wo ich das selber jemandem antue, werde ich froh sein, von professionellen Richtern verurteilt zu werden. So kompliziert ist das.
 
@40er: Du leugnest irgendwie komplett die Existenz des Faktors "Dumm gelaufen". Es klingt in der Tat zynisch, den Verlust eines Menschenlebens mit "dumm gelaufen" zu kommentieren.

Stell Dir einfach vor, Du fährst mit Deinem Auto jemanden tot, weil Du abgelenkt warst. Telefon, Gespräche, schöne Frau am Straßenrand. Passiert Dir nicht? Das wünsch ich Dir von Herzen. Die meisten, denen es passiert, haben das vorher auch geglaubt.

Aber in dem Moment, wo Du Dich in Dein Auto setzt, riskierst Du, dass genau das passiert.

Edit: In dem Moment, wo meinen Kindern was passiert, wird meine Gelassenheit zum Thema perdu sein. In dem Moment, wo ich das selber jemandem antue, werde ich froh sein, von professionellen Richtern verurteilt zu werden. So kompliziert ist das.

Ich denke hier liegt die fahrlässige Tötung vor. Das Szenario ist mir Gott sei Dank nicht passiert bisher, aber war schon knapp davor.
Selbst dann ist ein "Dumm gelaufen - kann jeden passieren" keine passende Entschuldigung. Der Richter wird knallhart sagen, dass der Mensch noch leben würde, wenn man den Regeln entsprechend gefahren wäre und seine volle Aufmerksamkeit dem Verkehr gewidmet hätte. Ich tue es ehrlich und selbstkritisch gesagt bei praktisch keiner Fahrt in diesem geforderten Ausmass.

@Peter
Ich habe bereits vorher geschrieben, dass mich jüngere Ereignisse stark zum Denken angeregt haben ob für gewisse Personen/Taten eine Todesstrafe nicht die logische Konsequenz wäre. Ich bin hierzu für mich zu keinem Ergebnis gekommen, mit Ausnahme das der Strafvollzug zu lasch ist.
Wenn Dich die Diskussion hierzu zu sehr aufregt dann lass es doch bleiben, aber werde nicht mit dem Stammtischniveau persönlich. Schliesslich stammt das Kneipenbeispiel aus Deinem Erfahrungsschatz.
Ich war auch noch nie in einer Schlägereisituation, bin aber in noch jungen Jahren aus einer solchen sich androhenden einfach mal weggelaufen, d. h. Beine in die Hand und weg. scheiss auf den Stolz.

Lassen wir es bleiben und hoffen von solchen Ereignissen verschont zu bleiben.
 
Die acht Insassen in Arkansas scheinen mit ihren Klagen dahingehend Erfolg gehabt zu haben, dass sie in dieser Woche zumindestens nicht hingerichtet werden. Einige klagten gegen die Verwendung bestimmter Medikamente und einige versuchen moderne DNA-Tests im Nachhinein durchzusetzen und so doch noch ihre Unschuld zu beweisen. Diese DNA-Methoden gab es zum Zeitpunkt ihrer Verurteilung noch nicht.

In den USA gibt es mittlerweile 156 ehemalige Todeskandidaten - "exonerated death row inmates" - die es geschafft haben, ihre Verurteilung rückgängig zu machen. Sie waren unschuldig, es waren Fehlurteile und sie sind jetzt frei. Bei aktuell rund 3000 Verurteilten sind das ganz schön viele.

Die bekanntesten fälschlich hingerichteten in den USA sind wohl diese hier:


View: https://www.youtube.com/watch?v=nY8uEYsFoJs


Im Jahr 1977 wurden beide postum durch den Gouverneur von Massachusetts, Michael Dukakis, rehabilitiert.

CW
 
Aber in dem Moment, wo Du Dich in Dein Auto setzt, riskierst Du, dass genau das passiert.

Das sollte eigentlich bekannt sein, da - zumindest ikn meinem Falle - mehrmals im Theorieunterricht zur Erlangung des Führerscheins erwähnt.

Deswegen kann ich ja auch einige US-Bundestaaten nicht verstehen:
ab 16: Autofahren erlaubt und versehenlitch einen Menschen töten
ab 18: als Mitglied bei den Streitkräften erlaubt und auf Befehl töten
ab 21: Bierchen trinken
Läuft bei mir unter 'muss man nicht verstehen'.

Ergänzung:
Die lieben Kleinen wollen auch mal mit dem Spielzeug der Großen spielen. Was kann da schon schief gehen?
http://edition.cnn.com/2014/08/26/us/arizona-girl-fatal-shooting-accident/

Blöd ist auch, wenn das Urteil ausgesprochen ist und irgendwann vollstreckt ist, aber Entlastungsbeweise oder neues Material, das die Unschuld beweist, nicht mehr zugelassen wird.

Man schaue sich auch diese Liste an:
https://deathpenaltyinfo.org/executed-possibly-innocent

Und dann hätten wir ...:
"...
Seither haben sieben von insgesamt 34[15][16] Belastungszeugen (in den Medien fälschlicherweise oft als neun Belastungszeugen angegeben) ihre Aussagen in Teilen geändert [17] und zum Teil die Polizei beschuldigt, sie zu falschen Aussagen genötigt zu haben. Der Zeuge, der Davis zur Anzeige gebracht hatte, stand angeblich selbst unter dem Verdacht, den Mord begangen zu haben, was allerdings nicht durch Quellen belegt ist.
...
Davis beantragte mehrfach, dass sein Verfahren wiederaufgenommen und neue, entlastende Beweise zur Kenntnis genommen werden. Ein Termin für die Hinrichtung von Troy Davis wurde mehrfach festgesetzt, jedoch jeweils in letzter Minute wieder verschoben. Zuletzt hatte Davis im Oktober 2008 einen habeas-corpus-Antrag beim Bundesberufungsgericht für den elften Gerichtskreis gestellt. Dieser Antrag wurde am 16. April 2009 aus verfahrensrechtlichen Gründen abgelehnt. Am 17. August 2009 entschied der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten, dass Troy Davis, aufgrund der vorgebrachten Zweifel, das Recht auf eine Anhörung habe.
...
https://de.wikipedia.org/wiki/Troy_Davis

Sagen wir mal so:
So etwas ist mit meinem laienhaften Verständnis für den Begriff 'Rechtsstaat' nicht zur Deckung zu bringen.


Hier fällt mir noch das ein:
"...
Erst nach seiner Haftentlassung fiel der Frauenbeauftragten der Schule, Anja Keinath (die zuvor Heidi K. im Prozess unterstützend zur Seite gestanden hatte), auf, dass sich das vermeintliche Opfer mehr und mehr in Widersprüche und Lügen verstrickte, die nicht nur den Fall Horst Arnold betrafen.
...
Nach einem Revisionsantrag von Heidi K. bestätigte der Bundesgerichtshof am 9. Februar 2012 den Freispruch, indem er per Beschluss die Revision verwarf, da die Nachprüfung des Urteils keinen Rechtsfehler ergeben habe. Der Freispruch des Landgerichts Kassel wurde damit rechtskräftig.
...
Nach seinem Freispruch kämpfte Arnold vergeblich um eine angemessene Haftentschädigung; bis zu seinem Tod wurde sie nicht ausgezahlt.
..."
https://de.wikipedia.org/wiki/Justizirrtum_um_Horst_Arnold


Schon wegen solcher Justizirrtümer ist die Todesstrafe für mich absolut unmenschlich. Aber nicht nur deswegen.


Grüße
Häretiker
 
.
Wenn Dich die Diskussion hierzu zu sehr aufregt dann lass es doch bleiben, aber werde nicht mit dem Stammtischniveau persönlich. Schliesslich stammt das Kneipenbeispiel aus Deinem Erfahrungsschatz.
da muss ich @Peter zustimmen! Deiner Feder @40er entstammen die Stammtischparolen in diesem Faden, im Lauf der Diskutiererei hab ich sie mehrmals zitiert (sicher erinnerst du dich an dein polemisches "zu leicht bekleidet" Beispiel und andere Entgleisungen) - also solltest du dich da nicht zu sehr beschweren und schmollen ;-)
Am besten freilich wäre, allerseits das Stammtischniveau zu vermeiden:-)
 
In Deutschland gibt es keine Mehrheit für die Todesstrafe. Hier im Forum gibt es sie wohl erst recht nicht. Wer dennoch für Aufhängen, einschläfern, köpfen oder dergleichen ist, wird sich wohl kaum trauen, das hier öffentlich zu machen.

Aber es gibt auch hier bestimmt welche, die den Gedanken, einen Kinderschänder kurzerhand in die ewigen Jagdgründe zu schicken, attraktiv finden.

CW
 
Aber es gibt auch hier bestimmt welche, die den Gedanken, einen Kinderschänder kurzerhand in die ewigen Jagdgründe zu schicken, attraktiv finden.

Was übrigens sehr interessant ist. Friedenspräsident Obama hat sich ja auch mehrmals dafür ausgesprochen, dass Kinderschänder totgespritzt werden sollten, womit er zumindest in diesem Punkt gemeinsame Sache mit der NPD machen kann. Jetzt frage ich mich allerdings immer, was es über die Wertigkeiten der Menschen aussagt, wenn der Kinderschänder als Exempel für einen besonders verkommenen Kriminellen hergezogen wird. Offenbar ist ein Kind ein Mensch erster, ein Erwachsener ein Mensch zweiter Klasse. Ein Gedanke, der irgendwie so gar nicht von der Gleichheit der Menschen geprägt ist...
 
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