Die maßlose Orgelwelt

(Der Rückpositiv-Prinzipal 8' der Ulmer Hauptorgel hat am C 138,5mm)
Das wird bei der Rieger Chororgel ähnlich sein

Die hatte nicht mal ein Hauptwerks-Prinzipal 8' (zumindest nicht dem Namen nach):

Und ursprünglich noch nicht mal ein Hauptwerks-Prinzipal 4':

Aber immerhin ein ansehnliches Äußeres.
 
Naja, ich meinte, den ungefähr kalkulierten Betrag, da wird der OSV ja auch was zu sagen wissen... Aber gut, vielleicht ist das Blödsinn. Könnte sich übrigens auch auf einen Prozentsatz beziehen, der verfügbar und nicht über Kreditaufnahme abgesichert ist.. (*ausredesuch*)
 
Ich gebe zu, mein letztes Hörerlebnis ist Jahrzehnte her (Reihe 'Motette' Samstag Abend). Ich würde aber behaupten, dass eine wirkliche Chororgel, eben für dieses "Areal" (und "diesen Stils") weder P8 noch dicke Mensuren braucht.
Gut glauben kann ich, dass man nicht viel klanglich ändern kann, das bedeutet aber erstmal keine Unmöglichkeit einer Generalüberholung.
 
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Ob der Orgelsachverständige wohl tatsächlich für 18 Register 600.000 Euro plus x veranschlagt hat?
Och, wenn man schon eine dumpfe Vorahnung hat, wohin das stilistisch und geographisch hingehen kann, darf, soll oder muss, könnte man entsprechend vorbereiten. Da werden bei den 3,4 Angeboten schon ziemliche Preisunterschiede auszumachen gewesen sein , die dann virtuos erklärt werden wollen. Und überhaupt erstmal den Neubau...
Aber als Außenstehender wird man da leider nichts erfahren, wenngleich die Beschlusssitzung wahrscheinlich öffentlich war. Im Zweifelsfall sprechen schutzwürdige Belange der einzelnen Firmen dagegen.
Ich finde irgendwie auch, dass da zu wenig (unabhängige, unbeteiligte) Fachleute beteiligt sind, gemessen am "Umsatz".
Ich Neidhammel kann mich da drüber einfach nicht freuen...
 
Aber als Außenstehender wird man da leider nichts erfahren, wenngleich die Beschlusssitzung wahrscheinlich öffentlich war. Im Zweifelsfall sprechen schutzwürdige Belange der einzelnen Firmen dagegen.

Selbstverständlich können Details aus Firmenangeboten nicht öffentlich verhandelt werden.

Was man als Außenstehender erfährt, ist folgendes:

Im Kontext mit der Schließung des Chorraums im Ulmer Münster im Herbst 2018 sollte auch die 1960 erbaute Chororgel im Jahr 2019 einer umfangreichen klanglichen und technischen Überarbeitung unterzogen werden.
Hierzu wurde im Frühjahr 2018 das Gutachten eines Orgelsachverständigen der Württembergischen Landeskirche, Kirchenmusikdirektor Thomas Haller (Aalen), eingeholt. Daraus ergab sich ein umfangreicher Maßnahmenkatalog zur „Hauptausreinigung und Instandsetzung“ der Chororgel. Auf die erfolgte Ausschreibung erfolgten weitere Untersuchungen durch die ausgewählten Orgelbaufirmen. Keine der Firmen gab ein Angebot ab, da technische, konstruktive und klangliche Mängel in einem solch erheblichen Maße festgestellt wurden, dass über deren vollständige Behebung und die damit im Zusammenhang stehende notwendig zuverlässige Benennung der Kosten schwerwiegende Bedenken geltend gemacht wurden.

Auf Basis dieses Sachverhalts hat der Kirchengemeinderat der Münstergemeinde im Dezember 2018 die Situation neu bewertet und die Realisierung eines Orgelneubaus beschlossen.
 Anfang März 2019 stellte die Münstergemeinde beim Denkmalamt den „Antrag auf denkmalschutzrechtliche Genehmigung“ für den Abbau der bisherigen Chororgel, der im Einvernehmen mit den übergeordneten Denkmalbehörden im April 2019 genehmigt wurde.




 
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Auch hier liegt der Grund eben wohl letztendlich dort, dass der damalige Klangstil nicht mehr geschätzt wird

Am Orgelsachverständigen wird es eher nicht gelegen haben, der weiß Orgeln dieses Klangstils wohl zu schätzen:

Thomas Hallers Fazit fällt eindeutig aus: „Das Instrument der Michaelskirche ist ein wichtiges Orgeldenkmal für die Evangelische Landeskirche und absolut schützenswert vor jeglichen, auch den kleinsten Eingriffen.“


 
Den Text habe ich schon gelesen, es ist aber zB fraglich, was mit Behebung von klanglichen Mängeln gemeint ist. Ein Umbau in Richtung offensichtlich aktuellen Geschmacks wäre eher nicht befriedigend geworden, ich hätte sowas bei einer in sich stimmigen, halt unaktuellen, Anlage aber auch nicht erwartet oder gefordert. Dass die Konstruktion selbst bei einer Rieger so mies gewesen sein soll, ist wirklich merkwürdig. Natürlich kann ich es nicht wirklich wissen. Das Problem ist wohl, dass selbst ein Zustand wie nach der Einweihung den Leuten heutzutage nicht gefallen würde. Ich vermute, es wurde wesentlich mehr gefordert als eine Generalüberholung.
Das, was jetzt gebaut wird, ist ja auch das direkte Gegenteil.
Und Haller (B-Amtsnachfolger, Ulm ist übrigens gar nicht sein eigentliches Tätigkeitsgebiet iirc, vielleicht wurde er wegen des exponierten Ortes hinzugezogen) halte ich nun nicht wirklich für einen Bornefeld-Liebhaber (auch, weil er bei sich einen der typischen B-Umbauversuche ertragen musste). Dass man an die Michaelskirche Heidenheim nicht drangeht, würde wohl jeder so sagen, einer der sehr wenigen (eigentlich nur 3) größeren Orgeln, denkmalgeschützt sowieso.

Das Gutachten selbst und auch die Untersuchungen und Folgerungen der Firmen hätte ich schon interessant gefunden.

PS Die denkmalgeschützten (um das weiß übrigens nicht jeder Pfarrer vor Ort und die Leute vor Ort können mit B (Name/Bauprinzipien/Musik) meist gar nichts anfangen), meist bescheiden-kleinen (und günstig hergestellten!) Dorforgeln hatte ich bei organindex mal zusammengestellt:
 
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meist bescheiden-kleinen (und günstig hergestellten!) Dorforgeln
und da stellt sich mir die Frage, warum es keine B-Orgeln von renommierten Firmen gibt?
Ein Orgelbauerkollege, ehemals bei v. Beckerath erzählte, daß sein Chef sich geweigert hätte, solche Orgeln zu bauen.
Das gilt auch für Schulze/Kühn, Rössler und wie sie alle heißen mögen. :blöd:
 

Welcher Orgelbauer will sich so massiv reinreden lassen? Erst recht von jemandem, dessen Musik und Prinzipien man schon damals unverständig gegenübergestanden hat?
Haben wir heute besseres zu bieten? Ich denke: nein. Von der wirklich unseligen "Popularmusik", von der man mittlerweile in den Kirchen total überschwemmt wird, mal ganz abgesehen (man schaue nur in die vielen Corona-bedingten YT-Clips).
 
Hier übrigens einiges zu Dortmund Reinoldi (meiner Erinnerung nach übrigens eine "erschreckend kleine" Kirche), habe keinerlei Verständnis - dass die zu solch weitreichenden Entscheidungen maßgeblichen Gutachten übrigens immer unter Verschluss bleiben, finde ich auch nicht angemessen.


Wahrscheinlich ist das Instrument und das es umgebende Personal allgemein besonders anfällig für die hier von mir beklagte Maßlosigkeit.
 
Warum hat noch keiner was zu Mainz gesagt?
 
Ersterer in Polen (naja, fast) . Aber vielleicht steht die da jetzt nur in Pole(n)-Position, sieht gut aus und schweigt, weil sie ja sooo kaputt ist. Wenn nicht, werden hoffentlich wenigstens die Krachmacher-Trompeten vermisst.

> Die bereits existierende Betonempore, auf der die bisherige Chororgel stand, als auch Stahlträger in der Wand sollten wieder in ein neues Konzept miteinbezogen werden und gaben somit auch im Hinblick auf das Gewicht den Rahmen vor.

Oh, ein Limit. Vielleicht ganz gut, wer weiß, was da sonst noch gekommen wäre. Fürs Protokoll: Registerpreis >35000 EUR.
 
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Wir hatten es doch die ganze Zeit von der Rieger-Orgel im Ulmer Münster.
Außerdem (aus der von @MartinH verlinkten Liste):

Eine große Klais-Bornefeld-Orgel (ursprünglich für die Stadthalle Kassel) gibt es hier:
 
Würde ich unter lässliche Sünden einordnen.
 
Was?
In Dortmund ist es unverzeihlich, man hielt es ja noch nicht einmal für nötig, Eckdaten (zB geschätzte Restaurierungskosten) zu benennen oder irgendwie auf Kritiker einzugehen. Man hätte auch durchaus nicht nur einen Orgelsachverständigen (der ja auch eher Musikwissenschaftler ist, wenn ich es richtig gesehen habe) beurteilen lassen können, sondern zB einen gestandenen Orgelbauer, dann ein Symposium veranstalten etc... Oder habe ich was übersehen? Woher kommt denn eigentlich das ganze Geld? Wie wurde das Denkmalamt "überzeugt"? Was braucht es eigentlich noch, um einen Denkmalstatus zu erlangen?
Ich frage mich auch, ob die Großspender da immer so informiert sind/sein wollen. Wenn die mal nicht mehr dazu bereit sind, dann wird man sehen, was die sogenannten Eigentümer eigentlich tatsächlich leisten können - nämlich so gut wie gar nichts. Wäre ganz heilsam.
Nachtrag: GWM zur Causa: https://walcker.com/walckermagazin/ueber-dortmund-reinoldi.html
 
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