Einspielen - wie?

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Liebes Forum!

Ich habe ein Frage zum Thema "Einspielen/Aufwärmen". So ganz hat sich mir der Sinn dessen noch nicht offenbart, bzw. bin ich noch nicht auf die geeignete Methode gestoßen. Ob ich gleich "richtig" anfange zu spielen, oder noch zur Einstimmung etwas vorneweg klimpere macht im Ergebnis bei mir nicht viel aus. Aber vielleicht liegt das auch an den noch durchaus übersichtlichen Stücken.
Wie sollte denn das Einspielen aussehen, damit man wirklich geschmeidig, locker und konzentriert ist? Manchmal höre ich, dass sich Leute mit Tonleitern im Prestissimo-Modus aufwärmen. Also ich würde da ja eher verkrampfen.... Ähnlich mit allzu komplizierten Etüden. Wie haltet ihr es mit dem Einspielen?

Gruß, Sesam

P.S. ich spiele mich zur Zeit mit Feuchtwanger und 3 Etüden ein
 
Hallo Sesam,

ich improvisier zum Einspielen gern ein paar Minuten vor mich hin. Ganz entspannt, ohne Mühe. Manchmal auch ein paar Tonleitern, aber jedenfalls nix anstrengendes. Und kein Presto... ;)

Grüße von
Fips
 
"Einspielen" sieht bei mir so aus, daß ich ich eine Handvoll Übungen an den Anfang setze, mit denen ich das Bewußtsein für Körperspannung schärfe. Da es meistens etwas gibt, das mir (übetechnisch) unter den Nägeln brennt (und worauf ich "heiß" bin) steht das als erstes auf dem Programm, wenn Konzentration, Elan und Arbeitswut am größten sind. Das heißt natürlich nicht, daß zu diesem Zeitpunkt die Muskulatur und die Sehnen schon geschmeidig sind. Bis meine Hände in Form sind, kann durchaus mal eine Stunde vergehen. Aber in der Zeit hat der Geist wenigstens schon "vorgearbeitet". Ich halte jedenfalls nichts davon, erst einmal stupide :floet: Tonleitern zu spielen (egal in welchem Tempo) und den Geist damit abzutöten.
 
hallo,

kein Leistungs- oder gar Hochleistungssportler rennt sofort seine Bestzeit, sondern da "wärmt" sich jeder auf.

kein Pianist steht auf, duscht, frühstückt und legt sofort Gaspard de la Nuit im Tempo mit aller Dynamik und vollem Engagement hin, sondern da "wärmt" sich auch jeder auf.

keine Sopranistin hüpft aus den Federn und schmettert die Antrittsarie der Brünnhilde, das allen Nachbarn die "hohen C" um die Ohren fliegen :)

und aufgepasst: jeder "Klavierschüler", egal auf welcher "Stufe" er sich befindet, sollte gleich mit dem loslegen, was für ihn gerade das schwierigste ist: denn er befindet sich ja damit gerade an einer Leistunggrenze, die es zu überwinden gilt!!!!!!!!!!!!!! ---mal so sehen: der Pianist "kann" sein Repertoire, also ist es für ihn sogar "leichter", da hineinzukommen, als es für den "Schüler" mit seinem jeweils "schwersten" Stück ist...

verblüffend ----- aber ein paar Kenntnisse aus dem Sport (Leistungstraining etc) kennen und anwenden, wird hilfreich sein!

Meine "warm machen / sich einspielen" Methode ist:
etwas langsamer als erforderlich, dazu ohne volle Dynamik (alles piano) verschiedene Repertoiresachen durchspielen (Liszt, Ravel, Beethoven, Chopin u.v.a), und zwar jeweils die anspruchsvollsten Abschnitte
dann dito langsamer aus der Fuge op.106 (weil die für mich das schlimmste ist und ich sie nicht überall ins hohe Tempo bringen kann)
-das dauert ca. 1-2 Stunden, je nach Lust und Laune
danach Repertoirestücke im Tempo, aber alles "unengagiert" piano
dann die schwierigen Abschnitte von neu zu lernenden Sachen

Gruß,
Rolf
 
kein Pianist steht auf, duscht, frühstückt und legt sofort Gaspard de la Nuit im Tempo mit aller Dynamik und vollem Engagement hin, sondern da "wärmt" sich auch jeder auf.

keine Sopranistin hüpft aus den Federn und schmettert die Antrittsarie der Brünnhilde, das allen Nachbarn die "hohen C" um die Ohren fliegen

und aufgepasst: jeder "Klavierschüler", egal auf welcher "Stufe" er sich befindet, sollte gleich mit dem loslegen, was für ihn gerade das schwierigste ist: denn er befindet sich ja damit gerade an einer Leistunggrenze, die es zu überwinden gilt!!!!!!!!!!!!!! ---mal so sehen: der Pianist "kann" sein Repertoire, also ist es für ihn sogar "leichter", da hineinzukommen, als es für den "Schüler" mit seinem jeweils "schwersten" Stück ist...

Rolf, das ist aber ein gewaltiger Widerspruch - oder steh ich auf dem Schlauch? Der Profi darf sich aufwärmen - der Schüler soll sofort an die Leistungsgrenze?
 
Vielen Dank für eure Beiträge!

Dann darf ich mal zusammenfassen:

- Spielgefühl/Körpergefühl "herstellen"
- das Hirn auf Musik-Modus einstellen
- Phase hoher Konzentration und Arbeitseifer für technisch Schwieriges nutzen
- keine ICE-Manöver, wo sie nicht schon locker von der Hand gehen

Ganz beruhigt war ich, als ich bei KK und Rolf gelesen habe, dass das sogenannte Einspielen (der Begriff ist eigentlich ein Schmarrn!) ruhig mal 1-2 Stunden dauern kann. Das war es nämlich was mich verunsichert hat. Zuhause dauert das bei mir nämlich auch so lange, inhaltlich ganz ähnlich organisiert wie bei KK. Im Unterricht geht das mangels Zeit natürlich etwas schneller, meistens eben mit 2 Etüden, die wir dann schon besprechen. Aber anstatt da einfach mal langsam anzufangen, rase ich gleich durch diese Etüden, es klingt grauenvoll! ...und dann denk ich mir: das ist ja ein tolles Einspielen, da bin ich hinterher verkrampfter als vorher und ausserdem frustriert und verunsichert. Irgendwie sollte ich mal diese grundverkehrte Vorstellung aus meinem Hirn streichen, dass "Einspielen" etwas mit Zirkusakrobatik zu tun hat. Wie komm` ich da eigentlich drauf? :rolleyes:

Gruß, Sesam (mit manchmal absurden Vorstellungen)
 

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