Lieber Jeremias,
ich bin ja seit letztem Wochenende ein Fan von dir

Du spielst einfach wunderbar.
Die Schafe haben aber noch Verbesserungspotential.
Ich finde es schade, dass der Cantus firmus so oft unterbelichtet ist oder wegbricht.
Schon der erste Ton nach der Einleitung muss strahlen. Bei dir geht er leider unter.
Phrasen werden nicht zu Ende geführt. Z.B. bei 1:13. Da hört man von der eigentlichen Melodie nichts mehr.
Ich könnte noch viele solcher Stellen nennen.
Eine Singstimme hebt sich von den Instrumenten immer ab und bleibt gut hörbar, selbst wenn sie leise ist. Wenn man aber eine Transkription spielt, muss man das anders lösen. Das heißt nicht, dass die anderen Stimmen nicht auch gestaltet werden sollten, aber der Cantus firmus muss sich trotz allem wie ein roter Faden hindurchziehen.
Danach sehne ich mich als Hörer.
Es ist nicht nur eine Frage der Anschlagskultur (die man für dieses Stück braucht), sondern auch ein sich bewusst machen der Melodielinie. Denn hat man den Melodieverlauf einmal wirklich verinnerlicht, kann man ihn nicht mehr vernachlässigen.
Johann Sebastian Bach - Sheep May Safely Graze | Alessio Bax, piano - YouTube
Hör dir mal bei dieser Aufnahme die Stelle von 3:00 bis 3:33 an. Er gestaltet die Steigerung so, dass man genau spürt, dass der lange, gehaltene Ton weitergeführt wird. Bei dir ist diese Stelle leider nur ein undefinierter Brei. Du lässt sogar die Töne der Hauptstimme (Es und F) einfach los.
Dabei kannst du Töne so wunderbar formen, was du ja am Wochenende oft genug gezeigt hast.
Liebe Grüße,
NaMu