Drei Balladen für Klaviertrio (von mir)

  • Ersteller des Themas ChrisSilver
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Ich sehe das so: Jeder Künstler erzeugt mit "seinem Stil" einen unverkennbaren Ausdruck persönlichen kreativen Schaffens. Natürlich kann jeder hergehen und seine Vorbilder kopieren, deren Stil nachahmen und den verpufften Hauch ihrer kreativen Impulse in neue Bahnen lenken. Aber er kommt dadurch nicht an das natürliche Genie heran, an den Quell der Inspiration, den Kuss der Muse; er folgt den ihm sanft vorgzeichneten Pfad mit blind stapfenden Schritten. Das Schaffen des Künstlers mag zwar nicht sein Innerstes offenbaren, es trägt aber gewissermaßen seine "Handschrift", die fein, grob, markant, hölzern, filigran oder monumental sein kann, und die nicht einfach so kopiert werden kann.
So wie der Schriftsteller immer neue Wortkombinationen zu Papier bringt, und der Malerei seine Leinwand auf immer neue Arten bekleckst, so hat auch der Komponist die Möglichkeit, seine musikalischen Linien auf neue Arten zu verweben.
Darüber hinaus ist Kunst aber auch ein Mittel der Kommunikation und sprachlich verfasst. Im Werk des Künstlers erhebt dieser seine Stimme und spricht uns an. Wir treten in einen Dialog und werden zu einer Reaktion verleitet. Angefangen bei "Gefällt mir das?" startet in uns ein Prozess der Identifikation und nachfolgend der Resonanz. Ein melancholisches Musikstück stimmt uns traurig, ein schrilles verstört uns, eine Hymne macht uns stolz.

Meine Musik ist nicht bloß das Werk eines ungeübten Handwerkers. Sondern sie ist zuallererst Ergebnis einer Kompaktierung und Differenzierung kreativer Impulse, die - um nicht von meinem "Innersten" sprechen zu müssen - einen hohen unbewussten Charakter haben. Die Komposition meiner drei Stücke war ein Akt der Achtsamkeit und der Meditation. Die thematischen Bestandteile meiner Musik folgen keinem starren Schema und die Anordnung ihrer Töne gehorcht dem Prinzip größtmöglicher Notwendigkeit: Die Melodie muss so sein und nicht anders. Der Beginn des Klavierparts in Winterfeuer bei Minute 1:54 duldet in meiner Reflexion (auch heute noch) keine Veränderung bzw. Variation. Die Komposition wurde von mir nicht auf strenger Basis von Regeln entwickelt, sondern nach Gefühl, und bewegt sich um ein emotionales "Gravitationszentrum", das sich an Stelle 2:34 findet.

Ich selbst kann keinen Bogen halten und habe versucht, für unbekannte Instrumente zu komponieren. Daraus resultiert mein ungeschickter Umgang mit den Streicherstimmen. Meine Kompositionen sind bei weitem nicht perfekt, diesem Anspruch wollte ich nie gerecht werden. Wie es aussieht, dürfte ich einige auch in gewisser Weise verstört haben (Stimmführung, Colla Parte, Parallelismen etc.). Warum ich mich letztlich hier gemeldet habe, hing damit zusammen, dass ich Gewissheit über die kompositorische Qualität haben wollte. Wenn meine Stücke "Fehler" haben, so wollte ich wissen, welche das sind - um Klarheit zu haben, die Stücke überarbeiten zu können, und die Fehler in Zukunft vermeiden zu können. Darüber hinaus sind meine Stücke mit einem hohen Anteil an Selbstzweifeln verbunden, die ich lindern wollte. Darin besteht die Plage meiner Künstlerexistenz, dich mich bisher nicht losgelassen hat und mich auch in anderen Künstlerdisziplinen begleitet.
 
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Die Komposition wurde von mir nicht auf strenger Basis von Regeln entwickeln, sondern nach Gefühl,
Wirkliche Künstler haben die Regeln verinnerlicht und wenden sie daher intuitiv an (oder brechen sie). Sie sind sich der großen Wichtigkeit der handwerklichen Basis und des dafür nötigen jahrelangen Übens und Lernens bewusst. Du kennst die Regeln nicht bzw. nicht hinreichend und kommst mit dem typischen Amateur-Spruch "Ich komponiere halt NACH GEFÜHL". Daher, sorry, bist Du (noch) kein wirklicher Künstler.
 
@ChrisSilver
Zustimmung, insbesondere zu deinem ersten Absatz. Du zeigst damit eine sehr reflektierte Haltung. Nach-empfunden ist eben nicht das Gleiche wie empfunden.

Eine Aussage halte ich jedoch für sehr problematisch:
Ein melancholisches Musikstück stimmt uns traurig, ein schrilles verstört uns, eine Hymne macht uns stolz.
Dieser Satz blendet aus, dass die Wirkungen von Musik auf die Rezipienten subjektiv sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Der Komponist kann sich nie sicher sein, ob seine Musik wirklich so verstanden wird, wie sie „gemeint“ ist.
 
Wirkliche Künstler haben die Regeln verinnerlicht und wenden sie daher intuitiv an (oder brechen sie). Sie sind sich der großen Wichtigkeit der handwerklichen Basis und des dafür nötigen jahrelangen Übens und Lernens bewusst. Du kennst die Regeln nicht bzw. nicht hinreichend und kommst mit dem typischen Amateur-Spruch "Ich komponiere halt NACH GEFÜHL". Daher, sorry, bist Du (noch) kein wirklicher Künstler.
Irgendwie habe ich geahnt, dass dieser polemische Schmarrn von dir kommen muss.

Weißt du, hasenbein, ich bin schon ziemlich lange im Forum angemeldet. Früher einmal hast du den Tip gegeben, die 12 Tonarten auf Kärtchen zu schreiben, um damit in zufälligen Tonarten üben zu können. Das habe ich tatsächlich gemacht. Ich kann mich noch erinnern, wie ich damit Quartenvoicings geübt habe. Ich habe deine Expertise früher geschätzt und habe sie sogar Ernst genommen. Dass du mir heute mit einem derart groben Ton kommst, enttäuscht mich. Ich habe dich einmal als Kollegen empfunden, von dem ich geglaubt habe, etwas lernen zu können. Anstatt mich hier in den Boden zu reden und öffentlich an den Pranger zu stellen, hättest du mir auch helfend die Hand reichen können. Vielleicht solltest du selber einmal in dich hören und deine Gefühle reflektieren.

Vielleicht werde ich die Kärtchen wegwerfen, wenn ich sie wieder finde. Damit du ja sagen kannst, dass du Recht hattest.
 
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@ChrisSilver
Hasenbein hat dir einen wichtigen Hinweis gegeben. Hast du z.B. das Wort „noch“ in Klammern (!) bemerkt?

Was grob rüberkommt, sind zwar undiplomatische, aber fachkundige Impulse zur Auseinandersetzung mit der Materie. Mich erstaunt angesichts deiner reflektierten Haltung, die ich dir im Beitrag Nr. 23 zurückgemeldet habe, diese, sorry, unreife Reaktion deinerseits. Denn @hasenbein gibt wertvolle Ideen für die Weiterarbeit und prüft gleichzeitig anhand der Reaktionen, ob da ein wirkliches Lernbedürfnis besteht, oder ob die eigene Eitelkeit den Willen des Lernens um der Sache willen übersteigt.
 
Sorry, aber hier wird sich ganz schön dran vorbeigemogelt, dass der Mensch zu seinem Selbstausdruck oder zur Kommunikation einer Technik bedarf.

Wenn die Technik (das Handwerk) nicht gut ist, dringt nach außen hin nur Gestammel und wiederholende Imitationen von einfachen Klischees. Da mag es im seelischen Inneren noch so sehr brodeln: bei schlechter Technik wird kaum etwas Nachvollziehbares herauskommen.

Was auch sehr gut passiert, ist, dass das innere Gefühl nur sehr indifferent ist, diffus, ungenau.

Bitte mal so richtig keine Selbsterhöhung, sondern viel mehr Demut. Das, was man spielt oder komponiert, ist ein Geschenk, das man erhalten hat, gerne weitergibt und - ganz wichtig - als (winzig) kleinen Beitrag in die Welt entlässt.
 
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@ChrisSilver
Hasenbein hat dir einen wichtigen Hinweis gegeben. Hast du z.B. das Wort „noch“ in Klammern (!) bemerkt?

Was grob rüberkommt, sind zwar undiplomatische, aber fachkundige Impulse zur Auseinandersetzung mit der Materie. Mich erstaunt angesichts deiner reflektierten Haltung, die ich dir im Beitrag Nr. 23 zurückgemeldet habe, diese, sorry, unreife Reaktion deinerseits. Denn @hasenbein gibt wertvolle Ideen für die Weiterarbeit und prüft gleichzeitig anhand der Reaktionen, ob da ein wirkliches Lernbedürfnis besteht, oder ob die eigene Eitelkeit den Willen des Lernens um der Sache willen übersteigt.
Sag Demian, bist du ein Künstler, oder sollten wir da auch hasenbein fragen?
 
Sag Demian, bist du ein Künstler, oder sollten wir da auch hasenbein fragen?
Ich bin hier zwar eigentlich nicht das Thema, aber ich versuche dennoch, deine Frage zu beantworten:

Ich habe ein paar meiner Kompositionen auf clavio vorgestellt. Die kannst du leicht finden. Ich würde mich als gelegentlich komponierenden Musiker bezeichnen und hoffe, nach und nach das Handwerk der Komposition immer besser zu beherrschen. Daran arbeite ich, soweit es meine Zeit und meine Möglichkeiten zulassen.

Entscheide du gerne für dich, ob ich ein Künstler bin. Ich halte mich nicht für einen. Und das ist kein Kokettieren und kein Understatement.
 
Ich habe mir jetzt Sonnenschnee und Winterfeuer durchgelesen.

(Kannst Du eigentlich den Klaverpart spielen, so wie er da steht? Die Notation (etwa mit diesen 8va mitten im System) ist teilweise arg skurril. Das könnte man schon lesefreundlicher machen - Technik: guten Notensatz machen, der auch lesbar ist. Nichts, was schwierig ist.)

Beim Sonnenschnee gefällt mir der Ansatz mit dem Streicherduo. Die Stimmführung müsste man schon mal abändern; grundsätzlich vertragen Geige und Cello keine sich nach Oktaven bemessenden Tonabstände. Womit ich wieder bei A-Klarinette und Fagott wäre^^

Den Klavierpart halte ich auch nicht durchgängig für geschickt - nicht wegen des Spielens, sondern des Klangs wegen. Aber da darf ja keine Note verändert werden..,


Wenn Du mir in Sachen Technik sogar zustimmst; Dann mal los... lerne Harmonielehre! Da hängt's ganz gewaltig. Dr. Hasenbein hat völlig recht.

Beobachte einfach mal, wie andere Balladen harmonisch verlaufen. Du willst doch gleichfalls deren leicht melancholische Stimmung rüberbringen. Dazu gehören auch gewisse Harmoniewechsel. Irgendwo-hintenrum willst Du letztlich eine Stilkopie machen. (Stilkopien sind übrigens etwas sehr Hochstehendes. Ich weiß nicht, warum manche Leute das so abwerten.)
 
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Die Wichtigkeit des Handwerks ist mir sehr wohl bewusst. Mache auch schon über 15 Jahre Musik. Wirklich geholfen ist mir mit den plattitüdenhaften Aussagen von hasenbein aber nicht. Abgesehen von der Beleidung in seinem letzten Satz.
 

Ich bin studierter Musiker, der seit den 90ern professionell (auch überregional und immer wieder auch mit bekannten Musikern) mit Jazz konzertiert und unterrichtet. Komponieren in Form von Jazz-Tunes und Arrangements tue ich auch.
Dennoch laufe ich niemals herum und bezeichne mich als "Künstler" (auch wenn ich das durchaus könnte). Ich empfinde das irgendwie als eitle Selbst-Überhöhung.
 
Welcher ernsthafter Künstler hat denn bitte das Bedürfnis sich als Künstler zu definieren?
 
Das mit dem Künstler fasst sich deshalb so komisch an, weil wir uns nonchalant schon als Musiker bezeichnen. Durch diesen Sprachgebrauch wirkt für Musiküsse der Begriff "Künstler" wiederum leicht deplaziert und hat etwas Versponnenes, Unzugängliches und Selbsterhöhendes an sich.

Künstler ist für bildende Kunst "reserviert", und da hat er - soweit ich es bei Kunstschaffenden mitbekommen habe - auch nichts Abwertendes oder Hohes an sich.
 
Es werden such Musiker als Künstler bezeichnet. Vor allem in den Medien wird dieser Begriff inflationär verwendet. So ist z.B. jemand wie Pietro Lombardi ein Künstler.
 
Das mit dem Künstler fasst sich deshalb so komisch an, weil wir uns nonchalant schon als Musiker bezeichnen. Durch diesen Sprachgebrauch wirkt für Musiküsse der Begriff "Künstler" wiederum leicht deplaziert und hat etwas Versponnenes, Unzugängliches und Selbsterhöhendes an sich.

Künstler ist für bildende Kunst "reserviert", und da hat er - soweit ich es bei Kunstschaffenden mitbekommen habe - auch nichts Abwertendes oder Hohes an sich.
Genau, dort ist es einfach der Überbegriff für Maler, Bildhauer usw.
 
Die Diskussion, wer sich denn Künstler nennen darf, ist irgendwie sinnlos. Weil hier gehen die "Meinungen" auseinander:
- Für viele liegt im Kunstbegriff etwas "Besonderes" mit drin, etwas, was zuvor noch niemand in vergleichbarer Form getan hat oder im Extremfall gar niemand anders KANN.
- In anderen Fällen ist einfach alles Kunst, was irgendeiner "kreativen Disziplin" entstammt, egal ob das nun Malerei, Bildhauerei, Musik, Schriftstellerei etc. ist. Die Qualität ist erstmal völlig egal. So wird eben auch ein Pietro Lombardi zum Künstler, um das Beispiel aufzugreifen.

Ich finde indes dieses "meine Musik repräsentiert mein Innerstes" auch absurd, obwohl ich insbesondere damals in meiner Jugend auch dazu neigte, das zu glauben (aber in der Jugend glaubt man eine Menge Blödsinn).
In der Zwischenzeit habe ich gelernt, dass wenn jemandem gefällt, was ich musikalisch so mache, dies überhaupt nichts mit meiner Person zu tun hat.
Ich weiss, dass die Musik gefällt, aber ich fühle mich nicht gemeint als Mensch.

Am Ende ist es so ähnlich wie die Arbeit, die ich meinem Arbeitgeber abliefere: natürlich bin ich auf meine Leistungen stolz, habe ich doch viel Herzblut und persönliches Engagement reingesteckt.
Aber auch wenn sie gewissermassen immer irgendwie meine Handschrift trägt (z.B. was Qualitätsaspekte betrifft), bin ich nicht meine Arbeit.
 
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