Druck im Unterricht

Hm, der normale Alltag (im Büro, bei Treffen mit Freunden, usw. usw.) ist doch voller zwischenmenschlicher Berührungen? Logischerweise kann also auch eine Berührung im Klavierunterricht "passieren", also an der Hand, wie es Marlene z.B. beschrieb. Das ist doch nun wirklich nichts "Unsittliches"... Vermutlich bin ich mit sowas aber einfach zu unkompliziert, als dass ich da ein Problem erkennen wurde. Es spricht aber ja auch nichts dagegen, es zu thematisieren, wenn man so etwas im Unterricht z.B. nicht wünscht.

Ja, natürlich spricht da nix gegen. Aber für manche scheints doch sogar problematisch zu sein, solches zu thematisieren, sonst gäbe es doch solche Anfragen / threads gar nicht. Außerdem kann's immer mal n schwarzes Schaf geben, aber verallgemeinern kann man Aussagen bezüglich willkürlichen Übergriffen natürlich nicht.

Es geht ja auch, gerade bei z.B. Schülern, die wirklich panisch reagieren bei Berührungen, um diese extreme Panik auf der einen und das ab-und-an im täglichen Leben auftretende Berühren auf der anderen Seite:

Und es gibt bestimmt Leute - der bereits erwähnte Gould war einer davon - die Berührungen ÜBERHAUPT NICHT mochten, und da ist es gaz egal, ob sie bei FREUNDEN, im ALLTAG, im BÜRO oder sonstwo stattfinden.

Manche MÖGEN KEINE BERÜHRUNGEN. Ob nun unsittlich, oder normal.

LG, Olli!
 
Wir sind uns einig, dass es auch schwarze Schafe gibt. Und Menschen, die schlimme Dinge erlebt haben, traumatisiert sind - keine Frage. Gleichzeitig sind aber Berührungen auch etwas zutiefst "Menschliches" und Positives. Wer diese also kategorisch ablehnt, sollte sich auch darüber im Klaren sein, dass er damit bei Charakteren, die da anders ticken, zumindest auf Befremden stoßen wird....
 
Gleichzeitig sind aber Berührungen auch etwas zutiefst "Menschliches" und Positives.

Sehe ich genauso. Wenn sich Lehrer und Schüler gut verstehen, kann man glaube ich, mit etwas Zeit, ein Vertrauensverhältnis schaffen, in dem solche Dinge dann auch möglich sind. So sieht für mich zumindest ein guter Unterricht aus: wenn ein Raum geschaffen wurde, in welchem sich der Schüler ausprobieren und über sich hinaus wachsen kann, in dem Erfolge, aber auch Misserfolge ihren Platz haben dürfen.

...und letztenendes liegt es wohl auch in der Verantwortlichkeit des Schülers.
 
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Berührungen sind in meinem Klavierunterricht selten und wenn, dann konkret auf Handhaltung bezogen, da ich das Handgelenk oft zu hoch habe, legt meine Lehrerin dann ihre Hand kurzzeitig darauf, quasi als Erinnerung, das gleiche gilt für die Schultern, die ich oft verspanne und hochziehe und die Armhaltung. Mir ist es so während des Spieles angenehmer, als wenn sie verbale Anweisung geben würde, das würde mich eher herausbringen. Letztlich muss das aber wohl nicht sein und jemand, der keine Berührungen mag, kann das ja auch sagen.
 
Mir fällt grad ein: Ich sage zu meinen drei ( 3 ) Schülern nie "ich unterrichte Euch", denn man lernt als Lehrer von Schülern genausoviel, wie die von uns. Wir sagen immer: "Wir ARBEITEN ZUSAMMEN an der und der Sache / dem Stück usw. ". Diese Aussage focussiert.

LG, Olli!
 
Leute, verkopft das mal nicht so sehr. Klavierspiel ist ein Thema, das ohne Motorik und richtige Haltung nicht auskommt. Meines Erachtens wird da viel zu wenig (sanft) berührt! Das ist wie Tanzen lernen ohne Körperkontakt. Beim Fliegenfischen (und meines Wissens auch beim Golf/Tennis, ganz zu schweigen vom Turnen) gibt es Entwicklungsstufen, die man in zwei Minuten überschreiten kann, wenn der Lehrer den Schüler - im wahrsten Sinne des Wortes - recht eng umarmt. Verzichtet man darauf, können aus zwei Minuten leicht 5 Monate und mehr werden... (Eine Umarmung übrigens, die man sich auch bei vielen Physiotherapien, erst recht bei Osteopathen, gefallen lassen muss)
Ich sehe hier bei psychisch normalen Erwachsenen keinerlei Probleme - im Umgang mit Kindern und gerade Pubertierenden ist allerdings hohe Sensibilität gefragt.

Ich würde mich freuen, wenn meine KL z.B. mit zartem Fingerdruck mich auf den (Ent)Spannungsgrad meiner Schultern hinweisen würde. Leider ist alleine der Wunsch nach einer solchen Korrektur hierzulande fast schon sexistisch... ebenso ein lautloses Rhythmustipping auf Oberschenkel oder Schulter etc.

Aber auch hier schwappen Missbrauchsangst und Prüderie längst über den großen Teich... in den genannten Sportarten gibt es daher folgerichtig längst reine Frauenkurse mit ordentlich Zulauf - als ob es keine Lesbierinnen gäbe... (die sich dort auch rege tummeln;-))

Kranke Welt. Abgesehen von Kindern und Jungendlichen: Wir können alle notfalls auch mal ausholen und zuschlagen, oder?
 
Das ist wie Tanzen lernen ohne Körperkontakt. Beim Fliegenfischen (und meines Wissens auch beim Golf/Tennis, ganz zu schweigen vom Turnen) gibt es Entwicklungsstufen, die man in zwei Minuten überschreiten kann, wenn der Lehrer den Schüler - im wahrsten Sinne des Wortes - recht eng umarmt. Verzichtet man darauf, können aus zwei Minuten leicht 5 Monate und mehr werden...

Da ist eindeutig was dran an der These. Ich hatte als Kind/Jugendliche sieben Jahre lange Violinunterricht, da waren Berührungen auch an der Tagesordnung. Ohne diese wäre es wohl um ein vielfaches schwieriger gewesen, mir bestimmte Dinge zu erläutern (Körper-Fingerhaltung usw.).

Aber auch hier schwappen Missbrauchsangst und Prüderie längst über den großen Teich... in den genannten Sportarten gibt es daher folgerichtig längst reine Frauenkurse mit ordentlich Zulauf - als ob es keine Lesbierinnen gäbe... (die sich dort auch rege tummeln;-))

Das kann ich so nicht sagen. Ich denke vielmehr, dass jeder eben seine ganz persönlichen Themen in eine zwischenmenschliche Beziehung bringt. Wichtig ist, dass man erkennt, worum es dabei geht, sodass man im Anschluss in der Lage ist, an diesen Inhalten zu arbeiten.
 
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Ich sehe hier bei psychisch normalen Erwachsenen keinerlei Probleme

@.cantabile. hat das Thema aufgerufen. Sie HAT ein Problem damit, mit Nähe überhaupt, das hat sie gleich zu Anfang gesagt. Ich finde es immer richtig und wichtig, wenn man offen äußert, was man will bzw. nicht will.

Sonst hat hier niemand ein Problem mit sachdienlichen Berührungen in einer Unterrichtssituation.
 
Ich finde eine Welt, in der ich meine Bedürfnisse offen kommuniziere nicht krank.
Wir wohnen doch alle nur in unserem Kopf und ich kenne mich in meinem selbst da manchmal nicht aus :-). Cantabile und andere, denen Berührungen unangenehm sind, haben eine Sicht auf die Welt und Mitmenschen , die eine ganz andere ist, als die unsrige. Und sie müssen auch nicht unbedingt krank sein, sondern eben nur anders.

Viele Grüße
Marion
 
Hallo ihr,

wollte nur ne kleine Rückmeldung geben, wie es heute gelaufen ist: ich bin happy :-) Es ging heute deutlich besser, als die letzten Male. So zumindest mein subjektiver Eindruck. Die erste Seite der Bachinvention 4 konnte ich vortragen, fast fehlerfrei und sogar auswendig. Ich glaube, ich muss in Zukunft alles auswendig machen, da spielt man einfach besser.

Dann habe ich den Buxtehude vorgetragen, nur Manual. Zuerst langsam, was ging, beim zweiten Anlauf wollte es der Lehrer dann schneller haben, da hab ich dann eine Stelle kurz zerbröstelt, aber dann gings wieder. Und beim dritten Anlauf wollte er dann plötzlich das Pedal noch mit bei haben... ich dann gezögert und gemeint, dass ich mir das jetzt ne Woche nicht mehr angeguckt habe... spielen musst ichs trotzdem und es ging...keine Ahnung weshalb, aber es ging und ich hab grad einfach nur ein mega breites GRINSEN :-) im Gesicht.

Klar: es war jetzt nicht perfekt, ich war immer noch nervös, aber heute hatte ich kleinere Erfolge, was sich gut angefühlt hat - darauf kann ich jetzt aufbauen.

...vielleicht lag es auch am "sich warmspielen"? Ich war heute um 13 Uhr 45 im Orgelraum und hatte 45 Minuten Zeit mich einzuspielen. Ich hab mit Fingerübungen angefangen, bin die Stücke noch'mal durchgegangen und um 14 Uhr 30 kam dann mein Lehrer. Vom Gefühl her fühlte sich diese Situation deutlich besser an, weil ich viel mehr IN der Musik war. Ansonsten kommt man in den Unterricht, setzt sich an die Orgel und muss dem Lehrer sofort was vorspielen.

Bin am überlegen mich handytechnisch noch'mal bei ihm zu melden, und zu fragen, ob ich das jetzt jeden Mittwoch machen darf... wär vielleicht schon ne gute Sache, oder was meint ihr? Da ich eh die erste Schülerin bin und der Raum vorher von niemandem genutzt wird, wär das ja kein Problem.

Liebe Grüße,
Deva.... die das Grinsen immer noch nicht wegbekommt :-D
 
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Druck? Völlig unerwartet: Nein!

Aus Furcht vor der Probestunde habe ich den KL angerufen und ehe ich etwas sagen konnte hat er von einem frei gewordenen Termin…..., er hat mich für heute bestellt. Ich war so konsterniert, daß ich nicht abgesagt habe. Am Nachmittag war ich bei ihm und ich kann noch immer nicht glauben was dort passiert ist.

Er ist etwa 50, er redet sehr ruhig und sanft, er hat mich nach meinen Stücken etc. pp. gefragt, er wollte, daß ich ihm vorspiele. Er wollte wissen ob ich ihn dabei lieber sehen oder nicht sehen möchte (lieber sehen). Und welche Entfernung mir genehm sei (weiter weg). Er hat sich schräg zu mir gesetzt und auf das Flügelende (Yamaha) geschaut. So kam ich mir nicht beobachtet vor. Er hat unglaublich beruhigend auf mich gewirkt und meine Angst, mit einem vollkommen fremden Mann alleine im Zimmer zu sein, war auf einmal wie weggeblasen. Der Druck war weg!

Er ist zwischendurch aufgestanden und hat seinen Stuhl unmerklich immer ein wenig näher zum Klavier gerückt. Bis er auf einmal neben mir saß. Mein Handgelenk war zu hoch und er hat seine Hand auf meinen Handrücken gelegt. Unfaßbar für mich, aber seine Berührung hat mich wie eine warme Welle erfaßt, die meinen ganzen Körper durchströmt hat, seine Berührung war unglaublich beruhigend. Ich weiß nicht was passiert ist - ich habe nie einen fremden Menschen freiwillig so nah herankommen lassen. Und dann diese Berührung. Einen so sanften Mann habe ich noch nie erlebt. Unfaßbar. Ich frage mich was das war. Ich muß mich jetzt sammeln.
 
Wow, cantabile! Ich wünsch Dir für den weiteren Klavierunterricht (den Du ja jetzt bestimmt nimmst :)) alles Gute und ganz viel Erfolg und Freude!
 
.cantabile., ich hoffe, dass diese bereichernde Erfahrung dazu führen wird ein wenig länger über gewisse Beiträge zu sinnieren und nicht vorschnell ein Urteil über Deine Mitmenschen zu fällen (z.B. über Michael, lavendel und mich).


Du hast zwar Dich selbst gefragt - aber es gibt Menschen mit einer Aura, mit einem unsichtbaren Energiefeld, das den Körper umgibt. Manche können es spüren, manche nicht.

Es gibt Heiler die das Hand auflegen bzw. energetische Berührungen therapeutisch eingesetzen. Sie haben die Gabe durch ihre bloße Anwesenheit und Nähe (durch ihr Energiefeld) ausgleichend zu wirken. Es gibt aber auch Menschen, die diese „nonverbalen Fähigkeiten“ besitzen ohne sie therapeutisch einzusetzen. Ich kenne einen solchen Menschen dessen Berührungen auf mich ebenfalls unglaublich beruhigend wirken.
 
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Energiefeld? Ja, so habe ich das Geschehen empfunden. Da war irgendsowas.
 

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