Ich habe mir Frühlingstau mit YT und Noten gleichzeitig zu Gemüte geführt.
Der YT-Titel schreibt noch cis-Moll, aber im pdf steht korrekt E-Dur.
Im Klavierpart, T.2, muss die l.H. vermutlich eine Oktave tiefer notiert werden. So, wie's da steht, bedienen beide Hände dieselben Tasten.
In der Tat kommt das Stück am Anfang harmonisch nicht von der Stelle. Etwa T. 8-13 (6 Takte) nur E-Dur. WTF?
Da könnte man in jedem Takt ruhig mal "modal" abspringen, nach fis-Moll, gis-Moll und cis-Moll. Nicht nur A-Dur-Einstreu. Ab T. 18 tut sich mal was, ab T.27 kommt man in die Nähe harmonischer Variabilität, die man gerne schon zu Anfang hören würde. Selbst für eine ruhige Ballade ist das "Intro" harmonisch etwas arg minimalistisch
Die musikalischen Ideen sind gut und balladentypisch. Periodenbildung ist auch gut.
Das Stück ist extrem klavierlastig instrumentiert. Bei einer Leseprobe in einem menschlichen Klaviertrio (für Literatursuche) würde man das Stück nach der Hälfte aussortieren. Zu langweilig für Violine und Cello. Keine streichertypischen Spielfiguren.
Man könnte die beiden Stimmen genauso gut mit A-Klarinette und Fagott besetzen. (Würde wahrscheinlich sogar besser klingen.)
ab T. 18 und ab T. 49: Cello oktaviert den Klavierbass, sonst nichts. Muss das sein?
ab T. 26 Geige darf die Melodie colla parte mitspielen. Kann das Klavier die Melodie nicht gänzlich der Geige überlassen?
ab T. 34 darf die Geige endlich die Melodie mitspielen, wird aber vom Klavier mit gebrochen Oktavfiguren genervt, die in der gleichen(!) Oktavlage wie die Geigenmelodie liegen. Der Pianist ärgert sich, dass er jetzt kein Solo hat (obwohl er gerade eins hatte). Es klingt echt so (weil der Computer das Klavier nicht runterdimmt).
Gut, ich würde hilfsweise die gebrochenen Oktavfiguren nicht auf der Harmonieterz, sondern auf der Harmoniequinte setzen (in T. 34 also auf h statt auf gis) - ohne dass ich das überzeugend fände. Ich würde mir eine andere rollende Spielfigur ausdenken, vielleicht Quint"tremolo"...
ab T. 42 ist das Cello dran... allerdings in einer relativ zum Klavier sehr ungünstigen Oktavlage. Das "Solo" hört man überhaupt nicht, und die Töne kollidieren mit den Synkopenfiguren der l.H. Ein Mulm. Der Cellospieler muss immer wieder auf die trägere G-Saite runter. An der Sechzehntelfigur in T. 48 ist deutlich zu hören/nicht zu hören, was für ein Fake der Computer draus macht. Die ersten zwei Viertel in T. 48 werden "live" nicht so "leicht" klingen. -> Ausweg: Das Cello gehört eine Oktave höher transponiert, aber sowas von.
Ab T. 52 (wenn nicht schon ab T. 49) erwartet man wohl, dass das Cello etwas marqué klingen soll. Das klappt mit dem anhaltenden Dauergeklimper nicht. Da muss was anderes hin. Meinetwegen nur sparsame Akkorde oder leise "Tremoli" in kleineren Intervallen (...probieren).
Die Episode ab T. 55 ist sehr nett.

...auch das Fade Out bis T. 67 finde ich annehmbar. Hier haben alle Instrumente ihre eigenen Oktavlagen (Klavier ganz unten und in der eingestrichenen Oktave, Geige ganz oben, Cello in der kleinen Oktave)

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In T. 77 würde ich die ersten vier Celloachtel einfach weglassen. Die Oktavparallelen hört man - sie sind es, die den Klang stören.
In der Episode ab T. 85 könnte man die Stimmen vertauschen: das Solo in die Geige, die off-beat Achtel ins Cello.
Das Fade-Out von vorhin kommt nochmals, das ist mir etwas zu plötzlich. Das Stück hat also latent eine A-A-B-B-Form?
Im E-Dur-Teil ab T. 68 könnte man vielleicht noch einen Abschnitt von früher einfügen (natürlich mit vertauschten Stimmen). Bin eigentlich dagegen, Stücke künstlich zu verlängen, aber hier hätte das vielleicht Sinn...
Von der kompositorischen Qualität her: Würde mir derartiges als Orgelstück für den Gottesdienst unterkommen: ich (Kirchenorgelist) würde es umarbeiten (erstmal mit der Schere und dann Feinarbeit) und dann "aufführen" - als Vorspiel oder sub communione.(Sowas mache ich ab und zu.)