Ein paar Fragen zur Motivation

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Manche Leute fühlen sich anscheinend persönlich angegriffen, wenn man mitten in einem Thema nach ihrer Motivation fragt, warum sie überhaupt Klavier spielen. Da mich das aber wirklich interessiert und manche meiner Antworten vielleicht anders ausfallen würden, wenn ich darüber mehr wüßte, frage ich mal ganz allgemein: Was glaubt ihr sind die Gründe, warum Menschen Klavier spielen, Unterricht nehmen, hart oder vielleicht auch garnicht üben, Frust als gelegentlichen Normalzustand hinnehmen oder deswegen aufgeben etc.?

Ich werfe auch noch ein paar mögliche Antworten hin, die ich alle für nicht ganz unrealistisch halte:

- Möchte Pianist werden, weil er die Musik liebt und weitergeben will
- Möchte Pianist werden, weil das geil ist
- Es gehört zur Bildung, ein Instrument zu lernen
- Klavier macht intelligent
- ist total in XYZ (weltbekannter Pianist oder Pianistin) verknallt und will sich so näher fühlen
- Braucht ein Zweitinstrument fürs Studium
- Papa hat's angeordnet
- Malen nach Zahlen macht keinen Spaß mehr (der wirkliche Grund ist da noch versteckt, ich kann ihn aber nicht richtig fassen)
- Ist Musiker und findet im Klavier sein zuhause
- Will seiner Freundin ein Geburtstagsständchen bringen (Mädchen machen sowas fast nie)
- Onkels ultimativer Tip zum Entzicken der Göre: Klavierunterricht!
- Darum! (das ist mein Grund, andere Erklärungsmöglichkeiten haben sich später dazugesellt)
- "In dieser Familie hat noch jeder ein Instrument gelernt!"
- "Mal sehen, was ich von XYZ (ein sehr musikalischer Verwandter) geerbt habe"
- In Erinnerungen schwelgen, während man sich durch die Stücke stümpert (so sagt das natürlich niemand von sich selbst)
 
Was glaubt ihr sind die Gründe, warum Menschen Klavier spielen, Unterricht nehmen, hart oder vielleicht auch garnicht üben, Frust als gelegentlichen Normalzustand hinnehmen oder deswegen aufgeben etc.?

vielleicht ganz einfach, weil

* es spass macht
* es stolz macht
* es schön ist, wenn ein stück plötzlich klappt
* es eine erfüllende beschäftigung ist
* es den ehrgeiz kitzelt etwas zu lernen und zu tun, was so garnichts mit der erwerbsarbeit zu tun hat und völlig freiwillig ist
* es spannend ist, etwas völlig neues auszuprobieren
* ...

...naja, aber ich spiele ja auch erst ein jahr, und habe noch dazu erst im höheren alter angefangen, da dürfen die begründungen noch so profan sein, gelle :D?

lavendel
 
Ich bin auch für DARUM, nur hätte ich viel früher damit anfangen sollen!
Manches muss man nicht in Worte fassen.....
 
Hallo Guendola,

ich finde das ist eine sehr interessante Frage.

Der Wunsch Klavier zu spielen entwickelte sich bei mir als ich so ca. 8 oder 9 Jahre alt war. Dafür gab es einen ganz banalen Grund. Meine Cousine, die drei Jahre jünger ist, bekam zu Weihnachten eine Orgel geschenkt. So ein riesiges Ding mit 2 Manualen und vielen Knöpfen. Dieses Instrument hatte mich total fasziniert. Ich hätte sie zu gerne ausprobiert, aber leider durfte ich nicht an das Instrument heran.

Obwohl ich nicht aus einer musikalischen Familie kam und nie zuvor Klaviermusik geschweige denn klassische Musik gehört hatte, fand ich den Gedanken toll, Tasten zu drücken und Töne oder gar Melodien damit zu produzieren. Als Teenager hörte ich neben den damals angesagten Popgruppen auch gerne klassische Musik. Das Interesse für diese Musik wurde aber erst mit zunehmenden Alter intensiver. Im Laufe der Jahre zog mich jedes Klavier magisch an, aber die Umstände ließen es erst zu, dass ich mit Mitte 30 Klavierunterricht nehmen konnte.

Heute kann ich mir ein Leben ohne Klavier gar nicht mehr vorstellen, obwohl ich nur sehr langsam vorankomme und eher leichte Stücke spiele. Ich hoffe, dass ich, wenn meine berufliche Zukunft endlich geklärt ist, wieder die Zeit und Muße finde, mich intensiver mit dem Klavierspielen befassen zu können. Im Augenblick läuft es leider ein wenig nebenher.

Übrigens: Nachdem ich meine Cousine seit unserer Kindheit nicht mehr gesehen habe, traf ich sie vor ein paar Monaten und Sie erzählte mir, dass sie diese Orgel gehasst hat. Das war gar nicht ihr Ding, obwohl sie sehr musikalisch ist, Theater spielt und sogar singt. Und ich habe sie so sehr um dieses Tastending beneidet.

Wenn Du mich nach meiner heutigen Motivation Klavier zu spielen fragst, kann ich eigentlich nur antworten. Es macht mich froh, glücklich, munter. Klavierspielen ist wie nach Hause kommen und in die Arme genommen werden. Wenn ich am Klavier übe, vergesse ich alles andere. Endlich darf ich Tasten drücken und Töne und Melodien (manchmal recht schräge ;)) produzieren.

Viele Grüße
Kerstin
 
Die Fülle der Antworten auf die Frage "warum spielen Menschen Klavier" dürfte so umfangreich sein wie die Menge klavierspielender Menschen. Ich vermute, dass es fuer kaum jemanden nur eine einzige Motivation gibt, bzw. dass diese sich im Verlauf der Jahre verändert.

Also erzähle ich von mir:
Als ganz kleines Kind war es für mich faszinierend, den unterschiedlichen Klang hoher und tiefer Töne auf dem Klavier (das nun mal in der Wohnung stand) auszuprobieren.
Als ich dann mit dem Klavierunterricht begann, war es das Fernziel: "ich will Orgel spielen (faszinierte mich viel mehr) und brauche die Grundlagen am Klavier".
Als ich als Mittvierzigerin neu angefangen habe, war es sicher auch der Wunsch, etwas von dem nachzuholen, was ich als Kind nicht erreicht hatte.
Heute nehme ich das Klavier als Klavier und nicht als "Vorstufe zur Orgel" wahr, entdecke die Klaviermusik ganz neu und anders für mich. Und das ist für mich hinreichende Motivation, nach einem langen Arbeitstag wenigstens etwas Zeit für das Klavier zu reservieren.

lg vom Ibächlein :klavier:
 
Also ganz wissenschaftlich ausgedrückt könnte ich deine Frage folgendermaßen beantworten: Wenn wir Musik hören oder Musik machen wird Dopamin, ein Glückshormon, in unserem Gehirn ausgeschüttet. Das ist ungefähr so, wenn man am Wochenende sich mit Bier und Schnaps betrinkt, damit man den ganzen Stress bewältigt.
Die Gefahr dabei ist, dass es zur Sucht werden kann. Wenn wir also schlecht gelaunt sind und Alkohol trinken und uns danach wohl fühlen, werden wir unbewusst denken, dass Alkohol die Lösung für die schlechte Laune ist.
Das gleiche gilt fürs Klavier spielen. Der Unterschied ist, dass Klavierspielen nicht schädlich für unseren Körper ist (außer evtl. Rückenschmerzen).
Das ist glaube ich der Hauptgrund, warum man Klavier spielt, auch wenn es sich noch so banal anhört.Oder menschlicher ausgedrückt: Musik ist eine ungefährliche Droge, die zwar nicht dauerhaft, aber für einen Moment glücklich macht! (und Gott übrigens auch!) :D
Wissenschaftlich?:confused:
Das klingt aber arg simplifiziert! Hast Du das irgendwo gelesen?

Festhalten sollte man auf jeden Fall, dass die "Sucht" (?) des Klavierspielens nicht mit einer Alkoholsucht zu vergleichen ist -- muss ich jetzt mal so betonen, nachdem "unglückliche" Vergleiche ja diese Woche schon in den Medien waren - Manager, Juden als Sündenböcke usw.
 
Grad wollt ich auf dieses Thema antworten - da merkte ich, ich kann es nicht.
Ich opfere quasi mein Leben dafür, weiß, dass ich es denoch nicht zu außergewöhnlichem bringen kann...
Für mich ist es (die einzige mögliche Erklärung) symbolisch.

Schönen Abend,
classican
 
Ich habe noch mal über meine eigene Motivation nachgedacht: Es läuft wirklich auf "darum" hinaus, denn wir hatte nun mal ein Klavier im Haushalt und ich habe angefangen, darauf zu spielen, der Rest ergab sich von selbst. Es sind also rein äußerliche Bedingungen gewesen, ich selbst hatte keine andere Wahl (der Spieltrieb ist ja angeboren, dafür kann man nichts). Erfolgserlebnisse kann man auch im Beruf, beim Canasta oder beim Einkaufen haben, das ist sekundär und abhängig von den persönlichen Lebensschwerpunkten.

Gibt es eigentlich auch Menschen, die nicht Klavierspielen, sondern Klavierüben als Hobby haben?
 

Habe jetzt auch erstmal eine Weile nachgedacht über die Frage.

Die Hauptmotivation ist bei mir, dass ich mich gerne in einem Zustand befinden möchte, wo ich alles um mich herum vergessen kann und nur genau bei dem bin, was ich gerade tue. Das funktioniert beim Klavierspielen nicht sehr zuverlässig, aber es passiert oft. Ich unterscheide da übrigens nicht zwischen "Klavierspielen" und "Klavierüben". Ein effektiver Übeturn, wo ich das Gefühl habe, wirklich was gerissen zu haben, ist auch eine große Motivation - also von daher, ist Klavierüben auch mein Hobby (um auf Guendolas Frage zurückzukommen). Wenn jemand zuhört, fällt es mir leider sehr viel schwerer, in diesen "meditativen" Zustand zu gelangen.

Es ist derselbe Effekt, als wenn ich mit glühenden Ohren ein total spannendes Buch von vorne bis hinten durchlese, und nicht aufhören kann und die Zeit praktisch still steht. Habe bei mir festgestellt, dass sich der Zustand noch schneller und zuverlässiger bei meinen Komponierversuchen einstellt. Manchmal kann ich stundenlang über 3 Akkorden grübeln, und merke dabei nicht, wie die Zeit vergeht. Wie ein Kind mit einem geliebten Spielzeug eben.

Es ist also die Sehnsucht nach diesem erwähnten Zustand, auch wenn es ziemlich pathetisch klingt. Ja - das ist wohl meine Hauptmotivation.

Allerdings gestehe ich, eitel genug zu sein, dass es mir schmeichelt und zusätzliche Motivation gibt, wenn jemand beim Orgel- oder Klavierspiel zuhört und ich positives Feedback bekomme.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo miteinander,

ich glaube, dass erwachsene Klavierspieler das "Klimpern" auf den Tasten sehr häufig als Ausgleich zum mehr oder weniger stressigen Berufsalltag sehen, so denn auch bei mir.
Die Musik erfüllt mich, sie lenkt mich ab und versetzt mich in eine andere, wunderbare Welt, die im Moment des Klavierspielens nur mir alleine gehört. Das motiviert mich!
Des weiteren kann ich mich durch die Musik ausdrücken, und zwar auf die Art, welche allein durch Worte unmöglich wäre. Das Klavierspiel entspannt mich und ich fühle mich gut.

Allerdings kommt es auch vor, dass mein Hirn derart vollgestopft ist mit Alltagsproblemchen, dass ich trotz hoher Motivation zum Musizieren keine - ich nenns mal Muße- mehr finde für ein erfolgreiches Üben. Das frustriert mich. Und da beneide ich jüngere Spieler um ihre Unbefangenheit und Sorglosigkeit.

Und noch was: Üben und Spielen trenne ich nicht. Beides bereitet mir großes Vergnügen, wobei ein fertig vorzeigbares Stück natürlich Flügel verleiht, grins!
Es grüßt euch, Madita
 
Ja, das ist so ungefähr, als wenn man fragen würde, warum man überhaupt an Gott glaubt.

Finde ich eine sehr gute Analogie! Erstmal glaubt man an Gott, weil man an ihn glaubt. Sonst wärs ja Blödsinn.

Und dann hilft einem der Glaube das Leben besser auszuhalten.

Nun, genauso ists bei der Musik auch :)

Wobei ich der Musik sogar noch eine spezielle "psychotherapeutische Wirkung" attestieren würde. Die natülich abhängig davon ist, in welcher psychischen Verfassung man ist. Und entsprechend kann dann die richtige Musik eine unwahrscheinlich wohltuende Wirkung haben. Nicht um die Probleme - wie mit Drogen - zuzudecken, sondern um einen psychischen Wachstumsprozess zu fördern.
 
Ich spiele Kirchenmusik nicht für Gott, und auch nur sekundär für die Gemeinde. Primär spiele ich sie für mich selbst (bzw. singe sie für mich selbst, da ich bei Kirchenmusik auf den Tasten noch recht wenig fabriziere, aber mit der Stimme sehr wohl).

Allgemein ist es sehr schwer zu beantworten, warum ich Klavier spiele, bzw. warum ich so gerne Musik mache.
Es war einfach so, dass ich ein neugieriges Kind war, und in unseren Haushalt ein altes ungestimmtes Klavier als Deko-Möbelstück kam.
Ein neugieriges Kind muss triebgesteuert alles anfassen, was nur geht. Auch Klaviertasten. Ein neugieriges Kind reagiert interessiert auf die verschiedenen auditiven Wahrnehmungen, die es mit seinen Fingern erzeugen kann.
Ein neugieriges Kind, kann "Ich gehe mit meiner Laterne" singen, und bemerkt, dass man die gleiche Melodie auch auf einem Klavier spielen kann, wenn man die richtigen Tasten im richtigen Moment drückt und ist fasziniert von dieser Erkenntnis.
Ein neugieriges Kind drückt so lange auf den Tasten herum und experimentiert, bis es "Ich gehe mit meiner Laterne" spielen kann.
Ein neugieriges Kind merkt, dass es eine zweite Hand hat, die nicht genutzt wird, und dass noch genug andere Tasten übrig sind.
Ein neugieriges Kind spielt zu der Melodie zufällig irgendetwas mit der linken Hand dazu. Herauskommen tut dabei dann nach langem Rumprobieren eine Begleitung, die nur aus einem einzigen Akkord besteht, der immer wieder während des Stücks angeschlagen wird.
Das neugierige Kind hat Eltern, die erkennen, dass das Kind Freude am Spiel hat und melden es einfach so mal an der Jugendmusikschule an.
Das neugierige Kind bekommt nun Unterricht an der Musikschule, über Jahre hingweg und verliert nie die Freude am Musikmachen.
Das neugierige Kind bekommt über die Jahre den Körper eines Erwachsenen, bleibt aber immer neugierig und experimentierfreudig.
So bin ich.

Musik macht mir einfach Freude. Weshalb kann ich nicht sagen. Es wäre, wie wenn du einen Bräutigam fragst, warum er seine Braut heiratet. Er wird sagen, er heirate weil er sie liebt. Aber er wird so gut wie nie konkret sagen können, weshalb er sie liebt. Wegen ihrer Art? Möglich. Aber das ist kein fassbarer Grund. Und genau so ist es nicht allzu oft konkret fassbar, warum Musik den Menschen glücklich macht.
 
vielleicht ganz einfach, weil

* es spass macht
* es stolz macht
* es schön ist, wenn ein stück plötzlich klappt
* es eine erfüllende beschäftigung ist
* es den ehrgeiz kitzelt etwas zu lernen und zu tun, was so garnichts mit der erwerbsarbeit zu tun hat und völlig freiwillig ist
* es spannend ist, etwas völlig neues auszuprobieren
* ...

...naja, aber ich spiele ja auch erst ein jahr, und habe noch dazu erst im höheren alter angefangen, da dürfen die begründungen noch so profan sein, gelle :D?

lavendel

Dito!!!! @ lavendel: in welchem Alter hast du denn angefangen? Ich habe auch mit 40 angefangen , wohl deshalb sprechen mir deine Argumente aus dem Herzen !! :p
 

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