"Ein Profi muss ohne Noten spielen können" - Warum?

Das ein Orchester nach Noten spielt, liegt auf der Hand; es sind ja alles völlig verschiedene Stimmen - wenn plötzlich die Baßtuba die Hauptstimme der Klarinette mitspielt, geht es schief.
In Tanzcombos hab ich auch gern ohne Noten gespielt, was der Bassist nicht sonderlich schätzte da ich seine Baßfigur mit spielte.....die haben nachher geschaut keinen Solisten mehr einzustellen :-D

Grundsätzlich sollten allerdings Pianisten ihre Stücke so gut kennen, daß sie auf Noten nicht angewiesen sind - wenn mein alter Prof ned gerade vierhändig gespielt hat, trug er alles auswendig vor; gut, bei einer Beethovensonate vergaß er mal den 3. Satz und improvisierte dann einfach einen weiteren Satz mit rein bis er den Übergang zum eigentlichen 3. Satz fand - aber es war keineswegs ein langweiliges "vom Blatt Geklimper" :rauchen:

LG
Henry
 
Also ich würde schon aus Prinzip Solo-Repertoire im Konzert nicht nach Noten spielen wollen... zum einen fühle ich mich einfach freier ohne Noten und zum anderen wirkt es doch besser auf mein Publikum.

Kammermusik könnte ich zwar, mache ich jedoch aus Solidarität zu meinen Partnern nicht. Die Verantwortung ist doch zu hoch und mal Rausfliegen und kurz Improvisieren könnte im Ernstfall ziemlich in die Hose gehen...
 
Also ich würde schon aus Prinzip Solo-Repertoire im Konzert nicht nach Noten spielen wollen... zum einen fühle ich mich einfach freier ohne Noten und zum anderen wirkt es doch besser auf mein Publikum.

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Bei Dir merkt man ja auch daß Du die Stücke wirklich verinnerlicht hast und es ist alles andere als ein leeres Kompliment wenn ich mich hier nocheinmal schriftlich wiederhole: "ich habe die Augen zugemacht und gemeint Arthur Rubinstein persönlich sitzt am Flügel". Rubinstein war für mich der beste Chopininterpret aller Zeiten, aber ich hätte es nicht für möglich gehalten daß da überhaupt jemand ranreicht - Du hast mich da eines besseren belehrt :super:

LG
Henry
 
Also ich würde schon aus Prinzip Solo-Repertoire im Konzert nicht nach Noten spielen wollen... zum einen fühle ich mich einfach freier ohne Noten und zum anderen wirkt es doch besser auf mein Publikum.

Kammermusik könnte ich zwar, mache ich jedoch aus Solidarität zu meinen Partnern nicht. Die Verantwortung ist doch zu hoch und mal Rausfliegen und kurz Improvisieren könnte im Ernstfall ziemlich in die Hose gehen...

Ich habe auch lange Zeit auswendig gespielt. Aber ich merke einfach, dass ich es aufgrund meiner beruflichen Auslastung, anderer Verpflichtungen mit Zeitaufwand etc einfach nicht mehr schaffe die großen Stücke auswendig zu lernen. Und was ich auch merke: wenn ich meine großen Projekte veranstalte, dann bin ich für alles verantwortlich. Das kostet viel Energie und dann wäre es einfach auch ein Risiko, wenn ich dann auch noch auswendig spiele. Aber auch ein Michael Leslie hat am vergangenen Sonntag die 960 mit Noten gespielt und es war wunderbar....
 
Lustig. Der Faden bewegt sich Richtung "nach Noten ist besser bzw. OK" und alle fühlen sich gedrängt, ihr (In- bzw.) Auswendigspiel irgendwie zu rechtfertigen oder zu relativieren. :-|:schweigen:
 
Das ein Orchester nach Noten spielt, liegt auf der Hand; es sind ja alles völlig verschiedene Stimmen - wenn plötzlich die Baßtuba die Hauptstimme der Klarinette mitspielt, geht es schief.
In Tanzcombos hab ich auch gern ohne Noten gespielt, was der Bassist nicht sonderlich schätzte da ich seine Baßfigur mit spielte.....die haben nachher geschaut keinen Solisten mehr einzustellen :-D

Grundsätzlich sollten allerdings Pianisten ihre Stücke so gut kennen, daß sie auf Noten nicht angewiesen sind - wenn mein alter Prof ned gerade vierhändig gespielt hat, trug er alles auswendig vor; gut, bei einer Beethovensonate vergaß er mal den 3. Satz und improvisierte dann einfach einen weiteren Satz mit rein bis er den Übergang zum eigentlichen 3. Satz fand - aber es war keineswegs ein langweiliges "vom Blatt Geklimper" :rauchen:

LG
Henry

Dein alter Prof hatte 4 Hände, HAMMER
 
Vielleicht ist es bei den Konzertorganisten auch ein Grund, dass sie meistens auf der Orgelbühne nicht gesehen werden, und daher auch keine Show zu machen brauchen...

Würde ich nicht behaupten. Wer schwerpunktmäßig Konzerte spielt, kann das oft auswendig. Da kann man prominente Kollegen wie Virgil Fox (und etliche Amerikaner) oder Olivier Latry nennen.

Wenn ich Kirchendienst schiebe, brauche ich nicht ein kleines Kernrepertoire auswendig, sondern für verschiedene Gelegenheiten passende Musik, die ich spielen können muss, aber eben nicht unbedingt auswendig.

Der Zeitaufwand ist eben enorm. Ich habe es letztes Jahr mal bei Ronald Brautigam erlebt: Beethoven spielte er auswendig, ein schottisches Stück (das Konzert fand in Schottland statt) mit Noten. Vermutlich etwas, das er nur für diese eine Gelegenheit gelernt hat. Sehr plausibel, dass er das dann nicht ins Kernrepertoire aufnehmen wollte.

Ein weiterer Grund: Zumindest mir geht es so, dass ich mehr Probleme mit dem Auswendigspiel habe, je mehr Notenzeilen es sind. Oboe geht sofort auswendig, Klavier ist schwerer, Orgel noch mal mühsamer.

Ein letztes: Die Klavierliteratur ist technisch im Schnitt deutlich schwerer als die Orgelliteratur, da bleibt kaum Zeit in die Noten zu schauen.

Gruß
Axel
 
Würde ich nicht behaupten. Wer schwerpunktmäßig Konzerte spielt, kann das oft auswendig. Da kann man prominente Kollegen wie Virgil Fox (und etliche Amerikaner) oder Olivier Latry nennen.

Wenn ich Kirchendienst schiebe, brauche ich nicht ein kleines Kernrepertoire auswendig, sondern für verschiedene Gelegenheiten passende Musik, die ich spielen können muss, aber eben nicht unbedingt auswendig.

Der Zeitaufwand ist eben enorm. Ich habe es letztes Jahr mal bei Ronald Brautigam erlebt: Beethoven spielte er auswendig, ein schottisches Stück (das Konzert fand in Schottland statt) mit Noten. Vermutlich etwas, das er nur für diese eine Gelegenheit gelernt hat. Sehr plausibel,

Ein letztes: Die Klavierliteratur ist technisch im Schnitt deutlich schwerer als die Orgelliteratur, da bleibt kaum Zeit in die Noten zu schauen.

Gruß
Axel

Kann ich schwer nachvollziehen.
Es gibt Orgelliteratur, die kann kein Pianist spielen. Das gleizeitige Spielen mit Händen und Füßen will auch bewältigt sein.

Gruß altermann
 

Klar, aber wenn man das einmal kann, ist es kein Problem mit der Koordination. In Sachen Virtuosität kommt da nichts an die Klavierliteratur ran.

Laß mal einen Pianisten Orgel spielen. Ich habe das vor Jahren mal in einem ziemlich grauenvollen Konzert in der Kölner Philharmonie gehört: Alles im doppelten Tempo, weil es ihm viel zu leicht war. Liszts "Ad nos" in 17 Minuten. Ich brauche 30 dafür.
 
Gestern Abend habe ich ein Konzert vom Klavierfestival Ruhr aus dem Jahr 2007 mit Boris Berezovsky auf Classica gesehen. Nachdem er Werke von Medtner und Llywelin auswendig gespielt hat, hat er sich doch tatsächlich erdreistet, in der 2. Hälfte des Konzertes die Diabelli-Variationen von Beethoven mit permanentem Blick in die Henle-Noten und mit weiblicher Unterstützung zum Umblättern zu interpretieren:angst:. Es ist trotzdem niemand gegangen und er musste trotzdem noch 2 Zugaben geben:-).
 
Wenn man das Pedalspiel außer acht läßt, könnte man evtl. sagen, dass auf das Ganze gesehen die Klavierliteratur mitunter auch etwas schwieriger (im Manual) ist, nicht aber, wenn man die virtuosen Pedalbewegungen, das 3. Notensystem und mehrere Manuale mit ihren Wechselnotwendigkeiten in Betracht zieht. Allein die Quantität der zu verarbeitenden Impulse kann daher schon rein mathematisch bei der Orgel deutlich höher liegen als in der Klavierliteratur. Dennoch würde ich auf dieser Ebene da keine Vergleiche anstellen, da die Intonation beim Klavier wiederum schwieriger ist. Und Hornisten würden auch widersprechen, und darauf verweisen, dass beim Horn die Intonation am schwierigsten ist, womit so wohl auch nicht falsch liegen.
 
Also, vergleichen mit den Manualpartien der Orgelmusik ist Klaviermusik um ein Vielfaches schwerer. Was da selbst in lyrischen Stücken an riskanten Sprüngen, Oktavenketten usw. abgeht lässt die Orgelliteratur weit hinter sich. Pedalspiel wird von Schwierigkeitsgrand doch oft überbewertet. Dazu kommt, dass viele große Komponisten eher schlecht als recht auf dem Pedal waren und da auch keine großen Anforderungen stellten, z.B. Liszt oder Franck. Ein Klavier braucht einfach deutlich mehr Anschläge, da der Ton schnell verklingt.
Was allerdings bei tatsächlich der Fall ist: die zusätzliche Ebene des Pedals hemmt das Auswendigspiel.
 
Also, vergleichen mit den Manualpartien der Orgelmusik ist Klaviermusik um ein Vielfaches schwerer. Was da selbst in lyrischen Stücken an riskanten Sprüngen, Oktavenketten usw. abgeht lässt die Orgelliteratur weit hinter sich. Pedalspiel wird von Schwierigkeitsgrand doch oft überbewertet. Dazu kommt, dass viele große Komponisten eher schlecht als recht auf dem Pedal waren und da auch keine großen Anforderungen stellten, z.B. Liszt oder Franck. Ein Klavier braucht einfach deutlich mehr Anschläge, da der Ton schnell verklingt.
Was allerdings bei tatsächlich der Fall ist: die zusätzliche Ebene des Pedals hemmt das Auswendigspiel.

Ich protestiert aufs energischste.
Ich lasse meine Kunst als Organist nicht von euch in den Abgrund ziehen. Ihr könnt eure erbärmliche Drahtkommode nicht mal selbst stimmen und der Stoßzunge die rechtzeitige Bewegung beibringen. Die schnelle Repitition bei gekoppelten Manualen der Orgel würde euch nicht gelingen. Die Knorpel von euch Pianisten würden im Abfalleimer landen, mit absoluter Sicherheit.
Ich bereue keinen Satz, auch die Rechtschreibfehler nicht. Schließlich habe ich diesen unglaublichen Kommentar mit meinem Smartphone geschrieben und nebenbei noch mit den Füßen Kartoffeln geschält.

Ich habe fertig

altermann
 
Einem gefällt mein Beitrag!
 
Du kannst ja richtig lange Beiträge schreiben :-D
 

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