Die maßlose Orgelwelt

Mag sein, da könnte aber auch die Optik in die Irre führen. Plattenabsorber werden es ja nicht gewesen sein. Eher für heutige Klangvorstellungen enge Mensuren nebst ungünstigem Standort. Wurde der Gehäuseeeinfluss ordentlich und mit halbwegs wissenschaftlichem oder wenigstens dokumentierbarem Anspruch untersucht zum Umbau? Auch da flossen ja mehrmals in kurzem Abstand nicht unerhebliche Geldmittel rein...
 
Murrhardt:
", doch „das dunkle Ungetüm musste aufgegeben werden“, so das Fazit von Kirchenmusikdirektor Burkhart Goethe." (Quelle).

Redet so jemand, der die Leute anfangs zum Behalten des Prospektes* bewegen wollte?

Im Zweifel würde ich mich lieber an O-Ton Goethe halten als an ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat aus einem journalistischen Artikel.


Mag sein, da könnte aber auch die Optik in die Irre führen. Plattenabsorber werden es ja nicht gewesen sein.

Daß diese Bretter den Klangaustritt eher hindern als fördern, wird wohl keine Streitfrage sein:

 
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Wurde der Gehäuseeeinfluss ordentlich und mit halbwegs wissenschaftlichem oder wenigstens dokumentierbarem Anspruch untersucht zum Umbau?
Wenn die technischen Mängel in einem Instrument überwiegen, ist mit wissenschaftlichen Untersuchungen auch kein Staat mehr zu machen.
Ich kenne einige Instrumente dieser Weltfirma, (übrigens auch das Op. 1 von GWM!) manches ist echt nur haarsträubend.
 
Wobei das RP 1996 ja auch noch schwellbar, also die Lamellen schwenkbar gemacht wurden (vermute ich). Wobei das dann zur Folge gehabt haben könnte, dass deswegen das HW aufgedreht werden musste (Winddruck..), weil die Balance nicht mehr stimmte. Besserwisser vor...
Mal angenommen, der Großspender (oder Kantor) sagte, ich will das Ding weg und eine "gefühlige", heute trendige Orgel, ist das Ding eh gegessen. Dass dann eine solche gigantische Zuwendung abgelehnt wird, ist eben so gut wie ausgeschlossen. Das ganze nur ca. 40 Jahre nach Bau der Orgel.
Allerdings: eine stilistisch so andere Orgel hinter einem typischen Bornefeld-Prospekt, das wäre nix gewesen.
PS Mal schauen, ob ich die LP noch ergattern kann, GWM hatte sie ja auch mal hochgeladen.
 
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Wenn die technischen Mängel in einem Instrument überwiegen, ist mit wissenschaftlichen Untersuchungen auch kein Staat mehr zu machen.
Ich kenne einige Instrumente dieser Weltfirma, (übrigens auch das Op. 1 von GWM!) manches ist echt nur haarsträubend.
Wo ist das denn?
Theoretisch wäre ein techn. Neubau (hier mit Rückbaunotwendigkeit sowie Standortverbesserung) schon möglich (siehe Schorndorf, incl. Windladen!), um den Klangbestand zu erhalten. Bringt aber nicht viel, wenn einem die Stilistik nicht zusagt und man die Orgel für einseitig hält. Und viel wichtiger noch: ich schätze, der Großspender hätte dafür gar nichts gegeben. Hätte es den nicht gegeben, wäre das alles ja auch nicht passiert.
 
Im Zweifel würde ich mich lieber an O-Ton Goethe halten als an ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat aus einem journalistischen Artikel
Das Ungetüm wird ja nicht erfunden worden sein. Und der "O-Ton Goethe" war eine private Mail zur Beschwichtigung eines aufgebrachten Mannes. Keine Ahnung, ob er damit gerechnet hat, dass diese veröffentlicht wird, ich glaube eher nicht. Andererseits hat es ja auch was, dass GWM diese unkommentiert quasi als Gegendarstellung brachte.
Bei einer kurzen Suche fand ich übrigens keinen einzigen kritischen Leserbrief zu der Sache, sehr komisch. Auch finde ich dieses "Spenderkreis"-Wording befremdlich, wenn quasi ausschließlich *ein* Großspender letztendlich verantwortlich ist für die Causa.
 
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Noch ein Beispiel: Hildesheim Dom, Orgel neu 2011(?) erbaut (mit Übernahme von Registern), obwohl die Vorgängerorgel erst 1989 groß umgebaut und erweitert wurde (eines Instruments auch erst von 1960). Warum musste denn die Empore weg? vielleicht auch mit deswegen, damit man schon wieder neu bauen kann? Maßlos und wohlstandsverwöhnt, auch in eigenartigem Kontrast zu der "Anbetung der musikalischen Asche" die heutzutage so praktiziert wird, aber natürlich bitte kompromisslos nur mit korrektesten Registern... - meine Meinung. Ist denn die praktizierte Musik dort jetzt so viel niveauvoller und vielfältiger, dass sich die vielen Millionen gelohnt hätten? Und anderswo muss man die Leute um jede Wartung anbetteln (ist es nicht verpflichtend, dafür eine Rücklage aufzubauen?) und arbeitet jahrelang mit Vertretungen und einer "Bezahlung", die überhaupt keine ist, ja, oft nicht mal den Aufwand deckt.
Nebenbei: Man schaue sich mal die beiden Prospekte an, der neue ist hässlich und unpassend ohnegleichen, sieht wie ein modern-trendiger Architektenentwurf aus.
Da kann mir keiner was von langen Lebensdauern von Orgeln erzählen.
Habe jetzt nicht gesucht, ob es da wohl ein transparentes Verfahren mit Symposien etc. gab - und auch artikulierter Kritik? Gerne bleiben die Herrschaften mit ihrem vielen Geld ja unter sich, erst recht, wenn steuerzahlerbesoldete Bischöfe und Dome im Spiel sind. Gut, professionelle Bettelbriefe müssen natürlich sein...
 
Theoretisch wäre ein techn. Neubau (hier mit Rückbaunotwendigkeit sowie Standortverbesserung) schon möglich (siehe Schorndorf, incl. Windladen!)
Wo sollten denn auf den Windladen die fehlenden Register platziert werden.
Die originale Disposition mit all ihren verschrobenen Auffälligkeiten wäre doch gar nicht umsetzbar gewesen.
Der Orgelklang lebt doch von der Vielfalt der Grundstimmen.
Der ganze Aliqotenzoo kann eine Orgel bereichern, aber bitte erst ab einer bestimmten Größe, wenn der Grundbestand solide vorhanden ist. (Und daran fehlte es in Murrhardt von Anfang an)
 
Was fehlt denn? Für ihre Stilistik ist die schlüssig und ich hätte auch den Streicher wieder rausgeworfen. Dass man trotzdem "einiges" spielen konnte (früher zumindest, sind da vielleicht heute die Hochschulen und engstirnige oder unkreative Professoren schuld, weil man alles "original" machen muss und verwöhnt ist von x CDs), beweist ja zB die LP. Ein Aliquotenzoo auf irgendwelchen "fetten" oder "interessanten" 8' (heutiger Prägung) passt übrigens auch nicht wirklich, da muss man sich eben entscheiden. Schon ein nachgerüsteter fetter 8'-Prinzipal in einer B-Dorforgel bringt nichts, bzw. schadet meist, weil es ein völliger Fremdkörper ist.
Und meiner Meinung nach lebt durchaus nicht jeder Orgelklang von der "Vielfalt der Grundstimmen". Mindestens genauso orgelgemäß ist ein anderer Aufbau. Mal ganz abgesehen davon, dass heutige Orgelbauer "interessant-konzipierte" Grundstimmen nicht selten nur erstaunlich schlecht hinbekommen, totintoniert, nervig.. mal verglichen mit hist. Instrumenten - trotz bequemstem Zugriff auf Wissenschaft und Vergleichsmöglichkeiten.
Der Quotient Kosten / Ergebnis sieht beim Instrument Orgel insgesamt wahrlich nicht gut aus. Auch und gerade, weil/wenn der Standard-Aufbau auf vielen "Dubletten" beruht, ich finde, da hatte Bornefeld durchaus ein wichtiges Thema angeschnitten.
Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe bei diesen immensen Kostensteigerungen (die sicher nicht nur auf Lohnkosten zurückgehen) und immer kleiner werdenden Umbau-/Erweiterungs- und Neubauintervallen auch immer so das Gefühl, man will es jetzt nochmal krachen lassen, bevor die Sache abgewickelt wird. Theologisch und moralisch (s. Köln+Berlin aktuell) ist es ja wohl schon soweit, da wird es in Zukunft sicher keinen Platz mehr geben für größenwahnsinnige Kantoren und OSV-Wünsche (ach ja, Luisenkirche Berlin (alte Planung) wäre das nächste Beispiel geworden).
 
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Hildesheim St. Andreas, 1965, fast unverändert...
Fällt direkt auf, ja. Neben OB spielt da sicher auch Optik und Akustik (und "passender" Kantor) eine Rolle. Kenne sie auch von Konzerten, habe kürzlich Aufnahmen ergänzt: https://organindex.de/index.php?title=Hildesheim,_St._Andreas

PS Aus dem verlinkten Zeitungsartikel: Gesamtkosten 280.000 DM. Wahnsinn, man vergleiche mal mit heute. Keine Ahnung, ob man das irgendwie vergleichbar machen kann a la Warenkorb...
 
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PS Die LP ist wieder anhörbar. edit, s.u.
Edit: ich fürchte auch, irgendwas stimmt bei GWM beim Überspielen (auch von CD!) nicht - oder es ist wirklich sehr stark komprimiert, man vergleiche nur mal den ersten Bornefeld im Player rechts (phasig) mit diesem (ok):


"Orgelgemäß" ist das für mich auf jeden Fall.
Noch überzeugender übrigens Reger op. 127 (!!) in Heidenheim Michaelskirche (Wolfgang Dallmann). Eine Orgel, die auch sicher nicht zu schwach für den Raum ist.
 
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so mit RIAA-Entzerrung, dürfte besser passen.
Reger (noch nicht optimal gepegelt, ein für mich neues Plugin)
 
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Noch was zur Maßlosigkeit: landauf landab werden nun regelmäßig Kirchen geschlossen, auch welche, die regelmäßig bestens besucht wurden, aktuelles Beispiel von diesem Wochenende aus Gelsenkirchen (Paywall)
Abschied zu nehmen, das ist generell nicht schön“, sagt auch Gemeindemitglied Marius Dworatzek. Er sei „in der Kirche aufgewachsen“, sei selbst hier getauft worden, zur Kommunion gegangen, habe hier geheiratet. „Ich bin fast untröstlich.“ Er hat kein Verständnis für diesen Schritt. „Die Kirche war immer gut besucht.
Flankierend dazu liest man immer wieder von der "Strategie", sich aus der Fläche zurückzuziehen, Beispiel

Völlig falsch, Chancen vergeben und sich der Konsum- und Hedonismusgesellschaft angepasst, die selbst ja auch zentralisiert und auf "Events" aus ist. Genau so: man soll zu Event-/Zielgruppengottesdiensten kommen oder gekarrt werden, veranstaltet von Riesengemeinden, immer schön maßgeschneidert und "kundenorientiert".

Wahllose Beispiele: Bruderkirche Düsseldorf https://organindex.de/index.php?title=Düsseldorf/Bilk,_Bruderkirche (schon plattgemacht, von einer angeblichen Baufälligkeit habe ich *nichts* gemerkt), durch ihre Randlage prädestiniert für Treffpunkte...

Und zB diese einfache Nebenkirche in der Oberpfalz hat mich beeindruckt. https://organindex.de/index.php?title=Neumarkt_in_der_Oberpfalz/Holzheim,_St._Walburga
Aber als eine solche eben auch prinzipiell gefährdet. Alles aus Spenden von Leuten erbaut, die noch leben.
Von baufälligen Kirchen im Osten mal ganz abgesehen ..

Und da werden nun ohne Not (Dom-)Kirchen und Orgeln für astronomische Summen laufend um- und neugebaut? Im Widerspruch zum Gerede zum Orgeljahr bin ich übrigens der Meinung, dass die (auch besonders originäre) Orgelmusik überhaupt kein nennenswertes Interesse zu verzeichnen hat. Und ob die paar mediengepushten Stars hilfreich sind, bezweifle ich auch. Das ist alles recht leicht durchschaubar.
Völlig verrückt. Aber das ist vielleicht auch ein Zeichen der Orientierungslosigkeit unserer Zeit.
 
Und tatsächlich müsste man heute so mit 2 Mio rechnen, schätzt der Kantor.

Na ja, die Berechnung der Inflationsrate beruht auf einem Warenkorb. Orgeln und überhaupt Musikinstrumente finden sich nicht darin. Viele der Dinge in diesem Warenkorb sind tatsächlich über die Jahre billiger geworden. Was heisst, dass andere sich deutlich über der Inflationsrate verteuert haben müssen.

Ich würde mal davon ausgehen, dass die Kosten einer Orgel sehr weitgehend von Lohnkosten bestimmt sind. Korrigiere mich, wenn ich mit der Annahme falsch liege. Die Lohnkosten anno 1965 betrugen durchschnittlich 4,54DM, 2018 lagen wir bei 21,92€. Wenn wir diesen Anstieg mal als Rechnungsgrundlage nehmen, kommen wir schon langsam in die Größenordnung der Schätzung. Also ich sehe da keinen "Wahnsinns"-Unterschied zwischen damals und heute.
 
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